Maʿalot-Tarschiha

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Maʿalot-Tarschicha
Wappen von Maʿalot-Tarschicha
Maʿalot-Tarschicha
Basisdaten
hebräisch: מעלות תרשיחא
arabisch: معالوت ترشیحا
Staat: Israel Israel
Bezirk: Nord
Koordinaten: 33° 1′ N, 35° 16′ OKoordinaten: 33° 1′ 0″ N, 35° 16′ 15″ O
Höhe: 521 m
Fläche: 9,22 km²
 
Einwohner: 21.422 (Stand: 2018)[1]
Bevölkerungsdichte: 2.323 Einwohner je km²
 
Gemeindecode: 1063
Zeitzone: UTC+2
Postleitzahl: 21010, 21011, 21013, 21014, 21016
 
Gemeindeart: Stadt
Website:
Maʿalot-Tarschicha (Israel)
Maʿalot-Tarschicha (Israel)
Maʿalot-Tarschicha

Maʿalot-Tarschiha (hebräisch מַעֲלוֹת-תַּרשִׁיחָא Maʿalot-Tarschicha, arabisch معالوت ترشیحا, DMG Maʿālūt Taršīḥā) ist eine Stadt in Israel, etwa 20 Kilometer östlich von Naharija. Die Stadt gehört zum westgaliläischen Unterbezirk Nefat Akko des Nordbezirks (Israel).

Ausgrabungen in einer Grabhöhle des vierten Jahrhunderts der Zeitrechnung brachten unter anderem ein christliches Kreuz und eine Glasscherbe mit eingravierter Menorah ans Tageslicht.[2]

Quellen der Kreuzfahrer im 12. und 13. Jahrhundert bezeichnen den Ortsteil Tarschicha als Terschia, Torsia und Tersigha.[3] Der König von Jerusalem hatte die Gründung des benachbarten, bis heute christlichen Dorfes Miʿilya (lateinisch Castellum Regis) durch katholische Levantiner lateinischen Ritus (so genannte Franken; الفرنجة, DMG al-Faranǧa) und Pullanen veranlasst, von wo sie sich nach Tarschicha ausbreiteten.[4] Im Jahre 1160 übertrug König Balduin III. von Jerusalem Torsia und einige benachbarte Dörfer an Iohanni de Caypha (Johannes von Haifa).[5]

Tarschicha kam an die Seigneurie de Joscelin, die König Balduin III. 1182 in Obergaliläa für seinen Onkel, den in Edessa entmachteten Grafen Joscelin III. schuf. Für 1217 werden die Einwohner als levantinische Franken beschrieben.[6] Der Gatte von Joscelins Erbtochter Beatrix von Courtenay, der Minnesänger und Kreuzfahrer Otto von Botenlauben, verkaufte per iure uxoris Tarschicha (Tersyha) mit zehn Nachbarorten[7] an den Deutschen Orden,[8] der sich so um dessen nahe Ordensburg Montfort einen eigenen Herrschaftsbereich arrondieren konnte. Jakob von Mandelée (Amigdala), Sohn der jüngsten Tochter Joscelins, Agnes, der einen Anteil an Joscelins Nachlass beanspruchte, focht den Kauf an und der Deutsche Orden zahlte ihn schließlich 1228 aus.

Im Jahre 1266 plünderten vermutlich unbesoldet gebliebene Kreuzfahrertruppen Tarschicha.[3]

Der Ortsteil Maʿalot entstand 1957 mit Status einer Entwicklungsstadt als Neugründung für vertriebene und geflüchtete jüdische Araber aus dem Irak sowie Einwanderer aus dem Iran und Rumänien.[9] Im Jahre 1963 wurde Maʿalot mit dem von Arabern bewohnten Nachbarort Tarschiha zu einer Gemeinde vereint. Vom 14. auf den 15. Mai 1974 verübten Terroristen der Demokratischen Front zur Befreiung Palästinas einen Mordanschlag auf die hebräischsprachige Grundschule Netiv Meʾir im Ortsteil Maʿalot, das Maʿalot-Massaker, wo sie 115 Schüler und Lehrer als Geiseln nahmen, überwiegend 14- bis 16-jährige Jugendliche aus Safed, die im Rahmen einer Exkursion im Schulgebäude übernachtet hatten. Nach 15 Stunden in der Gewalt der Terroristen ermordeten ihre Sprengfallen, die sie zuvor gelegt hatten, 31 Personen, bei dem Versuch die Geiseln zu befreien.[9]

