Garde-Füsilier-Regiment

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Garde-Füsilier-Regiment


Fahne des III. Bataillons
Aufstellung 30. März 1826
Staat Preussen Konigreich Preußen
Streitkräfte Preußische Armee
Truppengattung Infanterie
Typ Garde-Regiment
Unterstellung Gardekorps
Ehemalige Standorte Potsdam und Spandau (1826–1847), Spandau (1847–1851), Berlin (ab 1851)
Herkunft der Soldaten Preußen und Reichsland Elsaß-Lothringen
Spitzname Maikäfer
Motto „Es lebe hoch das Regiment, welches sich mit Stolz Maikäfer nennt!“
Farben Blauer Rock, roter Kragen, rote schwedische Ärmelaufschläge, weiße Litzen, gelbe Schulterstücke, silberner Garde-Adler

Das Garde-Füsilier-Regiment war ein Infanterieverband des Gardekorps der Preußischen Armee mit Garnison in Berlin. Entsprechend dem vornehmen Charakter der Garde waren überwiegend Adelige in den Reihen des Offizierskorps zu finden. Das Regiment trug den populären Spitznamen Maikäfer.

Im Jahr 1826 wurde das Garde-Reserve-Infanterie (Landwehr) Regiment gegründet. 1851 wurde es in Garde-Reserve-Infanterie-Regiment umbenannt. 1860 erhielt es im Rahmen der Roonschen Heeresvermehrung den Namen Garde-Füsilier-Regiment. Der Regimentsstab und das I. Bataillon waren zunächst in Potsdam und das II. Bataillon in Spandau stationiert. Von 1851 bis 1918 lag das ganze Regiment in der Maikäferkaserne in Berlin.

Deutscher Krieg

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1866 kämpfte das Regiment im Deutschen Krieg im Gefecht bei Königinhof und in der Schlacht bei Königgrätz.

Deutsch-Französischer Krieg

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Krieg gegen Frankreich war das Garde-Füsilier-Regiment 1870/71 an den Schlachten von Gravelotte und Sedan sowie der Belagerung von Paris beteiligt.

Erster Weltkrieg

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Regiment in seiner Stellung vor der Erstürmung des Zwinin im Feb. oder März 1915

Bei Beginn des Ersten Weltkriegs machte das Regiment mobil und wurde der neuaufgestellten 6. Garde-Infanterie-Brigade bei der 3. Garde-Infanterie-Division zugeteilt. In diesem Unterstellungsverhältnis verblieb das Regiment den gesamten Krieg über. Die Reservisten der Garde-Füsiliere wurden zum beträchtlichen Teil dem neu errichteten Lehr-Infanterie-Regiment zugewiesen, das als Schwesterregiment im Verband mit dem aktiven Stammregiment zu derselben Brigade gehörte. Mit dem Garde-Reserve-Korps nahmen die Füsiliere in zweiter Linie am Vormarsch der 2. Armee durch das neutrale Belgien teil und kamen bei der Eroberung der Festung Namur zum Einsatz. Nach dem unerwartet raschen Ende der Belagerung von Namur wurde der Rückmarsch nach Aachen befohlen. Die 6. Garde-Infanterie-Brigade wurde mit dem Garde-Reserve-Korps und einem weiteren Armeekorps zur Verstärkung der 8. Armee nach Ostpreußen transportiert, wo die Schlacht bei Tannenberg im Gange war. In ihr kamen die aus dem Westen abgezogenen Verstärkungen aber nicht mehr zum Einsatz. Die Garde-Füsiliere blieben an der Ostfront und kämpften zunächst in der Schlacht an den Masurischen Seen, anschließend mit der neugebildeten 9. Armee in der Schlacht an der Weichsel und der Schlacht um Łódź. Nach schweren Verlusten bei Brzeziny mussten die Reste des Regiments zu einem Bataillon zusammengefasst werden. Zum 1. Dezember 1914 formierte sich der Verband zunächst in zwei Bataillonen zu je drei Kompanien, ab 22. Dezember zu je vier Kompanien neu. Im Januar 1915 war auch das III. Bataillon wiederhergestellt und gegen Ende des Monats wurde das Regiment in die Karpaten verlegt. Hier lag es die kommenden Monate in Stellungskämpfen am Zwinin, bis der Bergrücken schließlich im April 1915 erobert werden konnte. Nach weiteren Gefechten an der Ostfront kam das Regiment Mitte April 1916 an die Westfront, lag hier im Stellungskrieg in der Champagne und an der Yser und beteiligte sich an der Schlacht an der Somme. Von September bis November 1916 nochmals kurzzeitig an der Ostfront eingesetzt, kehrte der Verband noch einmal in den Westen zurück und beteiligte sich an den Stellungskämpfen in Lothringen. Hier wurde das Regiment im Dezember 1916 um eine 2. und 3. MG-Kompanie erweitert. Das Jahr 1917 war neben den Stellungskämpfen durch die Schlachten bei Arras, in Flandern und bei Cambrai geprägt. Zu Beginn der deutschen Offensive im Frühjahr 1918 erlitten die Garde-Füsiliere bei Beaumetz schwere Verluste und formierten sich danach zu nur zwei Bataillonen zu je drei Kompanien neu. Nachdem das Regiment ab dem 5. April 1918 wieder aus drei Bataillonen bestand, wurde der Verband am 14. September 1918 noch um eine Minenwerfer-Kompanie erweitert.

