Galerius-Palast (Thessaloniki)

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Überreste des Oktagons

Der Galerius-Palast in Thessaloniki (griechisch Ανάκτορα του Γαλέριου Anaktora tou Galeriou) ist der Kern eines römischen Monumentalkomplexes, mit dessen Bau zwischen 298 und 299 in Thessaloniki auf Befehl von Galerius, damals Caesar des Kaisers Diokletian für den Osten als Teil der Tetrarchie, begonnen wurde.

Galerius, der bereits einen Palast in Sirmium am Donaulimes besaß, beschloss in den 290er Jahren, in Thessaloniki eine zweite Hauptstadt zu errichten. Der Stadt kam dabei ihre günstige Lage am Ägäischen Meer und an der Via Egnatia zwischen Rom und Konstantinopel zugute. Der Bau des Palastes begann in den Jahren 298–299, zeitgleich mit einer Reihe von angrenzenden Bauwerken.[1] Bisher wurde angenommen, dass die Palastanlage zwischen 299 und 303 n. Chr., dann von 308 bis zum Tod des Kaisers im Jahr 311[2] als Residenz des Galerius diente. In einem anderen Aufsatz[3] heißt es jedoch, dass der Bau erst 308 begann und 311, nach dem Tod des Galerius, unterbrochen wurde. Nach dieser Quelle soll der Bau nach dem Edikt von Mailand unter dem Kaiser Konstantin den Großen fortgesetzt worden sein.[4]

Ab dem 10. Jahrhundert ist keine Nutzung des Komplexes belegt.

Nachdem es dem dänischen Archäologen Ejnar Dyggve 1939 gelungen ist, den Standort des Palastes zu bestimmen, fanden die ersten archäologischen Grabungen ab 1950 statt.[5] Im Jahr 1962 leitete die Stadt Thessaloniki die Enteignung der in der Gegend bestehenden Flüchtlingslager[3] ein, und die archäologischen Untersuchungen wurden bis 1971 fortgesetzt.

Die Restaurierung der Überreste des Palastes begann 1993, wurde 2006 abgeschlossen[6] und 2008 mit einem Europa-Nostra-Preis ausgezeichnet.[7]

Galerius-Palast Thessaloniki – Übersichtsplan

Die Ruinen des Palastes befinden sich auf der heutigen Platia Navarinou im Zentrum von Thessaloniki. Sie sind Teil eines noch viel größeren römischen Komplexes, zu dem auch das Hippodrom, der Galeriusbogen und das Mausoleum des Kaisers[8] gehören.

Auf der Platia Navarinou sind noch die Mauern eines achteckigen Baukörpers mit einem Durchmesser von 30 Metern[5] erkennbar. Auf der Südseite lag ehemals der Eingang, in den anderen Ecken sind Nischen, wobei die gegenüber dem Eingang etwas größer ist. Es gab Wendeltreppen, die zum Obergeschoss führten. Vermutlich war das Bauwerk mit einer Kuppel abgedeckt, die wahrscheinlich schon bei einem Erdbeben im Jahre 690 eingestürzt ist.[5][4] Der Boden, ursprünglich ein Mosaik, wurde mit opus sectile aus Marmor bedeckt. Die Wände bestanden ebenfalls aus Marmor und hatten Kapitelle in Form römischer Gottheiten.[9]

Das Achteck öffnete sich in seinem südlichen Teil zu einem Vestibül mit zwei Apsiden (eine nach Westen und eine nach Osten). Das Vestibül war mit einem großen Hof mit den Maßen von 47 × 88 Metern verbunden, der zum Hafen hin ausgerichtet war. Hier wurde das Fragment eines Bogens mit zwei Ausschnittporträts von Galerius und Tyche (Personifizierung des Schicksals des Imperators) gefunden. Das Fragment ist im Archäologischen Museum Thessaloniki ausgestellt.[5] Nördlich des Oktagons wurde eine viereckige Struktur ausgegraben. Hier befand sich ein Gebäude mit den Abmessungen von 30 × 40 Metern. Es hatte 11 Räume und einen Peristyl, an dessen Seiten vier mit Mosaiken verzierte Kolonnadengänge lagen. Es war bereits bewohnt, bevor der Palast gebaut wurde.[4] Zum Gelände gehören auch das Privatbad des Palastes mit seiner Zisterne und der Basilikasaal, der in seiner Größe mit der Konstantinbasilika in Trier vergleichbar ist.[10]

Die Ausgrabungen des Palastkomplexes haben zwei ältere Schichten aus der hellenistischen Zeit ans Licht gebracht. Vor dem Bau des Palastes befand sich hier in späthellenistischer Zeit ein Handwerkerviertel, möglicherweise wegen der Nähe zum ersten Hafen der Stadt[11].

