Zum Inhalt springen

Jürg Fleischer

Us der alemannische Wikipedia, der freie Dialäkt-Enzyklopedy
Dialäkt: Züritüütsch
de Jürg Fleischer z Marburg

De Jürg Daniel Fleischer (* 23. Dezämber 1974 z Wintertuur, Bürger vo Züri) isch en Schwyzer Spraachwüsseschafter und Profässer a de Humboldt-Uniwërsitëët z Berlyn. Voranen isch er 15 Jaar Profässer a der Uniwërsitëët Marburg gsy. Syni Forschigstheeme sind tüütschi Spraachgschicht, tüütschi Dialäktology und Jiddisch.

syn Pruefswääg

[ändere | Quälltäxt bearbeite]

De Fleischer hät a der Uniwërsitëët Züri Gërmanischtik, Russischi Linguischtik und Allgimäini Spraachwüsseschaft gstudiert. Wäret und nach em Stuudium isch er Assischtänt gsy am Schwyzerischen Idiotikon (glychzytig mit em Guido Seiler, hüt au en Profässer) und am Fonogrammarchyv vo der Uni Züri (glychzytig mit em Thomas Gadmer, hüt Sekretëër vo de Bündner Walservereinigung). Promowiert hät er 2001 bi der Elvira Glaser mit eme dialäktoloogische Theema.

Nach Gaschtuufenthält under anderem z New York a de Columbia University (2002/03) und z Berlin a de Humboldt-Uniwërsitëët (2004–2007) isch er im Jaar 2007 im hessische Marburg Profässer für Spraachgschicht woorde. Dezue anen isch er vo 2010 bis 2022 Mitgliid vom Forschigszäntrum Tüütsche Spraachatlas a dëren Uni gsy. 2022 isch er uf Berlyn, wo-n-er a de Humboldt-Uniwërsitëët en Leerstuel übernaa hät. Sit 2017 isch er au im Voorstand vom Verein, wo s Schwyzerisch Idiotikon usegit.[1]

Em Fleischer syni wüsseschaftlichen Inträsse sind tüütschi Spraachgschicht (ab em Althoochtüütsch), Spraachtipology, Dialäktology (bsunders Alemanisch und Hessisch) und Jiddisch. E paar wichtigi Forschigen und Publikazioone von em seged daa churz voorgstelt:

I synere Dissertazioon «Die Syntax von Pronominaladverbien in den Dialekten des Deutschen» gaats um s sintaktisch Verhalte vo de Pronominaaladwërbie. Ie nach Tialäkt blybed s zäme, spalted sich uuf oder vertopplet sich, es git aso öppe d Tipe davon weiss ich nichts; da weiss ich nichts von; da weiss ich nichts davon; dadavon weiss ich nichts. De Fläischer hät die Müglichkäiten all analisiert. Und wäme si i Chaarten yzäichnet, gseet men en tüütliche Gägesatz zwüsched Norden und Süüde; so gchänt de Norde byspilswys d Spaltig und de Süüde d Vertopplig.[2]

Im Buech «Westjiddisch in der Schweiz und in Südwestdeutschland» prësentiert de Fleischer d Toonuufnaame, wos vom Weschtjiddisch im aargauische Surbtaal (s Surbtaalerjiddisch) und im süüdbadische Hegau git (zumene groosse Täil stamed s vo de Florence Guggenheim-Grünberg), und transkribiert, übersetzt und erchlëërt si. Dëm Ganze voruus gaat e dialäktoloogischi, soziolinguistischi und forschigsgschichtlichi Yläitig. Für das Buech hät er 2005 de Hugo-Moser-Prys überchoo. Au über s Weschtjiddisch isch em Fleischer sys Projäkt «Westjiddisch im langen 19. Jahrhundert» gsy.[3]

E groosses Projäkt isch «SyHD: Syntax hessischer Dialekte» gsy. Tialäktsintax, aso wie mer en Satz nöd i de Schriftspraach, sunder i de Mundaart bildet, isch eerscht i de letschte Zyt es Theema woorde, wo d Spraachwüsseschaft intressiert. Aagfange hät die Forschig z Holand, i de Schwyz isch si vo der Elvira Glaser für de «SADS: Syntaktischer Atlas der deutschen Schweiz» uufgriffe woorde, und ire Schüeler Jürg Fleischer hät die Idee mit i s hessisch Marburg gnaa. Fraage sind öppe: I welere Räiefolg stönd d Kasus – chunt der Akkusatyv vor em Daatyv oder de Daatyv vor em Akkusatyv? Wie wird en Relatyvsatz ygläitet? Woo gchänt me toppleti Negazioon? Wo flektierti Konjunkzioone? Woo s äifach Prëtëritum und wo nu s Përfäkt? Publiziert woorden isch de SyHD digital.[4]

