Uranwirtschaft

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Unter dem Begriff Uranwirtschaft werden sämtliche wirtschaftliche und kommerzielle Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Schwermetall und Kernbrennstoff Uran zusammengefasst.[1][2] Dazu zählen u. a., die Exploration und der Abbau des Uranerzes, die Gewinnung und verschiedene Verfahren zur Herstellung, Reinigung etc. zu einem verwertbaren Produkt (siehe nachfolgende Abschnitte). Ein Teil dieser Prozesskette wird bspw. in den USA von der Nuclear Regulatory Commission (NRC) reguliert.[3] Des Weiteren zählt der weltweite Handel mit Uranprodukten zur Uranwirtschaft. Aufgrund seiner kerntechnischen Eigenschaften für die Versorgung des nuklearen Brennstoffkreislaufs und Verwendung für die Kernenergie, ist der Handel mit Uran industriell, politisch (z. B. geschlossener Markt USA zwischen 1964 und 1977[4]) und sicherheitstechnisch komplex.[5][6] Im militärischen Kontext spielt Uran eine wichtige Rolle für die Herstellung von spaltbarem Material für die Verwendung in Kernwaffen.

Hinweis: In den folgenden Abschnitten liegt der Fokus auf der Versorgung, nicht auf den wirtschaftlichen Gesichtspunkten der Entsorgung und Recycling (siehe Wiederaufarbeitung). Ebenfalls wird die Kernenergiewirtschaft nicht besprochen.

Umrechnungsfaktoren

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Die Uranwirtschaft benutzt verschiedene Kennzahlen und Einheiten zur Beschreibung von Mengen, Preisen usw. Die folgende, gekürzte Tabelle kann zur Umrechnung genutzt werden.[7] Weitere Umrechnungsfaktoren und Einheiten siehe auch Anhang 3 und Anhang 5 im sog. Red Book der OECD/NEA.[8]

Uran Umrechnungshilfen und Einheiten sowie gebräuchliche Abkürzungen
Einheit oder Abkürzung Einheit oder Bedeutung
1 lb (Pfund) = 0,45359 kg
1 kg = 2,20462 lbs (Pfund)
1.000 kg = 1 Tonne (= 1 MT, metrische Tonne; auch: 1 MTU, metrische Tonne Uran)
1 tU („elementares Uran“) = 1,17924 tU U3O8
1 lb U in U3O8 = 1,17924 lbs U3O8
1 kg U in U3O8 = 2,59979 lbs U3O8
1 % U3O8 = 0,848 % U
1 USD/lb U3O8 = USD 2,6/kg U
1 SWU „Separative Work Unit“ = 1 kg UTA (Urantrennarbeit)
tSW = 1.000 SWU
U Uran
kg Kilo
t Tonne
LEU Low-enriched Uranium (schwachangereichertes Uran)
UOC Uranium ore concentrates (Urankonzentrat := Yellowcake)
U3O8 Stabiles Oxid des Urans zum Vergleich unterschiedlicher Produkte (> 70 % Urangehalt)

Weitere Abschätzungen:

1 lb 3,2 % angereichertes Uran = 1.250.000.000 Btu
1 lb U3O8 = 180.000.000 Btu
~ 3.412 Btu = 1 kWh

Weitere Hinweise:

Die meisten Angaben beziehen sich, falls nichts anders definiert ist, auf ein Jahr. Des Weiteren sind eine Reihe von Faktoren nicht Teil der Darstellung in diesem Artikel. Es wird auf die genannte Fachliteratur verwiesen.

Uran wird im Tagebau, in untertägig oder durch In-situ-Laugung, gelegentlich auch als Nebenprodukt anderer Bodenschätze (z. B. Kupfer), gewonnen.

