Bastille (Weimar)

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Weimarer Stadtschloss mit Ansicht des Torhauses und des Hausmannsturmes

Die sog. Bastille ist eigentlich ein Spottname auf den übriggebliebenen Rest der mittelalterlichen Burg Hornstein von 1439, dem Weimarer Stadtschloss vorgelagert ist.

Die vormalige Burg brannte 1424 vollständig ab. Der Neubau als Residenzsitz war unumgänglich. Der Neubau wurde unter Friedrich IV. (Meißen und Thüringen) genannt Der Einfältige begonnen.[1] Die neu errichtete Burg besaß auch eine 1470 errichtete Martinskapelle, die allerdings auch nicht erhalten hat. Die gab es vermutlich seit dem 8. Jahrhundert wurde dann nach dem Brand 1618 und dem Wiederaufbau als Schloss Wilhelmsburg zur Schlosskirche St. Martin, die allerdings bereits eine jahrhundertelange Vorgeschichte hatte.[2]

Der überkommene Rest besteht aus dem Torhaus, und dem Hausmannsturm und dem Gerichtsgebäudeteil zwischen Torhaus und Hausmannsturm, die den Schlossbrand der Wilhelmsburg überstanden hatten. Auch ihre etwas abgelegene Lage hatte sie alle Brände des Mittelalters und der Frühen Neuzeit insbesondere dem von 1774 unbeschadet überstehen lassen.[3] Beim Bau der Wilhelmsburg blieb dieser Bereich unangetastet, obwohl die Architekten dieses angeregt hatten.[4] Um 1750 kam das Hofdamenhaus dazu. Das der einstigen Burg eine elliptische Grundform.[5] Die das Hofdamenhaus bewohnenden Hofdamen nannten dieses Relikt spöttisch Bastille[6] in Anlehnung an die Bastille in Paris. In gewisser Weise hatten sie damit sogar Recht, denn das Torhaus war auch Gerichtssitz mit Landrichterstube und Arrestzellen, deren berühmtester Insasse 1717 der Hoforganist Johann Sebastian Bach gewesen war und zugleich ehemalige Befestigungsanlage. Unrecht hatten sie allerdings damit, mit dem Begriff ausschließlich den Hausmannsturm zu assoziieren. Die Benennung als Bastille kam bereits im 18. Jahrhundert auf.

Während für das Weimarer Stadtschloss die Klassikstiftung Weimar zuständig ist, hat für den Bereich der sog. Bastille die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten die Verantwortung.

Das Weimarer Stadtschloss einschließlich der sog. Bastille ist verzeichnet auf der Liste der Kulturdenkmale in Weimar und zugleich UNESCO-Weltkulturerbe.

Hinsichtlich der Amtstuben in der sog. Bastille sind diese auch in Kriminalgeschichten, deren Fälle das frühe 19. Jahrhundert betreffen, eingearbeitet. So fand ein Hofarchivar Lempel umfassende Erwähnung.[7] Dieser dürfte allerdings eine fiktive Gestalt sein, da sich für seine reale Existenz keine Belege finden.

Einzelnachweise

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  1. Paul Lehfeldt, Georg Voß: Grossherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach, Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens. Teil 1, Band 1, Gustav Fischer, Jena 1893, S. 371 f.
  2. Art. Schloßkirche St. Martin, in: Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hrsg.): Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1998, S. 386.
  3. Stadtschloss Weimar, Burg Hornstein auf burgenarchiv.de
  4. Christopher Spehr, Michael Haspel, Wolfgang Holler (Hrsg.): Weimar und die Reformation: Luthers Obrigkeitslehre und ihre Wirkungen, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2016, S. 38.
  5. Paul Lehfeldt, Georg Voß: Grossherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach, Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens. Teil 1, Band 1, Gustav Fischer, Jena 1893, S. 374.
  6. Detlef Jena: Weimar: Kleine Stadtgeschichte, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2019, S. 1523.
  7. Thomas L. Viernau: Ludowingerblut: Linthdorfs 6. Fall, Bremen 2021, S. 177 ff.

Koordinaten: 50° 58′ 48,6″ N, 11° 19′ 54,8″ O