Gevelsberg: Poeten
Stillgelegt: 1953
Status: Keine Gleisreste mehr vorhanden

April 2004 © Tramtracks
Diese straßenbahnhistorisch besonders interessante Fundstelle war leicht zu übersehen: Neben dem Gleis der Güterbahn nach Ennepetal-Altenvoerde lag ein stillgelegtes Anschlussgleis. Es führte auf das Gelände, das heute zur Maschinenbaufirma Titan Intertractor gehört. Und dieses Anschlussgleis wurde von einem Schienenstück gekreuzt, das zur Hagener Straßenbahn gehörte.
Das Außergewöhnliche an der im April 1900 eröffneten Strecke: Anfangs verkehrten hier Bahnen mit Akkus, und die ortsansässige Akkumulatorenfabrik Hagen wollte zur Belebung des Geschäfts einen Modellbetrieb ausrüsten. Die Hagener Stadtväter hatten sich zunächst dagegen ausgesprochen, dass in ihrer Innenstadt eine Oberleitung gespannt wurde. Eine Anordnung des Arnsberger Regierungspräsidenten sorgte schließlich dafür, dass Hagens Tram ab Dezember 1902 doch noch unter Draht kam. Jenseits der Stadtgrenze fuhr sie schon seit Januar 1901 so. Die doppelte Ausrüstung für Akku- und Oberleitungsbetrieb war am Ende unwirtschaftlich.
Die Gleislage am Rand der Straße verrät, dass der zunehmende Autoverkehr auf der B7 für die eingleisige Strecke heikel wurde. Denn in Richtung Gevelsberg ging es für die Triebwagen im Gegenverkehr, und das war nicht ohne Risiko, denn ausweichen konnten nur die Autos. Eine Betriebssituation, die die Frage aufwarf: Zweigleisiger Ausbau oder Stilllegung? In Hagen war bis 1939 die Strecke bis zur Stadtgrenze weitgehend doppelgleisig. In Gevelsberg gab man nach dem Zweiten Weltkrieg Pläne für einen entsprechenden Ausbau bekannt, die dann aber doch nicht verwirklicht wurden.

April 2004 © Tramtracks
Am 26. Juli 1953 wurde die Verbindung zwischen Haspe und Gevelsberg (Nirgena) stillgelegt. Den unmittelbaren Anlass gab der verschlissene Zustand des Gleises. Aus diesem Grund gab es dort offiziell zunächst einmal nur Schienenersatzverkehr. Allerdings wurde auch schon der Ausbau der Bundesstraße B7 vorbereitet. Die Stadt Gevelsberg wollte sich an einer Neuverlegung der Gleise dann aber nicht beteiligen. Aus der temporären Aufgabe der Strecke wurde eine dauerhafte.
Zwischen Haspe und Gevelsberg gab es insgesamt drei Kreuzungen mit der Eisenbahn. In Niederhaspe musste die Straßenbahn anfangs einen Schrankenposten stellen. In Poeten war dies wohl nicht nötig.
Mehr als ein halbes Jahrhundert blieb der kurze Gleisrest am Bahnübergang erhalten. Das Schienenstück wurde dann irgendwann zwischen 2009 und 2015 entfernt.
Auf dem Stadtplan markiert ist die Fundstelle am Bahnübergang Poeten, der in fußläufiger Entfernung vom S-Bahn-Haltepunkt "Gevelsberg-Knapp" lag. Die Straßenbahnstrecke folgte der Hagener Straße (L700) auf ganzer Länge, von Hagen durch Gevelsberg und dann weiter über die Kölner Straße bis nach Ennepetal-Milspe.
Literatur
- Rolf Löttgers / Wolfgang R. Reimann: Rund um Hagen. Wuppertal 1989 (S. 77-80)
- Dirk Göbel / Jörg Rudat: Bitte einsteigen – Mit der Straßenbahn quer durch Hagen. Hagen 2009 (S. 32)
- Dieter Höltge: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 3: Westfalen. Freiburg 1990 (S. 68-69)