Auch an die Landesregierungen möchten wir gleich hier im Vorworte die dringende Bitte richten, unsere Bestrebungen für dauernde Fortschritte des Obstbaues, wie es zu Hohenheim in Württemberg bereits geschieht, durch Anlage größerer pomologischer Gärten oder sogenannter Musterpflanzungen zu unterstützen und die sich reichlich dem Lande verzinsenden Kosten solcher Anlagen nicht zu scheuen. Bisher sind derartige Anlagen fast immer nur von Privaten ausgeführt, und mit deren Tode alsbald wieder zerfallen. Hat man mit Recht auf botanische Gärten, selbst auf Anlagen von Palmen- und Orchideenhäusern große Kosten verwandt, so wird man ja auch gewiß geneigt seyn, auf einen wohl ungezweifelt weit größeren Nutzen habenden pomologischen Garten einige Kosten zu verwenden, und wird eine solche Anlage wohl zweckmäßig zunächst immer mit den mehrfältig sich jetzt bildenden Acker- und Gartenbau-Schulen verbunden. Nur möge durch jedem Baume beigefügten Namen etc., auch die Anstalt für Besuchende hinreichend instructiv gemacht werden, und überhaupt durch Handhabung strenger Ordnung, durch an verschiedenen Orten aufbewahrte Grundrisse der Anlage mit eingetragenen Namen jeden Baumes, und sonstige Maßregeln dafür gesorgt werden, daß der richtige Name eines jeden Stammes nicht verloren gehe und richtig benannte Pfropfreiser aus der Anstalt in die Baumschulen des Landes sich verbreiten; wie auch der Beaufsichtigende verpflichtet werden möge, jährlich Notizen über Gesundheit, Ertrag etc. eines jeden Baumes niederzuschreiben und thunlichst Versuche über die verschiedene Benützungsart einer jeden Obstsorte zu machen, um so unter der angepflanzten möglichst großen Zahl von Sorten nach und nach, mit stets mehr Gewißheit, das Beste nur allein beizubehaltende herauszufinden.
So möge denn unser Unternehmen, von vielen Seiten kräftig gefördert, auch zur Förderung und Hebung des Obstbaues wirksam beitragen, auf dessen Hebung gewiß um so mehr Rücksicht zu nehmen ist, je mehr trotz aller Auswanderung die Population in Deutschland steigt. Es liegt eine Wahrheit in dem in Württemberg unter den Landleuten allgemein herrschend gewordenen Sprichworte: daß Wohlfeilheit der Lebensmittel auf den Bäumen wachse.
Geschrieben im August 1854.
Oelfarbe (etwa wie man sie an Gartenbänken oft findet) angestrichen werden, wobei ein Verlöschen der Namen nicht zu besorgen ist, zumal wenn man das Holz auf beiden Seiten mit dem Namen versieht.
Ed. Lucas, J. G. C. Oberdieck (Hrsg.): Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau I. Franz Köhler, Stuttgart 1855, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Pomologische_Monatshefte_Heft_1_007.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)