En anders groosses Projäkt vom Fleischer – understützt vomenen Opus-magnum-Stipändium vo de «Volkswagen»-Stiftig – ghäisst «Morphosyntaktische Auswertung von Wenkersätzen». D Wenkersätz sind Kunschtsätz, wo de tüütsch Dialäktoloog Georg Wenker (1852–1911) formuliert hät, zum möglichscht vil Luut und Forme vo de tüütsche Tialäkt für de Tüütsch Spraachatlas chöne samle.[5] Si sind au nach sym Tood flyssig wyter pruucht woorde, und asewääg sind x tuusig Wenkersätz zämechoo. Nach öppe 1950 hät mer s Inträssi an ene verloore, und eerscht vor wenige Jaar hät me z Marburg gmërkt, was me daa äigetli für en Schatz hät und das me die Sätz au für ander Fraage chan uuswärte. De Fleischer macht das iez für d Morfosintax, lueged aso, wie gnau mer i alne tüütsche Tialäkt vo Schleswig im Norde bis i s Süüdtirool im Süüde d Woort anenandräielet, das es Sätz git.[6]

syni Publikazioone (nu e chlyni Uuswaal)

[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Dialäktoloogischs

  • Die Syntax von Pronominaladverbien in den Dialekten des Deutschen. Eine Untersuchung zu Preposition Stranding und verwandten Phänomenen. Wiesbaden/Stuttgart 2002 (Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik, Byheft 123) [= Diss. Uni Züri 2001].
  • (zäme mit em Thomas Gadmer:) Schweizer Aufnahmen (deutsch). Wien 2002 (Sound Documents from the Phonogrammarchiv of the Austrian Academy of Sciences. The Complete Historical Collections 1899–1950, 6/1, 6/2).
  • A typology of relative clauses in German dialects. I: Bernd Kortmann (Ug.): Dialectology meets typology. Berlin/New York 2004 (Trends in Linguistics Studies and Monographs 153), S. 211–243.
  • Dative and indirect object in German dialects. Evidence from relative clauses. I: Daniel Hole, André Meinunger und Werner Abraham (Ugg.): Datives and Other Cases: between Argument Structure and Event Structure. Amsterdam 2006 (Studies in Language Companion Series 75), S. 213–238.
  • (zäme mit em Stephan Schmid:) Illustrations of the IPA: Zurich German. I: Journal of the International Phonetic Association 36 (2006), S. 243–253 (doi:10.1017/S0025100306002441).
  • Zur Herkunft des flektierten prädikativen Adjektivs im Höchstalemannischen. I: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 74 (2007), S. 196–240.
  • Zur topikalisierenden Infinitivverdoppelung in deutschen Dialekten: Trinken trinkt er nich, aber rauchen raucht er (mit einem Exkurs zum Jiddischen). I: Peter Ernst und Franz Patocka (Ugg.): Dialektgeographie der Zukunft. Akten des 2. Kongresses der Internationalen Gesellschaft für Dialektologie des Deutschen (IGDD) am Institut für Germanistik der Universität Wien, 20. bis 23. September 2006. Wiesbaden/Stuttgart 2008 (Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik, Byheft 135), S. 243–268.
  • (zäme mit em Simon Kasper und der Alexandra N. Lenz:) Die Erhebung syntaktischer Phänomene durch die indirekte Methode. Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Forschungsprojekt «Syntax hessischer Dialekte» (SyHD). I: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 79 (2012), S. 2–42.
  • (zäme mit der Alexandra N. Lenz und em Helmut Weiß:) Syntax hessischer Dialekte (SyHD). I: Roland Kehrein, Alfred Lameli und Stefan Rabanus (Ugg.): Regionale Variation des Deutschen. Projekte und Perspektiven. Berlin/Boston 2015, S. 261–287.
  • Geschichte, Anlage und Durchführung der Fragebogen-Erhebungen von Georg Wenkers 20 Sätzen. Dokumentation, Entdeckungen und Neubewertungen. Olms, Hildesheim / Zürich / New York 2017 (Deutsche Dialektgeographie 123).

