Wernau (Adelsgeschlecht)

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Wappen der Familie nach dem Scheiblerschen Wappenbuch
Das Wernausche Siegel an einer Urkunde von 1606 von Wilhelm und Konrad von und zu Wernau (Werdnaw)

Die Familie von Wernau ist ein altes schwäbisches Adelsgeschlecht.

Die Familie von Wernau ist ein schwäbisches Adelsgeschlecht (siehe auch Liste schwäbischer Adelsgeschlechter). Namensgebender Stammsitz ist die ehemalige Burg Wernau in dem Weiler Wernau, heute Ortsteil von Erbach. Die Stadt Wernau im Landkreis Esslingen in Baden-Württemberg entstand erst 1938 durch den Zusammenschluss der beiden Gemeinden Pfauhausen und Steinbach. Maßgeblich für diese Umbenennung waren die Ortsherrschaft und der Güterbesitz der Herren von Wernau in den beiden Orten.

Die Familie ist mit Heinrich von Wernau als Zeuge des Grafen Ulrich von Berg 1264 erstmals urkundlich erwähnt[1]. In älteren Urkunden wird auch der Beiname Muskunic erwähnt (H[einricus] miles dictus Muskunic et Conradus frater suus dictus de Werdenowe)[2]. Sie waren Ministerialen der Grafen von Berg-Schelklingen (daher der Schrägrechtsbalken im Wappen) und der Herren von Steußlingen (Alb-Donau-Kreis). Zunächst hatten die Herren von Wernau ausgedehnten Güterbesitz insbesondere auf dem Hochsträß (Altheim, Burg Gleißenburg) und in der Stadt Schelklingen, wo sie das sogenannte Wernauer Schlößle besaßen (seit 1698 Spital zum Heiligen Geist). Enge Beziehungen hatte das Geschlecht auch zum Kloster Urspring, in welches mehrere weibliche Familienmitglieder als Nonnen eintraten. In die Urspringer Klosterkirche stiftete die Familie von Wernau 1473 einen Familienaltar, die sog. Wernausche Kaplanei, welche vom Wernauer Kaplan, der in Schelklingen im Wernauschen Kaplaneihaus wohnte, betreut wurde.

Später verlagerten sich Besitz und Lebensraum der Herren von Wernau in den mittleren Neckarraum. Um 1400 erwarben sie die Stadt Wendlingen, den Freihof in Kirchheim unter Teck[3] und Güter in Pfauhausen und in Steinbach. Im Langhaus der Martinskirche zu Kirchheim war nach einer Notiz von 1592 ein großer Stammbaum der Wernauer gemalt[4]. In der Eusebiuskirche zu Wendlingen befindet sich ein Erbbegräbnis der Familie. Von 1432 bis 1478 besaß ein Zweig der Familie Pfandschaftsrechte in Weilheim an der Teck[5], wo sie im Stadtschloss residierten. Dieses erweiterten sie 1469 um den einzig noch erhaltenen Südflügel (Löwenscheuer)[6]. 1471 beurkundet ein Jerg von Wernau zu Pfauhausen, der für 5500 Rheinische Gulden Pfauhausen, Burg und Dorf mit Leuten, Gütern, Gerichten, Zwing und Bann, allen Zinsen usw. an die Brüder Ritter Wilhelm und Ludwig von Wernau verkauft. Auch ein Heinrich von Wernau zu Wendlingen beurkundet als Zeuge.[7]

