Stefan Niggemeier
Stefan Niggemeier (* 15. Dezember 1969 in Harderberg, jetzt Georgsmarienhütte) ist ein deutscher Medienjournalist. Er war bis März 2006 verantwortlicher Medienredakteur der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Er ist der Gründer und Herausgeber zweier medienkritischer Watchblogs: des 2004 gestarteten Bildblogs sowie des um die Jahreswende 2015/2016 gestarteten Onlineportals Übermedien.[1][2][3][4]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stefan Niggemeier wurde in Harderberg bei Osnabrück (heute ein Stadtteil von Georgsmarienhütte im Landkreis Osnabrück) geboren. Er wuchs in Lechtingen und Rulle auf und besuchte das Gymnasium Carolinum in Osnabrück. Nach dem Abitur im Jahr 1989 studierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie ein Jahr in Birmingham (England) und schloss sein Studium als Diplom-Journalist ab.[5]
Erste berufliche Erfahrungen sammelte er nach dem Abitur bis 1993 als fester freier Mitarbeiter bei der Neuen Osnabrücker Zeitung seiner Heimatregion. Von 1991 bis 1995 besuchte er die Deutsche Journalistenschule in München als Mitglied der 30. Lehrredaktion. 1996 und 1997 arbeitete er als Redakteur für elektronische Medien bei Werben & Verkaufen, einem Fachmagazin für die Kommunikationsbranche. Für die Süddeutsche Zeitung schrieb er von 1997 bis 1999 als sogenannter fester Freier regelmäßig Berichte für die Medienseite und war gleichzeitig Hamburg-Korrespondent von kressreport, der Zeitschrift des Medien-Fachverlages kress verlag GmbH. Von 2001 bis Anfang 2006 war er verantwortlicher Medienredakteur der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Im Juni 2004 gründete er zusammen mit dem Medienjournalisten Christoph Schultheis das mehrfach mit Journalistenpreisen ausgezeichnete Watchblog Bildblog, das vornehmlich die Arbeit von Bild aus dem Verlag Axel Springer SE, seit April 2009 aber auch sonstiger Magazine und Zeitungen kritisch kommentiert. Im Januar 2010 gab er den Betrieb des Bildblogs an Lukas Heinser ab und fungierte anfangs als dessen Herausgeber.[6] Von Oktober 2011[7] bis Ende Mai 2013 war Niggemeier Autor des Nachrichtenmagazins Der Spiegel.[8] Von 2014[9] bis Juni 2015 war er Autor beim Online-Magazin Krautreporter.[10]
Auf seiner Website stefan-niggemeier.de betrieb Niggemeier bis 2018 ein größtenteils, aber nicht ausschließlich medienjournalistisches Blog.[11] Ausfällige Kommentare in Niggemeiers Blog, die von Konstantin Neven DuMont stammen sollen, und ein daraufhin verfasster kritischer Beitrag Niggemeiers[12] waren im Spätherbst 2010 maßgeblicher Auslöser einer Affäre, die zum Ausscheiden Neven DuMonts aus dem Verlag seiner Familie führte.[13]
Niggemeier ist Mitglied bei Freischreiber, dem Berufsverband freier Journalisten.[14] Im Januar 2016 startete er zusammen mit Boris Rosenkranz das Projekt Übermedien, ein medienkritisches Onlineportal, das 2018 für den Grimme Online Award nominiert wurde.[15][16][17]
Seit 2017 bespricht er zusammen mit Sarah Kuttner im Podcast Das kleine Fernsehballett Fernsehformate. Die Ausstrahlung erfolgte bis Juni 2022 über den Streamingdienst Deezer;[18] nach einer Pause erscheinen seit Februar 2023 neue Folgen auf Podigee.[19]
Im 2009 von Stephan Weichert und Christian Zabel herausgegebenem Buch Alpha-Journalisten 2.0 wird Niggemeier als Alpha-Journalist bezeichnet und sein Wirken beschrieben.
2024, etwa ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung der Recherche von Correctiv zum Treffen der rechtsextremen in Potsdam forderte Niggemeier, dass kritischer berichtet werden solle.[20] Er setzt sich dafür ein, das rechtsextreme Konzept der Remigration des Neonazis Martin Sellner nicht als Ausweisung oder Vertreibung zu beschreiben. Weiterhin müsse man „Belege dafür aufbieten, dass Sellner, entgegen seiner eigenen Aussage, die Ausweisung deutscher Staatsbürger nach rassistischen Kriterien umsetzen möchte.“[21] Der Autor Jan Karon der Plattform NIUS schrieb dazu „All das, was jetzt bei »Übermedien« zu lesen ist, wurde anfangs von »NIUS«, »Junge Freiheit«, dem »Cicero« und »Tichys Einblick« zusammenrecherchiert.“[22] Correctiv verwahrte sich gegen Niggemeiers Kritik; diese hielte sich an Detailfragen auf und verliere so den Blick auf das große Ganze, womit sie aktuelle Forschung zu Rechtsextremismus ignoriere. Diese Replik von Correctiv wurde auf dem Übermedien-Blog veröffentlicht.[23]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik, 2003
- Grimme Online Award Information für Bildblog, 2005
- Leuchtturm-Sonderpreis des Netzwerks Recherche, 2005
- LeadAward (Bronze) 2007: bestes Weblog
- Grimme Online Award Information für sein Weblog, 2007
- Journalist des Jahres 2007 der Zeitschrift Medium Magazin[11]
- Markgräfler Gutedelpreis für Bildblog 2008
- Hans Bausch Mediapreis 2009
- Medienpreis für Sprachkultur, 2012[24]
- Bert-Donnepp-Preis für Medienpublizistik 2017 an Übermedien[25]
Veröffentlichungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Michael Reufsteck, Stefan Niggemeier: Das Fernsehlexikon. Goldmann, München 2005, ISBN 3-442-30124-6.
