Salü (Gruß)
Salü (auch saly, sali, salli, sale, sällü oder solli) ist eine Grußformel, die im Südwesten des deutschen Sprachraums verwendet wird. Er ist vor allem im Alemannischen verbreitet, kommt aber auch in angrenzenden Orten in der Pfalz mit rheinfränkischem Dialekt vor.
Salü kommt von französisch salut! (die Aussprache ist identisch), das seinerseits auf Lateinisch salūs „Wohl, Heil, Gruß“ zurückgeht.
Salü-Varianten werden überwiegend zur Begrüßung, in einigen Gegenden, etwa in der Nordwestschweiz, gleichermaßen zur Begrüßung und Verabschiedung verwendet, in manchen Orten nur als Abschiedsgruß. Vielfach bleibt der Gebrauch dieser Form bevorzugt auf den engeren Bekanntenkreis (Familie, Vereinskameraden, Dorfbekannte oder Arbeitskollegen) beschränkt. Salü steht im Alltag neben anderen Grußformeln, vergleiche grüezi, grüß Gott oder grüß dich sowie hoi, tschau und adjé, adéle.[1]
In verschiedenen regionalen Wörterbüchern wird die Grußformel erwähnt, die im Folgenden zusammengefassten Belege beziehen sich in der Regel auf den Gebrauch Anfang des 20. Jahrhunderts:
- Schweiz: sálü, sali, in Basel-Stadt auch sälü, andernorts soli.
- „Salü dù! grüssen einander die Metzger“ (Zürich um 1900).
- „Gott grüezi hört-me nümme gërn, salü und servus sind modërn“ (Zürich um 1900).[2]
- „Grüeßti Fritz! Sälü Christe! Du Fritz het öppe d’ Chueh kalberet, daß Du e so z’frede dri luegst?“ (Wichtrach 1910)[3]
- „Noh der Wahl briehlt si durch s Kabel: Solli Kain, doo isch der Abel!“ (Zürich 1984)[4]
- „Glychaltrigi begrüess ire Maa e Bärnburger mit salü alli eitere Verwandte und Fründe mit grüessdi.“ (Bern 1986)[5]
- „Er rüeft mer zio: Eh, salü Sepp, bisch dui nu oi scho da. Chumm nume ine, chumm.“ (Biel 1995)[6]
- „Friehner hän aim d Lyt d Hand gää und tschau gsait oder salli.“ (Zürich 1996)[7]
- „Salü! rief er mir schon von Weitem entgegen. Ich sagte: Guten Tag. Salü hiess mein verstorbener Hund.“ (Kritik des Salüismus Oberwallis 2016)[8]
- „Schalom, Salaam, salü und salut“ (Podcast srf 2018)[9]
- „Ey salli Dü! Gsiehsch hüdde abber widder Scheisse üs!“ (Werbung-Parodie Oberwallis 2009)[10]
- Elsass: sàlý (Mülhausen und Colmar); saly und sàly (Straßburg).
Die eingeborenen jüngeren Leute der Städte grüßten sich meistens mit salü mit den verschiedensten Zusätzen und Antworten:- „Salü, wiä geht's?“ – „Zwischen guet und liäderlig durch!“ (Elsenheim um 1890)
- „Salü, Dicker! Zahlsch eps?“ (Krüth um 1890)
- „Salü, zahlst eps? - Wassertrinken!“
- „Salü, was macht der ander? - Ër schnüft, dass er nit verstickt!“ (Colmar um 1890)[11]
- „Salü bien!“ (neben bonjour um 1890 üblicher Gruß der Straßburger im mittleren Lebensalter)[12]
- Pfalz: zur Begrüßung und zum Abschied; salli (mancherorts), salii (Rodalben, Niederlustadt), sallü (mancherorts), salüü (Annweiler). sali (Nauheim, Leiselheim), Schülergruß sali (Wöllstein) servus-salli : guten Tag und auf Wiedersehen (Leiselheim)[13]
Um 1930 gilt der Gruß als altväterlich (Lauterecken); Gruß der Fabrikarbeiter untereinander (Pirmasens-Geisberg).- „Alla salii!“ (Niederlustadt)
- „Sallü Wackes!“ (Geinsheim)
- „Alle, ich geh, salü!“ (Dansenberg)[14]
- Südbaden: zur Begrüßung oder zum Abschied; salli (mancherorts), solli (im Markgräflerland, Hotzenwald).[15]
Auch hier hört man den Gruß öfter mit Zusatz etwa salli mitenand! oder solli zämme.[16]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Grußformeln im deutschsprachigen Raum (zuletzt abgerufen am 1. Februar 2023).
- ↑ Schweizerisches Idiotikon (zuletzt abgerufen am 1. Februar 2023).
- ↑ Die Einwohnergemeindeversammlung - In: Tagblatt der Stadt Thun, Band 34, Nummer 310, 31. Dezember 1910 (zuletzt abgerufen am 4. Februar 2023)
- ↑ Bundesratswahlen - In: Zürcher Zeitung, Nummer 65, 17. März 1984 (zuletzt abgerufen am 4. Februar 2023)
- ↑ Grüessdi salii tschoutschou - In: Der Bund, Band 137, Nummer 118, 24. Mai 1986 (zuletzt abgerufen am 4. Februar 2023)
- ↑ Schacherseppli - In: Bieler Tagblatt, Nummer 186, 12. August 1995 (zuletzt abgerufen am 4. Februar 2023)
- ↑ Lifestyle - In: Neue Zürcher Zeitung, Nummer 52, 2. März 1996 (zuletzt abgerufen am 4. Februar 2023)
- ↑ Der Salüismus - In: Walliser Bote, Band 176, Nummer 192, 22. August 2016 (zuletzt abgerufen am 4. Februar 2023)
- ↑ Schwiiz und dütlich – Podcast des SRF (zuletzt abgerufen am 4. Februar 2023)
- ↑ Beispiel für „salli dü“ im Walliser Dialekt: LC1 Werbung Parodie auf Walliserdeutsch auf YouTube, 8. April 2008 (schweizerdeutsch).
- ↑ Wörterbuch der elsässischen Mundarten, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/23, (zuletzt abgerufen am 1. Februar 2023).
- ↑ Hans Lienhart (1896): Gruss und Anrede im Elsass - S. 24.
- ↑ Südhessisches Wörterbuch Band 5, Spalten 45–46 (zuletzt abgerufen am 4. Februar 2023)
- ↑ Pfälzisches Wörterbuch, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/23, (zuletzt abgerufen am 1. Februar 2023).
- ↑ Rudolf Post, Friedel Scheer-Nahor: Alemannisches Wörterbuch für Baden (= Schriftenreihe der Badischen Heimat. Band 2). Rombach-Verlag, Freiburg 2018, ISBN 978-3-7930-5175-6.
- ↑ Alemannische Grußformeln in Südbaden: Begrüssung auf diverses Alemannisch auf YouTube, 5. September 2015 (alemannisch).
- ↑ Badische Zeitung Lahr vom 26. Februar 2009 (zuletzt abgerufen am 4. Februar 2023).
- ↑ Badische Zeitung Lörrach vom 12. Juli 2013 (zuletzt abgerufen am 4. Februar 2023).
- ↑ Badische Zeitung Lörrach vom 4. Mai 2018 (zuletzt abgerufen am 4. Februar 2023).