Österreichische Akademie der Wissenschaften

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Österreichische Akademie der Wissenschaften (Zustand um 1910)
Daten zur Organisation
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48° 12' 31.82" N, 16° 22' 37.94" E  zur Karte im Wien Kulturgut

K. K. Universität und Sternwarte

Österreichische Akademie der Wissenschaften, (1., Dr.-Ignaz-Seipel-Platz 2; Gebäude: Aula), autonome wissenschaftliche Institution, die unter dem Schutz des Bundes steht.

Die Errichtung einer Akademie der Wissenschaften wurde schon im 18. Jahrhundert angestrebt (Bemühungen von Leibniz 1712-1716, Gottsched 1749 und Maria Theresia 1750 und 1774), wobei englische und französische Vorbilder maßgebend waren; das Haupthindernis bildete die Finanzierungsmöglichkeit. 1837 bemühten sich zwölf namhafte österreichisch Gelehrte (darunter Joseph Calasanz Arneth, Joseph von Hammer-Purgstall, Joseph Franz von Jacquin, Joseph Johann Littrow und Johann Josef Prechtl) um die Gründung einer Akademie der Wissenschaften und überreichten der Geheimen Staatskonferenz eine Bittschrift, in der darauf hingewiesen wurde, dass Österreich auf naturwissenschaftlichem Gebiet infolge mangelnder wissenschaftlicher Kooperation ins Hintertreffen gerate. Am 30. Mai 1846 wurde auf Antrag Metternichs (Vortrag an den Kaiser am 13. Jänner 1846) im Auftrag Ferdinands I. mit Vorarbeiten begonnen, sodann mit kaiserlichem Patent von 14. Mai 1847 die "Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien" gegründet; zu den 40 ersternannten Mitgliedern gehörten 17 Natur- und 23 Geisteswissenschaftler; 18 von ihnen kamen aus Wien (unter ihnen auch Franz Grillparzer).

Zum ersten Präsidenten wurde am 27. Juni 1847 der Orientalist Joseph von Hammer-Purgstall gewählt, die erste feierliche Sitzung fand am 2. Februar 1848 statt, erster Kurator war Erzherzog Johann von Österreich. Die als Gelehrtengesellschaft und Hort wissenschaftlicher Freiheit geschaffene Institution konnte 1848 noch bestehende vormärzliche Beschränkungen abstreifen.

Die Akademie hat seit 29. Oktober 1857 ihren Sitz in der Aula der Alten Universität (am damaligen Universitätsplatz). Sie übernahm weitgesteckte Forschungsaufgaben (unter anderem Rohstoffforschung, geophysikalische Beobachtungen, Herausgeber österreichischer Geschichtsquellen; 1848 erschien der erste Jahrgang der Reihe "Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen", 1849 der erste Band der Quellenedition "Fontes rerum Austriacarum"); 1850 brachten beide Klassen den ersten Band ihrer Denkschrift heraus, 1851 den Almanach. 1857 führte die wissenschaftliche Betreuung der Novara-Expedition (Weltumseglung) zu einer weltumspannenden Ausweitung des Tätigkeitsfeldes. Geopolitische Interessen der Monarchie und internationale Zusammenarbeit wurden in den folgenden Jahrzehnten bestimmend für die Arbeit der Akademie der Wissenschaften. Zunächst provisorisch im Polytechnikum untergebracht, erfolgte bis 1857 die Übersiedlung in die Alte Universität (die bis dahin im Gefolge der Oktoberrevolution 1848 als Kaserne benutzt worden war). Nach dem ersten Weltkrieg erfolgte die Umbenennung in "Akademie der Wissenschaften in Wien" (1921); ein Akademie-Gesetz (1921) schuf die rechtlichen Grundlagen; der wissenschaftlichen Entwicklung wurde durch Einbeziehung neuer Forschungsrichtungen Rechnung getragen. 1947 erfolgte die Umbenennung in "Österreichische Akademie der Wissenschaften" (ÖAW); es kam zur Gründung zahlreicher Institute und zur Ausgestaltung zu einer der führenden Forschungsinstitutionen Österreichs.

