Hugo Nehmiz
Karl Gustav Adolf Hugo Nehmiz (* 6. November 1879 in Berlin; † 12. Oktober 1967 in Berlin) war ein deutscher evangelischer Theologe und Pfarrer.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Er wurde im Kaiserreich geboren als zweiter Sohn des damaligen Pastors am Berliner Diakonissen- und Krankenhaus Bethanien sowie späteren Dompredigers in Magdeburg und Generalsuperintendenten in Breslau Nehmiz (1845–1903).[1] Seine Mutter, Anna Julie Elisabeth, geborene Moeller (1853–1928), war eine Tochter des Pfarrers Carl Moeller (1816–1893).[2] Ein Onkel, der Bruder der Mutter, war der deutsche Jurist und evangelische Kirchenpolitiker Reinhard Moeller (1855–1927).[3]
Getauft wurde er am 9. Dezember 1879 im Kreuzgewölbesaal des Diakonissenhauses Bethanien zu Berlin von seinem Vater.[4][5] Im Magdeburger Dom wurde er am 7. April 1895 von seinem Vater bzw. Geistlichen eingesegnet und erhielt den Konfirmationsspruch Psalm 27, Vers 1“.
Ausbildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ostern 1886 kam er in die Vorschule des damaligen Berliner Leibniz-Gymnasiums am Mariannenplatz[6] und besuchte dieses Gymnasium von 1889 bis zur Untertertia 1893, dem Jahr des Wechsel seines Vaters nach Magdeburg auf die Stelle des 2. Dompredigers und gleichzeitige Ernennung zum Konsistorialrat. Das Abitur absolvierte der Gymnasiast zu Ostern 1899 am damaligen Domgymnasium Magdeburg. Er beschloss wie sein Vater, Theologie zu studieren.[7] Er wurde Theologiestudent an den Universitäten in Marburg, Greifswald, Halle (Saale) und Breslau.[8] In Marburg blieb er ein Studienjahr. Er wohnte ein halbes Jahr gemeinsam mit seinem dort Medizin studierenden Bruder Johannes.[9]
Danach wechselte er an die Theologische Fakultät der Universität Greifswald.[10] Am 26. April 1901 immatrikulierte er sich an der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau.
Am 25. September 1901 setzte er das Studium an der Theologischen Fakultät der Universität Halle fort. Dort hörte er Vorlesungen z. B. bei den Professoren Hermann Hering, Martin Kähler, Emil Kautzsch, zu jener Zeit Dekan der Fakultät, und Friedrich Loofs sowie Erich Haupt. Seine erste Predigt hielt Nehmiz am 5. Juli 1902 unter der Obhut des Professors für Systematische Theologie Max Reischle.
Am 28. Oktober 1902 zog Nehmiz wieder nach Breslau und beendete das Studium der Evangelischen Theologie im März 1903. Er fand Unterkunft im Sedlnitzky'schen Johanneum, einem Konvikt für Studierende der evangelischen Theologie. Der kirchengeschichtlich interessierte Nehmiz schrieb während des Wintersemesters 1902/03 eine Arbeit, in der er das Mönchtum in der Zeit Luthers mit den ursprünglichen Idealen des Mönchstums verglich. Diese Arbeit wurde mit der Note „Gut“ bewertet. Das bescheinigte ihm der Theologieprofessor und zugleich Ephorus des Konvikts Carl Franklin (1853–1927)[11] unter dem Datum, 10. Februar 1903, sowie Unterschrift und Dienstsiegel. Das Siegel beinhaltete in Großbuchstaben „Gr. Sedlnitzky'sches Johanneum zu Breslau“ als Rundumschrift sowie grafische Elemente aus dem Wappen des Stifters im Innenkreis.[4]
Vorlesungen hörte er u. a. bei dem Honorarprofessor an der Universität Breslau und hauptamtlichen Konsistorialrat im Konsistorium für die Kirchenprovinz Schlesien Karl Alfred von Hase und auch dem Inhaber des Lehrstuhls für Praktische Theologie Gustav Kawerau.
