Swarthmore College

Universität in den Vereinigten Staaten

Das Swarthmore College ist ein privates Liberal-Arts-College in Swarthmore im US-Bundesstaat Pennsylvania. Die 1869 eröffnete, von Quäkern gegründete Einrichtung liegt etwa 15 Kilometer südwestlich von Philadelphia.

Parrish Hall
Swarthmore Science Center

Eckdaten

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Als Liberal-Arts-College bietet Swarthmore Bachelor-Studiengänge in Geistes- und Sozialwissenschaften, Biologie, Physik, Ingenieurwissenschaften und anderen Bereichen an.[1] Mit dem Bryn Mawr College und der University of Pennsylvania besteht ein Konsortium für gemeinsame Studienprogramme.[2]

An der Hochschule sind (2018) etwa 1600 Studenten eingeschrieben, von denen 95 % auf dem Campus wohnen. 13 % der Studenten kommen aus dem Ausland. Die Zahl der Lehrenden beträgt circa 190. Das jährliche Betriebsbudget von 148 Millionen US-Dollar wird zu 43 % aus Studiengebühren und zu 53 % aus Einkünften aus dem Hochschulvermögen von etwa 1,75 Mrd. Dollar bestritten.[2]

Geschichte

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Gründung

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Swarthmore College wurde auf Betreiben von Mitgliedern der Hicksite Friends, eines liberalen Zweiges der Quäker, gegründet. Die drei wesentlichen Prinzipien, die in der geplanten Hochschule verwirklicht werden sollten, waren zum einen die Koedukation von Mädchen und Jungen, zweitens eine Fokussierung auf die Naturwissenschaften und drittens eine „behütete“ Ausbildung für junge Quäker unter Leitung ihrer Glaubensbrüder.[3][1]

Zu den wichtigsten Fürsprechern der Hochschulgründung gehörten Benjamin Hallowell (1799–1868), seit 1859 Präsident der späteren University of Maryland, die Abolitions-Aktivistin, Frauenrechtlerin und Schriftstellerin Martha Ellicott Tyson (1795–1873) und der Geschäftsmann Samuel Willets (1795–1883), ebenfalls Unterstützer des Abolitionismus und Frauenrechtler.[3]

Eine erste Versammlung zum Start des Projektes fand 1860 im Anwesen von Martha Ellicott Tyson statt.[3] 1861 gab ein gemeinsamer Ausschuss von Quäkern aus New York, Philadelphia und Baltimore die Absicht bekannt, ein „Internat für Kinder von Quäkern und zur Lehrerausbildung“ zu gründen. Zu diesem Zweck brachte das Komitee 150.000 US-Dollar für den Kauf von Farmland und das Errichten der Gebäude auf.[4] 1862 wurde in Philadelphia der Stiftungsfonds „Friends Educational Association“ gegründet und festgelegt, dass diesem ebenso viele Frauen wie Männer angehören sollten.[5]

Der Name Swarthmore wurde 1863 in Anlehnung an Swarthmoor Hall gewählt, ein Landhaus in Ulverston in der Grafschaft Cumbria in England und Zentrum der frühen Quäker-Bewegung.[6]

Zur Finanzierung und Verwaltung der Hochschule wurde der ungewöhnliche Weg der Gründung einer Aktiengesellschaft gewählt. Die Hochschule gehörte fortan 6000 Aktionären, die das Projekt zum Preis von 25 Dollar pro Aktie finanzierten. Am 1. April 1864 erteilten der Senat und das Repräsentantenhaus von Pennsylvania Swarthmore College die Genehmigung, „eine Schule und ein College zum Zweck der Unterweisung von Personen beiderlei Geschlechts in den verschiedenen Bereichen von Wissenschaft, Literatur und Kunst einzurichten und zu betreiben.“[7]

Gründungspräsident von Swarthmore College wurde 1865 Edward Parrish (1821–1872). Parrish, ein ausgebildeter Apotheker, reiste monatelang beritten umher, um Geld für die Schule aufzubringen. Parrish lag besonders daran, allen Bevölkerungsschichten Bildung zugänglich zu machen. So erklärte er, es gelte, „sich von der aristokratischen Idee einer ‚gebildeten Klasse‘ zu trennen“. Parrish lehrte auch an der Schule, und zwar Ethik, Chemie und Physik.[8]

1866 wurde der Grundstein zum Hochschulgebäude (später dem Gründungspräsidenten zu Ehren Parrish Hall benannt) gelegt. Es war von dem Architekten Addison Hutton, einem Quäker, entworfen, über 100 m lang und verfügte über Bibliothek, geologisches Museum, Unterrichtsräume, ein Chemielabor, Speisesaal, Küche und Unterkünfte für die Studenten.[9]

