Das Suffix-ismus ist ein Mittel zur Wortbildung durch Ableitung (Derivation). Das entstandene Wort bezeichnet in der Regel eine Abstraktion, oft ein Gedanken- und Glaubenssystem, wie zum Beispiel eine Lehre, eine Ideologie bzw. Weltanschauung oder eine Religion, aber auch einen gesellschaftlichen Zustand oder ein künstlerisches Genre. Es kann sowohl an Substantive (Alkohol-, Putsch-) angefügt werden als auch an Adjektive (sozial-, extrem-),[1] Aus diesen Substantiven mit dem Suffix -ismus können Adjektive mit dem Suffix -istisch gebildet werden.[2]
Wörter mit dem Suffix -ist bezeichnen häufig eine Person, die Anhänger eines -ismus ist (z. B. Sozialist oder Feminist) oder eine dem -ismus entsprechende Einstellung oder Geisteshaltung hat, z. B. Pazifist, Optimist.[3]
Im Gegensatz zu vielen anderen Suffixen sind die Suffixe „-ismus“ und „-ist“ in der deutschen Sprache der Gegenwart noch produktiv. Neue Wörter entstehen nach Bedarf.
Die beiden aus dem Griechischen stammenden Endungen-ismus (aus der Endung der Verben auf -izein gebildet: „auf eine bestimmte Art handeln, vorgehen“, latinisiert zu ursprünglich -ισμός-ismós, substantivisch) und -istik (von -ιστική-istikḗ, adjektivisch) werden oft gleichwertig gebraucht. Doch weisen die Wörter, die auf „-ismus“ enden, mehr auf eine Tendenz, Richtung, auf eine Übersteigerung oder (oft extreme) Geisteshaltung hin, während sich die Wörter auf „-istik“ mehr auf die Erscheinung, die Äußerungsform oder ein erlernbares Fach beziehen.
Eine große Anzahl dieser Begriffe leiten sich zunächst von wissenschaftlichenTheorien und Hypothesen ab, die zwar unter den entsprechenden Fachwissenschaftlern nicht allgemein anerkannt sein müssen, die sich aber der wissenschaftlichen Methodik bedienen, sich einer wissenschaftlichen Diskussion aussetzen, und dadurch wandlungs- und ausbaufähig entsprechend dem Zuwachs an Erkenntnis und den technischen Möglichkeiten sind. Diese Meinungen können aber auch das Ergebnis einer unkritischen Entwicklung einer Idee sein, die ungenau oder gar nicht überprüft oder irrational begründet wird.
Eine neutrale Bedeutung kommt Begriffen wie Organismus, Superorganismus oder Mechanismus zu, die zur Klassifizierung und Zuordnung verwendet werden. Der Atavismus ist ein Fachbegriff, der ein biologisches Phänomen definiert. Deshalb gibt es hierzu auch keinen Begriff für einen „Vertreter“ des Atavismus (also einen „Atavisten“), sondern nur das Adjektiv „atavistisch“.
Ebenfalls ohne dogmatischen Einschlag, wenn auch mit der Bedeutung der grundlegenden, verallgemeinernden Einstellung verknüpft, sind Pessimismus, Idealismus, Radikalismus, Zynismus (hier auch: Zyniker und zynisch statt „Zynist“ und „zynistisch“). Daraus folgen gewöhnlich keine diskriminierenden Praktiken in Form von Äußerungen, Verhalten, Taten, Regelungen usw.
Eine meist negativ bewertete extreme, intolerante Geisteshaltung verbirgt sich hinter Begriffen wie Fundamentalismus, Fanatismus und Extremismus. Diese sind eindeutig negativ belegt, ohne dass hiermit bereits ein bestimmter Gegenstandsbereich festgelegt wird. Erst durch Zusätze erhalten sie eine inhaltliche Bedeutung, z. B. christlicher, hinduistischer oder islamischer Fundamentalismus.
Aus der grundsätzlichen Ablehnung von Ideologie, Dogma, Unbeweglichkeit und Starrsinnigkeit, die mit vielen Ismen assoziiert worden sind, ergeben sich auch zumindest in der heutigen Wortbedeutung herabsetzende Begriffe: Dilettantismus („dilettieren“ hatte früher eine durchaus positive Bedeutung im Sinne von „Kunst oder Wissenschaft betreiben, ohne dafür an einer Universität ausgebildet zu sein“, dilettantisch bedeutet also ursprünglich „durch Selbststudium gelehrt, erfahren, bewandert, fähig“). Grundsätzlich ist für jeden Wissenschaftler, der eine offene und freie Diskussion seiner Ideen bevorzugt, eine Herabsetzung, als Anhänger eines -ismus zu gelten, ein X-ist, oder x-istisch zu sein.
Die hiervon abgeleiteten Ismen sind im Gegensatz zu einer wissenschaftlichen Theorie starr und nicht wandlungsfähig, sie verharren auf dem einmal angenommenen Erkenntnisstand. Die Meinungen bzw. Aussagen werden auch auf Lebensbereiche ausgedehnt, die mit der ursprünglichen Wissenschaft nichts mehr zu tun haben.