Nach Kriegsende wurde das Regiment ab 14. Dezember 1918 in Berlin demobilisiert und schließlich aufgelöst. Aus Teilen bildeten sich zwei Freiformationen, die später in die Vorläufige Reichswehr eingegliedert wurden.[1]

Die Tradition übernahm in der Reichswehr durch Erlass des Chefs der Heeresleitung, General der Infanterie Hans von Seeckt, vom 24. August 1921 die 7. und 8. Kompanie des 5. (Preußischen) Infanterie-Regiments.

Dienstgrad Name Datum
Oberstleutnant/Oberst Karl August von Esebeck 1826 bis 29. März 1829
Oberstleutnant Otto von Zieten 30. März 1829 bis 29. März 1832
Oberstleutnant/Oberst Alexander von Knobelsdorff 30. März 1832 bis 29. März 1838
Oberstleutnant/Oberst August Alexander von Zenge 30. März 1838 bis 1841
Oberstleutnant Wilhelm von Doering 14. Dezember 1841 bis 25. April 1842 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant/Oberst Wilhelm von Doering 26. April 1842 bis 12. Juli 1848
Oberstleutnant/Oberst Eduard von Schlichting 13. Juli 1848 bis 31. Mai 1850
Oberstleutnant/Oberst Gustav von der Schulenburg-Altenhausen 03. Oktober 1850 bis 9. Mai 1855
Oberstleutnant/Oberst Eugen von Le Blanc Souville 10. Mai 1855 bis 21. Mai 1858
Oberstleutnant Julius von Loewenfeld 22. Mai 1858 bis 14. April 1859 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant/Oberst Julius von Loewenfeld 15. April 1859 bis 6. März 1863
Oberstleutnant/Oberst Hugo von Obernitz 07. März 1863 bis 19. Mai 1866
Oberstleutnant/Oberst Bernhard von Werder 20. Mai bis 16. September 1866 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Bernhard von Werder 17. September 1866 bis 6. November 1869
Oberstleutnant/Oberst Viktor von Erckert 07. November 1869 bis 18. August 1870
Oberstleutnant/Oberst Otto von Papstein 21. August 1870 bis 12. März 1875
Oberst Ferdinand von Sannow 13. März 1875 bis 17. Januar 1878
Oberst Arthur von Lattre 18. Januar 1878 bis 11. April 1881
Oberstleutnant Hermann von Stülpnagel 12. April 1881 bis 12. November 1882 (mit der Führung beauftragt)
Oberst Hermann von Stülpnagel 13. November 1882 bis 25. Mai 1887
Oberst Hermann Blecken von Schmeling 26. Mai 1887 bis 21. März 1889
Oberstleutnant/Oberst Adolf von Keller 22. März 1889 bis 27. Juli 1892
Oberstleutnant/Oberst Max von Krosigk 28. Juli 1892 bis 29. Mai 1896
Oberst Remus von Woyrsch 30. Mai 1896 bis 31. August 1897
Oberst Dietrich von Hülsen-Haeseler 01. September 1897 bis 24. März 1899
Oberstleutnant/Oberst Kurt von Knobelsdorff 25. März 1899 bis 17. Mai 1901
Oberst Karl Hoyer von Rotenheim 18. Mai 1901 bis 30. Mai 1904
Oberst Magnus von Eberhardt 31. Mai 1904 bis 4. April 1907
Oberstleutnant/Oberst Henning von Bonin 05. April 1907 bis 20. April 1911
Oberstleutnant/Oberst Arnold von Hammerstein-Equord 21. April 1911 bis 2. Januar 1913
Oberstleutnant/Oberst Ernst Armin von Nostitz 03. Januar 1913 bis 29. September 1914
Oberstleutnant/Oberst Karl von der Schulenburg-Wolfsburg 30. September 1914 bis 21. Februar 1918
Major Friedrich von Amann 18. Dezember 1918 bis Februar 1919 (Führer)

