Der Galgenabbruch
[89] Der Galgenabbruch
An alte Galge bei’r a Stadt
Beschloß man abzutrage;
Dieweil der weise Magistrat
An neue will aufschlage.
Drum wöll mer ihn verschenke;
Weg müeß er auf der Stell’ und glei
Er taug nex mai zum henke.
Jezt meldt’se halt a Zimmerma
„Ihs Holz halt recht wohl brauche ka
Drum sei ma doch so güetig
Und geb mir’s – i will g’wiß derfür
Mit Dank stets von ui spreche!“
Doch müeßt ern glei abbreche!“
Drauf kommt no oiner, sait, sei Frau
Die thä in alz furt scheare
Daß ear soll um den Galge au
Er lauft aufs Rothhaus voller Neid,
Schreit in der Amtsstub drinne:
„Dean Galge thät i, froget d’Leut!
So guet als (uir) verdiene!“
Anmerkungen (Wikisource)
Zum Schwäbisch Gmünder Galgen siehe Jaroslaw Piech: "Mit dem Strang vom Leben zum Todt hingerichtet": Der Ellwanger Galgen und andere Galgenstandorte in Württemberg. In: Fundberichte aus Baden-Württemberg 30 (2009), S. 521-755, hier S. 668-670 mit Abbildung der Handschrift des Epple-Gedichts S. 669.
Abdrucke des Gedichts:
- Hermann Wille: Wo stand der Gmünder Galgen? In: einhorn 1954, H. 4, S. 145
- Gmünder Heimatblätter 17 (1956), S. 6