Am 10. November 1869 fand in Anwesenheit der an der Gründung wesentlich beteiligten Lucretia Mott die Eröffnungszeremonie statt. Der Verwaltungsrat hatte zunächst nur die Annahme von 75 Schülern und Studenten vorgesehen; aufgrund der unerwartet großen Zahl von Anmeldungen wurden aber 199 akzeptiert, darunter 25 als Collegestudenten, wovon wiederum 15 weiblich waren. Die Mehrzahl der Schüler waren Sekundarschüler – die Altersgrenze war 13 Jahre, und zur Anmeldung war weiterhin nur erforderlich, Kind eines Quäkers oder Aktionärs zu sein. Erst mehrere Jahre später überstieg die Zahl der Collegestudenten jene der Sekundarschüler. 1892 wurde die Sekundarschultätigkeit aufgegeben.[10]

1870 wurde Hochschul-Gründungspräsident Parrish vom Verwaltungsrat wegen seiner als zu liberal und permissiv angesehenen Haltung gegenüber Schülern und Studenten zum Rücktritt gezwungen. Daraufhin beauftragte US-Präsident Ulysses S. Grant ihn als Unterhändler in einem Konflikt zwischen der US-Regierung und Indianern in den Great Plains. Auf dieser Mission erkrankte er im heutigen Oklahoma an Malaria und erlag der Krankheit in Fort Sill.[8]

Am späten Abend des 25. September 1881 brach im Schulgebäude ein Feuer aus. Menschen kamen nicht zu Schaden, aber der Bau brannte bis auf die Grundmauern nieder. Zwei Wochen später wurde der Lehrbetrieb in gemieteten Räumen in der Nähe wieder aufgenommen. Der Wiederaufbau wurde sofort in Angriff genommen, und am ersten Jahrestag des Brandes stand das Gebäude wieder zur Verfügung.[11]

1888 plante und errichtete die Vorsitzende der Mathematikabteilung, Susan Jane Cunningham, die erste Sternwarte am Swarthmore College. Cunningham war von der Gründung Swarthmores an dort tätig gewesen und seit 1871 Professorin. In dem noch heute (Stand 2020) nach ihr benannten Gebäude, das seit den 1960er Jahren nicht mehr als Observatorium dient, lebte sie bis zu ihrer Pensionierung 1906. Die als Cunningham Observatory bezeichnete Anlage war von ihrer Erbauerin mit einem 15-cm-Linsenteleskop ausgestattet worden und diente hauptsächlich der Lehre.[12]

1911 wurde die konfessionelle Bindung an das Quäkertum aufgegeben.[1]

Erster Weltkrieg

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Am 25. Oktober 1913 sprach US-Präsident Woodrow Wilson in Swarthmore zum Gründungstag der Hochschule.[13] Im Ersten Weltkrieg setzte sich Swarthmores Präsident Joseph Swain gegen einen Eintritt der USA in den Krieg ein; unter anderem sprach er zu diesem Zweck auch auf einer Anhörung des US-Repräsentantenhauses.[14] Nach Kriegseintritt hingegen befürwortete Swain schließlich die Einrichtung eines militärischen Ausbildungslagers auf dem Campus für Studenten der Hochschule, die von der Vertretung der männlichen Studenten gefordert worden war. Swain zog sich damit den Zorn zahlreicher Angehöriger der pazifistisch und antimilitaristisch dominierten Glaubensgemeinschaft der Quäker zu. Im Mai 1918 wurde das Lager als einziges seiner Art in einer von Quäkern gegründeten Hochschule eingerichtet.[15]

Zweiter Weltkrieg; Öffnung für Afroamerikaner

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Im Jahr 1943 beschloss der Verwaltungsrat unter College-Präsident John Nason, dass fortan in Swarthmore auch schwarze Bewerber als Studenten angenommen werden könnten. Dies war bis dahin nicht gestattet gewesen, wenngleich seit dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg bereits Afroamerikaner als Angehörige von Ausbildungsprogrammen der US-Marine in Swarthmore studierten. In den Jahrzehnten vor dem Krieg waren zwei eigentlich erfolgreiche Bewerber abgelehnt worden, nachdem sich herausgestellt hatte, dass es sich um Afroamerikaner gehandelt hatte. Der erste Fall stammte von Beginn des 20. Jahrhunderts; im zweiten Fall aus dem Jahr 1932 bemühte sich Swarthmore erfolgreich um eine Aufnahme des Kandidaten im Dartmouth College. Zahlreiche Studenten waren jedoch mit der Ablehnung nicht einverstanden. Nach der Amtseinführung Nasons als College-Präsident 1940 war dieser durch eine Petition aufgefordert worden, das College auch Afroamerikanern zu öffnen, und im April 1941 hatte die Studentenzeitung Phoenix geschrieben:[16]

“We are guilty of the frequent and deliberate error of not fitting what we do into the pattern of what we pretend to believe, of isolating hard actuality from charming theory. Most of us [see] a meaningful relationship between the general ideal of racial equality in the United States and the situation here at Swarthmore...”

