Abendphantasie (Friederike Brun)
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Abendphantasie.
Süsses Bild,
Schwebst mir vor mit leisem Sehnen!
Klagst mit wehmutsvollen Thränen,
Tief in Trauerflor verhüllt.
5
Wonnezeit! Ach! Umstralt von Frühlingsmilde,
Froh in Tempe’s[1] Lichtgefilde,
Lebt’ ich Dir, o Zärtlichkeit!
Thränen fließt!
10
Thauend, wie die kleine Quelle Rieselnd, perlend, Well’ an Welle
Ueber Blumen sich ergießt.
[27] Alles schweigt!
Kaum, daß in des Westes Flüstern,
15
Unterm Schattendach des düstern Tannenhains, der Halm sich beugt.
Holder Traum!
Fliehe nicht auf Rosenflügeln;
Weile an des Baches Spiegeln,
20
Suche nicht des Aethers Raum.
Es entschwand! …
So entfloh vor Psyches Kusse
Amor, da mit holdem Gruße
Sie; Geliebter! ihn genannt.