Balduinstein

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Wappen Deutschlandkarte
Balduinstein
Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Balduinstein hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 21′ N, 7° 58′ OKoordinaten: 50° 21′ N, 7° 58′ O
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Rhein-Lahn-Kreis
Verbandsgemeinde: Diez
Höhe: 160 m ü. NHN
Fläche: 5,16 km2
Einwohner: 547 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 106 Einwohner je km2
Postleitzahl: 65558
Vorwahl: 06432
Kfz-Kennzeichen: EMS, DIZ, GOH
Gemeindeschlüssel: 07 1 41 503
Gemeindegliederung: 3 Ortsteile
Adresse der Verbandsverwaltung: Louise-Seher-Straße 1
65582 Diez
Website: www.gemeinde-balduinstein.de
Ortsbürgermeisterin: Maria-Theresia Schmidt
Lage der Ortsgemeinde Balduinstein im Rhein-Lahn-Kreis
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Karte

Balduinstein ist eine Ortsgemeinde im Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Diez an.

Balduinstein liegt an der unteren Lahn im Naturpark Nassau.

Nachbargemeinden von Balduinstein sind Birlenbach, Cramberg, Dörnberg, Fachingen, Geilnau, Holzheim, Laurenburg und Wasenbach.

Die Gemeinde besteht aus den Ortsteilen Balduinstein, Schaumburg und Hausen über Balduinstein.

Weiterhin gehören zu Balduinstein die Wohnplätze Am Stollen und Talhof.[2]

Der Gemeinderat in Balduinstein besteht aus zwölf Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer Mehrheitswahl gewählt wurden, und der ehrenamtlichen Ortsbürgermeisterin als Vorsitzender.[3]

Ortsbürgermeisterin von Balduinstein ist bis 2024 Maria-Theresia Schmidt. Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde sie mit einem Stimmenanteil von 82,78 % wiedergewählt.[4] Zur Direktwahl am 9. Juni 2024 trat sie nicht mehr an. Frank Bindewald (Wählergruppe Bindewald) wurde mit 73,8 % der Stimmen ohne Gegenkandidaten zum neuen Bürgermeister gewählt.[5]

Bannerflagge der Ortsgemeinde Balduinstein

Der Ortsname geht auf den Erzbischof Balduin von Trier zurück, der im Jahr 1319 mit dem Bau der Burg Balduinstein unterhalb der Schaumburg auf Westerburger Gebiet begann und im Folgejahr Grund und Boden erwarb.[6] Das Stadtrecht wurde 1321 von Kaiser Ludwig dem Bayern verliehen. Die Verleihung der Stadtrechte ging einher mit der Gründung der Stadt durch Balduin, eine Stadtmauer wurde 1429 gebaut. Balduin erhob die Siedlung zum Amt und übergab es 1335 dem Ritter Dietrich von Staffel.

Nach mehreren Ausbauphasen der Burg im 14. und 15. Jahrhundert unter den Stafflern begann in der Mitte des 17. Jahrhunderts der Verfall. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1648 erteilte der Kurfürst von Trier 1665 die Abbruchgenehmigung, 1680 standen dann nur noch die Mauern. Hunger und Pest ließen die Einwohnerzahl Balduinsteins von 40 auf 8 Familien schwinden. Die ersten Anordnungen der Verhütung eines Brandes im Zusammenhang mit häuslichen Feuerstätten in Textform im Kurfürstentum Trier vom 9. Mai 1721 führten auch in Balduinstein zu erheblichen Verbesserungen der Bauweise der Gebäude.[7] Ab 1806 war der Ort Teil des Herzogtums Nassau,[8] das im September 1866 von Preußen annektiert wurde. Seit August 1946 ist Balduinstein Teil des Landes Rheinland-Pfalz.

Um das Jahr 1660 begann in Balduinstein der Abbau von Brauneisensteinvorkommen, später die Gewinnung von Lahnmarmor. Der Eisenerzabbau wurde im Jahr 1875, der Marmorabbau 1927 beendet.

Seit 1974 werden die auf dem Gelände der Burg gelegene Villa aus dem 19. Jahrhundert und ihre Nebengebäude als „Jugendburg Balduinstein“ genutzt.