Der Rektor der Universität Breslau Rudolf Leonhard stellte am 6. Februar 1903 dem seit 28. Oktober 1902 dort immatrikulierten „Studiosus theol. ev. Herr Hugo Nehmiz“ ein Abgangszeugnis mit Siegel und Unterschrift aus und erklärte darin unter Bezugnahme auf ein erteiltes Zwischenzeugnis, dass er „ ... sich stets wohlgesittet und den akademischen Gesetzen gemäß so betragen (hat), dass nichts Nachteiliges über ihn zu vermerken gewesen ist...“.[4]
Das Erste Theologische Examen bestand er am 7. Oktober 1903. Im niederschlesischen Sagan erlernte er das Praktische für den angestrebten Beruf eines evangelischen Geistlichen. Das Vikariat wurde mit dem Zweiten Theologischen Examen am 4. April 1906 abgeschlossen. Am 27. Juni 1906 erfolge die Ordination in Breslau. Er wirkte anschließend als Pfarrvikar.[12]
Dienstorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während seines beruflichen Lebens als Geistlicher und Seelsorger arbeitete Nehmiz in folgenden Kirchengemeinden:
- a) als Vikar
- Sagan/Schlesien[13], wo sein Vater[14] als Sohn des Pfarrers Carl Adolph Nehmiz[15] geboren wurde.
- Michelau als Pfarrvikar vom 1. November 1906 bis zum 30. Juni 1907.
- Freiburg, Tätigkeit als Pfarrvikar.[16] vom 1. Juli bis zum 30. November 1907.
Es gab Kandidaten, die fünf und mehr Jahre auf ein selbständiges Amt warteten.[17]
- b) als Pfarrer
- Freiburg/Schlesien als 2. Pfarrer vom 1. Dezember 1906 bis zum 31. Oktober 1910.
- Schreiberhau vom 1. November 1910 bis zum 30. September 1915.
Vorrangig wirkte er in der für einen 2. Pfarrer neu eingerichteten Stelle. Das dazugehörige Kirchlein in gotischer Bauart und mit einem von der deutschen Kaiserin Friedrich gestifteten Kirchenfenster über dem Altar lag im Ortsteil Ober-Schreiberhau-Mariental. Es handelte sich um die 1890 vom Breslauer Architekten und Baurat Plüddemann entworfene und am 14. Juni 1891 durch den Breslauer Generalsuperintendenten David Erdmann geweihte Kapelle. Ihre Besucher wurden bis dahin von einem Pfarrvikar betreut.[18] Das Gebäude stand nach 1945 Jahrzehnte leer und wird seit Anfang der 1980er Jahre als römisch-katholische Kirche des heiligen Maximilian Maria Kolbe (Kościół pw św Maksymiliana Marii Kolbego) genutzt.
- Berlin Schmargendorf als 1. Pfarrer vom 1. Oktober 1915 bis 30. September 1950.
Tätigkeit in Berlin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach den ersten Pfarrstellen in Schlesien bekam der Pastor im zweiten Kriegsjahr 1915 die Stelle des 1. Pfarrers in Schmargendorf. Er gehörte aus Altersgründen nicht zu den Kriegsteilnehmern im Ersten Weltkrieg.
Als Oberprimaner bekam er am 13. Dezember 1898 von der zuständigen „Prüfungskommission für Einjährig-Freiwillige“ in Magdeburg den Berechtigungs-Schein zum einjährig freiwilligen Dienst „nach Prüfung seiner persönlichen Verhältnisse und seiner wissenschaftlichen Befähigung“. Es erfolgte jedoch mehrmals eine Zurückstellung vom Wehrdienst, die letztmalig bis zum 1. Oktober 1903 von der „Ersatzkommission des Aushebungsbezirks Magdeburg“ durch deren Militär- und Zivil-Vorsitzenden verlängert wurde.[19]
Schmargendorf lag damals noch im damaligen Landkreis Teltow und gehörte zum Kirchenkreis Kölln-Land I. Die wachsende Kirchengemeinde sollte weiter ausgebaut werden.[20] Nehmiz bezog mit seiner Familie eine Mietwohnung in einem Mehrfamilienmiethaus im Einzugsgebiet der „Post Grunewald“.[21] Zu den Sehenswürdigkeiten von Schmargendorf zählten die evangelische Kirche aus dem 13. Jahrhundert und das Realgymnasium mit einem Observatorium.[22] Mit einem weiteren Geistlichen teilte er sich die Durchführung kirchlicher Amtshandlungen und hielt die Sonntags-Gottesdienste zunächst in der Aula des vom Architekten Alfred Solbach gebauten Goethe-Lyzeums, heute die Carl-Orff-Grundschule[23], und mit Gastrecht ab 1919 im großen Saal des Kleist-Realgymnasiums[24], der jetzigen Sekundarschule Wilmersdorf.[25]