Jiddischtischs

  • Westjiddisch in der Schweiz und Südwestdeutschland. Tonaufnahmen und Texte zum Surbtaler und Hegauer Jiddisch. Tübingen 2005 (Beihefte zum Language and Culture Atlas of Ashkenazic Jewry 4).
  • Zur Herkunft der ostjiddischen vos-Relativsätze: germanisch, semitisch oder slawisch? I: Jean-Marie Valentin (Ug.): Akten des XI. Internationalen Germanistenkongresses Paris 2005 «Germanistik im Konflikt der Kulturen». Band 2: Jiddische Sprache und Literatur in Geschichte und Gegenwart, bitröit vom Steffen Krogh, em Simon Neuberg und em Gilles Rozier. Bern u. a. 2007 (Jahrbuch für Internationale Germanistik, Räie A 78), S. 37–43.
  • (zäme mit de Lea Schäfer:) Der Kasus nach Präposition in westjiddischen Quellen des (langen) 19. Jahrhunderts. I: Marion Aptroot, Efrat Gal-Ed, Roland Gruschka und Simon Neuberg (Ugg.): Leket: yidishe shtudyes haynt / Jiddistik heute / Yiddish Studies Today. Düsseldorf 2012 (yidish: oysgabes un forshung / Jiddistik: Edition & Forschung / Yiddish: Editions and Research 1), S. 415–436.

Spraachgschichtlichs

  • Zur Abfolge akkusativischer und dativischer Personalpronomen im Althochdeutschen und Altniederdeutschen (8./9. Jahrhundert). I: Franz Simmler i Zämenaarbet mit de Claudia Wich-Reif und em Yvon Desportes (Ugg.): Syntax. Althochdeutsch – Mittelhochdeutsch: eine Gegenüberstellung von Metrik und Prosa. Berlin 2005 (Berliner Sprachwissenschaftliche Studien 7), S. 9–48.
  • Zur Methodologie althochdeutscher Syntaxforschung. I: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 128 (2006), S. 25–69.
  • Das prädikative Adjektiv und Partizip im Althochdeutschen und Altniederdeutschen. I: Sprachwissenschaft 32 (2007), S. 279–348.
  • Die Syntax von Pronominaladverbien in der Sprachgeschichte des Deutschen. Eine vorläufige Bestandsaufnahme. I: Yvon Desportes, Franz Simmler und Claudia Wich-Reif (Ugg.): Die Formen der Wiederaufnahme im älteren Deutsch. Akten zum Internationalen Kongress an der Université Paris Sorbonne (Paris IV), 8. bis 10. Juni 2006. Berlin 2008 (Berliner Sprachwissenschaftliche Studien 10), S. 199–235.
  • (zäme mit em Oliver Schallert:) Historische Syntax des Deutschen. Eine Einführung. Tübingen 2011.
  • (zäme mit de Katrin Kuhmichel und em Augustin Speyer:) Sprachveränderung bei Goethe. Das auslautende Schwa in den Werther-Fassungen von 1774 und 1787. I: Zeitschrift für germanistische Linguistik 40 (2012), S. 305–351.

as Usegäber

  • (zäme mit em Thomas Gadmer:) Enregistrements Suisses / Ricordi sonori Svizzeri / Registraziuns Svizras (français, italiano, rumantsch). Wien 2002 (Sound Documents from the Phonogrammarchiv of the Austrian Academy of Sciences. The Complete Historical Collections 1899–1950, 6/3).
  • (zäme mit em Andreas Dufter und em Guido Seiler:) Describing and Modeling Variation in Grammar. Berlin / New York 2009 (Trends in Linguistics Studies and Monographs 204).
  • (zäme mit em Horst J. Simon:) Sprachwandelvergleich – Comparing Diachronies. Berlin/Boston 2013 (Linguistische Arbeiten 550).
  • (zäme mit der Elisabeth Rieken und em Paul Widmer:) Agreement from a diachronic perspective. Berlin 2015 (Trends in Linguistics Studies and Monographs 287).
  • Historische Syntax. Themenheft der Zeitschrift für Germanistische Linguistik. Berlin/Boston 2015 (Zeitschrift für Germanistische Linguistik 43, S. 377–563).
  1. Schweizerisches Idiotikon. Jahresbericht 2017, S. 1 uf de Website vom Schwyzerischen Idiotikon.
  2. I de früenerige Spraach hät aber au de Süüde d Spaltig gchänt, lueg öppen im «Schwyzerischen Idiotikon» Band I, Spalte 227 um Bidüütig II.4 und Band XVII, Spalte 12 zue Bidüütig A3b, oder s da hät ganz chöne fëële, lueg im «Idiotikon» Band IV, Spalte 560 mit Bidüütig 2 und Band XVII, Spalte 12 zue Bidüütig A3c.
  3. DFG-Projekt zum späten Westjiddisch.
  4. SyHD: Syntax hessischer Dialekte.
  5. D Wenkersätz i alne Tialäkt cha me daa läse: Regionalsprache.de – Katalog (Memento vom 14. Novämber 2016 im Internet Archive); e paar Byspiil uf Alemanisch findt men au i de Kategory «Wenkerboge».
  6. Morphosyntaktische Auswertung von Wenkersätzen.