Die Einwohnerschaft entwickelte sich im 19. und 20. Jahrhundert wie folgt: 1843: 466 Einwohner, 1927: 493 Einwohner, 1964: 667 Einwohner.

Gemeindewappen von Schaumburg

Ortsteile Schaumburg und Hausen

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Die Schaumburg geht etwa auf das Jahr 915 zurück. Erzherzog Stefan von Österreich erhob die Schaumburg im Jahr 1848 zu seinem Wohnsitz, das Schloss wurde zum Adelstreffpunkt und später zum beliebten Ausflugsziel. Wittekind zu Waldeck und Pyrmont musste die Burg 1985 verkaufen. Im Jahr 1990 war die Gemeinde Schaumburg mit sieben Einwohnern die kleinste Gemeinde in Rheinland-Pfalz. Am 1. Juli 1991 erfolgte dann der Zusammenschluss der Gemeinde Schaumburg mit zu diesem Zeitpunkt gerade einmal zwei Einwohnern mit der Gemeinde Balduinstein. Die Einwohnerschaft des Orts Schaumburg entwickelte sich im 19. und 20. Jahrhundert wie folgt: 1843: 69 Einwohner, 1927: 44 Einwohner, 1964: 52 Einwohner. [9][10]

Der Ortsteil Hausen über Balduinstein wurde im Jahr 1446 erstmals urkundlich erwähnt.

Die römisch-katholische Kirche St. Bartholomäus in Balduinstein[11] gehört zur Pfarrei St. Christophorus Diezer Land. Diese ist dem Bezirk Limburg im Bistum Limburg eingegliedert. Die Katholiken von Balduinstein pilgern seit vielen Jahrzehnten zur Wallfahrtskapelle Maria Hilf in Beselich und geben dort ihren Glauben kund.[12]

Auf evangelischer Seite ist der Ort der Kirchengemeinde Cramberg im Dekanat Nassauer Land in der Propstei Rheinhessen-Nassauer Land der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) zugehörig.[13]

Jüdische Einwohner gab es in Balduinstein seit dem Mittelalter, 1319 wurden Juden durch den Erzbischof Balduin von Trier angesiedelt.

Im Jahr 1721 wird erstmals ein jüdischer Friedhof erwähnt. Der Jüdische Friedhof Balduinstein befindet sich auf der Gemarkung des Ortsteils Hausen.

Ab etwa 1830 gehören die jüdischen Einwohner zur Kultusgemeinde in Diez. 1843 wird mit 20 Personen die Höchstzahl von jüdischen Gläubigen in Balduinstein erreicht.[14]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Balduinstein – Burgruine
Balduinstein an der Lahn
Balduinstein und Schloss Schaumburg, 1917

Das südlich gelegene Schloss Schaumburg geht vermutlich auf das Jahr 915 zurück. Die erste Urkunde stammt aus dem Jahr 1197. Das Eigentum der Burg ging von der Familie Emicho von Leiningen an die Grafen zu Westerburg-Leiningen über und 1656 an die Witwe des Reichsgrafen Peter Melander von Holzappel. Durch Heirat ging sie 1812 an das Haus Habsburg-Lothringen. Erzherzog Stephan von Österreich machte sie 1848 zu seinem Wohnsitz und baute die Schlossanlage 1850 im Stile englischer Neugotik aus. Das Schloss ist eine Dreiflügelanlage auf einem Berggipfel. Sein heutiges Aussehen hat es beim Ausbau von 1850 bis 1855 erhalten und ist nach dem Ideal der Rheinromantik konzipiert. Das Schloss wird von einem länglichen dreigeschossigen Palas mit oktogonalen Ecktürmen aus Basalt beherrscht.

Der nahe an der Lahn gelegene achteckige Port-Turm ist ein markantes Bauwerk in Balduinstein.

Die Lahnbrücke in Balduinstein war die erste Spannbetonbrücke, die im Freivorbau errichtet wurde. Sie ersetzte 1951 eine im Zweiten Weltkrieg zerstörte Brücke über die Lahn.