Ranger-Uran-Mine. Australien produzierte in dem Jahr 2022 4.820 t U3O8 (bzw. 4.087 tU) und gilt mit einem Weltmarktanteil von 8 % als viertgrößter Produzent.[9]

Kennzahlen (Beispiele)

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Zwischen 1945 und 2022 wurden weltweit rund 3,2 Mio. Tonnen Uran (kurz: tU) abgebaut.[2] Aktueller Weltbedarf (Stand 2023) sind ca. 65.650 tU.[10]

Davor, im Jahr 2021, schätzte die World Nuclear Association (WNA) die Produktion auf 48.303 tU, angeführt von Kasachstan mit 21.819 tU. Die EU hatte in dem Jahr 2021 einen Bedarf von 11.975 tU, was ca. 18 % des Weltmarktbedarfs entsprechen.[11]

Laut Analysen (zweijährlicher Nuclear Fuel Report der WNA), wird eine erhöhte Nachfrage bis in das Jahr 2040 erwartet.[12]

Urankäufe (Bedarf) von EU-Energieversorgern Vgl. ESA[11], Annex 4 (Auswahl). Stand 2021.
Land (EU27 ohne UK) 2021 in tU
Nigeria 2.905
Kasachstan 2.753
Russland 2.358
Australien 1.860
Kanada 1.714
EU 163
Total 11.975
Historische Werte

Uranproduktion Weltweit[4]

Jahr 1963: 23.800
Jahr 1970: 18.300

Nach der Förderung wird das Uranerz in Aufbereitungsanlagen zerkleinert, flotiert und mit Ionenaustauschern extrahiert. Das Endprodukt ist Yellowcake, ein gelbes Feststoffkonzentrat, das mehr als 80 % Uranverbindungen (gemessen als Uran(V,VI)-oxid, U3O8) enthält. Für eine anschließende Anreicherung des Urans muss der Yellowcake in der sogenannten Urankonversion chemisch in Uranhexafluorid (UF6) überführt werden. UF6 ist eine chemische Verbindung, die vergleichsweise einfach in die Gasphase überführt werden kann. Dieser Umstand ist aufgrund der technischen Anforderungen der Anreicherungs-Verfahren bedeutend.

Kennzahlen (Beispiele)

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Die US-Produktion von U3O8 („Yellowcake“) erreicht Anfang der 1980er Jahre ihren Höchststand mit über 40 Mio. Pfund pro Jahr.[13] Ab diesem Zeitpunkt sank die nationale Produktion durch Bezug von Importen.[14] Seit 2014 befindet sich die nationale US-Produktion auf einem historischen Minimum.

Geschätzt werden ca. 200 t Yellowcake für den jährlichen Betrieb eines 1-GWe-Kernkraftwerks benötigt.[15]

Die Weltkapazität für Urankonversion liegt bei ca. 62 Mio. kgU (als UF6). Für Preise siehe weiter unten.

Kommerzielle UF₆-Umwandlungsanlagen Vgl. ESA[11], S. 65 Angaben circa und gerundet. Stand 2020.
Unternehmen Kapazität (tU als UF6) %-Anteil Global
Orano* 15.000 24
CNNC** 15.000 24
Rosatom 12.500 20
Cameco 12.500 20
ConverDyn*** (USA) 7.000 11
Total 62.000 100
Historische Werte
Jahr 1976:[4] 32.800
Jahr 1979:[4] 46.800

Hinweise: *ca. 10.500 installiert; **unsichere Angaben; ***gestoppt seit 2017

Uran kommt in der Natur als Gemisch dreier Isotope vor: 234U, 235U und 238U. Der Anteil des spaltbaren Isotops 235U beträgt nur 0,7 % und muss für die Nutzung in einem Leichtwasserreaktor durch Anreicherung erhöht werden. Zur Anreicherung wird gasförmiges Uranhexafluorid (UF6) entweder in Gaszentrifugen oder durch Gasdiffusion in eine leichtere und eine schwerere Fraktion getrennt. Der erforderliche Anreicherungsgrad hängt vom Reaktortyp ab und liegt meist zwischen 2 und 5 %. Schwerwasserreaktoren, wie der CANDU-Reaktor, benötigen hingegen keine Anreicherung, sondern verarbeiten Uran in natürlicher Isotopenzusammensetzung. Für den Bau effektiver Kernwaffen ist ein Anreicherungsgrad von mindestens 85 % nötig.

