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Abendphantasie (Conz)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Karl Philipp Conz
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Titel: Abendphantasie
Untertitel:
aus: Friedrich Schiller:
Musen-Almanach für das Jahr 1798, S. 117 – 118
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1798
Verlag: J. G. Cotta
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Erscheinungsort: Tübingen
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: HAAB Weimar, Kopie auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[117]
Abendphantasie.


Die Phantasie, des Himmels schönstes Kind,
Kommt auf Gewölk von Rosen hergezogen;
Der Abendsonne Zauberdüfte sind
Schon vor ihr her den Bergen angeflogen:

5
Romantisch liegt vor mir das kleine Thal,

Vom nahen Wall der Hügel still begränzet,
Um die ersterbend schon der letzte Strahl
Der Sonn’ im Kampfe mit den Schatten glänzet;

Die fallen jetzt hernieder in das Land;

10
Das Schauspiel dort der Ferne tritt zurücke;

Die Welt verengt an dichter Nebelwand
Allmählich sich des Spähers irrem Blicke.

Ein Schweigen, wie der Ruhe Schweigen, zieht

[118]

Sich rings umher durchs dämmernde Gefilde,

15
Auf das herab schon Hespers Fackel glüht:

Verschwunden sind vor mir des Tags Gebilde.

Die Nebel fliehn; der Sterne Welt geht auf;
Sie blinken Aug an Auge schon am Himmel:
Frey wandeln sie jetzt den gewohnten Lauf,

20
Den festlichen, in seligem Gewimmel.


Mein innres Licht wird durch ihr Licht erhellt:
Es tagt in mir; ich wähne, neue Augen
Gehn in mir auf, die Wunder jener Welt
Voll Pracht und hoher Schönheit einzusaugen.

25
Der Gottheit Strahl berühret mich und reißt

Mich hoch empor, weit über niedre Zonen
Hin wo der Quell der ewgen Wahrheit fleußt,
Und die Gestalten alles Guten thronen.

CONZ.