werden können. Doch dem Beschauer gewähren sie einen köstlichen Anblick; die Täuschung, daß man sich in einem Dome befinde, der, obschon durch tausende von Lichtern erhellt, doch in den einzelnen entfernten Partien immer mit Dunkel bedeckt ist, macht einen bleibenden Eindruck, und lange noch sieht man das ausgewölbte Gebäude vor seinen Augen stehen, in dem vorderhand nur feuchte Wände die glänzende und strahlende Beleuchtung als Wiederschein der spärlichen Grubenlichter erzeugen. Die angefahrenen Zwitter werden untermengt mit Quarz, damit sich die verschiedenen Gangarten ‚gettieren‘ und im Feuer später nicht mit reduciert werden. So wird ein mittelmäßig ausgiebiger ,Schliech‘ erhalten. Das Gestein wird theils zerschlagen, theils mürbe gebrannt und dann zerkleinert, um sie unter den Pochstempeln zu zerpulvern. Die Wasser führt das Pochwerk fort, welches sich in den Gräben nach Verschiedenheit der ,Gröbe‘ absetzt; das zuletzt abfließende Wasser darf keine Schliechtheile mehr führen; dieses abgelagerte Mehl wird dann theils auf Stoßheerden, theils auf Kehrheerden verwaschen. Reiner kann es durch solche Prozesse des Waschens nicht erhalten werden, da sonst zu großer Verlust entstehen würde. Um die fremden metallischen Einmengungen zu beseitigen, folgt jetzt das Rösten, wodurch einestheils Arsenik und Schwefel verbrannt und verflüchtigt (in Giftfängen die arsenige Säure aufgehalten), anderntheils das Eisen in Oxyd verwandelt und dadurch spezifisch leichter wird als Zinnerz und beim nochmaligen Waschen fortgeführt werden kann. Das nunmehr gewonnene Zinnerz wird über Krummöfen oder Halbhochöfen geschmolzen. In dem Vortiegel läuft die Schlacke gesondert durch die Schlackengasse ab. Auf kupfernen geschliffenen Platten (Schicht genannt) wird die geschmolzene Masse ausgekellt und erstarrt, dann in 10–11 Pfund schweren dünnen Tafeln zusammengerollt und mit hölzernen Hämmern zusammengeschlagen. Nach 12 Stunden ist das Durchsetzen einer Schmelzpost beendet, wobei 50 % Zinnerz gewonnen werden, jedoch mit Zuschlag der Nacharbeit mit den Schlacken und Schliechabgängen. Da das hier fallende Zinn weniger rein, wird es vor dem Gießen noch geläutert: das sind ‚Peuschen‘ – abschüssige Lehmheerde, deren Sohle nach der Mitte zu geneigt
Paul Rachel: Altdresdner Familienleben. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1915, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Rachel_Altdresdner_Familienleben.pdf/212&oldid=- (Version vom 16.3.2024)