Kennzahlen (Beispiele)

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Die EU wurde im Jahr 2021 mit der folgenden Menge angereichertem Uran (LEU) beliefert, vgl. ESA-Report S. 23 ff.:[11]

  • 10.290 tSW, geliefert als 1.569 tLEU, äquivalent 12.176 tU (natürliches Uran)
  • Davon stammen ca. 2/3 aus der EU (Urenco) und 1/3 aus Russland (Tenex und TVEL)

Die Spotpreise für Anreicherung bewegen sich konstant in einem Bereich zwischen 16 und 19 / kgU.[11]

In dem Jahr 2020 waren die Anreicherungskapazitäten wie folgt verteilt:

Betrieb kommerzieller Urananreicherungsanlagen Vgl. ESA[11], S. 68 Angaben circa u. gerundet. Stand 2020.
Unternehmen Kapazität (tSW) %-Anteil Global
Rosatom 27.654 46
Urenco 18.230 30
Orano 7.500 12
CNNC 6.750 11
Andere 66 <1
Total 60.200 100
Historische Werte
Jahr 1983:[4] 32.900

Herstellung von Brennelementen

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Brennelemente werden in Brennelementefabriken hergestellt.

In Deutschland ist eine einzige, die Brennelementfertigungsanlage Lingen (Lingen in Niedersachsen), in Betrieb.[16] Sie hat drei Betriebsstätten (Duisburg, Karlstein (Bayern) und Lingen).

Kennzahlen (Beispiele)

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Cameco produziert für die kanadischen CANDU-Reaktoren nach Angaben ca. 1.500 t Brennelemente.[11]

Uran wird heutzutage fast ausschließlich zur Energiegewinnung benutzt.

Im Kalten Krieg wurde ein erheblicher Teil zu Kernwaffen verarbeitet. Die USAEC bezog 1960 ein Maximum von 34.000 tU U3O8 und betrieb rund 90 % der weltweiten Anreicherungskapazitäten außerhalb der Sowjetunion.[4] Seither wird ein Teil des Kraftwerksbrennstoffes aus der Abrüstung dieser Waffen gewonnen, siehe das Plutonium Management and Disposition Agreement sowie Strategic Arms Reduction Treaty.[17]

Wegen seiner besonders hohen Dichte wird abgereichertes Uran, das bei der Produktion von Kernbrennstoff als Abfallprodukt anfällt, als Ballastgewicht in Flugzeugen[18] und für panzerbrechende Munition verwendet.

Kennzahlen (Beispiele)

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In der EU (genauer EU27 ohne UK) waren 2021 die folgenden Mengen Uran in Verwendung in Kernreaktoren:

EU KKW Beladung mit Kernbrennstoff Angaben ohne Forschungsreaktoren Vgl. ESA[11], Annex 2. Stand 2021.
Brennstoffbeladung Lieferungen neuer Brennstoffe
Jahr LEU (tU) Feed-
Äquivalent (tU)
Anreicherungs-
Äquivalent (tSW)
Natürliches Uran (tU) %-Anteil Spot Anreicherung (tSW)
2021 2.197 15.401 11.588 11.975 4 10.290

Weltmarktpreis Uran

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Verlauf des Preis von Yellowcake (U3O8) am Spotmarkt in $ / lb U3O8 (nicht inflationsbereinigt) seit 1987 bis 2009. Für aktuelle Marktdaten vgl. die Weblinks (UxC, FRED oder ESA). Stand 08/2023: $ 46 / lb
Verlauf des Spotpreis U3O8 von 2003 bis 2017. Stand 08/2023: $ 46 / lb

Der Weltmarkt für Uran war und ist neben den kommerziellen Marktteilnehmern sehr stark durch staatliche Akteure geprägt, die zur Zeit des Kalten Krieges einen Teil der Nachfrage stellten und seit dessen Ende im Rahmen begrenzter Abrüstung als Verkäufer auftreten. Ein Großteil des Marktvolumens ist über langfristige Lieferverträge in US-Dollar abgedeckt. Nur ein sehr geringer Teil des jährlichen Bedarfs wird über den Spotmarkt umgesetzt. Dort sind auch Preisschwankungen möglich. Beispielsweise führten Produktionsausfälle in wichtigen Minen im Sommer 2007 zu einem Allzeithoch von 350 $/kg Uran, inzwischen ist der Uranpreis jedoch wieder zurückgegangen.[19]