Häufig behaupten Ismen Teilwahrheiten für die gesamte Wirklichkeit und widersprechen sich so letztlich selbst. Beispiel: Wenn der (erkenntnistheoretische) Relativismus behauptet, dass alle Erkenntnis relativ sei, so macht er damit eine absolute Aussage. Wenn ein Subjektivist aussagt, dass alles subjektiv sei, so wäre dies eine objektive Aussage.
In bestimmten Fällen von Ismen kommt es zu einem missionarischen Eifer der Vertreter dieser Meinungen, die allen Menschen die eigene Geisteshaltung darlegen und zum Teil auch aufzwingen wollen und in manchen Fällen zur Durchsetzung dieses Zieles auch vor politischer Verfolgung und Gewalt nicht zurückschrecken (Faschismus, Islamismus). Insofern stellen diese Ismen einen falschen Gebrauch der zu Grunde liegenden wissenschaftlichen Theorien und Hypothesen dar.
Eine andere Gruppe von Begriffen mit der Endsilbe -ismus bezeichnet (zumindest in ihrer Entstehungszeit) provokante Ideengebäude, die als verkrustet und unbeweglich empfundene Strukturen aufbrechen und Neues ermöglichen sollten. Im Bereich der Kunst lösten die Ismen (Die Kunstismen) die großen, umfassenden Stilepochen seit dem frühen 19. Jahrhundert ab: Kubismus, Dadaismus, Expressionismus, Surrealismus, Symbolismus. Im gesellschaftlichen Bereich bezeichnen Protestantismus, Marxismus, Leninismus, Sozialismus und Kommunismus erhebliche Umbrüche.
[Diskriminierung] Verstärkung negativer Stereotype über Menschen mit einer Behinderung; Diskriminierung aufgrund einer (vorhandenen oder wahrgenommenen) Beeinträchtigung oder Behinderung von Personen
Aktualismus (Philosophie): Auffassung, dass es ein ewiges Kommen und Gehen, einen ständigen Wandel gebe
Aktualismus (Geologie), geologische Prinzip, dass man aus heutigen geologischen Prozessen auf die Entwicklung in der Vergangenheit schließen könne
Aktualismus (Ökologie), in der Ökologie Prozesse der Gegenwart liefern den Schlüssel für die Vergangenheit; das heißt Prozesse, die es jetzt gibt, waren auch in der Vergangenheit aktiv (z. B. Konkurrenz)
Der A-nationalismus bezeichnet kosmopolitische, universalistische Vorstellungen die im Kontrast zum Nationalismus auf die „Eine-Welt“-Orientierung zielen.
Politik und Religion: religiös begründete Judenfeindlichkeit; Feindlichkeit gegenüber Angehörigen jüdischen Glaubens, nicht gegenüber jüdischer Abstammung
erkenntnistheoretische Positionen bezeichnet, der zufolge die Wahrheit von einzelnen besonderen Aussagen durch logische Deduktion aus letzten wahren Voraussetzungen bewiesen werden soll
Ideologisierte bzw. fundamentalistische Form des Christentums, welche im Namen der Religion religiöse und/oder politische Ziele auch mit Gewalt durchsetzt.
kann als Zustand der Mutlosigkeit oder Schwarzseherei beschrieben werden. Ursprünglich bezeichnete er die Überzeugung, dass keine Aussicht (mehr) auf den Sieg besteht, und eine daraus resultierende starke Neigung aufzugeben.
Dualismus (Politik), Zusammenwirken von Regierung und Parlament, vor allem in konstitutionellen Monarchien
Dualismus (Habsburgermonarchie), Österreichisch-Ungarischer Ausgleich, verfassungsrechtliche Vereinbarungen zur Wandlung in die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn
Deutscher Dualismus, auch preußisch-österreichischer Dualismus, von 1740 bis 1866 währende Rivalität zwischen Österreich und Preußen um die Vorherrschaft
ein Fachbegriff aus der Sprachwissenschaft für einen sprachlichen Ausdruck, der über Personen, Dinge oder Sachverhalte eine (oft starke) negative Wertung beinhaltet oder negative Assoziationen zu diesen weckt.
sich verschiedener entwickelter und abgeschlossener Systeme (z. B. Stile, Philosophien) bedienen und deren Elemente neu zusammensetzen. Im Falle von Religionen spricht man jedoch eher von Synkretismus, im Falle von Kulturen auch von Hybridität.