Richard Meister trug unmittelbar nach Kriegsende als Prorektor, Rektor (1948/49) der Universität Wien und Vizepräsident bzw. 1951 als Präsident der ÖAW zu einer glimpflichen Entnazifizierung bei. Wenn seine ehemaligen Netzwerkkollegen zum Teil auch ihre Professur verloren, so wurden doch zumindest alle wieder in die ÖAW aufgenommen, die in den 1950er-Jahren unter Meisters Präsidentschaft zu einem Sammelbecken der akademischen „Ehemaligen“ avancierte.[1]

Die Akademie der Wissenschaften besteht (2024) aus der Gelehrtengesellschaft mit einer mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse (Mathematik, Naturwissenschaften, Medizin, Technische Wissenschaft) und der philosophisch-historischen Klasse (Philosophie, Geschichte und Altertumskunde, Kunst-, Musik-, Sprach- und Literaturwissenschaften, Geographie und Völkerkunde, Rechts-, Staats- und Wirtschaftswissenschaften), hat in jeder Klasse 33 wirkliche inländische Mitglieder (von denen 17 in Wien und Umgebung wohnen müssen) und 100 korrekte Mitglied (über 70 Jahre alte wirkliche und korrekte Mitglieder werden bei voller Wahrung ihrer Rechte in die Höchstzahl nicht eingerechnet), dazu 24 Ehrenmitglieder (acht in der Gesamtakademie und je acht in jeder Klasse). Die wirklichen Mitglieder (1990: 115) wählen den Präsidenten und den Vizepräsidenten für jeweils drei Jahre sowie den Generalsekretär und den Sekretär für jeweils vier Jahre (die durch den Bundespräsidenten bestätigt werden müssen) sowie neue Mitglieder. Daneben hat die ÖAW eine "Junge Akademie", die aus bereits etablierten NachwuchswissenschafterInnen aller Fachrichtungen besteht. Ihre bis zu 70 Mitglieder sind auf jeweils 8 Jahre befristet. Neben der Gelehrtengesellschaft, die auch als die Stimme der Wissenschaft bezeichnet wird, ist sie ein Träger von Forschung selbst. Ein Großteil der Forschungsarbeit der Akademie der Wissenschaften wird (2024) in den 30 Kommissionen und 27 Instituten geleistet. Als drittes Standbein ist die ÖAW eine Förderagentur, die sich hauptsächlich der Förderung von jungen Talenten mittels Stipendien und Preisen widmet. Außerdem gibt die Akademie der Wissenschaften wissenschaftliche Publikationen heraus; sie verfügt über eine der bedeutendsten wissenschaftlichen Bibliotheken Österreichs (1000 Schriftentauschpartner, fast 5.800 Zeitungen und Schriftenreihen) und (seit 1973) einen eigenen Verlag. Seit der Präsidentschaft von Heinz Faßmann wird auch ein Fokus auf die Diskussion über Wissenschaft mit der breiten Gesellschaft gelegt.

1948 wurde mit Lise Meitner erstmals eine Frau als korrespondierendes Mitglied im Ausland in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen, erstes weibliches wirkliches Mitglied wurde Berta Karlik im Jahr 1973.

Bedeutende Forscher (Auswahl)

Präsidenten

Literatur

  • Richard Meister: Geschichte der Akademien der Wissenschaft in Wien 1847-1947. 1947
  • Richard Meister: Die denkwürdigsten Tage des Hauses der Akademien. In: Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 107 (1957)
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften (Herausgeber): Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (1990; Broschüre)
  • Renate Wagner-Rieger: Das Haus der Österreichische Akademie der Wissenschaften. 1972
  • Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790-1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 296 f.

Weblinks

Einzelnachweise