- Michael Reufsteck, Stefan Niggemeier: Zapp! Merkwürdigkeiten aus der Fernsehwelt. Egmont Vgs, Köln 2008, ISBN 978-3-8025-1784-6.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Übermedien von Stefan Niggemeier
- Website von Stefan Niggemeier mit Artikelsammlung bis 2016
- Literatur von und über Stefan Niggemeier im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Das kleine Fernsehballett
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Neues Projekt von Stefan Niggemeier: Kritik für Kritische. In: taz.de. 13. Januar 2016, abgerufen am 3. November 2022.
- ↑ Felix Stephan: "Übermedien": Der Journalistenflüsterer. In: zeit.de. 17. Januar 2016, abgerufen am 3. November 2022.
- ↑ Stefan Niggemeier: Unabhängigkeitserklärung. In: stefan-niggemeier.de. 3. Februar 2016, abgerufen am 3. November 2022.
- ↑ Markus Ehrenberg: Stefan Niggemeier startet Portal für Medienkritik. In: tagesspiegel.de. 13. Januar 2016, abgerufen am 3. November 2022.
- ↑ Interview mit Bettina Rust in der Radiosendung Hörbar Rust. (MP3 (58,7 MB)) In: Radio Eins. 11. März 2012, abgerufen am 3. April 2013.
- ↑ In eigener Sache. In: Bildblog. 25. Januar 2010, abgerufen am 3. November 2022.
- ↑ Niggemeier wechselt zum "Spiegel". In: sueddeutsche.de. 13. September 2011, abgerufen am 3. November 2022.
- ↑ Stefan Niggemeier: Ausmitteilung. In: Stefan-Niggemeier.de. 4. Mai 2013, abgerufen am 3. November 2022.
- ↑ Die Krautreporter können loslegen. In: zeit.de. 13. Juni 2014, abgerufen am 3. November 2022.
- ↑ Stefan Niggemeier: In eigener Sache: Die Krautreporter und ich. In: stefan-niggemeier.de. 15. Juni 2015, abgerufen am 3. November 2022.
- ↑ a b Jochen Voß: Stefan Niggemeier ist "Journalist des Jahres". In: DWDL.de. 12. Dezember 2007, abgerufen am 7. Januar 2024.
- ↑ Stefan Niggemeier: Eine systematische Störung. In: Stefan-Niggemeier.de. 18. Oktober 2010, abgerufen am 3. November 2022.
- ↑ Affäre um Verlegersohn: Konstantin Neven DuMont muss Vorstand verlassen. In: Spiegel Online. 9. Dezember 2010, abgerufen am 3. November 2022.
- ↑ Stefan Niggemeier. In: Freischreiber. Abgerufen am 3. November 2022.
- ↑ Wichtige Nachricht: Übermedien gestartet. In: uebermedien.de. 13. Januar 2016, abgerufen am 3. November 2022.
- ↑ Felix Stephan: "Übermedien": Der Journalistenflüsterer. In: zeit.de. 17. Januar 2016, abgerufen am 3. November 2022.
- ↑ Übermedien. In: grimme-online-award.de. Abgerufen am 3. November 2022.
- ↑ Staffel 11, Folge 16: Die Letzte. In: kleinesfernsehballett.de. 22. Juni 2022, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 22. Juni 2022.
- ↑ Das kleine Fernsehballett - Podcast
- ↑ Stefan Niggemeier: (S+) Recherchen über Rechtsextreme: Seriösem Journalismus muss die Wirkung seiner Arbeit egal sein. In: Der Spiegel. 1. August 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 9. August 2024]).
- ↑ Christoph Kucklick, Stefan Niggemeier, Felix W. Zimmermann: Der Correctiv-Bericht verdient nicht Preise, sondern Kritik – und endlich eine echte Debatte. 30. Juli 2024, abgerufen am 9. August 2024 (deutsch).
- ↑ Tweet des Autors Jan Karon: Jan A. Karon auf X: Bemerkenswerter Bericht des linken Branchenportals »Übermedien«, das die Geheimplanrecherche von »Correctiv« nach allen Regeln der Kunst zerlegt. … 30. Juli 2024, abgerufen am 9. August 2024.
- ↑ Andrej Reisin: Die Kritik an Correctiv ignoriert, was wir über Rechtsextremismus wissen. 2. August 2024, abgerufen am 9. August 2024 (deutsch).
- ↑ Medienpreise 2012: Ausschnitte aus den Begründungsurkunden. In: gfds.de. 31. Mai 2012, abgerufen am 3. November 2022.
- ↑ Bert-Donnepp-Preis an epd Film-Autor Georg Seeßlen. In: epd-film.de. 22. Januar 2018, abgerufen am 3. November 2022.
Personendaten | |
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NAME | Niggemeier, Stefan |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Medienjournalist |
GEBURTSDATUM | 15. Dezember 1969 |
GEBURTSORT | Georgsmarienhütte-Harderberg |