Neigung dazu, das eigene Volk/die eigene Nation/das eigene Land/die eigene Sprache als Mittelpunkt anzusehen und sich danach diskriminierend zu verhalten
Ausschluss von Minderheiten Exklusion, sowie Ausschluss von Inhalten oder Personen, im Kontext der Wikipedia ein Grundsatz-Konflikt zwischen Inklusionismus und Exklusionismus[12]
Politik und Religion: eine Überzeugung, Anschauung oder Geisteshaltung, die sich durch ein kompromissloses Festhalten an ideologischen oder religiösen Grundsätzen kennzeichnet und das politische Handeln bestimmt
(auch Naturdeterminismus, Umweltdeterminismus oder Ökodeterminismus) ist ein Forschungsansatz der Wirtschaftsraumanalyse, der besagt, dass die unterschiedliche Wirtschaftsentwicklung in verschiedenen Teilen der Welt in erster Linie durch die natürliche Ausstattung bestimmt ist.
Das geozentrische Weltbild (altgriechisch „erdzentriert“) basiert auf der Annahme, dass die Erde und damit auch der Mensch im Universum eine zentrale Position einnehmen, so dass alle Himmelskörper (Mond, Sonne, die anderen Planeten und die Fixsterne) die Erde umkreisen.
Philosophie: eine philosophische bzw. ethische Strömung, deren Grundthese lautet, dass einzig Lust bzw. Freude und die Vermeidung von Schmerz bzw. Leid ihre Wirkung intrinsisch entfalten
bei manchen Kristallarten auftretende Unterschiede im Aufbau; das Auftreten, die Existenz unterschiedlicher Tier- oder Pflanzenformen innerhalb einer Art[14]
die Haltung politischer Regime mächtiger Staaten, andere Länder zu erobern, zu unterdrücken oder in Abhängigkeit zu halten, um globale Interessen durchzusetzen (Aufbau eines Imperiums, Streben nach imperialer Macht)
gesellschaftliche Inklusion, sowie eine Grundeinstellung vieler Mitarbeiter der Wikipedia für Offenheit, für die Aufnahme möglichst vieler Artikel zu allen möglichen Themen, ohne die umstrittenen Relevanzkriterien
die Repräsentation des römisch-katholischen Christentums in der Gesellschaft, basierend auf der durch den katholischen Glauben geprägten Weltanschauung und Wertvorstellung
Von Mani gestiftete gnostische Religion der späten Antike und des frühen Mittelalters, deren Ausgangspunkt ein radikaler Dualismus (von Licht und Finsternis, Gut und Böse, Geist und Materie) ist
Evangelische Strömung, die aus dem Anglikanismus stammt, und von John Wesley und seinem Bruder Charles im 18. Jahrhundert ins Leben gerufen wurde (beeinflusst von Luthertum, Presbyterianismus, Pietismus u. a.)
auch Millennialismus (von lat. millennium „Jahrtausend“) oder Chiliasmus, bezeichnet ursprünglich den Glauben an die Wiederkunft Jesu Christi und das Errichten seines tausend Jahre währenden Reiches
in der Philosophie eine Position, die im Gegensatz zum Subjektivismus die Bildung von Begriffen und Wahrheits- und Geltungsbedingungen von Sätzen an die Eigenschaften von Objekten, nicht an Eigenschaften des urteilenden Subjekts, knüpft.
Zustand oder Konzept politischer Systeme, bei dem kleinere Einheiten dem Ganzen gegenüber ihre Interessen und Rechte vorrangig durchsetzen können oder dieses zumindest beanspruchen
Umgangssprachlich: ein Verhalten, das sich nach bekannten situativen Gegebenheiten richtet, wodurch das praktische Handeln über die theoretische Vernunft gestellt wird.
Wissenschaftlich: philosophische Tradition, die davon ausgeht, dass der Gehalt einer Theorie von deren praktischen Konsequenzen her bestimmt werden soll.
Einstellung, die grundlegende Veränderungen an einer herrschenden Ordnung anstrebt und Probleme „an der Wurzel“ beginnend möglichst umfassend lösen will.
Position der Erkenntnistheorie, nach der jede Wahrnehmung vollständig subjektiv und die Realität daher nicht (objektiv) erkennbar, sondern vollständig von jedem Einzelnen konstruiert sei.
Ideologie, die die Esperanto-Bewegung lediglich als Diaspora verstehen will; Gegenbegriff zu Finvenkismus, der als Ziel Esperanto als weltweite Zweitsprache ansieht
Abwertende und moralisierende Bezeichnung im Schweizer Hochdeutsch für eine inhaltslose Sache, die auf einen vermeintlichen Spaßfaktor reduziert ist. Abwertend für Spassgesellschaft und für oberflächliches, beliebiges Auftreten.
Dieses Kofferwort bezieht sich auf das Betriebssystem Windows von Microsoft und den Chiphersteller Intel und bedeutet die Beherrschung des PC-Marktes durch die Lieferer der Komponenten.[22]
↑Zavitzianos G: Homeovestism: perverse form of behaviour involving wearing clothes of the same sex. In: The International Journal of Psychoanalysis. Band53, Nr.4, 1972, S.471–7, PMID 4664943 (pep-web.org).
↑Zavitzianos G: The object in fetishism, homeovestism and transvestism. In: The International Journal of Psychoanalysis. Band58, Nr.4, 1977, S.487–95, PMID 598975 (pep-web.org).