Ende der 1920er Jahre gelang es Nehmiz als Bauherrn[26], mit der Kreuzkirche eine zweite Kirche für die Schmargendorfer evangelische Gemeinde zu errichten. Er beschrieb 1929 im Gemeindeblatt unter der Überschrift Weihe der Kirche am Hohenzollerndamm den Neubau unter Bezugnahme auf das kirchengeschichtliche Erbe von Schmargendorf.[27]
Autor und Redakteur des Gemeindeblatts
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Er war seit 1920 Autor des Gemeindeblatts der Kirchengemeinde Berlin-Schmargendorf für Sonntag und Alltag sowie verantwortlicher Redakteur für den Gemeindeteil[28] und ab 1929 ebenfalls bei der Fortsetzung dieser Zeitschrift unter dem Titel Gemeindeblatt der Kirchengemeinde Schmargendorf zu Berlin[29] In seinen Namensartikeln setzte er sich kritisch mit dem kirchlichen Leben auseinander. Beispielsweise stellte er 1921 fest: „Das einst so blühende gottesdienstliche Leben in unserer evangelischen Kirche ist verschwunden. Tausende finden am Sonntage den Weg zur Kirche nicht mehr. ... Wir freuen uns deshalb, daß sich heute die geistigen evangelischen Kräfte regen in dem Bemühen, das gottesdienstliche Leben so mannigfaltig und reichhaltig zu gestalten, um jeder suchenden Seele ihre Stätte zu bereiten.“[30] Unter der Rubrik „Nachrichten aus unserer Gemeinde“ veröffentlichte er vorab informierend das jeweilige Thema der Sonntagspredigt, z. B. für den 4. Advent 1921 „Wandlung des Menschheitsfluches in Menschheitssegen“, und den ihr zu Grunde liegenden Bibeltext für den 10-Uhr-Gottsdienst in der Aula des Kleist-Realgymnasiums.[31] Er informierte bzw. kommentierte kirchliche Veranstaltungen wie die Jugendgottesdienste, Unterredungen mit den Konfirmanden vor den jährlichen Einsegnungen, Übungsstunden des Kirchenchores und Zusammenkünfte des Studienkreises junger Mädchen mit Buchbesprechungen unter seiner Leitung im Goethe-Lyzeum. Nehmiz trat als Referent auf bei Gemeindeveranstaltungen auf. Er beteiligte sich an der kirchlich-sozialen Fürsorge und Ausschüssen für Jugendpflege und Erhaltung der evangelischen Schule.[32] Überdies war er Vorsitzender des Gemeindekirchenrates in der Weimarer Republik.
Im Gemeindeblatt warb Nehmiz für Versammlungen des Studienkreises junge Mädchen, die u. a. im Konferenzzimmer des Goethe-Lyzeums, Spandauer Straße 10/12 durchgeführt wurden.[33] und die Zusammenkünfte der Jungmännergruppe im angemieteten Gemeindesaal im Gebäudekomplex Hohenzollerndamm 56/57.[34] Im Rahmen des Studienkreises für junge Mädchen, den u. a. seine Tochter besuchte, führte Nehmiz z. B. eine Buchbesprechung im Gemeindesaal am 21. September 1921 durch.[35]
Ein von Nehmiz konfirmierter Junge erinnerte sich an dessen Gemeinde-Jugendarbeit in Form von monatlichen „Kaffeenachmittagen“ im Dritten Reich und besonders daran, dass Mitglieder der Hitlerjugend (HJ) versuchten, solche Zusammenkünfte zu „sprengen“. Wegen derartiger Störaktionen, darunter weiter eine Abendveranstaltung mit Konfirmierten, beschwerte sich Nehmiz 1935 schriftlich bei der Leitung HJ-Ortsgruppe Schmargendorf.[36]
Verfolgter 1933–1945
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nehmiz wurde in das biographische Lexikon Widerstand in Berlin gegen das NS-Regime 1933 bis 1945 aufgenommen.[37] Er schloss sich im ersten Jahr der NS-Herrschaft dem im September 1933 gegründeten Pfarrernotbund an.[38] Gegen das Vordringen einer kleinen Gruppe von Deutschen Christen (DC) in seiner Kirchengemeinde wehrte er sich mit Unterstützung des kirchlichen Bruderrates und der von ihm geleiten Bekenntnisgruppe. Mitglieder des Bruderrates, darunter der Rechtsanwalt Rudolf Canitz und der Bibliotheksrat sowie Theologe Friedrich Smend und der Hilfsprediger Franz Hildebrandt aus Schmargendorf berieten ihn, als er beim Evangelischen Konsistorium und bei der Geheimen Staatspolizei denunziert bzw. angezeigt wurde. Er wurde viermal zu Vernehmungen ins Polizeipräsidium am Alexanderplatz einbestellt.
