verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1 | |
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an dieser Figur erkannte Cicero später das Grabmal wieder, als er 75 als Quästor in Syrakus verweilte. Von seinen im dorischen Dialekt abgefaßten Schriften sind uns, der wahrscheinlichen Entstehungszeit nach geordnet, folgende erhalten: zwei Bücher über das Gleichgewicht der Ebenen (mit einer eingeschobenen Abhandlung über die Quadratur der Parabel), zwei Bücher von der Kugel und vom Cylinder, die Kreismessung, die Schrift über die Spiralen, das Buch von den Konoiden und Sphäroiden, die Sandrechnung, zwei Bücher von den schwimmenden Körpern (nur in lateinischer Übersetzung erhalten), Lemmata (in arabischer Übersetzung). Die erste Ausgabe, griechischer Text mit lateinischer Übersetzung nebst Kommentar des Eutokios von Askalon, besorgte Th. Geschauff, genannt Venatorius (Basel 1544); die vollständigste Textausgabe ist die von Torelli (Oxf. 1792); eine neue Ausgabe mit lateinischer Übersetzung besorgte Heiberg (Leipz. 1880–81, 3 Bde.), der auch „Quaestiones Archimedeae“ (Kopenh. 1879) veröffentlichte. Eine deutsche Übersetzung lieferte Nizze (Strals. 1825), eine französische Peyrard (Par. 1808, 2 Bde.). – Von den geometrischen Leistungen des A. sind der Nachweis, daß der Kreisumfang zwischen dem 31/7- und dem 310/71fachen des Durchmessers liegt, die Quadratur der Parabel und Ellipse, die Untersuchung der Eigenschaften der nach ihm benannten Spirale sowie die Kubatur der Kugel, des Sphäroids und der Konoide besonders hervorzuheben. Durch eine sinnreiche Gliederung des dekadischen Zahlensystems wird es ihm in seiner „Sandrechnung“ möglich, eine Zahl anzugeben, welche die Anzahl der Sandkörner, welche die Fixsternsphäre zu fassen vermag, noch übertrifft. A. hat ferner die mathematischen Grundlagen für die Statik der festen und tropfbarflüssigen Körper geschaffen: er stellte das Gesetz für das Gleichgewicht am Hebel auf, ermittelte mit Hilfe desselben die Schwerpunkte ebener Flächen und entdeckte das Gesetz des hydrostatischen Auftriebs, daß jeder Körper, in eine Flüssigkeit getaucht, so viel an Gewicht verliert, als das Gewicht der von ihm verdrängten Flüssigkeit beträgt (Archimedisches Prinzip, vgl. Hydrostatik). Nach dem Bericht des Vitruv hatte Hieron dem A. den Auftrag erteilt, zu untersuchen, ob eine angeblich aus reinem Gold hergestellte Krone Silber enthalte. Während er über diese Aufgabe nachdachte, trat nun A. in ein Badehaus und bemerkte beim Einsteigen in die Badewanne, daß so viel Wasser ausfloß, als sein Körper verdrängte. Dadurch auf den richtigen Gedanken gebracht, soll er mit dem Freudenruf: „Heureka“ („ich hab’s gefunden!“) nach Hause geeilt sein, wo er mit Kugeln von reinem Gold und reinem Silber weitere Versuche anstellte. Über die darauf bezügliche Rechnung, sogen. „Kronenrechnung“, vgl. Alligationsrechnung. Für die Leistungen des A. in der praktischen Mechanik spricht die von Proklos berichtete Thatsache, daß er eine Vorrichtung herstellte, mit deren Hilfe der König Hieron allein ein schweres Schiff vom Stapel lassen konnte; wahrscheinlich bediente er sich dazu eines Flaschenzugs. Von dem hohen Vertrauen in die Leistungsfähigkeit seiner Maschinen zeugt auch der stolze Ausspruch: „Gib mir, wohin ich gehe, und ich bewege die ganze Erde“. Die gewaltigen Kriegsmaschinen, mit denen A. seine Vaterstadt verteidigte, waren nach dem Zeugnis des Livius und Polybios Wurfmaschinen; daß er durch Brennspiegel die feindlichen Schiffe in Brand gesetzt habe, ist eine Erfindung späterer Zeiten. Dagegen ist die Verwendung der Schraube zum Wasserheben (archimedische Schraube) wahrscheinlich seine Erfindung. Über den dem A. zugeschriebenen, vielleicht durch Wasser bewegten Himmelsglobus vgl. Hultsch in Schlömilchs „Zeitschrift für Mathematik und Physik“, 22. Jahrg. (1877), histor.-litt. Abt., S. 106; über die in Distichen abgefaßte Aufgabe, die unter dem Namen des Archimedischen Rinderproblems bekannt ist, vgl. Krumbiegel und Amthor in derselben Zeitschrift, 25. Jahrg. (1880), S. 121 u. 155.