Siehe auch

Im Jahr 1862 erhielt Balduinstein den gleichnamigen Bahnhof an der Lahntalbahn. Das Stellwerk Ost wird durch den Verein „Arbeitsgemeinschaft Mechanische Stellwerke e. V.“ saniert und soll erhalten bleiben. Balduinstein wird durch die Regionalzüge der Linie RB 23, (Limburg–Diez–Bad Ems–Koblenz–Andernach–Mendig–Mayen Ost), welche durch die Deutsche Bahn unter dem Namen Lahn-Eifel-Bahn verkehren, nach dem Rheinland-Pfalz-Takt täglich im Stundenrhythmus bedient. Es gilt der Tarif des VRM.

Historische Obstsorten

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Mit der Balduinsteiner Kinderbirne wurde auch eine Obstsorte nach dem Ort benannt. Sie wurde erstmals von dem Pomologen Adrian Diel (1756–1839) aus dem benachbarten Diez im Jahr 1806 beschrieben. Im 19. Jahrhundert fand sie überregionale Verbreitung. Heute ist diese Sorte verschollen. Aus Balduinstein stammt auch eine weitere von Diel im Jahr 1800 beschriebene Obstsorte, der ebenfalls verschollene Pastorapfel: „Ich erhielt diese Sorte von Balduinstein an der Lahn. Eine Burg, die schon Jahrhunderte keine Bewohner mehr hat.“

Persönlichkeiten

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  • Willi Bode: Balduinstein. Der Bau der Lahntalbahn – die Armut und die Angst vor den fremden Eisenbahnarbeitern. Der Verlust der Stadtrechte. Vom Weinbau in Balduinstein. Lahnbrück-Verlag, Weilburg 2011, ISBN 978-3-9812777-6-0.
  • Günther Damm: Unsere Heimat Balduinstein. Ortsgemeinde Balduinstein, Balduinstein 1992.
  • Friedrich Michel: Geschichte von Balduinstein und Hausen. In: Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung. 41. (1910/1911), S. 133–181.
Commons: Balduinstein – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 31. Dezember 2023, Landkreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: 1. Januar 2021[Version 2022 liegt vor.]. S. 61 (PDF; 2,6 MB).
  3. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen.
  4. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. Abgerufen am 9. November 2019 (siehe Diez, Verbandsgemeinde, letzte Ergebniszeile).
  5. Balduinstein, Ortsbürgermeisterwahl (Gemeinde) 09.06.2024. In: Der Landeswahlleiter. Abgerufen am 14. Juli 2024.
  6. Ludwig Corden, Limburger Geschichte, Band II (1258 bis 1406), Limburg 1784, aus dem Lateinischen übersetzt von Joseph Wingenbach, bearbeitet von Franz-Karl Nieder (Digitalisat) Limburg 2007, S. 63, abgerufen am 28. Oktober 2024
  7. Franz-Josef Sehr: Brandschutz im Heimatgebiet vor 300 Jahren. In: Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg (Hrsg.): Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2022. Limburg 2021, ISBN 3-927006-59-9, S. 223–228.
  8. Willi Bode: Balduinstein. Lahnbrück-Verlag, Weilburg 2011, S. 145.
  9. Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006 (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 393). Bad Ems März 2006, S. 170 (PDF; 2,6 MB).  Info: Es liegt ein aktuelles Verzeichnis (2016) vor, das aber im Abschnitt „Gebietsänderungen – Territoriale Verwaltungsreform“ keine Einwohnerzahlen angibt.
  10. Verbandsgemeindeverwaltung Diez: Wappen der Verbandsgemeinde Diez (Memento vom 27. Oktober 2022 im Internet Archive)
  11. Kirchort St. Bartholomäus Balduinstein auf st.-christophorus-diezerland.de, abgerufen am 2. Juni 2024.
  12. Franz-Josef Sehr: 250 Jahre Wallfahrtskapelle Maria Hilf Beselich. In: Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2017. Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, Limburg-Weilburg 2016, ISBN 3-927006-54-8, S. 137–141.
  13. Cramberg auf evangelisch-nassauer-land.de, abgerufen am 2. Juni 2024.
  14. Informationen auf www.alemannia-judaica.de