Durch die ungünstige Lage in den obergaliläischen Bergen und die Nähe zu Naharija entwickelte sich Maʿalot zunächst sehr langsam und zählte bis Mitte der 1980er Jahre weniger als 10.000 Einwohner. Die deutsche christliche karitative Zedakah e. V., die im 40 Autominuten entfernten Schavei Zion seit 1969 den Beit El,[10] ein Gästehaus mit Betreuung für Überlebende der Schoah für unentgeltliche Kurzurlaube, betreibt,[11] eröffnete 1984 in Maʿalot-Tarschicha den Beit Eliʿeser, ein Pflegeheim für dauerhaft pflegebedürftige Schoahüberlebende im Alter.[12] Wesentliche Impulse erhielt Maʿalot erst durch die Einrichtung eines Industrieparks („Tefen“) und des Tefen-Skulpturengartens. Inzwischen ist die Stadt auf 21.422 Einwohner (2018) gewachsen.[13]

Ein Ableger des Internationalen Dokumentarfilmfestivals Docaviv wird hier veranstaltet.[14]

Städtepartnerschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Darüber hinaus besteht mit den deutschen Städten Falkensee und Augsburg ein Jugendaustausch.

Commons: Maʿalot – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. אוכלוסייה ביישובים 2018 (XLSX; 130 kB) [Bevölkerung der Siedlungen 2018]. Israel Central Bureau of Statistics, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
  2. Rachel Hachlili, The Menorah, the Ancient Seven-armed Candelabrum: Origin, Form, and Significance, Leiden: Brill, 2001 (= Supplements to the Journal for the Study of Judaism; Band 68), S. 108seq, ISBN 978-90-04-12017-4.
  3. a b Andrew Petersen, A Gazetteer of Buildings in Muslim Palestine: 4 Tle., Council for British Research in the Levant (Hrsg.), (=British Academy monographs in archaeology; Nr. 12), Oxford: Oxford University Press, 2001, Teil 4: 'S-Z, S. 293, ISBN 978-0-19-727011-0.
  4. Ronnie Ellenblum, Frankish rural settlement in the Latin Kingdom of Jerusalem, Cambridge, Engl. und New York: Cambridge University Press, 1998, S. 44, ISBN 0-521-55401-2.
  5. Ernst Strehlke posthum mit Philipp Jaffé, der es vollendete, Tabulae Ordinis Theutonici: ex tabularii regii Berolinensis codice potissimum, Berlin: Weidmann, 1869, S. 2seq.
  6. Ernst Strehlke posthum mit Philipp Jaffé, der es vollendete, Tabulae Ordinis Theutonici: ex tabularii regii Berolinensis codice potissimum, Berlin: Weidmann, 1869, S. 41.
  7. Diese sind Amqa (damals erwähnt als: Amca), Dair al-Qasi (Cassie), Fassuta (Fassove), Hurfaisch (Horfeis), Januch-Dschatt (Gez), Miʿilya, Peqiʿin/al-Buqaiʿa (Bokehel), al-Ruwais (Roeis), Tarbicha (Tayerbica) und Yarka (Arket), sämtlich in Galiläa.
  8. Ernst Strehlke posthum mit Philipp Jaffé, der es vollendete, Tabulae Ordinis Theutonici: ex tabularii regii Berolinensis codice potissimum, Berlin: Weidmann, 1869, S. 43seq.
  9. a b Avraham Lewensohn (אַבְרָהָם לֶבִינְסוֹן; 1923–1986), Reiseführer Israel mit Straßenkarten und Stadtplänen [Israel Tourguide, 21979; dt.]. Miriam Magal (Übs.), Tel Aviv-Jaffa: בית א. לבנסון und Tourguide, 1982, S. 254.
  10. Diana Bletter, “A volunteer’s experience at a nursing home solely for Holocaust survivors” (16. April 2020), auf: The Jerusalem Post; abgerufen am 31. Dezember 2023.
  11. NN, „Urija Bayer, deutscher Staatsangehöriger und Christ – im Kampf gegen die Hamas in Gaza gefallen“ (19. Dezember 2023), auf: Fokus Jerusalem: Das TV-Magazin aus Israel; abgerufen am 31. Dezember 2023.
  12. Debora Kopp, „Beth-Elieser-Heim Israel: Nur Liebe heilt“ (5. Januar 2022), auf: Frankfurter Allgemeine Zeitung; abgerufen am 31. Dezember 2023.
  13. אוכלוסייה ביישובים 2018 (XLSX; 130 kB) [Bevölkerung der Siedlungen 2018]. Israel Central Bureau of Statistics, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
  14. Barry Davis: What’s up, DocAviv? In: Jerusalem Post. 25. November 2011; abgerufen am 6. Dezember 2019.
  15. State-to-State Cooperation: Pennsylvania and Israel. American-Israeli Cooperative Enterprise, abgerufen am 4. August 2009.