Kennzahlen (Beispiele)

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Nach Angaben der Supply Agency of the European Atomic Energy Community (ESA) (= Euroatom) wurden die folgenden Preise aus Verträgen von EU-Energieversorgern ermittelt, vgl. ESA-Report S. 17 ff.:[11]

  • Spotpreis: Nicht verfügbar für 2021, da zu wenig Handelsvolumen
  • Langfristige Verträge 2021: EUR 89.00 / kgU in U3O8 (USD 40.49 / lb U3O8)
    • Der Preis lag 2020 bei EUR 75.51 / kgU in U3O8 (USD 42.17 / lb U3O8)
    • Der Preis aus den Staaten Russland, Kasachstan und Usbekistan lagen rund 17 % tiefer
    • Daten ab 1980 siehe ESA-Report, Annex 3[11]

Hinweis: Die genauen Details und Methodiken zu der Kalkulation können der zitierten ESA-Publikation oder Webseite entnommen werden.[20]

Analysten bewerten aufgrund der erhöhten Nachfrage und des Ukrainekriegs den Preis für das Jahr 2023 auf über $ 50 / lb.[21]

Historische Preise für den US-Markt[4] (bezogen auf 1970 $ / lb U3O8)
Jahr 1970 $ / lb
1948 13,4
1960 12,7
1972 6,3 (= $ 6,3 in 1970)
Historischer Preis der USAEC 18.10.1956, Tabl. 912.1[22]
U235-Konzentration Preis* für Isotopengemisch in DM / kgU
0,72 % (= natürliches Uran) 170 (= etwa $ 40 / kgU)
3,5 % 1.910
20 % 13.530

Währungsfaktoren 1958: 1 USD = 4,20 DM; *Die Preise gelten für UF6 ohne Kosten für Umwandlung zu Metall nach erstmaliger Freigabe der Uranpreise durch die USAEC im Jahr 1956.[22]

Konventionelle Uranvorräte

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Unter konventionellen Uranvorräten versteht man Erzlagerstätten, aus denen Uran als Hauptprodukt oder als wichtiges Nebenprodukt gewonnen werden kann. Zurzeit fallen alle Uranproduzenten in diese Kategorie. Bei der Beurteilung der verfügbaren Vorräte wird zwischen gesicherten Reserven, vermuteten Ressourcen und spekulativen Ressourcen unterschieden. Im Laufe des Jahres 2008 wurden 778.000 t Uran als neue Reserven und vermutete Ressourcen durch Explorationsunternehmen bekanntgegeben.[23]

Gesicherte Reserven

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Von der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) und der OECD Nuclear Energy Agency werden im so genannten Red Book[24] die nachgewiesenen (reasonably assured resources, RAR) und zu Kosten von bis zu 130 $/kg förderbaren Reserven für das Jahr 2007 mit 3,3 Mio. Tonnen angegeben (für eine kritische Würdigung der IAEO-Zahlen siehe Energy Watch Group[25]).

Vermutete Ressourcen

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Zusätzlich führt das Red Book vermutete Ressourcen (inferred resources) in Höhe von 2,1 Mio. Tonnen förderbares Uran (bei Förderkosten von bis zu 130 $/kg) auf, deren Existenz nach Betrachtung direkter geologischer Hinweise wahrscheinlich ist.[24]

Unentdeckte Ressourcen

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Weiterhin wird im Red Book der Urangehalt noch nicht entdeckter, aber erwarteter Lagerstätten (prognosticated resources) zu 2,8 Mio. Tonnen und der Urangehalt möglicherweise existierender Lagerstätten (speculative resources) zu 4,8 Mio. Tonnen (jeweils förderbar zu max. 130 $/kg) angegeben.[24] Dazu kommen mögliche Vorkommen von 3,0 Mio. Tonnen Uran ohne Angabe von Förderkosten, für die nicht sichergestellt ist, dass sie sich wirtschaftlich bzw. mit positiver Gesamtenergiebilanz fördern lassen.[26]

