[571] Rum�nĭen (Rom�nien), K�nigreich an der untern Donau [Karten: Balkanhalbinsel I, I, 2 u. 3, II; Handel, Industrie und Landwirtschaft I u. II], besteht aus den ehemal. Donauf�rstent. Moldau und Walachei und der Dobrudscha, 131.353 qkm, (1904) 6.392.273 E. (meist Rum�nen [s.d.]; 1899: 5.451.787 Orthodoxe, 266.652 Juden, 149.667 Katholiken, 44.732 Mohammedaner, 22.749 Protestanten [Karten: Bev�lkerung I und Deutschtum I]); die Dobrudscha (s.d.) ist selbst�ndiges Hochland, Moldau Vorland der Siebenb�rg. Karpathen und Teil des S�druss. Steppenplateaus mit den Fl�ssen Pruth und Sereth, die Walachei Vorland der Transsylvan. Alpen, von zahlreichen, aus diesen kommenden Fl�ssen, welche alle zur Donau gehen, durchflossen; schiffbare Fl�sse nur Donau und Pruth; Erwerbszweige: bes. Ackerbau (Mais, Weizen, Gerste, Hafer, Roggen etc. [s. auch Beilage: ⇒ Getreide]); bedeutender Weinbau, ausgedehnte Eichen-, Fichten- und Buchenwaldungen; Bergbau bes. auf Steinsalz, Petroleum, Bernstein und Bausteine; zahlreiche Mineralquellen und B�der. Industrie bes. M�hlen, Tabak-, Tuch- und Papierindustrie. Handel s. Beilagen: ⇒ Europa und ⇒ Handel und Handelsmarine; Schiffsverkehr im Ein- und Ausgang (1904) je ca. 29.000 Schiffe von �ber 8 Mill. Registertonsgehalt; Eisenbahnen (1905) 3196 km [s. auch Beilage: ⇒ Eisenbahnen]; L�nge der Staatstelegraphenlinien (1903/4) 7012 km; M�nzeinheit der Le� = Frank.
Verfassung. R. ist eine konstitutionelle Monarchie nach der Verfassung von 1866; erbliche Thronfolge nach dem Erstgeburtsrecht in der m�nnlichen Linie des K�nigs Karl; der Senat besteht aus 120, die Abgeordnetenkammer aus 183 Mitgliedern; acht Ministerien. Einteilung in 32 Distrikte; Hauptstadt Bukarest. Finanzen s. Beilage: ⇒ Finanzen. Kultus und Unterricht. 6 orthodoxe Bist�mer und 2 Metropolitanst�hle; ein r�m.-kath. Erzbistum in Bukarest; Unterricht unentgeltlich; Universit�ten in Jassy und Bukarest. Heerwesen. Seit 1900 allgemeine Wehrpflicht, vom 21. Lebensjahre an 6 Jahre bei der Fahne oder beurlaubt und 2 Jahre in der Reserve, vom 30. bis 36. Lebensjahre in der Miliz, vom 36. bis 46. im Landsturm (Glota); Bestand 1905: 4 Armeekorps mit 8 Divisionen und einer selbst�ndigen Division in der Dobrudscha; Friedensst�rke 3369 Offiziere, 650 Kadetten, 60.000 Mann, 15.000 Pferde, 402 Feldgesch�tze; Kriegsst�rke 4 Feldarmeekorps, 3948 Offiziere, 168.000 Mann, 32.604 Pferde, 450 Gesch�tze. Die Infanterie f�hrt das 6,5 mm-Repetier-(Mannlicher-)Gewehr M 93, die Artillerie Kruppsche Rohrr�cklaufgesch�tze von 7,5 cm. Kriegsflotte: 1 Kreuzer, 1 Schulschiff, 1 Radaviso, 5 Kanonen-, 1 Minenboot, 3 Kanonen-, 4 Torpedoschaluppen, 5 Torpedoboote, im ganzen 21 Fahrzeuge mit 2954 t und 41 Gesch�tzen. Wappen: schwarz-wei� geviertes Mittelschild, im ersten Felde des Hauptschildes gekr�nter goldener Adler mit goldener Sonne (Walachei), im zweiten Felde goldener Stierkopf mit goldenem Stern (Moldau), im dritten Felde doppelschw�nziger goldener L�we mit goldenem Stern (die kleine Walachei), im vierten Felde zwei goldene Delphine (untere Donau) [Abb. 1552]; Flagge auf Tafel: Flaggen; Landesfarben: Blau-Gelb-Rot; Orden: s. Beilage: ⇒ Orden.
Die Geschichte R.s beginnt mit der Doppelwahl des Obersten Cusa zum F�rsten der Moldau (17. Jan. 1859) und der Walachei (5. Febr.), worauf sich dieser F�rst Alexander Johann I. nannte und 23. Dez. 1861 die Union beider L�nder als �F�rstentum R.� unter t�rk. Oberherrschaft proklamieren lie�. Die Durchf�hrung der Konstitution, die der Pariser Vertrag von 1856 und die Pariser Konvention von 1858 dem Lande gegeben hatte, veranla�te fortw�hrenden Ministerwechsel, die Reformen zerr�tteten die Finanzen und riefen den Widerstand der Bojaren hervor; 23. Febr. 1866 ward der F�rst zur Abdankung gezwungen und durch eine Volksabstimmung 20. April Prinz Karl von Hohenzollern zum F�rsten gew�hlt. Derselbe zog 22. Mai in Bukarest ein und hatte anfangs infolge des �bergewichts der radikalen Partei mit gro�en Schwierigkeiten zu k�mpfen; erst nachdem er 1871 die Bildung eines konservativen Ministeriums durchgesetzt, trat eine Besserung der finanziellen und sozialen Verh�ltnisse ein, die auch unter dem liberalen Minister Brătianu (1876-88) fortdauerte. Beim Ausbruch des Russ.-T�rk. Krieges schlo� R. mit den Russen 16. April [571] 1877 eine Konvention; seit 18. Aug. nahmen die rum�n. Truppen am Kriege (bes. vor Plevna) teil. Der Berliner Kongre� vom 13. Juli 1878 erkannte die schon 22. Mai 1877 proklamierte Souver�nit�t R.s an und vereinigte die Dobrudscha mit R., wogegen es Bessarabien an Ru�land abtreten mu�te. 26. M�rz 1881 erkl�rten die Kammern R. f�r ein K�nigreich. Seit dem R�cktritt Brătianus (1888) wechselten die Ministerien h�ufig. Die Thronfolge wurde, da der K�nig kinderlos ist, durch Ernennung seines Neffen Ferdinand von Hohenzollern zum Kronprinzen geregelt; dessen Sohn, Prinz Karl, geb. 15. Okt. 1893, wurde griechisch-katholisch getauft. Seit Jan. 1905 steht Cantacuzino an der Spitze des Ministeriums. 1906 kam es zu einem Konflikt mit Griechenland, und 14. Juni zum Abbruch der diplomat. Beziehungen beider L�nder. – Vgl. Henke (1877), Bergner (1887), Kraus (1896), �R. in Bild und Wort� (1896 fg.), de Gubernatis (franz., 1898), Banger (1900), de Martonne (franz., 1900 u. 1902), Geschichte von Dam� (franz., 1900), Iorga (2 Bde., 1905).