Der Mensch im Mittelpunkt der Arbeitsgestaltung
Gesunde und menschengerechte Arbeit steht und fällt mit der konkreten Arbeitsgestaltung vor Ort. Die Anpassung der Arbeitsbedingungen an den Menschen gilt dabei als wesentlicher Grundsatz.
Prävention sollte schon bei der Planung eines Arbeitsplatzes beginnen. Die Prinzipien einer menschengerechten Arbeitsgestaltung - Schädigungslosigkeit, Ausführbarkeit, Beeinträchtigungsfreiheit, Persönlichkeitsförderlichkeit und Sozialverträglichkeit - helfen dabei, mögliche gesundheitliche Schädigungen und Beeinträchtigungen bereits frühzeitig zu vermeiden. Zwar können Korrekturmaßnahmen auch im laufenden Betrieb umgesetzt werden, allerdings ist dies in aller Regel aufwändiger und zumeist auch teurer.
Die Prinzipien einer menschengerechten Arbeitsgestaltung sind unter anderem im Arbeitsschutzgesetz verankert (ArbSchG § 4, Nr. 2 und 5): Da die Beschäftigten unter vorgegebenen, also in der Regel von ihnen nur von begrenzt beeinflussbaren betrieblichen Verhältnissen arbeiten, hat der Arbeitgeber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowohl vor schwerwiegenden oder gar tödlichen Gefährdungen als auch vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu bewahren. Dabei sind nach dem Arbeitsschutzgesetz Gefahren nach Möglichkeit an der Quelle zu bekämpfen. Individuelle Schutzmaßnahmen sind demgegenüber nachrangig.
Die Ausgabe 2/24 der baua: Aktuell "Der Mensch im Mittelpunkt der Arbeitsgestaltung" erläutert in einem einleitenden Artikel, was eine menschengerechte Arbeitsgestaltung bedeutet. So sollen Gefahren bereits an der Quelle bekämpft und Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Dabei ist das sogenannte STOP-Prinzip hilfreich, womit die Reihenfolge von Schutzmaßnahmen beschrieben wird. So sollte zunächst die Substitution bzw. Verfahrensänderung einer Gefahrenquelle angestrebt werden. Ist dies nicht möglich, sind als nächstes technische Maßnahmen und organisatorische Maßnahmen zu prüfen und umzusetzen. Wenn auch diese Maßnahmen nicht ausreichen, die Gefährdung auf ein sicheres Maß zu reduzieren, sind individuelle persönlichen Schutzmaßnahmen anzuwenden.
Eine ausschließlich verhältnisorientierte Konzeption von Arbeitsplätzen wird dem Anspruch einer menschengerechten Gestaltung von Arbeit jedoch nicht vollständig gerecht. Denn verhaltensorientierte Maßnahmen wie Qualifizierung oder Fort- und Weiterbildungen sind oftmals Vorrausetzungen dafür, dass Beschäftigte den Arbeitsanforderungen überhaupt entsprechen und ihre Arbeitsaufgaben erfüllen können. Personenbezogene (verhaltensorientierte) Maßnahmen wie z.B. das Erlernen von Strategien zur mentalen Erholung sind dabei als wichtige Ergänzung für eine menschengerecht Arbeitsgestaltung zu verstehen.
Die BAuA forscht zu einer Vielzahl von Themen zur Gestaltung der Arbeit: von A wie "Anlagensicherheit" bis Z wie "zeit- und ortsflexibles Arbeiten" - gerade auch mit Blick auf aktuellen Veränderungen der Arbeitswelt (digitale, ökologischen und demographische Wandel).
Aktuelle Schwerpunkte in der BAuA Forschung mit Blick auf eine menschengerechte Gestaltung der Arbeit sind im Folgenden dargestellt.
Informationsflut sowie Zeit- und Leistungsdruck verringern
Zeit- und Leistungsdruck und Informationsflut sind Facetten einer hohen Arbeitsintensität. Kommt es zum Spannungs- oder Missverhältnis zwischen der Arbeitsmenge in der erforderlichen Qualität und der zur Verfügung stehenden Arbeitszeit erleben Beschäftigte diese als Drucksituationen. Ein wichtiger Faktor, um hoher Arbeitsintensität zu begegnen, ist der Wechsel zwischen Arbeit und Erholung, der gut organisiert werden muss.
Mensch-Roboter-Interaktion
Mit Blick auf die menschengerechte Arbeitsgestaltung forscht die BAuA zu unterschiedlichen Aspekten der Mensch-Roboter-Interaktion. Diese reicht von der Frage nach den ethischen und rechtlichen Rahmenbedingungen über die Herausforderungen bei der betrieblichen Einführung und Implementierung bis hin zu Fragen der Interaktionsgestaltung und Robotermorphologie.
Physische Arbeitsassistenztechnologien
Pflegearbeit im Krankenhaus gemeinsam gestalten
Immer mehr Menschen müssen durch Pflegepersonal versorgt werden. Allerdings leidet die berufliche Pflege an Fachkräftemangel. Das liegt auch an ungünstigen Arbeitsbedingungen. Gute Arbeitsorganisation kann zur Verbesserung dieser Situation beitragen - und damit gleichzeitig die Gesundheit und Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten positiv beeinflussen.
Menschengerechte Interaktionsarbeit
Bei der Interaktionsarbeit steht der Mensch im doppelten Sinne im Vordergrund. Zum einen geht es um die Beschäftigten, zum anderen spielen aber die Interaktionspartner, beispielsweise Kunden im Einzelhandel, eine wichtige Rolle. Die Interaktion beider Gruppen ist daher bei der menschengerechten Arbeitsgestaltung zu berücksichtigen. Denn Kunden und ähnliche Gruppen sind ein zentraler Bestandteil des Arbeitsprozesses.
Rolle von Führungskräften in Veränderungsprozessen
Menschengerechte Arbeitsbedingungen sind auch eine Frage der richtigen Organisation im Betrieb. Dabei spielen gerade Führungskräfte eine Schlüsselrolle. Gleichzeitig sind sie selbst Betroffene dieser Veränderungen.