Von der Generalstaatsanwaltschaft bei dem Landgericht Berlin wurde ihm ein Verstoß gegen das Reichssammlungsgesetz vom 5. November 1934 vorgeworfen.[39] Der Bekenntnispfarrer Nehmiz wie auch gleich gesinnte Kollegen und Ehrenamtliche organisierten mehrere Sammlungen für Gremien und Einzelpersonen, so für das der Bekennenden Kirche (BK) unterstützende Frauenwerk, die „Evangelische Frauenhilfe Schmargendorf“, und den theologischen Nachwuchs der BK.
Ab April 1938 wurde Nehmiz von den aus der illegalen BK-Ausbildung kommenden Vikaren Knick und Hasper arbeitsmäßig unterstützt.[40]
Die Übermacht der Deutschen Christen im Gemeindekirchenrat bemühte sich vergeblich, den oppositionellen Pfarrer loszuwerden. So zeigte ihn ein Kirchenältester, von Beruf Reichsbankinspektor, bei der Gestapo mit der Behauptung an, Nehmiz hätte am Tag der Volksabstimmung zum Anschluss Österreichs am 10. April 1938 ein „Führerbild“ von einem Kirchenfenster entfernen wollen.[41]
In diesem Zusammenhang stand offensichtlich die von Nehmiz verspätet eingereichte Bereitschaft, den nach der kirchlichen „Verordnung betreffend den Treueid der Geistlichen und der Kirchenbeamten der Evangelische Kirche der altpreußischen Union vom 20. April von 1938“ doch noch leisten zu wollen. Anfangs hatte er im vorgegebenen Wortlaut des Eids eine Gefahr für das bei seiner Ordination am 27. Juni 1906 in Breslau abgegebenes Gelübde gesehen.[42][4]
Im Januar 1939 hatte er einen schutzbedürftigen „nichtarischen“ Jugendlichen in der Kreuzkirche einzeln konfirmiert.[41] Später konnte der Jugendliche mit jüdischer Herkunft nach Großbritannien emigrieren.[40] Im Kriegsjahr 1940 entstand noch einmal ein „heftiger Streit um die Kosten der Beheizung der Kirche anlässlich der Konfirmationen von Pfarrer Nehmiz“.[41]
Er war immer wieder Anfeindungen, besonders von Anhängern der Deutschen Christen, ausgesetzt und ab 1935 aus dem Gemeindekirchenrat verdrängt worden.[43]
Der Superintendent des Kirchenkreises Kölln-Land I Max Diestel, ein Mitglied des Berliner Bruderrates der Bekennenden Kirche förderte als zuständiger Vorgesetzter Nehmiz in seinem dienstlichen Wirken und auch bei Wiederherstellung dessen Gesundheit. Als das Martin-Luther-Krankenhaus im Mai 1942 ihm wegen eines schweren Erschöpfungszustandes und hohen Blutdrucks ein mehrwöchige Kur mit Nachkur in Bad Wiessee empfahl, unterstützte Diestel das Gesuch auf zusätzlichen zweckgebunden Urlaub an die Kirchenbehörde.
