Auf den Spuren stillgelegter Straßenbahnstrecken

Remscheid: Hasten

Stillgelegt: 1969
Status: Unterstand noch vorhanden (Stand: November 2011)

[01] Ehemalige Endstelle Hasten an der Hastener Straße zwischen Kratzberger Straße und Cleffstraße
November 2011  © Tramtracks

Am 10. April 1969 wurde dieser Abschnitt der Hastener Straße aus diversen Perspektiven fotografiert: An jenem Tag nahm Remscheid Abschied von seiner Straßenbahn mit festlich geschmückten Fahrzeugen. Hier an der nördlichen Endstelle des geschrumpften Netzes fanden sich viele Menschen ein, um ihre Tram sozusagen letztes Geleit zu geben. Die Endstation lag in der Kurve und bestand zuletzt de facto aus zwei Stumpfgleisen, denn bereits wenige Meter hinter der Weiche, an der die Schienen wieder zusammenfanden, war das Gleis gekappt und zum Bordstein hin verschwenkt. Hier hatte sich zuvor eine sogenannte Entgleisungsweiche befunden, die verhindern sollte, dass ein Triebwagen unbeabsichtigt talwärts rollte.

Die Gleise sind seit langem entfernt, aber ein eindeutiges Relikt der Tram hat sich noch gehalten: ein Unterstand. Der Pavillon im Nachkriegsdesign besaß zur Tram-Ära in seiner linken Hälfte ein Ladenlokal mit einer Friseurstube. Heute haben dort die Stadtwerke Remscheid ein Unterwerk eingerichtet. Die rechte Hälfte war offen und diente Fahrgästen als Wetterschutz. Möglicherweise trug der dahinter sichtbare Mast die Oberleitung. Das Gebäude links neben dem Unterstand (Hastener Straße 126) beherbergte in den Fünfzigern übrigens eine Gaststätte mit passendem Namen: "Zur Endstation".

[02] Unterstand an der ehemaligen Endstelle Hasten
November 2011  © Tramtracks
[03] Ehemalige Endstelle Hasten an der Hastener Straße
November 2011  © Tramtracks

Bis zum 30. April 1965 konnten hier die Hastener in die Straßenbahn nach Wuppertal einsteigen (LInie 15 über Cronenfeld nach Elberfeld). Den Berg hoch in die Remscheider Innenstadt fuhr außerdem die von den Remscheider Stadtwerken betriebene Linie 3 nach Ehringhausen, die die 15 also um knapp vier Jahre überdauerte. Von 1967 an gab es mit der Linie 3E (Mannesmann – Hasten) eine Verstärkerlinie.

Über drei Jahrzehnte hinweg lag hier die Trennstelle zwischen zwei Netzen, denn als 1901 die Strecken von Wuppertal und Remscheid her diese Stelle erreichten, gab es keine Gleisverbindung. 1929 wurde dies geändert, aber ein durchgehender Gemeinschaftsbetrieb kam erst Anfang 1951 zustande. Zuvor hatten Barmer Bergbahn und Remscheider Straßenbahn immerhin ihre Fahrpläne koordiniert. Damit eine Anschlussbahn nicht den Fahrgästen vor der Nase wegfuhr, kündigten in den 1930er-Jahren Lichtsignale die bevorstehende Ankunft an, wenn die Schaffner in der Gerstau bzw. in Feld die entsprechenden Signale betätigten.

Auf dem Stadtplan markiert ist die Position des Unterstands an der ehemaligen Tram-Endstation Hasten. Heute heißt die Bushaltestelle Hasten Museum. Die Straßenbahn folgte von Wuppertal-Cronenfeld kommend der Hastener Straße in die Innenstadt. Dem entspricht heute die Buslinie 615. Auf dem Abschnitt zwischen Hasten und Remscheid, Friedrich-Ebert-Platz gibt es wie zur Tram-Ära einen dichteren Takt, jetzt durch die Buslinie 653, die in einer Schleifenfahrt auch den Bereich um die Kirche in Hasten anbindet.

Stadtplan auf Openstreetmap

 

Literatur

  • Bernhard Terjung: Straßenbahnen in Wuppertal. Nordhorn 1997 (S. 162-166)
  • Dieter Höltge: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 5: Bergisches und Siegerland. Freiburg 1996 (S. 177-178, 182-190)
  • Wolfgang R: Reimann: Eine Bergische Tour – Mit der Linie 15 von Wuppertal nach Remscheid. Berlin 2005 (S. 146-153)
  • Wolfgang R: Reimann / Rolf Löttgers: Unsere Remscheider Straßenbahn 1893-1969. Remscheid 1981 (S. 180-185)