Phlogopit

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Phlogopit
pseudohexagonaler Phlogopitkristall (Größe: 5,6 × 5,1 × 4,1 cm) aus Franklin (Franklin Minenbezirk), Sussex County, New Jersey, USA
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Phl[1]

Chemische Formel
  • KMg3(AlSi3O10)(OH)2[2]
  • KMg3[(F,OH)2|AlSi3O10][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Schichtsilikate (Phyllosilikate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/E.05b
VIII/H.11-080[4]

9.EC.20
71.02.02b.01
Ähnliche Minerale Biotit
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin (pseudohexagonal)
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[5]
Raumgruppe C2/m (Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12[6]
Gitterparameter a = 5,33 Å; b = 9,22 Å; c = 10,22 Å
β = 100,03°[6]
Formeleinheiten Z = 2[6]
Häufige Kristallflächen {001}
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2 bis 3[7]
Dichte (g/cm3) 2,78 bis 2,85[7]
Spaltbarkeit vollkommen nach {001}
Bruch; Tenazität uneben
Farbe braun, grau, grün, gelb, rötlichbraun
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz, Perlmuttglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,530 bis 1,573
nβ = 1,557 bis 1,617
nγ = 1,558 bis 1,618[8]
Doppelbrechung δ = 0,0280 bis 0,0450[8]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 16 bis 20°[8]
Pleochroismus farblos (blassgelb) bis rotbraun

Phlogopit ist ein zu den Glimmern gehörendes, häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung KMg3[(F,OH)2|AlSi3O10][3], ist also chemisch gesehen ein Kalium-Magnesium-Alumosilikat mit zusätzlichen Fluor- oder Hydroxidionen. Strukturell wird Phlogophit den Schichtsilikaten zugeordnet.

Phlogopit entwickelt meist tafelige bis prismatische Kristalle von pseudohexagonalem Habitus, aber auch plattige, schuppige oder massige Mineral-Aggregate von meist gelblicher bis rötlicher Farbe. Das Mineral kann allerdings auch farblos oder in hellbrauner bzw. grünlicher Farbe auftreten.

Etymologie und Geschichte

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Dünntafeliger, durchscheinender Phlogopit mit deutlicher Zonenbildung

Erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde Phlogopit 1841 durch August Breithaupt, der einen „mit Serpentin in Kalkspat eingewachsenen Glimmer von Antwerp im Staate New York“ untersuchte und ihn als „Phengites Phlogopites“ – kurz Phlogopit – bezeichnete, nach dem griechischen Wort Φλογωπός phlogopos für „feurig aussehend“. Der Name nimmt Bezug auf die oft durchscheinenden, rötlich schimmernden Kristalle.[9]

Da der Phlogopit bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt war, wurde dies von ihrer Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) übernommen und bezeichnet den Phlogopit als sogenanntes „grandfathered“ (G) Mineral.[2] Die seit 2021 ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Phlogopit lautet „Phl“.[1]

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Phlogopit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“, wo er innerhalb der Glimmergruppe zusammen mit Annit, Hendricksit, Polylithionit, Siderophyllit, Tainiolith und Trilithionit sowie den inzwischen als Mischkristalle diskreditierten Biotit, Lepidolith und Zinnwaldit die „Biotit-Reihe“ mit der System-Nr. VIII/E.05b bildete.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/H.11-080. Dies entspricht ebenfalls der Abteilung „Schichtsilikate“, wo Phlogopit zusammen mit Annit, Aspidolith, Balestrait, Eastonit, Ephesit, Fluorannit, Fluorophlogopit, Fluorotetraferriphlogopit, Hendricksit, Hydrobiotit, Luanshiweiit, Masutomilith, Montdorit, Norrishit, Orlovit, Oxyphlogopit, Polylithionit, Preiswerkit, Shirokshinit, Shirozulith, Siderophyllit, Sokolovait, Suhailit, Tainiolith, Tetraferriannit, Tetraferriphlogopit, Trilithionit, Voloshinit und Yangzhumingit die „Lithionit-Biotit-Reihe“ mit der System-Nr. VIII/H.11 bildet.[4]