  • Hjalmar Torp: L’entrée septentrionale du palais imp��rial de Thessalonique. L’arc de triomphe et le vestibulum d’après les fouilles d’Ejnar Dyggve en 1939. In: Antiquité tardive. 11, 2003, S. 239–272.
  • Evangelia Hadjitryphonso: The Palace of Galerius in Thessalonike: its place in the modern city and an account of the state of research. In: Bruckneudorf und Gamzigrad. Habelt, Bonn 2011, ISBN 978-3-7749-3748-2, S. 203–218 (Digitalisat).
  • Jean-Michel Spieser: Réflexions sur le Palais de Galère à Thessalonique. In: Michael Featherstone, Jean-Michel Spieser, Gülru Tanman, Ulrike Wulf-Rheidt (Hrsg.): The Emperor’s House. Palaces from Augustus to the Age of Absolutism. De Gruyter, Berlin 2015, ISBN 978-3-11-033176-9, S. 19–30 (Digitalisat).
  • Eleni Chrysafi: The Galerian Palace Complex in Thessaloniki: Its History and Interior Decoration. In: Stone and splendor. Interior Decorations in Late-Antique Palaces and Villas. Harrassowitz, Wiesbaden 2021, S. 69–84.
Commons: Galerius-Palast (Thessaloniki) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Gilles Veinstein: Salonique 1850–1918. La «ville des juifs» et le réveil des Balkans. Autrement, Paris 2001, ISBN 2-86260-356-2, S. 12 (französisch)..
  2. Faní Athanasíou, Venetía Málama, María Míza, María Sarantídou: Γαλεριανό Συγκρότημα. (deutsch: Der Galerius-Komplex). In: www.odysseus.culture.gr. Griechisches Ministerium für Kultur und Sport, abgerufen am 24. Juni 2022 (griechisch).
  3. a b Evangelia Hadjitryphonso: The Palace of Galerius in Thessalonike: its place in the modern city and an account of the state of research. In: Bruckneudorf und Gamzigrad. Habelt, Bonn 2011, ISBN 978-3-7749-3748-2, S. 203–218.
  4. a b c Palace of Galerius. In: thebyzantinelegacy.com. Abgerufen am 1. August 2024 (englisch).
  5. a b c d L. Tsaktsira, K. Papanthimou, G. Mantzios, N. Kalogirou: Thessaloniki. The city and its monuments. Paideia Malliaris Editions, Thessaloniki 2004, ISBN 960-239-759-4, S. 51 (englisch).
  6. Municipality of Thessaloniki / Thessaloniki History Center und Hellenic Society for the Environment and Culture, Thessaloniki Section (Hrsg.): Heritage walks in Thessaloniki. Thessaloniki 2009, ISBN 978-960-92592-5-5, S. 60 (englisch, griechisch).
  7. Don Evely u. a.: Archaeology in Greece 2007–2008. In: Archaeological Reports. Nr. 54, 2007, S. 1–113.
  8. Alexander Willem Byvanck: L’art de Constantinople. Rome et Constantinople au 4e siècle: les mosaïques impériales de Saint-Vital de Ravenne. Brill, Leyde 1977, S. 9 f. (französisch, google.gr [abgerufen am 24. Juni 2022]).
  9. Antonio Frova: Le capitali e le sedi imperiali: Tessalonica, im Ausstellungskatalog Milano capitale dell’Impero romani (286–402 d.C.), herausgegeben von Gemma Sena Chiesa, Mailand 1990, S. 206.
  10. Jean-Michel Spieser: Thessalonique et ses monuments du IVe au VIe siecle. Contribution a l’étude d’une ville paleochretienne. Athen 1984, S. ?.
  11. Polyxéni Adam-Véléni: Θεσσαλονίκην Φιλίππου Βασίλισσαν — Μελέτες για την Αρχαία Θεσσαλονίκη. University Studio Press, Thessaloniki 1985, S. 237–251 (griechisch).

Koordinaten: 40° 37′ 49″ N, 22° 56′ 58″ O