Reinhold Bärwinkel

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Reinhold Bärwinkel

Reinhold Oscar Bärwinkel (* 21. März 1834 in Arnstadt;[1]29. November 1898 ebenda) war ein deutscher Politiker und Präsident des Landtags des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen.

Reinhold Bärwinkel war ein Sohn des Professors am Gymnasium in Arnstadt, Dr. phil. Johann Jacob Wilhelm Bärwinkel (* 25. November 1802 in Arnstadt, † 25. Oktober 1842 ebenda[2])[3] und dessen erster Frau Sophie Harmodie geb. Vol(c)kmann[4] (* 1805, † 1. April 1834[5]). Reinhold Bärwinkel, der evangelisch-lutherischen Glaubens war, heiratete am 14. September 1863 in Arnstadt Ernestine Louise Johanne Cäcilie Maempel (* 26. November 1843 in Arnstadt; † 15. Dezember 1911 ebenda[6]), Tochter des Fürstlich Thurn und Taxis’schen Poststallmeisters, Ökonomen und Gastwirts „Zur Goldenen Henne“ August Maempel (1801–1854). Das Ehepaar hatte sieben Kinder; zwei von ihnen sind jung gestorben.

Der Sohn Dr. Felix Bärwinkel (1864–1927) wurde Reichstagsabgeordneter (1903–1918) und Sondershäuser Landrat.[7]

Der Vater Reinhold Bärwinkels heiratete 1835 in zweiter Ehe Emma Sophie Ernestine Hülsemann (1814–1889).[8] Deren Brüder Wilhelm Hülsemann (1812–1862) und Julius Hülsemann (1824–1888, Arnstadts Oberbürgermeister ab 1872) sowie deren Cousin und Schwager Bernhard Maempel (1816–1870) waren ebenfalls Landtagsabgeordnete in Schwarzburg-Sondershausen.[9]

Ausbildung und Beruf

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Nach dem Tod des Vaters lag die Vormundschaft bei dessen Bruder, dem Pfarrer Johann Christian Jacob Bärwinkel (1801–1880) in Dornheim.[10] Nach dem Abitur in Arnstadt 1852[11] studierte Reinhold Bärwinkel von Ostern 1852 bis Ostern 1855 Rechtswissenschaft in Jena[12] und Göttingen[13].[14] In Jena trat er 1852 in das Corps Saxonia ein.[15]

Ab 24. Dezember 1860 war er Rechtsanwalt,[16] ab 17. September 1872 auch Notar[17] in Arnstadt. Ab Oktober 1879 hatte er auch die Rechtsanwaltszulassung zum Landgericht in Erfurt und zum Oberlandesgericht in Naumburg.[18] Er war zudem Mitglied und langjähriger Vorsitzender des Aufsichtsrats der Arnstädter Bank v. Külmer, Czarnikow & Co. in Arnstadt.

Bärwinkel war von 1865 bis zu seinem Tod in der Kommunal- und Landespolitik äußerst erfolgreich.

Ende 1865 wurde er in den Gemeinderat von Arnstadt gewählt.[19] Als der Gemeinderat seinen Vorsitzenden Julius Hülsemann Ende 1871 zum Ersten Bürgermeister wählte, wurde Bärwinkel der neue Vorsitzende. Der Gemeinderat wählte ihn 1892[20] in den Bezirksausschuss.[21] Als er Anfang 1897 wieder zum Vorsitzenden gewählt wurde, hatte er dieses Amt 25 Jahre inne.[22]

Im Mai 1865 bewarb er sich für die Wahlperiode 1864–1867 um ein Mandat der Höchstbesteuerten im Landtag[23] von Sondershausen.[24] In dieser ungewöhnlichen Wahlperiode gab es drei Landtage: den 10. ordentlichen Landtag mit Sitzungen von Anfang Oktober bis Anfang November 1865, einen außerordentlichen Landtag von Ende Juni bis Ende Juli 1866, und einen weiteren außerordentlichen Landtag Ende März 1867 bis Jahresende. Im Landtag vom Juli 1866 fiel die Entscheidung, dass das Fürstentum den Deutschen Bund verließ und dem Norddeutschen Bund beitrat.[25]

In der Wahlperiode 1868–1871[26] wählte der Landtag ihn zu seinem Vizepräsidenten; in der Periode 1872–1875 wählte der Landtag ihn zu seinem Präsidenten.[27] Ebenso in der Periode 1876–1879.[28]

