Donskoje (Kaliningrad, Swetlogorsk)
Donskoje (russisch Донское, deutsch Groß Dirschkeim) ist eine Siedlung in der russischen Oblast Kaliningrad. Der Ort gehört zum Stadtkreis Swetlogorsk.
Siedlung
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Geographische Lage
BearbeitenDonskoje liegt an der Westküste des Samlandes und ist 43 km von der Oblasthauptstadt Kaliningrad (Königsberg) und 13 km von der Stadt Swetlogorsk (Rauschen) entfernt. Die Regionalstraße 27A-013 (ex A192) führt östlich an dem Ort vorbei, durch den eine Nebenstraße von Primorje (Groß Kuhren) kommend (Kommunalstraße 27K-355) und nach Jantarny (Palmnicken) führend (Kommunalstraße 27K-063) verläuft.
Donskoje liegt mit seinem Bahnhof Donskoje-Nowoje an der Bahnstrecke Kaliningrad–Selenogradsk–Primorsk, die in diesem Bereich aber zurzeit nicht betrieben wird. Der nächste Bahnanschluss befindet sich in Swetlogorsk.
Ortsname
BearbeitenDer deutsche Name des Ortes[2] leitet sich von prußischen Wörtern „Dirse“ (= der Schöngewachsene) und „kaym“ (= Feld) ab und bezog sich auf einen hier lebenden Prußen.
Geschichte
BearbeitenIm Jahre 1339 wurde Tirschkaym[3][2] als Standort für ein herzogliches Schloss erstmals erwähnt. In dem Haus residierte der Amtsmann eines Kammeramtes, der für den nordwestlichen Seebezirk zuständig war. Im 16. Jahrhundert hielt sich oft Markgraf Georg Friedrich, der Vormund von Herzog Albrecht Friedrich, zur Jagd im Forst Warnicken (heute russisch: Lesnoje) hier auf. Das Jagdhaus war um 1700 baufällig, so dass man die obere Etage beseitigte.
Über die Jahrhunderte bestand die staatliche Domäne Dirschkeim. Das Dorf Dirschkeim war Sitz des Amtes Dirschkeim, das um 1782 aus zwei Vorwerken und 14 Dörfern bestand.[4] Die Domäne war meist verpachtet. Der erste Pachtvertrag ist aus dem Jahre 1584 bekannt. 1804 erhielt der Bruder des Ministers von Schön das etwa 500 Hektar große Gut in Erbpacht. Bis 1945 blieb die Familie von Schön auf dem Gut und tat sich besonders in der Schafzucht hervor. Auf dem Gutsgelände befinden sich zwei Schluchten, die man vor 1945 zu den eindrucksvollsten des Samlandes rechnete: die 800 Meter lange Dirschkeimer Schlucht mit dem Galgenberg direkt am Ufer, sowie die Rosenorter Schlucht, in der sich früher eine Bernsteingrube befand.[5]
Am 13. Juni 1874 wurde das damalige Fischerdorf Amtssitz und namensgebend für einen neu errichteten Amtsbezirk[6], der bis 1945 bestand und bis 1939 zum Kreis Fischhausen, von 1939 bis 1945 zum Landkreis Samland im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte. Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Groß Dirschkeim in die Landgemeinde Groß Dirschkeim eingegliedert. In den 1930er Jahren entstand am östlichen Ortsrand auf einem bereits von der Reichswehr genutzten Schießplatz der Einsatzhafen Brüsterort der Luftwaffe.
Infolge des Zweiten Weltkrieges kam das Dorf 1945 mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. Im Jahr 1947 erhielt der Ort die russische Bezeichnung „Donskoje“ und wurde gleichzeitig dem Dorfsowjet Jantarski selski Sowet im Rajon Primorsk zugeordnet.[7] Später wurde der Ort von der Siedlung städtischen Typs Primorje aus verwaltet. Im Jahr 2007 wurde Donskoje Verwaltungssitz einer städtischen Gemeinde im neu gebildeten Rajon Swetlogorsk. Von 2010 bis 2018 hatte der Ort den Status einer Siedlung städtischen Typs. Seit 2018 gehört Donskoje zum Stadtkreis Swetlogorsk.
Demographie
BearbeitenJahr | Einwohnerzahl | Anmerkungen |
1818 | 184 | davon 92 im Dorf und 92 auf dem Vorwerk[8] |
1831 | 177 | [9] |
1858 | 292 | davon 171 Evangelische und drei Juden im Dorf sowie auf dem Vorwerk 118 Evangelische[10] |
1864 | 320 | am 3. Dezember, davon 199 im Dorf und 121 auf dem Vorwerk[11] |
1867 | 354 | am 3. Dezember, davon 220 im Dorf und 134 auf dem Vorwerk[12] |
1871 | 321 | am 1. Dezember, davon 190 im Dorf und 131 auf dem Vorwerk, sämtlich Evangelische[12] |
1910 | 358 | 179 im Dorf und 179 auf dem Vorwerk[13] |
1933 | 347 | [14] |
1939 | 653 | [14] Starker Anstieg durch Zuzug von Militärpersonal |
Jahr | 2002 | 2010 |
Einwohnerzahl | 3170 | 2924 |
Amtsbezirk Groß Dirschkeim (1874–1945)
BearbeitenZum Amtsbezirk Groß Dirschkeim gehörten anfänglich acht Landgemeinden (LG) bzw. Gutsbezirke (GB):[6]
Name | Russischer Name | Bemerkungen |
---|---|---|
Brüsterort (LG) | Majak | nach Groß Dirschkeim eingemeindet |
Finken (GB) | Molodogwardeiskoje | 1928 zunächst nach Klein Kuhren, dann nach Groß Dirschkeim eingegliedert |
Groß Dirschkeim, Dorf (LG) | Donskoje | |
Groß Dirschkeim, Gut (GB) | Donskoje | 1928 in die Landgemeinde Groß Dirschkeim eingegliedert |
Klein Kuhren (LG) | Filino | |
Kreislacken (LG) | Bakalino | 1928 in die Landgemeinde Marscheiten eingegliedert |
Marscheiten (LG) | Marjinskoje | |
Nöttnicken (LG) | Prislowo |
Am 1. Januar 1945 gehörten nur noch die vier Gemeinden Groß Dirschkeim, Klein Kuhren, Marscheiten und Nöttnicken zum Amtsbezirk Groß Dirschkeim.