„Wir sind des weitverbreiteten und absichtlichen Fehlers schuldig, unsere Taten nicht dem Muster dessen anzupassen, was wir angeblich glauben; schuldig, harte Realität von zauberhafter Theorie zu trennen. Die meisten unter uns [sehen] eine relevante Beziehung zwischen dem generellen Ideal ethnischer Gleichberechtigung in den Vereinigten Staaten und der Situation hier in Swarthmore...“

21. Jahrhundert

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Im Jahr 2010 wurde mit Rebecca Chopp zum ersten Mal eine Frau Präsidentin des Swarthmore College.[17] Ihre Nachfolgerin Valerie Smith wurde 2015 die erste Afroamerikanerin in der Funktion.[18]

Im Dezember 2016, nach der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten, erklärten Hochschulpräsidentin Smith und der Verwaltungsratsvorsitzende Tom Spock das College zum Sanctuary campus, auf dem die Hochschulleitung alles ihr Mögliche tun werde, Hochschulangehörige zu schützen, die aufgrund der Angehörigkeit zu einer Minderheit verfolgt werden. Dazu gehörten insbesondere auch Menschen ohne gültige Aufenthaltserlaubnis. Wie auch die Sanctuary Cities in den USA kündigte Swarthmore in diesem Zusammenhang an, unter anderem keine Informationen über Studenten mehr freiwillig den Einwanderungsbehörden zukommen zu lassen, diesen nicht ohne gesetzliche Verpflichtung Zugang zum Campus zu gewähren sowie die collegeeigenen Sicherheitsorgane keine Nachforschungen über den aufenthaltsrechtlichen Status von Hochschulangehörigen anstellen zu lassen.[19]

Präsidenten

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Persönlichkeiten

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Professoren

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siehe auch Kategorie:Hochschullehrer (Swarthmore)

Absolventen

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Einzelnachweise

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  1. a b c Swarthmore College. In: Encyclopædia Britannica. Abgerufen am 10. Mai 2018 (englisch).
  2. a b Facts & Figures. Swarthmore College, abgerufen am 9. Mai 2018 (englisch).
  3. a b c 1860: Founders and the Quaker Tradition. Swarthmore College, abgerufen am 9. Mai 2018 (englisch).
  4. 1861: Joint Committee of Friends. In: A Swarthmore College Timeline. Swarthmore College, abgerufen am 9. Mai 2018 (englisch).
  5. 1862: Friends Educational Association. In: A Swarthmore College Timeline. Swarthmore College, abgerufen am 9. Mai 2018 (englisch).
  6. 1863: Swarthmore’s Namesake. Swarthmore College, abgerufen am 9. Mai 2018 (englisch).
  7. 1864: Incorporation. Swarthmore College, abgerufen am 9. Mai 2018 (englisch).
  8. a b 1865: First President Edward Parrish. Swarthmore College, abgerufen am 9. Mai 2018 (englisch).
  9. 1866: Cornerstone Laid. Swarthmore College, abgerufen am 9. Mai 2018 (englisch).
  10. 1869: College Opens, Admits First Class. Swarthmore College, abgerufen am 9. Mai 2018 (englisch).
  11. 1881:Parrish Hall Burns. Swarthmore College, abgerufen am 9. Mai 2018 (englisch).
  12. Elizabeth Weber: The Cunningham Building: Swarthmore’s Other Observatory. In: The Phoenix. 15. November 1996 (englisch, online auf swarthmore.edu [abgerufen am 19. Juli 2020]).
  13. 1913: Woodrow Wilson Speaks at Founders Day. In: A Swarthmore College Timeline. Swarthmore College, abgerufen am 9. Mai 2018 (englisch).
  14. 1914: President Swain Lobbies Congress Against WWI. In: A Swarthmore College Timeline. Swarthmore College, abgerufen am 9. Mai 2018 (englisch).
  15. 1918: Student Army Training Corps. Swarthmore College, abgerufen am 9. Mai 2018 (englisch).
  16. 1943: Integration of Student Body. Swarthmore College, abgerufen am 9. Mai 2018 (englisch).
  17. 2010: 14th President Rebecca Chopp. Swarthmore College, abgerufen am 9. Mai 2018 (englisch).
  18. 2015: 15th President Valerie Smith. Swarthmore College, abgerufen am 9. Mai 2018 (englisch).
  19. Swarthmore Board Pledges Sanctuary for Undocumented Students, All Community Members. Swarthmore College, 2. Dezember 2016, abgerufen am 9. Mai 2018 (englisch).
  20. Sophie Assal: LINTON, Ralph, 1893–1953. In: Massimo Borlandi, Raymond Boudon, Mohamed Cherkaoui, Bernard Valade (Hrsg.): Dictionnaire de la pensée sociologique (= Collection Quadrige Dicos Poche). Presses Universitaires de France (PUF)/Centre national du livre, Paris 2005, ISBN 2-13-051689-0, S. 399 f. (französisch).

Koordinaten: 39° 54′ 18,2″ N, 75° 21′ 14,4″ W