Bei den Wahlen für die Wahlperiode 1880–1883 bewarb sich erstmals auch Julius Hülsemann bei den Höchstbesteuerten, und Bärwinkel unterlag knapp in der Konkurrenz um den zweiten Sitz.[29] Er bewarb sich erst wieder für 1888–1891 (nach Hülsemanns Tod); dieser Landtag wählte ihn zum Landtagssyndikus. Ebenso 1892–1895.[30] In der Wahlperiode 1896–1899[31] wählte ihn der Landtag noch einmal zum Präsidenten. Er erlebte jedoch nur noch die Sitzungen bis zum 3. Juli 1897.

Als Präsident des Landtags und als Syndikus war er jeweils auch Mitglied des Landtagsausschusses.[32] Der Ausschuss blieb nach der Sitzungsperiode eines Landtags im Amt, bis der nächste Landtag sich konstituierte.[33]

1865 bis 1867 gehörte er zur radikal-liberalen, 1867 bis 1879 und 1888 bis 1898 zur nationalliberalen Fraktion.[34]

Reinhold Bärwinkel war Mitglied und später Ehrenmitglied der Schönbrunn-Schützengesellschaft in Arnstadt. Er wirkte im Mitteldeutschen und Thüringischen und im Deutschen Schützenbund mit und war Mitgründer, später Ehrenmitglied des Turnvereins in Arnstadt und auch Mitgründer der Turnerfeuerwehr.

Im Juli 1879 wurde Bärwinkel zum Justizrat ernannt.[35] Das Fürstliche Ehrenkreuz III. Klasse wurde ihm am 7. August 1894 verliehen.[36] Etwas mehr als ein Jahr nach seinem Tod wurde ein Abschnitt der Arnsberg-Straße in Bärwinkel-Straße umbenannt.[37]

