Ernst Lemberger

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ernst Lemberger (* 9. Juli 1906 in Wien, Österreich-Ungarn; † 3. Dezember 1974 ebenda) war österreichischer Rechtsanwalt, Diplomat und Widerstandskämpfer. Er war unter anderem Botschafter in Brüssel, Washington, D.C. und Paris.

Ernst Lemberger war ein Sohn des Gewerkschafters Adolf Lemberger und der Gewerkschafterin Bertha Wiesner. Lemberger studierte Jura an der Universität Wien und wurde 1930 promoviert. Er wurde Mitglied der SDAP und des Republikanischen Schutzbundes. Bereits 1934 beteiligte sich Lemberger an den sogenannten Februarkämpfen in Wien.[1] 1943 trat Lemberger, der als Kohlenarbeiter in Carmaux tätig war,[2] der französischen Résistance unter dem Decknamen Jean Lambert bei.[3] Von 1944 bis 1945 wurde er Auslandsvertreter des Provisorischen Österreichischen Nationalkomitees (POEN) und später Mitglied der SPÖ. Nach dem Ende des Kriegs fuhr Lemberger als Abgesandter der SPÖ nach Schweden, um den Politiker und späteren österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky aus dem politischen Exil zu holen.[4][5] Zwar blieb Kreisky vorerst in Schweden, sah in Lemberger von nun an allerdings einen politischen Vertrauten, durch den er beispielsweise im Dezember 1961 ein „Assoziationsansuchen“ Österreichs an die EWG überreichen ließ,[6] und bei dessen Beerdigung Kreisky eine Trauerrede hielt.[7] Im November 1945 trat er in den diplomatischen Dienst ein und wurde später österreichischer Botschafter in Brüssel (ab 1958), Washington, D.C. (ab 1965) und Paris (ab 1969).[1] Er wurde am Friedhof der Feuerhalle Simmering bestattet (Abt. 8, Ring 3, Gruppe 3, Nr. 113).[8]

  • Lemberger, Ernst, in: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. München: Saur 1980, S. 430

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Europäischer Sozialismus im Kalten Krieg: Briefe und Berichte 1944–1948 (= Peter Heumos [Hrsg.]: Quellen und Studien zur Sozialgeschichte. Nr. 20). Campus, Frankfurt / New York 2004, ISBN 978-3-593-37470-3, S. 180 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Tilly Spiegel: Österreicher in der belgischen und französischen Resistance. Europa, Wien / Frankfurt / Zürich 1969, S. 26.
  3. Oliver Rathkolb: The Paradoxical Republic: Austria 1945–2005. Berghahn Books, New York / Oxford 2010, ISBN 978-1-84545-792-1, S. 94 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Barbara Liegl, Anton Pelinka: Chronos und Ödipus. Der Kreisky-Androsch-Konflikt. Braumüller, Wien 2004, ISBN 978-3-7003-1476-9, S. 183 (Kapitel online auf der Website von Hannes Androsch [PDF; 58 kB]).
  5. Biographie. In: www.kreisky.org. Verein Bruno Kreisky Archiv, abgerufen am 18. Januar 2018 (siehe Unterpunkt 1940).
  6. Michael Gehler: Geschichte und Identität: Festschrift für Robert Kriechbaumer zum 60. Geburtstag (= Franz Schausberger [Hrsg.]: Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek. Nr. 35). Böhlau, Wien 2008, ISBN 978-3-205-78187-5, S. 439 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Reden von Bruno Kreisky. In: www.kreisky.org. Verein Bruno Kreisky Archiv, abgerufen am 18. Januar 2018.
  8. Ernst Lemberger in der Verstorbenensuche bei friedhoefewien.at
VorgängerAmtNachfolger
Martin FuchsÖsterreichischer Botschafter in Belgien
1958–1963
Wilhelm Goertz
Wilfried PlatzerÖsterreichischer Botschafter in den Vereinigten Staaten
1965–1969
Karl Gruber
Martin FuchsÖsterreichischer Botschafter in Frankreich
1969–1972
Erich Bielka-Karltreu