Archimedische Schraube, s. v. w. Wasserschnecke, angeblich Erfindung des Archimedes.
Archimedisches Prinzip, s. Archimedes und Hydrostatik.
Archipelăgus (abgekürzt Archipēl; zuerst im 13. Jahrh. in der italienischen Form Arcipelago gebraucht), ein Inselmeer, eine inselreiche Meergegend, oder die größern oder kleinern Inselgruppen selbst, welche sich bald als losgetrennte Teile benachbarter Kontinente, bald als selbständige Bildungen darstellen. Zu den erstern, den kontinentalen Archipelen, welche meist in der Nähe stark gegliederter Küsten liegen oder brückenartige, große Wasserbecken umschließende Verbindungsglieder zwischen größern kontinentalen Massen bilden, gehören der A. der Chiloeinseln, der Patagonische A., der Arktische A. im äußersten Norden Amerikas u. a.; zu den pelagischen Archipelen, die am meisten im Großen Ozean vorkommen, der Lord Mulgraves-A., der Medañasarchipel (Markesasinseln), der Tonga- oder Freundschaftsarchipel, der Hawaiarchipel (Sandwichinseln) etc. Die wichtigsten Archipele sind aber der Westindische, der Indische und besonders der Griechische A. (s. Karte „Griechenland“), welch letzterer vorzugsweise und von jeher A. genannt wird. Derselbe begreift den zwischen Thrakien, Makedonien, Thessalien, Griechenland und Kleinasien liegenden nordöstlichen Teil des Mittelmeers, welcher im S. durch die Insel Kreta gegen das inselfreie östliche Becken jenes Meers gleichsam einen dämmenden Abschluß erhält. Die gesamten Inseln dieses A., welche sich deutlich als insulare Fortsetzungen der oft weit ins Meer hinausspringenden Gebirgsketten Kleinasiens und der Griechischen Halbinsel zu erkennen geben, zerfallen in mehrere Gruppen und Reihen. Zu Thrakien gehören die südlich von der thrakischen Küste liegenden Inseln Thasos, Samothrake, Imbros und das weiter ab liegende Stalimene (Limnos). An sie schließen sich die Inseln der kleinasiatischen Küste an, unter denen Tenedos, Mytilene, Chios, Samos und Rhodus die bedeutendsten sind. Mit letztgenannter Insel beginnt die Inselreihe, welche in einem weiten Bogen den A. gegen S. hin abschließt und in der Insel Kreta, welche nach O. zu durch Karpathos und Kasos mit Rhodus, nach W. zu durch Cerigotto und Cerigo mit dem Peloponnes im Zusammenhang steht, ihren Mittelpunkt hat. Als Gliederungen des Festlandes von Hellas sind das unmittelbar anliegende Negroponte (Euböa), die sogen. nördlichen Sporaden und die Gruppe von Skyros sowie die zahlreichen Cykladen, welche in zwei oder drei nach SO. gerichteten Hauptzügen vom Kap Kolonnäs und von Negroponte aus sich nach Karpathos und Kasos hin erstrecken, zu betrachten. Diese verschiedenen den A. oder das Ägeische Meer (ein Name, dessen Deutung nicht feststeht) durchsetzenden Inselketten teilen denselben in mehrere Teile. Der nördliche hieß bei den Alten Thrakisches Meer; der südöstliche Teil war das Ikarische, der südwestliche zwischen den Cykladen und dem Peloponnes das Myrtoische und der zwischen den Cykladen und Kreta das Kretische Meer (die geologische Beschreibung der Inseln s. unter Griechenland, das neue). Wie die Inseln des Griechischen
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 773. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0773.jpg&oldid=- (Version vom 14.5.2022)