  • Der Deutsche. Sondershäuser Zeitung nebst Regierungs- und Intelligenzblatt für das Fürstenthum Schwarzburg-Sondershausen. [Sondershausen: Eupel.] (unvollständiges) Digitalisat
  • Verzeichnis der Arnstädter Abiturienten von 1765 bis 1890. In Programm des Fürstlichen Gymnasiums zu Arnstadt Ostern 1891. Progr.-Nr. 710. S. 7–25. Digitalisat
  • Wohnungs- und Geschäfts-Anzeiger der Stadt Arnstadt. 1897. Arnstadt: Frotscher o. J. Digitalisat
  • Wohnungs- und Geschäfts-Anzeiger der Stadt Arnstadt. 1900. Arnstadt: Frotscher o. J. Digitalisat
  • Kösener Korpslisten 1910. PDF
  • Thüringer Pfarrerbuch, Band 2: Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen. 1997. ISBN 3768641481
  • Chronik von Arnstadt. Zeittafel/Lexikon. Festschrift zur 1300-Jahrfeier der Stadt Arnstadt, hrsg. v. Andrea Kirchschlager, Ulrich Lappe und Peter Unger. 2003. ISBN 3934277071
  • Jochen Lengemann: Landtag und Gebietsvertretung von Schwarzburg-Sondershausen 1843–1923. Biographisches Handbuch. (= Parlamente in Thüringen 1809–1952, Teil 3.) G. Fischer, Jena u. a. 1998, ISBN 3-437-35368-3, S. 142–143.
Commons: Reinhold Bärwinkel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Geburtsangabe in Arnstädtisches Regierungs- und Intelligenz-Blatt vom 26. April 1834, S. 78.
  2. Todesanzeige in Allgemeiner Anzeiger und Nationalzeitung der Deutschen vom 1. Juli 1842, Spalte 3933; Todesangabe in Privilegirtes Arnstädtisches Regierungs- und Intelligenz-Blatt vom 19. November 1842, S. 306.
  3. Neuer Nekrolog der Deutschen 20. Jg., 1842. Weimar 1844, S. 760–762.
  4. Sie war eine Tochter des Hofadvokaten und Schriftstellers Johann Friedrich Ludwig Vol(c)kmann (1758–1815) und seiner Frau Wilhelmine Albertine Friederike geb. Schöneweck, die am 6. Dezember 1805 kurz nach der Geburt ihres Zwillingstöchterpaars starb. (Chronik S. 453.)
  5. Todesanzeige und Kirchenamtsangabe in Arnstädtisches Regierungs- und Intelligenz-Blatt vom 5. April 1834, S. 64, und vom 24. Mai, S. 94.
  6. Todesanzeige in Der Deutsche 1911 Nr. 295.
  7. Datenbank der deutschen Parlamentsabgeordneten: biogr. Abrisse.
  8. Heiratsangabe in Arnstädtisches Regierungs- und Intelligenz-Blatt vom 2. Januar 1836, S. 3. Emma heiratete 1847 in zweiter Ehe den Musiklehrer, Organisten und späteren Stadtkantor Heinrich Bernhard Stade (1816–1882); dieser Ehe entstammte der Alttestamentler Bernhard Wilhelm Stade (1848–1906). (Chronik 2003 S. 428.)
  9. Bernhard Maempel war ein Cousin von Reinholds Ehefrau Cäcilie. (Genealogische Graphik in Lengemann S. 328.)
  10. Reinholds Cousine Emma Henriette Bärwinkel (1838–1919) wurde die Ehefrau des Gastwirts Edmund Böttcher, der 1876–1879 zusammen mit Reinhold Landtagsabgeordneter der Höchstbesteuerten der Oberherrschaft war. (Pfarrerbuch S. 80; Lengemann S. 155 und 93.)
  11. Verzeichnis der Abiturienten S. 18.
  12. Verzeichnis der Studierenden in Jena No. 52, SS 1852, bis No. 55, WS 1853/54.
  13. Eingeschrieben am 26. April 1854, mit Angabe „Vorm.: Pf. Bärwinkel in Dornheim bei Arnstadt“ (Die Matrikel der Georg-August-Universität zu Göttingen 1837–1900. Hildesheim 1974, S. 186); Verzeichnis der Studierenden in Göttingen WS 1854/55, S. 10.
  14. In Göttingen war er 1854 Inhaber einer der dem Fürstlichen Ministerium in Sondershausen zur Verfügung stehenden Freitischstellen. (Fürstlich Schwarzb. Regierungs- und Intelligenz-Blatt vom 22. April 1854, S. 174)
  15. Korpslisten S. 557 (Liste 127, Nr. 353).
  16. Der Deutsche 1860 Nr. 150 und 156.
  17. Der Deutsche 1872 Nr. 66 und 113.
  18. Regierungs- und Nachrichtsblatt für das Fürstenthum Schwarzburg-Sondershausen vom 14. Oktober 1879, S. 492.
  19. in direkter öffentlicher Wahl nach dem Drei-Klassen-Wahlrecht von 1857 (Städteordnung §§63ff.).
  20. entsprechend der Bezirksordnung, §10.
  21. Vgl. Wohnungs-Anzeiger 1897 S. 282 und S. 277.
  22. Der Deutsche 1897 Nr. 13.
  23. Der Landtag hatte 15 Mitglieder: 5 Abgeordnete, die der Fürst auf Lebenszeit einsetzte; 5 Abgeordnete, die von den 300 am höchsten besteuerten Wahlbürgern direkt gewählt wurden (davon zwei in der Oberherrschaft); und 5 Abgeordnete, die vom Rest der wahlberechtigten Bürgerschaft indirekt (durch Wahlmänner) gewählt wurden. Alle Wahlvorgänge waren öffentlich. (Wahlgesetz 1856 und Wahlordnung dazu.)
  24. Sein Wahlergebnis in Der Deutsche 1865 Nr. 55.
  25. Verhandlungen des Landtags 1866.
  26. Bärwinkels Wahlergebnis in Der Deutsche 1868 Nr. 60.
  27. Landtagsverhandlungen 1873 S. 3–5.
  28. Landtagsverhandlungen 1876 S. 3 und 5.
  29. Der Deutsche 1880 Nr. 89.
  30. Der Deutsche 1892 Nr. 122.
  31. Wahlergebnis in Der Deutsche 1896 Nr. 132.
  32. Landesgrundgesetz 1857, §§72ff. und §60.
  33. Vgl. Der Deutsche 1880 Nr. 24, 171 und 173.
  34. Todesanzeige und Nachruf in Der Deutsche 1898 Nr. 281; Beisetzung in Nr. 284.
  35. Regierungs- und Nachrichtsblatt für das Fürstenthum Schwarzburg-Sondershausen vom 19. Juli 1879, S. 341.
  36. Der Deutsche 1894 Nr. 182.
  37. Wohnungs-Anzeiger 1900. S. 325.