Wessels, August

Lebensdaten
1870 – 1952
Geburtsort
Stadtfelde (Oldenburg)
Sterbeort
Westheim bei Augsburg
Beruf/Funktion
Schuhfabrikant
Konfession
andere
Namensvarianten

  • Wessels, August

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Zitierweise

Wessels, August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140941.html [16.11.2024].

CC0

  • Wessels, August

    Schuhfabrikant, * 28.4.1870 Stadtfelde (Oldenburg), 3.11.1952 Westheim bei Augsburg. (evangelisch-lutherische Freikirche)

  • Genealogie

    V Ahlert (v. 1889), Bahnwärter in Oldenburg, Wirt in Petersfehn b. Oldenburg;
    M Anna Rüscher ( v. 1889);
    B Heinrich (1874–n. 1954, Wilhelmine Gäseke), Kaufm., Zuschneider in A.;
    Schw Anna ( 1876);
    1) Augsburg 1896 Rosine (1875–1943), aus A., T d. Daniel Volk, Schlosser, u. d. Henriette Magdalene Neuhaus, 2) Augsburg 1946 Maria Hegele (1901–52), aus Scheppach;
    3 S aus 1) August (1897–1942 ⚔), Gottfried ( 1898), Otto (1900–58), ab 1918 in d. väterl. Fa. tätig, 1945 Prokurist, 1950–52 Mitgeschäftsführer, 2 T aus 1) Christiana ( 1903), Rosa ( 1907).

  • Biographie

    W., der Vollwaise war, absolvierte 1884–88 eine Schuhmacherlehre in Oldenburg, arbeitete während seiner anschließenden Wanderschaft bei einer Schuhfabrik in Soltau, seit 1891 im Filialbetrieb der Fürther Schuhfabrik B. Berneis in Mering und seit Nov. 1892 in der Schuhfabrik Zolleis in Augsburg-Oberhausen. Dort machte er sich, nach kurzem Aufenthalt in Ansbach 1893 und anschließendem Besuch einer Gewerbefachschule in Wien, Anfang 1895 in gemieteten Räumen mit einem Betrieb zur Herstellung von Sandalen selbständig. 1898 errichtete er einen eigenen Fabrikbau und produzierte in diesem Jahr mit über 100 Arbeitern rund 60000 Paar Schuhe. Nach Erweiterung der Oberhauser Fabrik 1904 wandelte er die seit 1903 bestehende „August Wessels Schuhfabrik GmbH“, deren Gesellschaftskapital 1906 auf 500000 Mark verdoppelt wurde und die 1910 eine Verkaufsniederlassung in Berlin eröffnete, Anfang 1911 in eine AG um (Stammkapital Ende 1911 2 Mio. Mark). Mit über 1000 Beschäftigten, einem Jahresabsatz von 1,8 Mio.|Paar und einem Umsatz von 5,25 Mio. Mark galt das Unternehmen 1913 als größte dt. Spezialfabrik für Sandalen, Leinen- und Sportschuhe. Nach Kriegsbeginn produzierte der Betrieb v. a. Militärstiefel, Tornister und Patronentaschen.

    Aufgrund der wirtschaftlichen Krise nach dem 1. Weltkrieg fusionierte W. die Gesellschaft 1920 mit der „Vereinigte Fränkische Schuhfabriken vorm. Max Brust vorm. B. Berneis AG“ in Nürnberg zur „Vereinigte Schuhfabriken AG Berneis-Wessels“ mit Sitz in Augsburg, in deren Vorstand er eintrat. Das Großunternehmen mit Werken in Augsburg, Nürnberg, Fürth, Wasserburg bei Günzburg/ Donau, Mering und Herzogenaurach beschäftigte fast 4000 Arbeiter. Im Aug. 1922 zog W. sich aus der AG zurück und gründete in Augsburg-Lechhausen die „August Wessels Schuhfabrik GmbH“ mit über 200 Mitarbeitern. Sie produzierte unter der Marke „August Wessels Original“ erfolgreich Sandalen, Leinen- und Sportschuhe. 1931 übernahm W. das defizitäre Oberhauser Werk von Berneis-Wessels mit über 700 Beschäftigten und konzentrierte dort die Fertigung der neugegründeten „August Wessels Schuhfabrik GmbH“ (1938 über 800 Beschäftigte, Umsatz 6,5 Mio. RM).

    W.s Söhne Gottfried und August waren vorübergehend im KZ Dachau als „Schutzhäftlinge“ inhaftiert: August kurzzeitig seit Aug. 1934 und erneut von Sept. 1936 bis April 1939, Gottfried von Mai 1934 bis März 1935. Seit 1939 nahmen Militäraufträge ein Drittel der Produktion ein. 1937 trat der dt.national eingestellte W. der NSDAP bei, 1947 wurde er von der Spruchkammer Augsburg als „Mitläufer“ eingestuft. 1945–62 war der Schuhhändler Dietrich Bahner (1913–87) W.s Mitgesellschafter. Den Hälfteanteil am Stammkapital von 2 Mio. DM (seit 1966 3 Mio. DM) erbten nach W.s Tod seine Kinder. Auf dem Höhepunkt der Nachkriegsentwicklung zählte das seit 1950 auf Damenschuhe spezialisierte Unternehmen, das seit 1959 über drei Zweigwerke in Stra bei Padua verfügte, mit 1800 Beschäftigten, einer Jahresproduktion von 1,83 Mio. Paar und einem Umsatz von 38 Mio. DM 1960 zur Spitzengruppe der westdt. Schuhindustrie. Nach Umsatzeinbrüchen folgte 1968 / 70 die Übernahme durch die „Industriewerke Lemm & Co. GmbH Trier“ (Romika-Werke). 1982 wurde das Augsburger Werk mit zuletzt 425 Beschäftigten geschlossen.

  • Auszeichnungen

    A A.-W.-Str., Augsburg-Oberhausen (1944).

  • Literatur

    L 25 J. A. W. Schuhfabr. Augsburg, 1920;
    F. Häußler, W.-Schuhe f. d. Volk, in: Augsburger Allg. v. 13. 12. 2008;
    Hdb. d. Süddt. Aktiengesellschaften, 1914, S. 546 f.;
    Hdb. d. Dt. Aktiengesellschaften 1923 / 24, Bd. Ib, S. 2113 f.;
    Augsburger Stadtlex. (P);
    Qu Bayer. Wirtsch.archiv;
    StadtA Augsburg, Fam.bogen;
    StA Augsburg, Spruchkammer Augsburg.

  • Autor/in

    Richard Winkler
  • Zitierweise

    Winkler, Richard, "Wessels, August" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 885-886 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140941.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA