Peschawar-Sieben
Die Peschawar-Sieben oder Sieben-Parteien-Allianz oder Allianz der Sieben oder Islamische Union der afghanischen Mudschahedin war eine Anfang der 1980er Jahre gegründete Allianz aus sieben sunnitisch-islamischen Gruppen der wichtigsten Widerstandsgruppen Afghanistans während des Sowjetisch-afghanischen Krieges. In dieser Allianz zusammengefasst waren die sunnitischen Mudschahedin-Parteien, die ihre Zentren in der nordwestpakistanischen Stadt Peschawar hatten.[1][2]
„Während des Krieges gegen die Sowjetunion führte die Kanalisierung externer Unterstützung durch Pakistan an ausschließlich sieben sunnitisch-islamistische Gruppen (die sog. Peschewar-Sieben) dazu, dass diese im bewaffneten Kampf eine Schlüsselrolle einnahmen.“[3]
Das Bündnis bestand aus vier fundamentalistischen Parteien, die als Hauptziel die Errichtung in Afghanistan eines islamischen Staates (al-dawlah al-islamīyah) verkündeten ohne die klerikale Herrschaft wie in dem Nachbarland Iran. Die drei weiteren Gruppen waren Traditionalisten. Sie befürworteten die Rückkehr Afghanistans zu den vorrevolutionären Formen der Regierung.
Name | Führer | gegr. | Verschiedenes | |
1 | Hizb-i Islāmī (Islamische Partei) I | Gulbuddin Hekmatjar | 1976[5] | Die Partei ging aus der seit 1969 bestehenden Muslimjugend hervor. |
2 | Dschamiat-i Islāmī-yi Afghanistān (Islamische Versammlung Afghanistan) | Burhanuddin Rabbani (Tadschike) | beherrscht die nördlichen Regionen Afghanistans; Rabbani ist ein ehemaliger Professor der Theologie an der Universität Kabul | |
3 | Hizb-i Islāmī (Islamische Partei) II | Junis Chalis (Paschtune) | 1978 | spaltete sich 1978 von Hekmatjar |
4 | Itehad e Islami Bara e Azadi e Afghanistan (Islamische Einheit für die Freiheit Afghanistans) | Abdul Rasul Sayyaf (Paschtune) | 1981 | von Saudi-Arabien bzw. den Wahhabiten unterstützt |
5 | Harakat e Engelabe e Islami (Bewegung für die islamische Revolution) | Mohammad Nabi Mohammadi (Paschtune) | 1978 | |
6 | Dschebhe e Nedschat e Melli e Afghanistan (Nationale Befreiungsfront Afghanistan) | Sibghatullah Modschaddedi | war Präsident des „Vorläufigen Islamischen Staates Afghanistan“; die Partei plädierte für Rückkehr des ehemaligen Königs Zahir Schah | |
7 | Mihaz e Melli e Islami e Afghanistan (Nationale Islamische Front Afghanistans) | Said Ahmad Gilani | größter Einfluss unter den afghanischen Flüchtlingen in Pakistan |
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Florian Kühn: Sicherheit und Entwicklung in der Weltgesellschaft: Liberales Paradigma und Statebuilding in Afghanistan (Politik und Gesellschaft des Nahen Ostens). VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010 (Online-Auszug)
- Thomas Ruttig: Afghanistan: Institutionen ohne Demokratie. Strukturelle Schwächen des Staatsaufbaus und Ansätze für eine politische Stabilisierung. SWP-Studie. Stiftung Wissenschaft und Politik. Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Berlin 2008 (Online)
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sowjetische Intervention in Afghanistan
- Islamischer Staat Afghanistan
- Liste politischer Parteien in Afghanistan
Einzelnachweise und Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ In der zentralafghanischen Region Hazaradschat dagegen sind die schiitischen Gruppen besonders stark. Die im Iran gegründete schiitische Allianz der Islamischen Revolution besteht aus acht Gruppen, darunter die Hezb-e-Allah ("Partei Gottes"), Nasr ("Sieg") und die Harakat e Islami e Afghanistan ("Islamische Bewegung Afghanistans") unter dem Geistlichen Ajatollah Assef Mohseni (en). Die Hauptsitze ihrer Organisationen liegen in den Städten Ghom und Maschhad im Iran.
- ↑ Zur schiitischen „Acht-Parteien-Allianz“, vgl. Markus Potzel: Iran und der Westen. Chancen für gemeinsames Handeln in Afghanistan? (PDF; 492 kB) Berlin 2010 SWP-Studie. Stiftung Wissenschaft und Politik. Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit
- ↑ Kühn, S. 289 (zu den Finanz-, Waffen- und sonstigen Hilfen, vgl. Thomas Ruttig, S. 18)
- ↑ Die wichtigsten Widerstandsgruppen. In: Die Zeit. Nr. 42, 1989 (zeit.de).
- ↑ Chris Sands, Fazelminallah Qazizai: Night Letters. Gulbuddin Hekmatyar and the Afghan Islamists Who Changed the World. C. Hurst & Co, London 2019, ISBN 978-1-78738-196-4, S. 34, 94 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).