Roanne

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Roanne
Roanne (Frankreich)
Roanne (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Auvergne-Rhône-Alpes
Département (Nr.) Loire (42)
Arrondissement Roanne
Kanton Roanne-1 (Hauptort)
Roanne-2 (Hauptort)
Gemeindeverband Roannais Agglomération
Koordinaten 46° 2′ N, 4° 4′ OKoordinaten: 46° 2′ N, 4° 4′ O
Höhe 257–304 m
Fläche 16,12 km²
Einwohner 34.762 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 2.156 Einw./km²
Postleitzahl 42300
INSEE-Code
Website www.mairie-roanne.fr

Brücke über die Loire

Roanne ist eine französische Stadt mit 34.762 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Loire in der Region Auvergne-Rhône-Alpes etwa 70 Kilometer nordwestlich von Lyon.

Die Stadt liegt am Oberlauf der Loire und ist Endpunkt des parallel verlaufenden Canal de Roanne à Digoin (deutsch: Roanne-Digoin-Kanal). Hier münden von rechts der Rhins und von links der Renaison und der Oudan in die Loire.

Geschichte und Wirtschaft

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Wegen seiner strategischen Lage unterhalb einer Engstelle der Loire war der Ort bereits zu keltischer Zeit besiedelt und gehörte zum Territorium der Segusiavi. Der Ortsname leitet sich vom Gallischen Rod-Onna (fließendes Wasser) ab, zur Römerzeit wurde daraus Rodumna, später Rouhanne und schließlich Roanne. Erwähnt wird die Siedlung in antiken Quellen von Claudius Ptolemäus und der Tabula Peutingeriana. Letztere verzeichnet Rodumna als einfachen Rastort an der von Lugdunum (heute Lyon) über Forum Segusiavorum (heute Feurs) und Aquae Calidae (heute Vichy) nach Augustonemetum (heute Clermont-Ferrand) führenden Straße. Vor allem im 1. Jahrhundert n. Chr. war der Ort ein Zentrum der Produktion lokaler Keramikwaren. In Roanne wurden römische Altertümer gefunden; so kamen 1902 bei Ausgrabungen an der Stelle des heutigen Collège Saint-Paul eine anmutige Statuette der Minerva sowie eine Bronzefibel zu Tage. An Inschriften wurde 1820 ein Epitaph (CIL 13, 1649) entdeckt.[1][2]

Im frühen Mittelalter nahm die Bedeutung des Orts ab, von der Burg aus der damaligen Zeit ist nur der Bergfried erhalten. Er wurde ab dem 16. Jahrhundert als Gericht und Gefängnis genutzt. Bis ins 19. Jahrhundert blieb Roanne ein bedeutender Gerichts- und Gefängnisstandort.[3] Durch eine 1610 gegründete Schule der Jesuiten erfolgte eine gewisse Belebung der Stadt. Im 18. Jahrhundert sind Stadt und Region ein Zentrum der Garnproduktion im vorindustriellen Manufaktursystem. 1814 verteidigten die Bewohner der Stadt und Bauern der Umgebung unter der Führung des Bürgermeisters François Populle Roanne erfolgreich gegen das österreichische Heer. Hierfür wurde der Stadt als Ganzes das Kreuz der Ehrenlegion verliehen, das sie seitdem im Stadtwappen führt.

Mit steigender Schifffahrt auf der Loire und dem 1838 eröffneten Kanal wurde der Handel in Roanne neu belebt und Roanne zu einem bedeutenden Binnenhafen. 1858 wurde die Stadt an eine der ersten Eisenbahnlinien angeschlossen. Bei der Industrialisierung Frankreichs spielte die Stadt eine Vorreiterrolle, so z. B. in den Bereichen Reifenherstellung (Michelin) und Textilien. In der Folge des Ersten Weltkriegs wurde hier auch der Aufbau der Rüstungsindustrie staatlicherseits forciert. Inzwischen produziert hier die privatisierte Firma Nexter in deutlich kleinerem Umfang Waffensysteme.[4] Die Mitarbeiterzahl in Roanne wuchs von 900 im Jahr 2017 auf 1.500 im Jahr 2022.[5] Seit den 1970er Jahren erlebt die gesamte Schwerindustrie einen Niedergang, der die Stadt hart getroffen hat. Tourismus und neue Technologien sollen die Wirtschaft beleben. So wurde beispielsweise 1992 der Hafen für die Nutzung durch Sport- und Hausboote umgestaltet.

Der Bahnhof Roanne wurde 1858 mit dem Teilstück von Lapalisse-Saint-PrixLe Coteau der Bahnstrecke Moret-Veneux-les-Sablons–Lyon-Perrache in Betrieb genommen.[6] Heute wird der Bahnhof mehrheitlich von Zügen des TER Auvergne-Rhône-Alpes der Verbindung Clermont-FerrandLyon-Perrache bedient.