Auch die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Phlogopit in die Abteilung der „Schichtsilikate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach Struktur der Schichten, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Schichtsilikate (Phyllosilikate) mit Glimmertafeln, zusammengesetzt aus tetraedrischen und oktaedrischen Netzen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Annit, Aspidolith, Eastonit, Ephesit, Fluorannit, Fluorophlogopit, Hendricksit, Masutomilith, Norrishit, Polylithionit, Preiswerkit, Shirokshinit, Shirozulith, Siderophyllit, Sokolovait, Suhailit, Tetraferriannit, Tetraferriphlogopit, Trilithionit und Wonesit sowie den hier als Mineralgruppe definierten Biotit, Lepidolith und Zinnwaldit die „Phlogopitgruppe“ mit der System-Nr. 9.EC.20 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Phlogopit die System- und Mineralnummer 71.02.02b.01. Dies entspricht ebenfalls Abteilung der „Schichtsilikatminerale“. Hier ist er zusammen mit Annit, Aspidolith, Eastonit, Ephesit, Fluorannit, Fluorophlogopit, Hendricksit, Masutomilith, Norrishit, Polylithionit, Preiswerkit, Shirozulith, Siderophyllit, Sokolovait, Suhailit, Tainiolith, Tetraferriannit, Tetraferriphlogopit, Trilithionit, Wonesit sowie den Mineralgruppen Biotit, Lepidolith und Zinnwaldit in der „Glimmergruppe (Biotit-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 71.02.02b innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 2:1-Lagen“ zu finden.

Kristallstruktur

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Phlogopit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/m (Raumgruppen-Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 mit den Gitterparametern a = 5,33 Å; b = 9,22 Å; c = 10,22 Å und β = 100,03°[6] sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[7][8]

Gegen verdünnte, 5 bis 15%ige Salzsäure ist Phlogopit unempfindlich, konzentrierte Salzsäure entfärbt das Mineral jedoch.

Bildung und Fundorte

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Phlogopit (orangerot) mit Pyrit (goldglänzend) in Calcit

Phlogopit ist auch bei einem Druck von 70 kbar noch beständig, was einer Tiefe von über 200 Kilometern entspricht. Er bildet sich in magnesiumreichen, basischen bis ultrabasischen magmatischen Gesteinen wie beispielsweise melilithreichem „Turjait“ (Biotit-Nephelin-Melilitolith mit Perowskit, Melanit und Apatit), kann aber auch kontaktmetamorph und kontaktmetasomatisch in Kalksilikatgesteinen entstehen, das heißt in von Silikaten durchsetzten Kalksteinen, die eine Metamorphose durchlaufen haben. Auch in ultramafischen Gesteinen wie Kimberlit, Peridotit, Lamproit und Serpentinit kann Phlogopit gefunden werden.

Als Begleitminerale treten unter anderem Apatit, Augit, Calcit, Diopsid, Dolomit, Epidot, Magnetit, Olivin, Pyrit, Rubin, Skapolith, Spinell, Titanit, Tremolit und Vesuvianit auf.

Als häufige Mineralbildung konnte Phlogopit an vielen Orten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher über 2800 Fundorte dokumentiert sind (Stand 2023).[11] Die größten Kristalle traten unter anderem im Gardiner-Komplex von Grönland (50 cm), bei Kowdor/Murmansk (2 m) und Sljudjanka/Irkutsk in Russland (5 m) sowie aus der „Lacy Mine“ bei Ontario in Kanada (10 × 5 m und bis 90 t Gewicht) zutage. Es sollen jedoch schon Phlogopit-Kristalle mit einem Durchmesser von 10 m und einem Gewicht von 270 t gefunden worden sein.

Phlogopit findet unter anderem Verwendung in Kunststoffen, in Ersatzstoffen für Asbest, in Fugenzement, im Ölbohr-Sektor, in Perlmutt-Pigmenten und zur Herstellung von Isoliermaterialien in der Elektrotechnik. Von technischer Bedeutung (z. B. für Glaskeramiken) ist die Herstellung von Fluor-Phlogopit.

  • Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1979, ISBN 3-342-00288-3, S. 586.
  • Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 818.
  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 747.
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 252 (Dörfler Natur).
Commons: Phlogopite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  3. a b Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 666 (englisch).
  4. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. David Barthelmy: Phlogopite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 13. Juni 2023 (englisch).
  6. a b c Sterling B. Hendricks, Merrill E. Jefferson: Polymorphism of the micas with optical measurements. In: American Mineralogist. Band 24, 1939, S. 729–771 (englisch, [1] [PDF; 2,6 MB; abgerufen am 13. Juni 2023]).
  7. a b c Phlogopite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 85 kB; abgerufen am 13. Juni 2023]).
  8. a b c d Phlogopite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 13. Juni 2023 (englisch).
  9. Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979, ISBN 3-7225-6265-1, S. 291.
  10. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  11. Localities for Phlogopite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 13. Juni 2023 (englisch).