Im Gegensatz zu gesicherten Reserven und vermuteten Ressourcen wird hier im Red Book nicht der förderbare Urananteil, sondern das Gesamtvorkommen zitiert. Bei der Interpretation den Daten muss daher berücksichtigt werden, dass sich – wie auch bei anderen Bodenschätzen – nicht der gesamte Urangehalt einer Lagerstätte wirtschaftlich gewinnen lässt: Je nach Art des Abbaus verbleiben ungefähr 10–30 % des Uranerzes ungenutzt.

Unkonventionelle Uranvorräte

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Die Ausbeutung unkonventioneller Vorkommen ist zurzeit nicht wirtschaftlich, in der Regel, weil die Urankonzentration darin zu niedrig ist. Darunter fallen zum Beispiel Uranvorkommen in Schwarzschiefer, Phosphatgestein oder in Braunkohle. Auch die Gewinnung von Uranoxid aus radioaktiven Aschen von Kohlekraftwerken wird geprüft und wurde erfolgreich erprobt.[27] Die weltweit jährlich für die Stromerzeugung verwendete Kohle enthält unter anderem etwa 10.000 t Uran und 25.000 t Thorium, die entweder in die Umwelt gelangen oder sich in Kraftwerksasche und Filterstäuben anreichern. Vereinzelt gibt es daher schon Bestrebungen, Uran aus Kraftwerksasche zu gewinnen.[28]

Für die Ressourcen aus unkonventionellen Erzen gibt es laut Red Book stark unterschiedliche Schätzungen zwischen 7 und 22 Mio. Tonnen, jeweils ohne Angabe von Förderkosten.[24]

Nachdem im Meerwasser etwa 4 Mrd. Tonnen Uran gelöst sind (Gehalt 3,3 µg/l),[29] wird auch an Methoden zur Extraktion von Uran (und anderen Schwermetallen) aus Meerwasser geforscht. Bislang ist jedoch kein Verfahren bekannt, das wirtschaftlich wäre. (Publikationen von H. Nobukawa geben zum Beispiel Kosten von 310 $/kg (1994)[30] bzw. 390 $/kg (2001)[31] an, während im Red Book 700 $/kg zitiert werden.[24]) Ein Bericht über Forschungsaktivitäten aus dem Jahr 2012 beschreibt die Extraktion von Uran aus Meerwasser durch verschiedene Adsorptionsmittel, die in Japan und den USA entwickelt worden.[32]

Reichweite der Uranvorräte

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Ein Abschätzen der Reichweite bekannter Vorräte ist schwierig, da Uran im Gegensatz zu fossilen Energieträgern keinen eindeutig definierbaren Heizwert besitzt. Die extrahierbare Energie pro Gewichtseinheit ist stark vom Brennstoffkreislauf, dem benutzten Reaktortyp und der Kernbeladungsstrategie abhängig. Diese Eigenheit wird im unterschiedlichen Uranverbrauch einzelner Länder ersichtlich: So wird in Frankreich, das teilweise wiederaufgearbeitete MOX-Brennelemente einsetzt, laut Red Book[24] mit 59 MWh fast doppelt so viel Strom pro kg Natur-Uran erzeugt wie in den USA (34 MWh/kg Natur-Uran). Bei einem Uranpreis von 113 US-Dollar pro Pfund (2007) entsprach das einem Kostenanteil von 0,55 Eurocent pro kWh.[33]

Legt man der Berechnung der Reichweite die gesicherten und die vermuteten Vorräte zu Grunde, so stehen dem jährlichen Verbrauch von 67.000 Tonnen Vorräte von 5,5 Mio. Tonnen gegenüber, was zu einer rechnerischen Reichweite von ungefähr 80 Jahren führt. Allerdings wird nach dem Red Book[24] von einer Steigerung des Uranverbrauchs auf 94.000–122.000 Tonnen bis zum Jahr 2030 ausgegangen, so dass sich die Reichweite entsprechend verringert.