Gorodskoje posselenije Donskoje 2007–2018
BearbeitenDie städtische Gemeinde Gorodskoje posselenije Donskoje (ru. Городское поселение Донское) wurde im Jahr 2007 eingerichtet.[15] Sie gehörte zu dem damals ebenfalls neu eingerichteten Rajon Swetlogorsk, innerhalb dessen sie quasi ein Exklavendasein – (fast) abgetrennt durch Gebiete des Rajon Selenogradsk – führte. Sie zählte 2953 Einwohner (Stand 2010). Im Jahr 2018 wurde die Gemeinde aufgelöst und deren Orte in den neu gebildeten Stadtkreis Swetlogorsk eingegliedert.
Zur Gorodskoje posselenije Donskoje gehörten vier Orte:
Name | Deutscher Name |
---|---|
Donskoje | Groß Dirschkeim |
Majak | Brüsterort |
Marjinskoje | Marscheiten |
Molodogwardeiskoje | Finken |
Kirche
BearbeitenEvangelisch
BearbeitenBis 1945 war die Bevölkerung Groß Dirschkeims fast ausnahmslos evangelischer Konfession. Das Dorf gehörte zum Kirchspiel der Pfarrkirche in Heiligenkreutz (heute russisch: Krasnotorowka) im Kirchenkreis Fischhausen (Primorsk) innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Letzter deutscher Geistlicher vor 1945 war Pfarrer Georg Henkys. Heute liegt Donskoje im Einzugsbereich der in den 1990er Jahren neu entstandenen evangelisch-lutherischen Auferstehungskirchengemeinde in Kaliningrad (Königsberg) innerhalb der Propstei Kaliningrad[16] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.
Russisch-orthodox
BearbeitenIn Donskoje besteht eine russisch-orthodoxe Kirchengemeinde, deren Gotteshaus nördlich der Durchgangsstraße und westlich der Bahnstrecke liegt und den Namen der Wladimirer Gottesmutter-Ikone trägt. Sie gehört zur Diözese Kaliningrad und Baltijsk (Königsberg und Pillau) (bis 2009: Diözese von Smolensk und Kaliningrad) der Russisch-Orthodoxen Kirche.
Schule
BearbeitenIn Groß Dirschkeim gab es vor 1945 bereits eine zweiklassige Schule, die aus der Zeit vor 1735 stammte.
Literatur
Bearbeiten- Leopold Krug: Die Preussische Monarchie; topographisch, statistisch und wirthschaftlich dargestellt. Nach amtlichen Quellen. Teil I: Provinz Preussen. Berlin 1833, S. 141, Ziffer 67 (Online).
- Groß Dirschkeim, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Groß Dirschkeim).
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
- ↑ a b Donskoje - Groß Dirschkeim bei ostpreussen.net
- ↑ Ortsinformationen Bildarchiv Ostpreußen: Groß Dirschkeim
- ↑ Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil I: Topographie von Ost-Preußen. Marienwerder 1785, S. 10, Ziffer 3).
- ↑ August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde oder Beschreibung von Preußen. Ein Handbuch für die Volksschullehrer der Provinz Preußen, so wie für alle Freunde des Vaterlandes. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1835, S. 499.
- ↑ a b Rolf Jehke: Amtsbezirk Groß Dirschkeim
- ↑ Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 17. November 1947)
- ↑ Alexander August Mützell, Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 1: A-F. Halle 1821, S. 271, Ziffern 1150 und 1151.
- ↑ Leopold Krug: Die Preussische Monarchie; topographisch, statistisch und wirthschaftlich dargestellt. Nach amtlichen Quellen. Teil I: Provinz Preussen. Berlin 1833, S. 141, Ziffer 67.
- ↑ Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S 63-76.
- ↑ Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg: Berlin 1966, S. 10, Ziffern 51 und 52.
- ↑ a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 16–17, Ziffer 33, und S. 22–23, Ziffer 188.
- ↑ Groß Dirschkeim, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Groß Dirschkeim).
- ↑ a b Michael Rademacher: Ostpreußen - Landkreis Fischhausen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Durch das Закон Калининградской области от 2 ноября 2007 г. № 182 «Об организации местного самоуправления на территории Светлогорского городского округа» (Gesetz der Oblast Kaliningrad vom 2. November 2007, Nr. 182: Über die Organisation der lokalen Selbstverwaltung auf dem Territorium des Stadtkreises Swetlogorsk)
- ↑ Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad ( vom 29. August 2011 im Internet Archive)