Auf den Spuren stillgelegter Straßenbahnstrecken

Solingen: Klauberg

Stillgelegt: 1969
Status: Ehemaliger Bahnkörper als Wanderweg begehbar

[01] Ehemalige Trasse östlich des Bahnübergangs Margaretenstraße
Februar 2004  © Tramtracks

Zum Teil ist die am 3. Mai 1969 aufgegebene Straßenbahnstrecke zwischen dem Nordrand der Solinger Innenstadt und der Wupper noch erwanderbar. Landschaftlich reizvoll ist dabei insbesondere dieser Abschnitt, der auf einem unbefestigten Weg von der Margaretenstraße in einem weiten Bogen bis zur Siedlung Erbenhäuschen führt. Westlich davon zur Gertrudisstraße hin befand sich eine Ausweiche, wo sich zwei Wagen auf der ansonsten eingleisigen Strecke begegnen konnten. Dieser Bereich ist aber in den späten 1970er-Jahren überbaut worden und die Lage der Trasse nur noch im Ansatz anhand von Grundstücksgrenzen nachvollziehbar.

Dass es sich um einen ehemaligen Bahndamm handelt, merkt man buchstäblich auf Schritt und Tritt. Noch einiges an Schotter aus dem früheren Gleisbett steckt im festgetrampelten Boden. Den Wanderer entschädigt eine weite Aussicht über die Felder, und an manchen Stellen geht es neben dem Damm relativ steil bergab.

 

[02] Ehemalige Trasse am Klauberg
Februar 2004  © Tramtracks
[03] Ehemalige Trasse am Klauberg
Februar 2004  © Tramtracks
[04] Mastfundament an der ehemaligen Trasse am Klauberg
Februar 2004  © Tramtracks

Mehrere massive Sockel der Gittermasten für die Oberleitung säumen noch den Weg. Sie waren am Hang tief eingelassen worden, und daher hat man sich beim Abbau der Strecke offenbar nicht die Mühe gemacht, sie zu entfernen.

Wie es heißt, wurde dieser Teil der 1914 eingeweihten Städteverbindung nach Wuppertal besonders in den letzten Betriebsjahren zum beliebten Ziel für Ausflügler und (Tram-) Fotografen. Oder anders gesagt: Der Anteil der Fahrgäste, die die Strecke ihrer selbst willen bereisten, stieg an. Wer von Solingen nach Elberfeld wollte, kam nämlich normalerweise mit Umsteigen in Vohwinkel schneller ans Ziel.

Der Klauberg hat übrigens vom Namen her nichts mit "stehlen" zu tun, sondern bezeichnet einen klobigen Felsrücken – der sich dann im Laufe der Zeit zumindest sprachlich abgeschliffen hat.

[05] Mastfundament an der ehemaligen Trasse am Klauberg
Februar 2004  © Tramtracks
[06] Zugeschüttetes südliches Portal des Tunnels Stöcken am Ginsterweg
Februar 2004  © Tramtracks

Der Wanderweg mündet unterhalb der Straße Erbenhäuschen auf eine wellige, begrünte Geländeformation. Dort befand sich das Portal des Tunnels Stöcken, der eigens für die Straßenbahn in den Fels getrieben worden war. Der südliche Eingang zu der 188 Meter langen Röhre wurde zugeschüttet, der Tunnel selbst aber nicht.

Ungefähr dort, wo der Ginsterweg einen Knick macht, lag einst eine Weiche und zweigte ein rund 80 Meter langes Gleis von Norden her auf eine Kippe ab, die von den Wuppertaler Stadtwerken eingerichtet worden war. Wenn man der amtlichen Karte aus dem Jahr 1975 Glauben schenken darf, lagen zu diesem Zeitpunkt noch die Gleise zwischen Potshaus und dem Anschluss der Firma Rasspe in Stöcken.

[07] Mastsockel an der ehemaligen Trasse am Klauberg
Mai 2023  © Tramtracks
[08] Mastsockel an der ehemaligen Trasse am Klauberg
Mai 2023  © Tramtracks
[09] Ehemalige Trasse am Klauberg
Mai 2023  © Tramtracks

Auch weitere zwei Jahrzehnte später stehen die unverwüstlichen Mastfundamente noch am Wegesrand. Eine Streckenwanderung empfiehlt sich freilich in der warmen Jahreszeit nicht unbedingt: Der Pfad ist an einigen Stellen schon ganz schön zugewachsen, und das sprießende Grün versperrt die Aussicht.

Waldreich war das heutige Stadtgebiet zu der Zeit, als der Klauberg mit seiner Bauernschaft um 1300 erstmals urkundlich Erwähnung fand. Die Urbanisierung setzte Ende des 19. Jahrhunderts ein. Die meisten Wohnhäuser im Bereich um Margareten- und Gertrudisstraße entstanden allerdings erst nach 1960 – also zu einer Zeit, als die Straßenbahn hier bereits in ihrer Endphase angekommen war.

Auf dem Stadtplan markiert ist die Position des südlichen Tunnelmunds am Stöckerberg. Der Wanderweg auf der ehemaligen Trasse ist als gepunktete Linie eingezeichnet, die in einer weiten Kurve zur Dorotheenstraße hin verläuft. Nächstgelegene Haltestelle: "Margaretenstraße" (Buslinie 684).

Stadtplan auf Openstreetmap

 

Literatur

  • Jürgen Eidam / Wolfgang R. Reimann: Mit 5 und 25 unterwegs – Eine Straßenbahn-Zeitreise von Wuppertal nach Solingen. Remscheid 2012 (S. 204-206)
  • Bernhard Terjung: Straßenbahnen in Wuppertal. Nordhorn 1997 (S. 167-174)