Aurangabad-Höhlen
Die Aurangabad-Höhlen (Marathi: औरंगाबाद लेणी) bestehen aus zwölf buddhistischen Kult- (chaitya) und Wohnhöhlen (vihara) sowie einer brahmanischen, d. h. hinduistischen, Höhle auf dem zentralindischen Dekkan-Plateau.
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Lage
BearbeitenDie Höhlen liegen in den vom Dekkan-Trapp gebildeten basaltischen und bis zu 1000 m hohen Sahayadri-Bergen[1] im Norden der Stadt Aurangabad etwa 3 km nördlich des Bibi-Ka-Maqbara-Mausoleums. Sie sind mit einem Taxi oder einer Motorrikscha gut zu erreichen.
Geschichte
BearbeitenDie Höhlen wurden wahrscheinlich in der Zeit vom 3. bis zum 7. Jahrhundert aus dem Fels herausgehauen. Nach dem Niedergang des Buddhismus, dem Erstarken des Hinduismus und dem Vordringen des Islam gerieten die Höhlen in Vergessenheit und wurden erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts von den Briten „wiederentdeckt“.
Höhlen
BearbeitenDie zwölf Höhlen werden üblicherweise in drei Gruppen unterteilt (Höhlen 1–5; Höhlen 6–9 und Höhlen 10–12), die jeweils etwa 500 Meter voneinander entfernt liegen. In zeitlicher Hinsicht herrscht ein ziemliches Durcheinander – die ältesten Teile sind mit Sicherheit die Höhlen 4 und 5 (mit Nachbarhöhlen), die noch der anikonischen Phase des Hinayana-Buddhismus (3./4. Jahrhundert) zugerechnet werden können. Auch die Höhle 1 scheint alt zu sein (4. Jahrhundert), denn es ist zwar figürlicher Schmuck vorhanden, jedoch nur zwei kleinfigurige Buddha-Bildnisse. In der Folgezeit entstanden mehrere ungewöhnlich reich mit figürlichen Darstellungen versehene kombinierte Kult- und Wohnhöhlen, die möglicherweise auf eine Art Sektenbildung innerhalb der Mönchsgemeinde verweisen. Die Höhlen 10 bis 16 sind weniger interessant und teilweise unvollendet.
- Höhle 1
Höhle 1 – weggebrochene Vorhalle - Höhle 2
- Die Höhle 2 ist ein verkleinertes Abbild der Höhlen 6 und 7. Links und rechts des Eingangs zur Cella stehen die Bodhisattvas Avalokiteshvara und Maitreya begleitet von Dienern. Im Innern findet sich Buddha im Lehrgestus und mit einem sein Haupt einrahmenden kreisförmigen Nimbus.
- Höhle 3
Höhle 3 – Pfeilerhalle - Höhle 4
Höhle 4 – Dekor und „Gewölbe“ - Höhle 5
- Zwischen den Höhlen 4 und 5 befindet sich die aus dem Fels herausgearbeitete Figur eines etwa zwei Meter hohen und auf einem Löwenthron sitzenden Buddhas, der von stehenden Bodhisattvas und kleineren Dienerfiguren begleitet wird. Die Füße Buddhas ruhen auf einem Lotospodest; die Hände sind vor der Brust im Lehrgestus (dharmachakramudra) zusammengeführt. Die Höhle 5 und die beiden kleineren Nachbarhöhlen scheinen ehemalige – allerdings äußerst einfache und nicht sehr tiefe – Wohnhöhlen (viharas) gewesen zu sein. Höhle 5 wurde wahrscheinlich in späterer Zeit vertieft und mit einer skulptierten Fassade und einem rechteckigen Umgang versehen, der ein Sanktum (garbhagriha) umschließt, deren Zentrum eine in Meditationshaltung befindliche Buddhafigur bildet, die wiederum von Bodhisattvas begleitet wird.
- Höhle 6
- Die Höhle 6 entspricht in ihrem Aufbau in etwa der Höhle 7; sie hat jedoch keine äußere Vorhalle. Hinter vier mächtigen Pfeilern verbirgt sich ein Umgang mit acht Wohn- und zwei Kulträumen. Der Figurenschmuck ist vergleichbar dem in Höhle 7 – nur deutlich reduzierter. Unmittelbar neben der Höhle 6 befindet sich die sogenannte Brahmanical Cave – eine kleine Höhle mit Vorhalle (mandapa) und Sanktum, innerhalb dessen ein Relief der „Sieben Mütter“ (sapta matrikas) und der Hindu-Gottheiten Ganesh und Durga erscheint. Als letzter in der Reihe – jedoch nicht in der Mitte – erscheint Buddha. Die Höhle kann als Zugeständnis an Hindu-Pilger und als Zeichen des friedlichen Nebeneinanders von Buddhismus und Hinduismus gedeutet werden.
- Höhle 7
Höhle 7 – Fassade Höhle 7 – Tara als Tänzerin umgeben von Musikantinnen - Höhle 9
- Die Höhle 9 ist stark restauriert worden, weil große Teile der Fassade weggebrochen waren. Zwei Reliefs zeigen nochmals die Göttin Tara mit ihren Begleiterinnen; wichtiger ist jedoch die unvollendete Liegefigur des ruhenden, d. h. ins endgültige und vollständige Nirwana (parinirvana) eingegangenen Buddha.
Literatur
Bearbeiten- Carmel Berkson: The Caves at Aurangabad. Early Buddhist Tantric Art in India. Mapin Publ., Ahmedabad 1986.
- Dulari Qureshi: Art and Vision of Aurangabad Caves. Bharatiya Kala Prakashan, New Delhi 1998, ISBN 81-86050-11-6.
- Soundara Rajan: Cave Temples of the Deccan. Archaeological Survey of India, New Delhi 1981, S. 154ff.
Weblinks
Bearbeiten- Aurangabad Caves – Foto + Infos (engl.)
- Aurangabad Caves – Fotos + Infos (engl.)
- Aurangabad Caves – Foto + Infos (engl.)
Einzelnachweise
BearbeitenKoordinaten: 19° 55′ N, 75° 19′ O