Während bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts noch weitere Erwerbungen den Besitz vergrößerten und abrundeten, waren die von Wernau ab Mitte des 16. Jahrhunderts wegen zunehmender Verschuldungen zu Verkäufen gezwungen. Als 1552 der Verwandte Hans von Ehingen kinderlos gestorben war, ging dessen Besitz an vier Brüder aus der Familie Wernau über. Einer von diesen war Hans Veit, Bauherr des Schlosses Pfauhausen, der 1592 Valentin Salomon von Fulda[8] mit der Verfassung einer Familienchronik[9] beauftragte, welche heute eine wichtige Quelle darstellt. Die Familie befand sich auf einem Höhepunkt, nur eine Generation später wurde die Aufteilung der umfangreichen Besitzungen notwendig. Bis Anfang des 17. Jahrhunderts spaltete sich die Familie in zwei Linien auf, die beschlossen hatten, auf gegenseitige Erbansprüche zu verzichten. Die Unterboihinger Linie, für die im Jahr 1628 ebenfalls Besitzungen in Donzdorf und Bieringen (Schöntal) belegt sind,[10] starb 1684 im Mannesstamm aus, die Linie zu Dießen, Dettingen, Bittelbronn und Baisingen mit Hans Georg von Wernau im Jahre 1696. Dabei war der Würzburger Fürstbischof Konrad Wilhelm von Wernau, der bereits kurz nach seiner Wahl verstarb, der letzte Namensträger aus der Unterboihinger Linie.

Durch die verschiedenen Besitzungen war die Familie in gleich drei schwäbischen Ritterkantonen organisiert, nämlich dem Kanton Kocher, dem Kanton Donau und dem Kanton Neckar-Schwarzwald.

Die Wernauer tragen als Wappen in Silber einen schwarzen Schrägbalken, belegt mit drei goldenen Kugeln. Die drei Kugeln symbolisieren die Nikolauslegende, nach der der Bischof Nikolaus von Myra drei armen Mädchen des Nachts dreimal drei Goldbeutel durchs Fenster warf und ihnen somit die Hochzeit ermöglichte.

Elemente des Wernauer Wappens finden sich noch in heutigen Gemeinde- bzw. Städtewappen:

Ehemalige Herrensitze

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Persönlichkeiten

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  • Immo Eberl: Die Grafen von Berg, ihr Herrschaftsbereich und dessen adelige Familien. In: Ulm und Oberschwaben. 44 (1982), S. 29–171. (u. a. über die Herren von Wernau, Dienstleute der Grafen von Berg-Schelklingen).
  • Walther Hubatsch: Regesta Historico Diplomatica Ordinis S. Mariae Theutonicum 1198-1525. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1965, S. 418.
  • Bernhart Jähnig: Junge Edelleute am Hof des Hochmeister in Marienburg um 1400. In: Werner Paravicini, Jörg Wettlaufer (Hrsg.): Residenzenforschung. Band 13 Erziehung und Bildung bei Hofe. Jan Thorbecke Verlag, Stuttgart 2002, S. 21ff.
  • Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 7., vollständig überarbeitete Auflage. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54986-1.
  • Franz Rothenbacher: Wernausches Schloss und Spital zum Heiligen Geist in Schelklingen. Mannheim, 1992, revidiert 2020 (zuerst erschienen in Stadt Schelklingen: Spital zum „Hl. Geist“ in Schelklingen. Schelklingen: Stadtverwaltung, 1992). (Volltext (PDF))
  • Stadt Schelklingen: Spital zum „Hl. Geist“ in Schelklingen. Stadtverwaltung, Schelklingen 1992 (u. a. über die Herren von Wernau).