Durch Einsatz von Brutreaktoren, Wiederaufarbeitung und Nutzung der erbrüteten Brennstoffe ließe sich die Energieausnutzung und damit die Reichweite um bis zu Faktor 30–100 steigern.[34] Allerdings ist diese Technik schwer beherrschbar und teuer und die Verbreitung von waffenfähigem Plutonium nicht erwünscht, so dass die zahlreichen Forschungs- und Demonstrationsanlagen fast alle endgültig abgeschaltet sind.

Unabhängig von der Frage der Reichweite der Vorräte besteht die Möglichkeit, dass aufgrund begrenzter jährlicher Fördermengen bereits vor dem vollständigen Ausschöpfen der Vorräte Versorgungsengpässe eintreten. Von dem jährlichen Verbrauch von 67.000 Tonnen werden momentan lediglich etwa 40.000 Tonnen durch laufenden Uranabbau gedeckt, der Rest stammt aus staatlichen oder kommerziellen Lagerbeständen, aus der Aufarbeitung von Tailings oder abgebrannten Brennelementen und aus der Abrüstung.[24] Es wird davon ausgegangen, dass diese sogenannten sekundären Quellen insbesondere ab 2013 eine geringere Rolle spielen werden, und somit der Uranbergbau vor der Herausforderung steht, innerhalb relativ kurzer Zeit die jährliche Fördermenge deutlich zu erhöhen.[24]

Radioaktiver Abfall

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Bei der Energiegewinnung in Kernreaktoren entstehen radioaktive Abfälle, die dauerhaft von der Biosphäre abgeschlossen werden müssen. Bislang existiert weltweit kein zugelassenes Endlager für hochradioaktiven Abfall.

Die Aufbereitungsrückstände enthalten neben Schwermetallen auch den Großteil der natürlichen Radioaktivität des Erzes und müssen sachgemäß gelagert werden.

Ökologische Probleme

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Uranabbau ohne ausreichende Umweltschutzvorkehrungen führt regelmäßig zu großflächigen Umweltzerstörungen. Nachlässig angelegte Tailings haben in der Vergangenheit mehrfach durch Sickerwasser oder Dammbruch zu chemischen und radioaktiven Belastungen von Grundwasser, Flüssen und Seen geführt.[35][36][37] In mehreren Fällen wurden dabei Indigene Völker ionisierender Strahlung in gefährlichen Dosen ausgesetzt und durch die Kontamination ihrer angestammten Ökosysteme der Lebensgrundlage beraubt.[38][39]

Ein Beispiel für Langzeitfolgen des Uranabbaus sind die ehemaligen Bergwerksstandorte im Osten Deutschlands. Seit 1990 werden die in der DDR-Zeit verursachten Umweltschäden mit einem Gesamtetat von 6,2 Milliarden Euro durch die Wismut GmbH saniert.[40]

Gesundheitliche Risiken

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Arbeiter in kerntechnischen Anlagen und im Uranbergbau sowie deren Anrainer sind selbst bei Einhaltung strenger Strahlenschutzvorschriften einem erhöhten Strahlenrisiko ausgesetzt. Ein größeres Problem stellen jedoch Fälle dar, in denen entweder keine wirksamen Vorschriften existieren oder Betriebe sich über solche hinwegsetzen, wie zum Beispiel für Uranium City dokumentiert ist.[41][39]

Fachartikel oder Reports

  • H Albrethsen, F McGinley: Summary history of domestic uranium procurement under US Atomic Energy Commission contracts. Final report. 1982, doi:10.2172/6743792.
  • NEA: Global uranium supply ensured for long term: www.oecdbookshop.org. In: MRS Bulletin. Band 37, Nr. 11, November 2012, S. 991–992, doi:10.1557/mrs.2012.285 (englisch).
  • A. K. Sarangi: Uranium Resources and Production: Global Availability and Indian Scenario. In: Journal of the Geological Society of India. Band 98, Nr. 7, Juli 2022, S. 877–882, doi:10.1007/s12594-022-2090-2 (englisch).