Zufluchtsstätte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das zur Kreuzkirche gehörende Pfarrhaus mit der Front zum Hohenzollerndamm wurde eine Zufluchtsstätte während des Kirchenkampfes – auch noch als die Polizei im Dritten Reich die Räumung wegen Kriegsschäden verlangte, erinnerte sich Nehmiz im Ruhestand Anfang der 1950er Jahre. Er gewährte dort bis zu 18 Personen in den Kriegsjahren Unterschlupf[44]
Neuanfang nach Kriegsende 1945
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Pfarrer berichtete rückblickend, dass die bei Kriegsbeginn 1939 von der Wehrmacht beschlagnahmte Gemeinderäume vor allem als Schlafstellen von Mannschaften der „Luftabwehr“ genutzt wurden und diese bei den überstürzenden Ereignissen am Kriegsende ein Bild „völliger Verwüstung“ boten.[45] Während der Eroberung Berlins im April 1945 errichteten die Rotarmisten eine Funkstation im Kirchturm der Kreuzkirche. Die Gemeindesäle sowie sein Amtszimmer im Pfarrhaus wurden von militärischen Stäben der Alliierten genutzt sowie bei deren Abzug mit Schäden hinterlassen, schrieb Nehmiz als Zeitzeuge nieder.[46]
Der große Saal unterhalb des Kirchengebäudes wurde 1945/46 nun als so genannte „Krypta der Kreuzkirche“ für Gottesdienste „einigermaßen wiederhergestellt“. Die baltendeutsche Künstlerin Alice Brasse-Forstmann aus der Schmargendorfer Kirchengemeinde fertigte in Handarbeit zur Ausgestaltung der Interimskirche drei Wandteppiche mit biblischen Motiven und Sprüchen an, z. B. FÜRCHTE DICH NICHT, DU HAST GNADE VOR GOTT GEFUNDEN[47]
Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nehmiz heiratete am 4. Februar 1908 Johanna Elsbeth Alma Nehmiz, geborene Thomas, aus Freiburg.[48]
Das erste Kind der jungen Pfarrersfamilie war die Tochter Marieluise (eigentlich Elisabet Alma Johanna Marie-Luise). Sie wurde am 27. Dezember 1908 im niederschlesischen Freiburg geboren, wo Nehmiz von 1907 bis 1910 als Pfarrvikar und Pfarrer wirkte. Im Jahre 1928 legte Marieluise Nehmiz die Reifeprüfung am Bismarck-Lyzeum in Berlin-Grunewald ab. Zuvor besuchte sie sechs Jahre das Goethe-Lyzeum in Berlin-Schmargendorf.[49] Ab dem Sommersemester 1928 studierte die Pfarrerstochter auf Kosten ihres Vaters Rechtswissenschaft an der Berliner Universität und mit Beginn des Herbstsemesters 1932 an der Universität Zürich[50]
Der Sohn, Hermann Hugo Gerhard Nehmiz, wurde am 21. Oktober 1910[51] in Schreiberhau geboren. Im Zweiten Weltkrieg fiel der einzige Sohn 1942.[52][53]
Der ältere Bruder von Nehmiz, Gotthilf Hugo Johannes Nehmiz, geboren am 27. Juni 1876 in Magdeburg[54], wurde nach der medizinischen Promotion praktischer Arzt in Schlesien. Dessen Sohn war der Archivar und Philologe Hanshugo Nehmiz.
Traueranzeige
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nehmiz starb kurz vor Vollendung seines 88. Lebensjahres als Witwer. Er war Vater, Schwiegervater, Großvater, Urgroßvater, Schwager und Onkel. Zum Todeszeitpunkt wohnte er in Berlin-Grunewald, Storkwinkel 13. Die Trauerfeier fand am 19. Oktober 1967 in der Dorfkirche Berlin-Schmargendorf, Breite Straße 38 statt. In der Traueranzeige wurde von seiner Tochter Marieluise Wirz, geborene Nehmiz, einer inzwischen Schweizer Staatsbürgerin, sein Konfirmationsspruch zitiert.[55]
Der Verstorbene befand sich seit 1. Oktober 1950 im Ruhestand. Das Grabmal für ihn auf dem Kirchhof in Schmargendorf bestand aus einem steinernen Kreuz und trug u. a. den Hinweis auf Psalm 27, Vers 1, seinen Konfirmationsspruch.
Veröffentlichungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von und über Hugo Nehmiz gibt es Veröffentlichungen:
- Geschichte und Geschicke der Schmargendorfer Kreuzkirche zu Berlin von 1929 bis 1953[56]
- Berlin-Wilmersdorf Verfolgung und Widerstand 1933 bis 1945.[57]
- Widerstand in Wilmersdorf[58]
Gedenken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gemeindekirchenrat der evangelischen Kirchengemeinde in Berlin-Schmargendorf nannte den früheren Großen Saal der Kreuzkirche in Hugo-Nehmiz-Saal ihm zu Ehren um.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gemeindezeitung Kreuzkirche Berlin-Schmargendorf, Ausgabe März 2019; Abgerufen 12. Dezember 2024
- Nehmiz, Hugo (Vater, * 1845; Sohn, * 1979, beide gleichen Vornamens im Evangelischen Pfarrerbuch für die Mark Brandenburg seit der Reformation, DNB 365824267
- Nehmiz auf einer Gartenbank sitzend, Abb. bei Text zum Hugo-Nehmiz-Saal, abgerufen am 27. Dezember 2024.
- Grab-Kreuz und Lebensdaten von Nehmiz sowie Hinweis auf Psalm 27, Vers 1; Kirchhof Alt-Schargendorf, Aufnahme: März 2020
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen, Bd. 6, Leipzig 2007, ISBN 978-3-374-02138-3, S. 274
- ↑ GND 118583085
- ↑ GND 13839508X
- ↑ a b c d Evangelisches Landeskirchliches Archiv in Berlin, Archivalien ELAB 105/598
- ↑ Beglaubigte Abschrift des Taufscheins durch das Pastorat der Pfarrkirche St. Salvator in Breslau am 13. Februar 1903, vertreten durch Pastor Georg Seibt; GND 1034065297.
- ↑ Berliner Adressbuch, Ausgabe 1889, Leibnitz-Gymnasium
- ↑ Jahresbericht über das Königliche Dom-Gymnasium zu Magdeburg von Ostern 1898 bis Ostern 1899, Magdeburg 1899, Schulnachrichten, S. 21
- ↑ Otto Fischer: Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark, Brandenburg seit der Reformation, Band II/2, Berlin 1941, S. 588 Sp. 1, DNB 365824267
- ↑ Verzeichnis des Personals und der Studierenden auf der Königlich Preußischen Universität Marburg, DFG-Viewer: Universität Marburg, SS 1899 – WS 1899/1900
- ↑ Amtliches Verzeichnis des Personals und der Studierenden der Preußischen Universität zu Greifswald, Winter-Semester 1900/1901
- ↑ GND 116350482
- ↑ Pfarralmanach für die Kirchenprovinz Mark Brandenburg. Herausgegeben vom Evangelischen Konsistorium der Mark Brandenburg. Nach dem Stande vom 1. April 1939. (Änderungen nach der Drucklegung nach Möglichkeit berücksichtigt). Verlag Trowitzsch & Sohn, Berlin 1939, S. 88, DNB 014051877
- ↑ Dietmar Neß: Schlesisches Pfarrerbuch, Erster Band, ISBN 978-3-374-03724-7, S. 157
- ↑ GND 1298306825
- ↑ GND 104163186
- ↑ Mitteilung im Evangelischen Kirchenblatt für Schlesien, 10. Jahrgang, Verlagsort Görlitz, 7. Juli 1907, S. 243 (9), Sp. 2, Beilage Nr. 27, Redaktion: Pastor Lic. Dr. Schian
- ↑ Gerhard Eberlein: Die Notlage der evangelischen Geistlichkeit in Preußen. In: Evangelisches Kirchenblatt für Schlesien, Nr. 45, 8. November 1903, S. 395, Sp. 1
- ↑ Die evangelische Kapelle in Mariental. In: Wilhelm Winkler: Schreiberhau, seine Geschichte, Natur und Beschreibung, OCLC 249957193, S. 88
- ↑ Beglaubigte Abschrift des Berechtigungs-Scheines von 1898 mit dem Zurückstellungsvermerk vom 1. September 1902, ausgestellt durch das Pastorat der Pfarrkirche St. Salvator in Breslau am 13. Februar 1903; Archivalien ELAB 105/598, Evangelisches Landeskirchliches Archiv in Berlin.