Sonstige Angehörige des Regiments

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten preußischen Militärärzte waren in diesem Regiment militärisch ausgebildet worden, so dass eine enge Verbindung zur militärärztlichen Bildungsanstalt Pépinière und deren Studentenverbindungen, dem Pépinière-Corps bestand. Aber auch viele andere Prominente haben bei den Gardefüsilieren gedient. Unter anderem sind dazu bekannt:

Spitzname Maikäfer

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Erinnerungsmedaille von 1926 anlässlich des 100. Stiftungstages

Als Ende April 1827 das Spandauer Bataillon zum Zusammentritt des Regiments in Potsdam am Pfingstberg vorbeizog, begrüßten es die mit dem Einsammeln der Schädlinge Maikäfer beschäftigten Schuljungen mit dem Ruf „die Maikäfer, die Maikäfer!“, vermutlich inspiriert von der bunten Regimentsuniform (rote schwedische Ärmelaufschläge mit weißen Litzen, gelbe Schulterstücke). Der Name übertrug sich schnell auf das ganze Regiment und wurde, nachdem Friedrich Wilhelm IV. als Kronprinz das Regiment einmal mit „Meine lieben Maikäfer“ angesprochen hatte, quasi offiziell.

Das Kommando des Hauptmanns von Köpenick bestand aus vier Soldaten des Garde-Füsilier-Regiments und sechs Soldaten vom 4. Garde-Regiment zu Fuß.

Commons: Garde-Füsilier-Regiment – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Paul von Abel: Stammliste der Königlich Preußischen Armee. Salzwasser Verlag, Paderborn 2013, ISBN 978-3-7340-0012-6 (Textarchiv – Internet Archive – Reprint der 1905 bei E.S. Mittler und Sohn in Berlin erschienenen Ausgabe).
  • Jürgen Kraus: Infanterie-Regimenter. In: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil 6. Band 1. Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4.
  • Stammliste aller Regimenter und Corps der Königlich Preußischen Armee. In: Kriegsministerium Preußen (Hrsg.): Stammlisten. Hansebooks, Norderstedt 2016, ISBN 978-3-7428-5014-0 ([Google-Buchsuche ] – Reprint der 1786 bei Christian Friedrich Himburg in Berlin erschienenen Ausgabe).
  • Franz von der Mülbe: Das Garde-Füsilier-Regiment. 2. Auflage. Eisenschmidt, Berlin 1901, DNB 575568399.
  • Carl von der Schulenburg-Wolfsburg: Geschichte des Garde-Füsilier-Regiments. In: Erinnerungsblätter deutscher Regimenter (preuß. Anteil, Band 157). Gerhard Stalling, DNB 362686351 (Digitalisat der Württembergischen Landesbibliothek).
  • Hans-Caspar von Zobeltitz, Peter Purzelbaum, Prusz von Zglinitzki: Das Garde-Füsilier-Regiment 1826-1926. Maikäfer-Bund, Berlin 1926, DNB 573212090.
  • Günther Voigt.: Die Garde- und die Grenadier-Regimenter 1–12 der preussischen Armee. In: Dermot Bradley, Hans Bleckwenn (Hrsg.): Deutschlands Heere bis 1918. Ursprung und Entwicklung der einzelnen Formationen. Band 1. Biblio-Verlag, Osnabrück 1980, ISBN 3-7648-1199-4.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 27.

Koordinaten: 52° 32′ 4,6″ N, 13° 22′ 38,6″ O