Fachbücher

Referenzwerke

Sachbücher und -artikel

Ältere Informationen

Einzelnachweise

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  1. Ph. Darmayan: The economics of uranium supply and demand. In: IAEA (Hrsg.): IAEA Bulletin. Juni 1981 (englisch, iaea.org [abgerufen am 12. September 2023]).
  2. a b Supply of Uranium. WNA, August 2023, abgerufen am 12. September 2023 (englisch).
  3. Uranium Recovery. NRC, 31. März 2023, abgerufen am 12. September 2023 (englisch).
  4. a b c d e f g C. M. Buckley, G. S. MacKerron, A. J. Surrey: The international uranium market. In: Energy Policy. Band 8, Nr. 2, Juni 1980, S. 84–104, doi:10.1016/0301-4215(80)90002-6.
  5. Matt Wald: On the verge of a crisis: The U.S. nuclear fuel Gordian knot. In: NuclearNewswire. American Nuclear Society, 14. April 2023, abgerufen am 20. September 2023 (englisch).
  6. Nicholas L. Miller, Tristan A. Volpe: The rise of the autocratic nuclear marketplace. In: Journal of Strategic Studies. 3. April 2022, S. 1–39, doi:10.1080/01402390.2022.2052725.
  7. TradeTech – Uranium Prices & Analysis since 1968. TradeTech, abgerufen am 12. September 2023 (englisch).
  8. Uranium Resources, Production and Demand (Red Book). In: NEA. OECD, abgerufen am 12. September 2023 (englisch).
  9. Australia's Uranium – Uranium Mining in Australia – World Nuclear Association. World Nuclear Association, August 2023, abgerufen am 14. September 2023 (englisch).
  10. David Dalton: Nuclear Fuel Report / Uranium Demand Expected To Surge By 28 % By 2030 :: NucNet – The Independent Nuclear News Agency. In: NucNet. NUCNET A.S.B.L., 21. August 2023, abgerufen am 12. September 2023 (englisch).
  11. a b c d e f g h i j Euratom Supply Agency (ESA): ESA Annual Report 2021. Hrsg.: Supply Agency of the European Atomic Energy Community. Publications Office of the European Union, Luxembourg 2022 (englisch, europa.eu [abgerufen am 13. September 2023] PDF siehe dort.).
  12. Nuclear Fuel Report: Global Scenarios 2023-2040 - World Nuclear Association. World Nuclear Association, abgerufen am 13. September 2023 (englisch).
  13. U.S. uranium production up in 2022 after reaching record lows in 2021. In: eia. U.S. Energy Information Administration, 17. August 2023, abgerufen am 12. September 2023 (englisch).
  14. U.S. uranium production fell to an all-time annual low in 2019. In: eia. U.S. Energy Information Administration, 17. Juli 2020, abgerufen am 12. September 2023 (englisch).
  15. Nuclear Fuel Cycle Overview - World Nuclear Association. WNA, April 2021, abgerufen am 17. September 2023 (englisch).
  16. Lingen, Advanced Nuclear Fuels (ANF). Framatome GmbH, abgerufen am 13. September 2023 (amerikanisches Englisch).
  17. Jillian Maloney: Evaluating the Future of the Plutonium Management and Disposition Agreement. Center for Strategic and International Studies (CSIS), 2019, S. 99–108, JSTOR:resrep22545 (englisch).
  18. Systematic Radiological Assessment of Exemption for Source and Byproduct Materials. (PDF; 3,1 MB). U.S. Nuclear Regulatory Commission, Abschnitt 3.17, S. 531–533.
  19. Toni Johnson: Global Uranium Supply and Demand. Council on Foreign Relations, 14. Januar 2010, abgerufen am 13. September 2023 (englisch).
  20. ESA Uranium Prices methodology. In: ESA. Euratom, abgerufen am 14. September 2023 (englisch).
