Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften 1936
38. Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften | |
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Stadt | Berlin 4 weit. Orte/Termine |
Stadion | Olympiastadion |
Wettbewerbe | Berlin: 24 Weit. Orte/Term.: 10 |
Eröffnung | 11. Juli 1936 |
Schlusstag | 12. Juli 1936 |
Chronik | |
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Die 38. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften – ausgetragen am 11. und 12. Juli 1936 in Berlin – standen ganz im Zeichen der wenige Wochen später ebenfalls in Berlin stattfindenden Olympischen Spiele.
Sport in Deutschland im Zeichen des Nationalsozialismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das olympische Jahr 1936 war für die Nationalsozialisten mit Olympischen Winter- und Sommerspielen im eigenen Land eine besondere Gelegenheit für ihre Außendarstellung. Der Welt sollte ein demokratisches freiheitliches Deutsches Reich ohne die nachgesagte Judenfeindlichkeit vorgegaukelt werden. So wurden einige jüdische ‚Vorzeigeathletinnen und -athleten‘ zur Teilnahme zugelassen. Für die Perfidität des Umgangs mit den Sportlerinnen und Sportlern steht in besonderer Weise die Hochspringerin Gretel Bergmann, die zunächst mit Repressalien ihrer Familie gegenüber zur Teilnahme gedrängt wurde, die dann jedoch trotz erbrachten Leistungsnachweises – mit Einstellung des Deutschen Rekords von 1,60 m am 27. Juni 1936[1] – nicht zugelassen wurde. Auch bei den Deutschen Meisterschaften durfte sie nicht dabei sein.[2]
Wettbewerbsprogramm
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Reduzierung des Wettkampfprogramms der Frauen aus dem Vorjahr wurde beibehalten. Dahinter stand die völlige Anpassung an die damals aktuellen olympischen Disziplinen der Frauenleichtathletik. Hier gab es nur die drei Laufdisziplinen 100 m, 80 m Hürden und die 4 × 100-m-Staffel, den Hochsprung als Sprungdisziplin sowie die Wurfwettbewerbe Diskus- und Speerwurf.
Ausgelagerte Disziplinen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einige Disziplinen wurden ausgelagert:
- Marathonlauf und 50-km-Straßengehen – Berlin, 21. Juni
- Zehnkampf mit sehr ungewöhnlicher Austragungsform: die ersten fünf Disziplinen im Rahmen der verschiedenen Gaumeisterschaften am 28. Juni / die weiteren fünf Disziplinen in Berlin am 5. Juli
- alle Staffelwettbewerbe – Nürnberg, 12. September
- Waldlauf – Freiburg im Breisgau, 8. November
Intersexualität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gewinnerin des Hochsprungs, Dora Ratjen, wurden im Nachhinein ihre/seine Meistertitel von 1936 bis 1938 wegen ihrer/seiner Intersexualität aberkannt.
Sportliche Leistungen / Rekorde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die bei diesen Meisterschaften gezeigten Leistungen standen auf einem nach damaligen internationalen Maßstäben hohen Niveau. Die deutschen Leichtathletinnen und Leichtathleten erreichten bei den Olympischen Spielen ca. sechs Wochen später mit unter anderem fünf Goldmedaillen eine Erfolgsbilanz wie nie zuvor.
Es gab drei Rekorde, einen Welt- (WR), einen Europa- (ER) und einen deutschen Rekord (DR):
- Weltrekord[3], Diskuswurf: 48,31 m – Gisela Mauermayer (TV Nymphenburg München)
- Europarekord[4], Weitsprung: 7,82 m – Luz Long (Leipziger SC)
- Deutscher Rekord[1], Dreisprung: 15,06 m – Heinz Wöllner (ASC Leipzig)
Ergebnisübersichten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die folgenden beiden Übersichten fassen die Medaillengewinner und -gewinnerinnen aller Wettbewerbe von 1936 zusammen.
Medaillengewinner Männer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Medaillengewinnerinnen Frauen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Disziplin | Gold | Leistung | Silber | Leistung | Bronze | Leistung |
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100 m | Käthe Krauß (Dresdner SC) |
11,9 s | Marie Dollinger (1. FC Nürnberg) |
12,0 s | Emmy Albus (Barmer TV 1846 Wuppertal) |
12,2 s |
80 m Hürden | Doris Eckert (Eintracht Frankfurt) | 12,1 s | Anni Steuer (TuS Duisburg 48/99) | 12,3 s | Hilde Klusenwerth (SCC Berlin) | 12,4 s |
4 × 100 m Staffel | Dresdner SC | 49,0 s | SCC Berlin
|
49,5 s | Barmer TV 1846 Wuppertal
|
50,3 s |
Hochsprung | Elfriede Kaun (Kieler TV) | 1,54 m | Gunda Friedrich (TC Würzburg) | 1,54 m | Sophie Scheibe (SC Erfurt) | 1,54 m |
Diskuswurf | Gisela Mauermayer (TV Nymphenburg München) |
48,31 m WR | Paula Mollenhauer (Eimsbütteler TV) |
41,92 m | Anna Hagemann (Hessen-Preußen Kassel) |
39,81 m |
Speerwurf | Tilly Fleischer (Eintracht Frankfurt) | 44,56 m | Luise Krüger (Dresdner SC) | 43,36 m | Erika Matthes (SC Brandenburg Berlin) | 42,40 m |
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fritz Steinmetz: 75 Jahre Deutsche-Leichtathletik-Meisterschaften. Berlin 1973.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Deutsche Leichtathletikmeister (bis 2003) auf sport-komplett.de, abgerufen am 30. März 2021
- Deutsche Leichtathletik-Bestenliste Männer 1936 auf leichtathletik-dgld.de, abgerufen am 30. März 2021
- Deutsche Leichtathletik-Bestenliste Frauen 1936 auf leichtathletik-dgld.de, abgerufen am 30. März 2021
- Gunnar Meinhardt: Gretel Bergmann: „Ich als Jüdin besiegte die Nazis. Wundervoll“. In: Die Welt. Online, 12. April 2014 (welt.de).
Einzelnachweise und Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Entwicklung der Deutschen Rekorde ( vom 19. Oktober 2021 im Internet Archive), leichtathletik.de (PDF; 311 kB), abgerufen am 30. März 2021
- ↑ wissenspool, Spuren der NS-Zeit, Die Angst sprang mit, Bericht über Gretel Bergmann, planet-schule.de, abgerufen am 16. April 2023
- ↑ Athletics - Progression of outdoor world records, Discus throw - Women ( vom 3. Januar 2023 im Internet Archive), sport-record.de (englisch), abgerufen am 16. April 2023
- ↑ Athletics - Progression of outdoor European records, Long jump - Men ( vom 20. März 2021 im Internet Archive), sport-record.de (englisch), abgerufen am 16. April 2023