Einzelnachweise

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  1. Graf Ulrich von Berg schenkt dem Kloster Marchtal sein Eigentumsrecht an dem, von seinem Dienstmann Rudolf von Maselheim demselben verkauften, ihm selbst seither lehenbaren Zehentanteile in Volkersheim. Abgerufen am 21. Mai 2024.
  2. Heinrich von Gottes Gnaden Graf von Schelklingen (Schalkelingen) schenkt dem Komtur und den Brüdern des Deutschen Hauses zur hl. Maria in Ulm seinen Hof in Dellmensingen (Talmascingen). Abgerufen am 21. Mai 2024.
  3. Rolf Götz: Der Freihof in Kirchheim unter Teck Die Geschichte eines alten Adelssitzes und seiner Bewohner. In: Stadt Kirchheim unter Teck, Schriftenreihe des Stadtarchivs. Band 9. A. Gottliebs & J. Osswalds Buchdruckereien, Kirchheim unter Teck 1989, S. 23 f.
  4. Rolf Götz: Kirchheim unter Teck – Marktort, Amtsstadt, Mittelzentrum. Die Pfarrkirche St. Martin – Ausmalung der gotischen Kirche. Hrsg.: Rainer Kilian im Auftrag der Stadt Kirchheim unter Teck. GO Druck Media Verlag GmbH & Co KG, Kirchheim unter Teck 2006, ISBN 978-3-925589-38-6, S. 171.
  5. Erinnerung an einen Brudermord. 5. November 2022, abgerufen am 12. Januar 2024 (deutsch).
  6. Weilheim an der Teck - Altgemeinde~Teilort - Detailseite - LEO-BW. Abgerufen am 12. Januar 2024.
  7. Landesarchiv BaWü: Urkunden des alten Stuttgarter Bestandes: B 130, S U 15 (Pfauhausen, Herrschaft / 1363-1798), Anmerkung: im Bestand falsch datiert, auf der Urkunde 1471 vermerkt; abgerufen am 24. Januar 2024
  8. Genealogische Kollektaneen (Valentin Salomon von Fulda). Abgerufen am 21. Mai 2024.
  9. Jan Ilas Bartusch: Das genealogische Reimgedicht in der Wernau’schen Chronik (1592) des Valentin Salomon von Fulda. Überlegungen zur Frage nach der inschriftlichen Ausführung. In: Literatur und Epigraphik: Phänomene der Inschriftlichkeit in Mittelalter und Früher Neuzeit (= Philologische Studien und Quellen). Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2022, ISBN 978-3-503-20906-4, S. 313–374, doi:10.37307/b.978-3-503-20906-4.18 (doi.org/10.37307/b.978-3-503-20906-4.18 [abgerufen am 9. Januar 2024]).
  10. Birgit Boge: Die Drucke der Offizin Haenlin in Dillingen und Ingolstadt von 1610 bis 1668: eine kommentierte Bibliographie. Otto Harrassowitz Verlag, 2001, ISBN 978-3-447-04346-5 (google.com [abgerufen am 12. Januar 2024]).
  11. Illuminated Manuscripts, Illustrated Books, Autograph Letters and Music: The Miracles of Saint Hildegard. Christie's, London, abgerufen am 8. Januar 2024 (englisch).
  12. Friedrich Borchert: Burgenland Preussen: die Wehrbauten des Deutschen Ordens und ihre Geschichte. Mahnert-Lueg, 1987, ISBN 978-3-922170-65-5 (google.com [abgerufen am 8. Januar 2024]).
  13. Komturowie Zamku Radzyńskiego (Memento vom 20. Oktober 2009 im Internet Archive), Burg Rehden im Kulmerland (Ostpreussen): Liste der Komture 1251–1454, siehe letzter Eintrag, online unter brzr.republika.pl.
  14. a b Deutsche Inschriften Online: Inschrift. Abgerufen am 8. Januar 2024.
  15. Peter Blickle: Der Bauernjörg: Feldherr im Bauernkrieg. C.H.Beck, 2015, ISBN 978-3-406-67502-7 (google.com [abgerufen am 8. Januar 2024]).
  16. Karl Weiss: Geschichte der stadt Wien. R. Lechner, 1883 (google.com [abgerufen am 8. Januar 2024]).
  17. Götz Freiherr von Pölnits: Anton Fugger. Mohr, 1958 (google.com [abgerufen am 8. Januar 2024]).
  18. Hospitaller. Abgerufen am 8. Januar 2024.
  19. LIECHTENSTEIN The Princely Collections Vaduz-Vienna: Die Heimsuchung (Tafel aus dem Holheimer Altar). Abgerufen am 8. Januar 2024.
  20. Veit Gottfried von Wernau. Abgerufen am 10. Mai 2024.
  21. Bernhard Peter: Heraldik: Photos von Wappen in architektonischem Zusammenhang, Dokumentation und Datenbank. In: Galerie: Photos schöner alter Wappen Nr. 232, Dom zu Würzburg, Epitaph für Veit Gottfried von Wernau. Abgerufen am 10. Mai 2024.
  22. Chorpult | Kunstwerk | virtuelles Museum Nürnberger Kunst. Abgerufen am 12. Mai 2024.
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