  21. Harry Dempsey, Arjun Neil Alim: Uranium prices hit 12-year high as governments warm to nuclear power. In: Financial Times. 15. September 2023 (englisch, ft.com [abgerufen am 19. September 2023]).
  22. a b Wolfgang Riezler, Wilhelm Walcher (Hrsg.): Kerntechnik. B. G. Teubner, 1958.
  23. P. Laznicka: Metal Resources Announced in 2008: Do they replenish the mined-out tonnages? SEG Newsletter, April 2009, The Society of Economic Geologists, S. 23.
  24. a b c d e f g h i OECD Nuclear Energy Agency und Internationale Atomenergieorganisation: Uranium 2007: Resources, Production and Demand. OECD Publishing, 2008, ISBN 978-92-64-04768-6 (englisch).
  25. Uranium 2005 (Memento vom 26. Juni 2008 im Internet Archive), Hintergrundpapier der Energy Watch Group: Uranium Resources and Nuclear Energy. (englisch).
  26. Marcela Bilek u. a.: Life-Cycle Energy Balance and Greenhous Gas Emissions of Nuclear Energy in Australia. Hrsg.: Centre for Integrated Sustainability Analysis, University of Sydney, Australien. 3. November 2006 (edu.au [PDF]).
  27. von World Nuclear News (Memento des Originals vom 20. März 2009)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.spartonres.ca.
  28. world-nuclear.org (Memento vom 13. Februar 2021 im Internet Archive). Abgerufen am 5. April 2024.
  29. atomenergie.ch: Uran im Meerwasser (Memento vom 14. September 2008 im Internet Archive).
  30. Bericht der US-Regierung.
  31. Hisashi Nobukawa u. a.: A Barge-Type System for Extracting Uranium from Seawater Using Pump Units. In: Bulletin of the Society of Sea Water Science. Band 55, Nr. 3. Japan 2001, S. 166–174 (japanisch, jst.go.jp).
  32. PNNL: News - Fueling nuclear power with seawater. Pacific Northwest National Laboratory, 21. August 2012, abgerufen am 17. September 2023 (englisch).
  33. J. Schindler, W. Zittel: Beitrag der Urankosten zu den Stromerzeugungskosten der Kernkraftwerke. (PDF) 25. April 2007, abgerufen am 28. März 2011.
  34. Daniel Lübbert, Felix Lange: Uran als Kernbrennstoff: Vorräte und Reichweite. In: Infobrief WF VIII G. Band 06, Nr. 069. Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestags, 27. März 2006 (bundestag.de [PDF]).
  35. Uwe Peters: Radioaktivität kennt keine Reservatsgrenzen. In: Pogrom. Nr. 135, Gesellschaft für bedrohte Völker, Hannover 1987.
  36. Reinhard Trink: Solange radioaktive Flüsse fließen - Uranabbau in den Black Hills (Süd Dakota). In: Pogrom. Nr. 135, Gesellschaft für bedrohte Völker, Hannover 1987.
  37. Renate Domnick: Gold, das niemand braucht. In: Incomindios Newsletter. Nr. 78, April 1997.
  38. Peter Bosshard: Uranium does not fall from Heaven. In: Erklärung von Bern. Zürich 1990.
  39. a b Peter H. Eichstaedt: If you poison us: uranium and Native Americans. 1st ed Auflage. Red Crane Books, Santa Fe, N. M 1994, ISBN 1-878610-40-6 (englisch).
  40. D. Leupold, M. Paul: Das Referenzprojekt Wismut: Sanierung und Revitalisierung von Uranerzbergbau-Standorten in Sachsen und Thüringen. In: Proceedings des Internationalen Bergbausymposiums Wismut 2007 - Stilllegung und Revitalisierung von Bergbaustandorten zur nachhaltigen Regionalentwicklung. Wismut GmbH, 2007, S. 21–30.
  41. Oswald Iten: Uranium City: Sackgasse für Kanadas Indianer. In: Keine Gnade für die Indianer - Überlebenskampf von Alaska bis Bolivien. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 1992, ISBN 3-85823-353-6.