- ↑ Manfred Gailus: Die Kreuzkirchengemeinde Berlin-Schmargendorf im „Dritten Reich“. In: Himmel & Erde. Gemeindezeitung für den Wilmersdorfer Süden, Ausgabe März 2019, S. 6–7, OCLC 724595490]
- ↑ Berliner Adressbuch, Ausgabe 1917, I. Teil, S. 2032, Sp. 2
- ↑ Berliner Adressbuch, Ausgabe 1917, V. Teil, S. 276, Sp. 4 [„Sehenswürdigkeiten“]
- ↑ Baudenkmal Goethe-Lyzeum
- ↑ Berliner Adressbuch, Ausgabe 1919 Teil V., S. 267, Sp. 2 (Evangel. Kirche)
- ↑ Denkmalschutz-Schulgebäude Ehemaliges Heinrich-von-Kleist-Realgymnasium
- ↑ Hannoverscher Kurier, Morgen-Blatt, 12. Januar 1930, Beilage Nr. 18/19 [„Ein in Stein gehauenes Glaubensbekenntnis. Die neue evangelische Kirche der Berlin-Schmargendorfer Gemeinde“], OCLC 643922970
- ↑ Gemeindeblatt der Kirchengemeinde Schmargendorf zu Berlin, Nr. 50, Berlin-Schmargendorf, 15. Dezember 1929, 10. Jahrgang, Faksimile des Beitrags von Hugo Nehmiz auf dem Titelblatt, in: 50 Jahre Kreuzkirche 1929–1979, Hrsg. Evangelische Kreuzkirchengemeinde, S. 12, OCLC 1396546891
- ↑ Impressum des Gemeindeblatts, OCLC 367829833, ZDB-ID 566974-1
- ↑ OCLC 84752369, ZDB-ID 2353405-9
- ↑ Nehmiz: Lithurgische Gottesdienste (III) in „Gemeindeblatt der Kirchengemeinde Berlin-Schmargendorf für Sonntag und Alltag“, 2. Jahrgang (1921), S. 108
- ↑ „Gemeindeblatt der Kirchengemeinde Berlin-Schmargendorf für Sonntag und Alltag“, 2. Jahrgang (1921), S. 204
- ↑ Beispiele im „Gemeindeblatt der Kirchengemeinde Berlin-Schmargendorf für Sonntag und Alltag“, 2. Jahrgang (1921), S. 152 u. 3. Jahrgang (1922), S. 160
- ↑ Beispielsweise laut Gemeindeblatt vom 5. Juni 1921, Nr. 23, 2. Jahrgang, S. 92 [Rubrik: Nachrichten aus unserer Gemeinde] sowie 11. September 1921, Nr. 37, S. 148
- ↑ Gemeindeblatt vom 12. Juni 1921, Nr. 24, 2. Jahrgang, S. 100
- ↑ Gemeindeblatt, Nr. 38, 2. Jahrgang, S. 152
- ↑ Bothe-von Richthofen, Felicitas: Widerstand in Wilmersdorf, Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin 1993, ISBN 3-926082-03-8, S. 130
- ↑ Bd. 5., (Buchstaben L - O), 1. Aufl., Berlin 2004, ISBN 978-3-89626-355-1, 2. Aufl., ISBN 978-3-89626-359-9, S. 414
- ↑ Manfred Gailus: Die Kreuzkirchengemeinde Berlin-Schmargendorf im „Dritten Reich“. In: Himmel & Erde. Gemeindezeitung für den Wilmersdorfer Süden. März 2019, S. 6–7, hier S. 6 Sp. 3, OCLC 724595490
- ↑ Im „Projekt Generalstaatsanwaltschaft bei dem Landgericht – Verfahren 1933–1945“ des Landesarchiv Berlin ist er unter der NS-Opfergruppe „Politisch Verfolgte“ erfasst worden: Nehmiz, Hugo, Deutsche Digitale Bibliothek: Archivale im Landesarchiv Berlin
- ↑ a b Felicitas Bothe-von Richthofen: Widerstand in Wilmersdorf, Abschnitt Bekennende Kirche, S. 128 bis 131, hier S. 128; Band 7 der Schriftenreihe über den Widerstand in Berlin von 1933 bis 1945, [Berlin 1993], DNB 940184583, OCLC 214756736
- ↑ a b c Manfred Gailus: Die Kreuzkirchengemeinde Berlin-Schmargendorf im „Dritten Reich“. In: Himmel & Erde. Gemeindezeitung für den Wilmersdorfer Süden. März 2019, S. 6–7, OCLC 724595490
