Tabak

Nutzpflanzen. I.
Nutzpflanzen. I.

[799] [799] Tabak (Nicotiāna L.), Pflanzengattg. der Solanazeen, meist einj�hrige Kr�uter in Amerika, Australien und dem s�dl. Asien. Kulturpflanzen sind vor allem der gemeine oder virginische T. (Nicotiāna tabācum L. [Tafel: Nutzpflanzen I, 4]), der gro�bl�tterige Maryland-T. (N. latissima DC.), beide aus Amerika, und der Bauern-, Veilchen- oder syr. T. (N. rustĭca L.), wahrscheinlich aus S�dasien; au�erdem unterscheidet man den pers. T. (N. persĭca Lindl.) und den chines. T. (N. chinensis Fisch.). Die Bl�tter, bes. der ersten und dritten Art, werden zu T. f�r Zigarren, Zigaretten, Pfeife (Schneide-T.), Schnupf- und Kau-T. verarbeitet; sie f�hren im Handel die Namen ihrer Produktionsl�nder (Habana, Sumatra, Java, Portoriko, Mexiko, Varinas, Manila, Maryland etc.). In Europa wird T. kultiviert in der T�rkei, in S�dru�land, den Donaul�ndern, bei Utrecht und Geldern, in Flandern, am Mittelrhein, in Franken und dem Elsa�, in der Schweiz etc. Auf den Kopf der Bev�lkerung wird j�hrlich verbraucht: in den Ver. Staaten 3,1 kg, in den Niederlanden 2,5, in Deutschland 1,5, in Ru�land 0,9, in Frankreich 0,8, in Italien und England 0,7 kg. – Die reifen Bl�tter werden gepfl�ckt, auf Schn�re oder St�be gereiht, getrocknet und dann fermentiert, indem sie geb�ndelt und gestapelt werden, bis sie sich auf 55-60� C. erhitzen, ein Proze�, der auf der T�tigkeit von Bakterien beruht. Bei dieser G�rung werden gewisse, dem Geruch und Geschmack nachteilige chem. Verbindungen zerst�rt und aromatisch riechende neu gebildet. Der Roh-T. wird dann weiter verarbeitet, angefeuchtet, entrippt, ger�stet und abgek�hlt, sowie durch Zusatz von Beizen, Br�hen oder Saucen, die aus Zuckerstoffen, Salzen, F�rbemitteln, Alkohol, Gew�rzen, aromatischen Substanzen bestehen, im Geschmack veredelt. Die wichtigsten Stoffe des T. sind das Nikotin und das Nikotianin (s. Nikotin). Die Sitte des Tabakrauchens stammt von den Indianern Nordamerikas, wurde um 1550 von Seeleuten nach Spanien, 1586 von Kolonisten nach England gebracht, von wo sie sich nach Holland und Deutschland ausbreitete, bis sie schlie�lich, trotz des Widerstandes des Staates und der Kirche, ganz Europa eroberte. Die Tabakspflanze wurde in Frankreich 1560 durch Jean Nicot bekannt (daher ihr Name Nicotiana) und anfangs als Arzneipflanze hoch ger�hmt; noch jetzt sind getrocknete Tabakbl�tter (im Absud, meist zu Klistieren und Waschungen) offizinell. – Sch�dlinge des T. sind die Schneidraupe (von Agrotis ypsilon von Rottm.) und die Tabaksraupe (s.d.), sowie ein den braunen Rost verursachender Pilz, der auf den Bl�ttern braune, sp�ter ausfallende und dadurch den T. entwertende Flecke erzeugt. – Vgl. Tiedeman, �Geschichte des T.� (1854); Fairholt, �Tobacco, its history and associations� (1875); von Wagner, �Tabakkultur etc.� (1888); Michaelis, �Hygiene des Rauchens� (1894); Koning, �Der T.� (1900).

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Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, f�nfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 799-800.
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