Weinkritiker

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Die Untersuchung der Farbe, Farbintensität, Klarheit und Typizität sind die ersten Schritte, die ein Weinkritiker durchführt, um zu einem Urteil zu gelangen.

Weinkritiker sind Autoren, Journalisten und Weinkenner, die als Experten des Weinmarktes gelten. Sie degustieren und bewerten den Wein als Sachverhalt und veröffentlichen ihr Urteil.

Die Weinbewertungen werden sowohl sprachlich mit dem speziellen Fachvokabular der Weinsprache ausgedrückt, als auch mittels additiver Zahlensysteme. Die Bewertung erfolgt nach einer Degustation, die blind oder in Kenntnis des verkosteten Weins erfolgen kann. Die Verkostung dient der Untersuchung, der Analyse, der Beschreibung und der Klassifizierung eines Weins. Der Weinkritiker bedient sich bei der Klassifizierung einer mehr oder weniger präzise erscheinenden Bewertungsskala. Die gängigen internationalen Bewertungssysteme sind das 100-Punkte oder das 20-Punkte-Schema.[1][2] In Deutschland wird außerdem auch noch häufig nach dem 5-Punkte-Schema getestet. Dies ist sogar in Teilen von Gesetzes wegen notwendig, um eine Amtliche Prüfungsnummer zu erhalten.[3]

Weinkritiker haben durch ihre Publikationen und medialen Aktivitäten den Bekanntheitsgrad, das Image, die Preisbildung und Stilistik vieler Weine beeinflusst. Einen weltweit exponierten Einfluss auf die Weinwirtschaft haben hierbei die in der Fachwelt umstrittenen Weinbewertungen von Robert Parker, verbunden mit seinem nominalen Bewertungssystem, den Parker-Punkten, das auf einer zweiwertigen Logik beruht.[1]

Ein oft geäußerter Kritikpunkt an der auf Zahlensystemen beruhenden Punktebewertung von Weinkritikern ist, dass eine zweiwertige Gut-Schlecht-Logik den Wein nicht in seiner Komplexität darstellen könne, da er keine anorganische, sondern eine biochemische Lösung sei, bei deren sachgerechter Beurteilung eine Mehrwertigkeit zum Tragen kommt. Als problematisch wird dabei angesehen, dass der Weinmarkt und die Preisentwicklung Parkers Punktebewertungen weitgehend unkritisch und interessengeleitet folgen. Zudem würden besonders international tätige Kritiker und Multiplikatoren wie Robert Parker oder Jancis Robinson als universelle Geschmacksrichter auftreten und dabei weltweit die Interessen bestimmter Konsumentenmärkte als Geschmacksnorm propagieren. Resultat sei eine allmähliche Angleichung der in den Weinregionen traditionell gewachsenen Wein- und Geschmackskulturen an die von einigen Kritikern geforderte Marktkonformität.[1][4]

Namhafte Weinkritiker

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Bekannte internationale Weinkritiker sind neben Robert Parker Michael Broadbent, Hugh Johnson, Michel Bettane, Oz Clarke, Antonio Galloni und Jancis Robinson. Im deutschsprachigen Bereich sind namhafte Weinexperten Stuart Pigott, David Schildknecht, Stephan Reinhardt, Armin Diel, Mario Scheuermann, Till Ehrlich, Gerhard Eichelmann, Eckhard Supp, Chandra Kurt, René Gabriel und Viktor Siegl. In Italien galt Luigi Veronelli (1926 bis 2004) als einflussreicher Weinkritiker.

  • Till Ehrlich: Anmerkungen zur Krisis der Weinkritik. Auf dem Weg zu einer neuen Glaubwürdigkeit. In: Journal Culinaire. Kultur und Wissenschaft des Essens. Nr. 6, Münster 2008, Edition Wurzer & Vilgis, ISBN 978-3-941121-06-5, S. 48–57.

Einzelnachweise

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  1. a b c Till Ehrlich: Anmerkungen zur Krisis der Weinkritik. Auf dem Weg zu einer neuen Glaubwürdigkeit. In: Journal Culinaire. Kultur und Wissenschaft des Essens. Nr. 6, Münster 2008, Edition Wurzer & Vilgis, ISBN 978-3-941121-06-5, S. 51–57.
  2. Thorsten Firlus: Robert Parker, Gault Millau und Co. : Die ungeheure Macht der Weintester. Abgerufen am 7. Februar 2022.
  3. Die amtliche Qualitätsweinprüfung — Wein.de. 18. Oktober 2018, archiviert vom Original am 18. Oktober 2018; abgerufen am 7. Februar 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wein.de
  4. Ulrich Sauter: Stille vor dem Schluck. In: Die Tageszeitung: taz. 22. Dezember 2007, S. 1004 (taz.de [abgerufen am 7. Februar 2022]).