Auf den Spuren stillgelegter Straßenbahnstrecken

Wuppertal: Varresbeck

Stillgelegt: 1987
Status: Oberleitungsmast noch vorhanden (Stand: Juni 2008)

[01] Oberleitungsmast an der Varresbecker Straße in Höhe Hausnummer 34
Januar 2006  © Tramtracks

Dieses Relikt der Straßenbahn im Wuppertaler Westen war kaum zu übersehen: In Höhe des Varresbecker Grills stand noch ein einzelner Betonmast. Als er Ende der 1950er-Jahre aufgestellt wurde, war für die regelspurige Linie in Wieden Endstation. Die weiterführende Verbindung über Dornap nach Wülfrath, die die Wuppertaler Stadtwerke von der Rheinbahn übernommen hatten, war 1952 gekappt worden. Die Strecke in der Varresbecker Straße war anfangs nur eingleisig angelegt gewesen, wurde aber 1958 bis Mees (Kreuzung Düsseldorfer Straße) mit einem zweiten Schienenpaar versehen.

Teile der Fahrstrom-Einspeisung waren noch zwei Jahrzehnte nach der Streckenstilllegung vorhanden. Abgesehen von diesem Mast fanden sich auf derselben Straßenseite nördlich der Autobahn A46 noch zwei weitere Betonpfähle, die vermutlich auch die Oberleitung getragen hatten. Der Betonmast an der Einspeisestelle ist mittlerweile entfernt worden.

 

[02] Oberleitungsmast an der Varresbecker Straße in Höhe Hausnummer 34
Januar 2006  © Tramtracks
[03] Varresbecker Straße in Höhe der Autobahnbrücke
Januar 2006  © Tramtracks

Unter der Autobahnbrücke: Der Asphaltstreifen in der Straßenmitte legt die Annahme nahe, dass die eingepflasterten Gleise nach der Stilllegung herausgenommen worden sind. Die letzte Bahn fuhr hier am 30. Mai 1987 entlang, die letzten 14 Jahre übrigens im 20-Minuten-Takt. Das rot-weiß gestreifte Gebäude war ebenfalls für Tram-Enthusiasten interessant, denn nicht alle Varresbecker Anwohner haben die Straßenbahn vergessen: Im Café Morgenroth hatten die Inhaber zwischen Porzellan und Handgeschnitztem einige Fotos mit historischen Aufnahmen der Linie 601 ins Schaufenster gestellt. Im August 2014 schloss das Café seine Pforten, weil sich die Besitzer zur Ruhe setzen wollten.

[04] Friedrich-Ebert-Straße westlich der Einmündung der Varresbecker Straße
Juni 2008  © Robert Baggen
[05] Friedrich-Ebert-Straße westlich der Einmündung der Varresbecker Straße
Juni 2008  © Robert Baggen

Auf der Friedrich-Ebert-Straße unweit der Einmündung der Varresbecker Straße steht auch noch ein Betonmast mit Teilen des Spannwerks für die Hochkettenfahrleitung. Er dürfte die Jahrzehnte überdauert haben, weil er den Wegweiser zur Autobahn trägt. Er gehört wahrscheinlich zum Inventar der Strecke nach Sonnborn, die ihre Endstelle zuletzt am Stadion/Zoo hatte. Sie war Teil der regelspurigen Talbahn, die im Januar 1896 den elektrischen Betrieb aufnahm (nach mehr als zwei Jahrzehnten als Pferdebahn) und dem Lauf der Wupper einmal quer durch das heutige Stadtgebiet folgte. Der Streckenast nach Wieden war dagegen deutlich jünger und ging erst im Februar 1928 in Betrieb.

Der Abschnitt zwischen Varresbeck und Sonnborn wurde zum Jahresende 1983 offiziell eingestellt. Den letzten Linienverkehr gab es bereits am 16. Oktober 1978, die Fahrleitung auf der Friedrich-Ebert-Straße wurde 1979 teilweise demontiert.

Auf dem Stadtplan markiert ist die Position des ehemaligen Oberleitungsmastes gegenüber der Esso-Tankstelle (Friedrich-Ebert-Straße 434). Nächstgelegene Haltestelle: Varresbecker Straße (Buslinien 611 und 629 sowie Schwebebahn).

Stadtplan auf Openstreetmap

 

Literatur

  • Bernhard Terjung: Straßenbahnen in Wuppertal. Nordhorn 1997 (S. 46-47, 55-56, 62, 67-73)
  • Eckehard Frenz / Wolfgang R. Reimann: Tram-Revue Wuppertal 1952-1962. Wuppertal 2010 (S. 36)
  • Herbert Günther: Die Wuppertaler Straßenbahnen. Erfurt 2005 (S. 21-24)