- ↑ Schreiben Hugo Nehmiz vom 20. Mai 1938 i. V. m. seinem zuvor zurückgezogenen Erklärungs-Schreiben vom 18. Mai 1938 unter Berufung auf das Ordinationsgelübde
- ↑ Udo Christoffel/Elke von der Lieth: '’Berlin-Wilmersdorf Verfolgung und Widerstand 1933 bis 1945'’ [Eine Veröffentlichung des Bezirksamtes Wilmersdorf von Berlin] ISBN 3-922912-39-7, S. 28. Sp. 1
- ↑ Geschichte und Geschicke der Schmargendorfer Kreuzkirche zu Berlin von 1929 bis 1953, Hrsg. Bauverein der Kreuzkirche Berlin-Schmargendorf e. V., Verfasser: Hugo Nehmiz; Druck: H. Heenemann KG., Berlin-Wilmersdorf 1953, S. 14
- ↑ Geschichte und Geschicke der Schmargendorfer Kreuzkirche zu Berlin von 1929 bis 1953. Hrsg. Bauverein der Kreuzkirche Berlin-Schmargendorf e. V., Verfasser: Hugo Nehmiz, Druck: H. Heenemann KG., Berlin-Wilmersdorf 1953, S. 13 f.
- ↑ Geschichte und Geschicke der Schmargendorfer Kreuzkirche zu Berlin von 1929 bis 1953. Hrsg. Bauverein der Kreuzkirche Berlin-Schmargendorf e. V., Verfasser: Hugo Nehmiz, Druck: H. Heenemann KG., Berlin-Wilmersdorf 1953, S. 6
- ↑ Alice Brosse-Forstmann: Die Entstehung der Wandteppiche der Kreuzkirche, in: 50 Jahre Kreuzkirche 1929–1979, S. 19–22, hier S. 20, OCLC 1396546891
- ↑ Evangelisches Pfarrerbuch für die Mark, Brandenburg seit der Reformation, Band II/2, Berlin 1941, S. 588 Sp. 1, DNB 365824267
- ↑ Gebäude der heutigen Carl-Orff Grundschule, Objekt in der Liste der Kulturdenkmale in Berlin-Schmargendorf
- ↑ Lebenslauf von Marieluise Nehmiz in ihrer Dissertation „Geistige Schöpfung und Tonfilmproblem“ an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich im Jahre 1935, DNB 570950929
- ↑ Evangelisches Landeskirchliches Archiv in Berlin, Archivalien ELAB 105/598
- ↑ Neue Datenbank zu Gefallenen des II. Weltkriegs online, Abruf: 5. Januar 2025
- ↑ Suchergebnisse: Gerhard Nehmiz.
- ↑ Lebenslauf von Johannes Nehmiz (* 27. Juni 1876 in Magdeburg), Anlage zur Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig, 1902, OCLC 191541695
- ↑ Traueranzeige mit Text des Psalms 27, Vers 1, Archivalie im Evangelischen Landeskirchlichen Archiv in Berlin, ELAB 105/598, Eingangsstempel 17. Oktober 1967
- ↑ Hrsg. Bauverein der Kreuzkirche Berlin-Schmargendorf e. V., Verfasser: Hugo Nehmiz, Druck: H. Heenemann KG., Berlin-Wilmersdorf 1953; Bibliothek des Berliner Missionswerks, Signatur: M 3 2016 179
- ↑ Eine Veröffentlichung des Bezirksamtes Wilmersdorf von Berlin, ISBN 3-922912-39-7, S. 28. Sp. 1
- ↑ Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Text: Bothe-von Richthofen, Felicitas, Berlin 1993, ISBN 3-926082-03-8, S. 121, 126ff, 130
Personendaten | |
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NAME | Nehmiz, Hugo |
ALTERNATIVNAMEN | Nehmiz, Carl Gustav Adolph Hugo; Nehmiz, Hugo Adolf Gustav Karl; Nehmiz, H. |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher evangelischer Theologe und Pfarrer |
GEBURTSDATUM | 6. November 1879 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 12. Oktober 1967 |
STERBEORT | Berlin |