Bevölkerungsentwicklung

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Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2006 2017
Einwohner 51.731 53.381 55.195 48.705 41.756 38.896 26.126 24.366
Quellen: Cassini und INSEE

Das nach Joseph Déchelette benannte Museum beherbergt neben einer umfangreichen archäologischen Sammlung von Artefakten der regionalen Ur- und Frühgeschichte und Römischen Antike mit Schwerpunkten zur Sepulkralkultur bezogen auf die vom 2. Jahrhundert vor Christus bis zum 3. Jahrhundert nach Christus durchgängig genutzte Nekropole und zur lokalen antiken Keramikproduktion der sowie der Ägyptischen Antike auch Sammlungen zur Keramik des 16. bis 21. Jahrhunderts mit einem Schwerpunkt bei Fayencen der Revolutionszeit und zur bildenden Kunst vom 15. bis zum frühen 20. Jahrhundert und eine kunsthistorische Bibliothek.[7] Das Écomusée du Roannais präsentiert die Geschichte der Textilindustrie in der Region seit 1850.[8] Maison des Métiers d’Art widmet sich der Pflege und Erläuterung des traditionellen Kunsthandwerks der Region.[9][10]

Das Stadttheater wird ohne eigenes Ensemble, aber mit professioneller Leitung betrieben. Es kommen neben Stücken ortsansässiger professioneller Ensembles vor allem Produktionen von Tourneetheatern zur Aufführung.[11] Für einige professionelle Theater- und Musikgruppen stellt die Stadtverwaltung Probe- und Arbeitsräume zur Verfügung.[12]

Gemeinsam mit benachbarten Gemeinden betreibt Roanne eine öffentliche Musikschule.[13] Im Stadtviertel Staint-Claire gibt das Soziokulturelle Zentrum Diapason Amateurgruppen Probe- und Aufführungsmöglichkeiten,[14] für solche Gruppen stehen auch in anderen Stadtteilen zwei weitere Säle bereit.[15] Roanne verfügt über eine großzügig angelegte Bibliothek/Mediathek.[16]

Seit 2010 ist Roanne Standort eines jährlichen Festivals für animierte Kurzfilme.[17] Neben dem Multiplexkino Le Grand Palais[18] existiert ein Programmkino, das ein Verein mit staatlicher Unterstützung betreibt (Espace Renoir).[19]

Ausgelöst durch das etablierte Restaurant der Brüder Marie-Pierre und Michel Troisgros, das seit 1968 ununterbrochen im Guide Michelin mit der höchsten Wertung von drei Sternen ausgezeichnet wurde, haben sich die Stadt und ihre Umgebung zu einem Zentrum der Spitzengastronomie entwickelt. Flankiert wurde diese Entwicklung durch die Einführung einer Appellation d’Origine Contrôlée für die Weine der Region westlich von Roanne, der Côte Roannaise, im Jahr 1994.[20]

Die Stadt beherbergt einen École polytechnique universitaire de l’université Lyon-I-Campus und ein Technologie-Institut (Institut universitaire de tecnologie, IUT) der Universität Saint-Étienne.[21]

Städtepartnerschaften

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Persönlichkeiten

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Einzelnachweise

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  1. Marcel Le Glay: Rodumna (Roanne) Loire, France. In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3 (englisch, perseus.tufts.edu).
  2. Johann Baptist Keune: Rodumna. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I A,1, Stuttgart 1914, Sp. 959.
  3. Justiz- und Gefängnisgeschichte Roannes in französischer Sprache (Memento vom 26. Januar 2016 im Internet Archive) (PDF; 129 kB)
  4. Geschäftsbereiche von Giat Industries@1@2Vorlage:Toter Link/www.nexter-group.fr (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. Éric Wattez: Notre usine de blindés tourne à plein régime. In: Capital (französische Wirtschaftszeitschrift). Nr. 368. Prisma, Gennevilliers Mai 2022, S. 67.
  6. Gérard Vachez: Il y a 150 ans, L’arrivée du chemin de fer à Roanne. Editions ARF, 2009.
  7. Beschreibung der Sammlungen des Musée de Beaux-Arts et d’Archéologie Joseph Déchelette (Memento vom 18. Juni 2013 im Internet Archive)
  8. Beschreibung des Textilmuseums
  9. Beschreibung beim Regionalen Tourismus-verband
  10. Website des Maison des Métiers d’Art (Memento vom 10. März 2013 im Internet Archive)
  11. Programm des Theaters (Memento vom 13. März 2013 im Internet Archive)
  12. Bericht von der Eröffnung eines Theaterlabors
  13. https://www.facebook.com/Siemar42 Facebook-Seite der Musikschule
  14. Archivierte Kopie (Memento vom 10. März 2013 im Internet Archive)
  15. Übersicht über die Kulturpolitik der Stadt (Memento vom 17. März 2013 im Internet Archive)
  16. Website der Mediathek (Memento vom 10. März 2013 im Internet Archive)
  17. Website des Festivals Ciné-court animé
  18. Website des Multiplexkinos Le Grand Palais
  19. Website des Espace Renoir
  20. Le guide Hachette des vins 2010, ISBN 978-2-01-237514-7, Seite 1037.
  21. IUT de Roanne. In: Universität Saint-Étienne. Abgerufen am 2. September 2024 (französisch).
  22. www.reutlingen.de (Memento des Originals vom 4. Juli 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.reutlingen.de
  23. www.roanne.fr (Memento vom 7. Dezember 2009 im Internet Archive)
Commons: Roanne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien