Auf den Spuren stillgelegter Straßenbahnstrecken

Dortmund: Kaiserstraße

Stillgelegt: 1964
Status: Keine Betonmasten mehr vorhanden

[01] Kaiserstraße/Ecke Bismarckstraße
Februar 2010  © Tramtracks

Das Areal um den Kaiserbrunnen ist das am dichtesten besiedelte Quartier Dortmunds (63,9 Einwohner/Hektar). Traditionell ist die Kaiserstraße in Verlängerung des Ostenhellwegs eine Einkaufsstraße. Hier fuhr bereits 1881 die Pferdebahn zwischen Dorstfelder Brücke und Funkenburg (Ecke Bismarckstraße). Die Strecke war auch unter den ersten Verbindungen, auf denen 1894 die elektrisch angetriebene Straßenbahn verkehrte. Der zu Beginn eingerichtete 6-Minuten-Takt unterstreicht die Bedeutung dieser Linie.

Aus der Gründerzeit sind an einigen Häusern noch Oberleitungsrosetten auf der Kaiserstraße vorhanden. Deutlich jüngeren Datums waren zwei funktionslos gewordene Betonmasten, von denen der eine unmittelbar an der Ecke Kaiserstraße/Bismarckstraße stand, der andere 50 Meter weiter östlich.

[02] Kaiserstraße/Ecke Bismarckstraße
Februar 2010  © Tramtracks
[03] Kaiserstraße zwischen Bismarckstraße und Graf-Haeseler-Straße
Februar 2010  © Tramtracks

Die Masten trugen früher die Straßenbeleuchtung (inzwischen Ersatz durch moderne Ringlampen), aber auch die Oberleitung der Tram. Die Ost-West-Achse ist bis heute ein Rückgrat des Dortmunder Schienennetzes, wenngleich die Strecke seit 2008 bis Lippestraße unterirdisch verläuft. Die Straßenbahn fuhr auf diesem rund 850 Meter langen Abschnitt der Kaiserstraße allerdings schon länger nicht mehr. Sie war mit dem 9. August 1964 in die knapp 100 Meter nördlich parallel verlaufende und nach dem Zweiten Weltkrieg verbreiterte Hamburger Straße verlegt worden.

Der Querschnitt der Kaiserstraße ist im Gegensatz zu weiten Bereichen der Innenstadt unverändert geblieben. Mit Anwachsen des Autoverkehrs und dem zunehmenden Bedarf an Parkplätzen wurde es immer enger, zumal die zweigleisige Straßenbahnstrecke im dichten Takt befahren wurde – im Sommer 1964 von den Linien 2 (Marten – Wambel), 9 (Dorstfeld – Unna), 19 (Dorstfeld – Wickede), 22 (Nicolaikirche – Wambel) und 29 (Nicolaikirche – Wickede). Zu dieser Zeit mussten die Bahnen am Ostentor noch zwei 90-Grad-Kurven nehmen, zunächst aus dem Brüderweg rechts in den Heiligen Weg und dann links in die Kaiserstraße. Das war mit der Streckenbegradigung dann nicht mehr nötig.

Auf dem Stadtplan markiert ist die Fundstelle an der Kaiserstraße zwischen Bismarckstraße und Graf-Haeseler-Straße. Die beiden Betonmasten wurden in den 2010er-Jahren entfernt.

Stadtplan auf Openstreetmap

 

Literatur

  • Dieter Höltge: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 4: Ruhrgebiet. Freiburg 1994 (S. 110, 112, 126)
  • Bernd Zander / Fred Teppe: Die Straßenbahnen in Dortmund 1881-1992. Düsseldorf 1992 (S. 6, 134-135)
  • Historischer Verein der Dortmunder Stadtwerke AG: Seit 1881 Straßenbahnen in der Dortmunder Innenstadt. Dortmund 2007 (S. 4, 17, 19)