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Seite:Meyers b1 s0678.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1

Wissenschaft. Aphoristische Schreibweise, eine prägnante, abgebrochene, der stilistischen Verbindung ermangelnde Ausdrucksweise.

Aphrodisĭa (griech.), Feste, welche zu Ehren der Aphrodite allenthalben, wo sie Tempel hatte, begangen zu werden pflegten. Der Hauptsitz derselben war die Insel Cypern, besonders die Stadt Paphos, wo Aphrodite der Sage nach der erste Tempel erbaut ward.

Aphrodisiăka (griech.), Mittel, welche die geschwächte und erstorbene Zeugungskraft wieder erwecken und beleben sowie spezifisch reizend und aufregend auf die Geschlechtsorgane wirken. Zu den A. aus der Klasse der Nahrungsmittel gehören Trüffeln und andre Pilze, Spargel, Schokolade, Eier, Kaviar, Austern, Lachs, Aal und andre Fische, Froschkeulen, Schildkrötenfleisch, Wildbret. Nachteiliger sind die Mittel, welche in einer spezifischen Beziehung zu den Nervengeflechten des Genitalsystems stehen und nach einer momentanen Aufregung eine um so größere Erschlaffung bewirken, wie Zimt, Vanille, Safran, Perubalsam, Ingwer, dann Moschus, Haschisch oder indischer Hanf, Myrrhe, Terpentin. Eine dritte Klasse sind die harntreibenden Stoffe, namentlich Sellerie, Petersilie, Fenchel, Senf, Rettich, Zwiebeln. Am gefährlichsten sind die Narkotika, welche besonders auf das kleine Gehirn und verlängerte Mark aufregend zu wirken scheinen. Den größten Ruf als Aphrodisiakum haben die Kantharidenpräparate („italienische Elixire“, Diavolini, Pastilles galantes etc.), welche aber zu Blutüberfüllung der Nieren und Harnwege, zu Blutharnen und Harnstrenge führen, meist ohne die beabsichtigte Wirkung. Außerdem fand und findet noch heute eine große Anzahl abergläubischer A. (Philtra) Anwendung.

Aphrodisiásmus (griech.), krankhafte Geilheit, Liebeswut.

Aphrodīt (Anaphrodit, griech.), jedes animalische, besonders menschliche, Wesen, an dem die Genitalien entweder ganz fehlen, oder so verkümmert sind, daß sich der Geschlechtscharakter daraus nicht bestimmen läßt. Vollkommene Geschlechtslosigkeit (Aphroditismus) kommt äußerst selten vor.

Aphrodíte (lat. Venus), in der Mythologie der Griechen die Göttin der Liebe und Schönheit. Ursprünglich war sie wohl die Göttin alles Wachsens und Entstehens. Indem auch der Natur ein sehnsüchtiges Verlangen zugeschrieben wurde, ward aus ihr die Göttin der Liebe und allmählich die der Schönheit. Es scheint, daß der Ursprung ihrer Verehrung bereits in die Epoche zurückfällt, in welcher die Griechen noch mit den übrigen indogermanischen Völkern eine Einheit bildeten; denn wir finden bei der Mehrzahl dieser Völker eine ihr wesensverwandte Göttin. Aber diese ursprüngliche Gestalt ist auf den Inseln und dem Festland von Griechenland durch orientalische, besonders vorderasiatische und phönikische, Einflüsse stark verwischt worden, indem vielfach Züge der semitischen Aschera oder Astarte (Aschtaroth) in die A. hineingetragen wurden. Wie diese, wurde sie bewaffnet dargestellt auf Cypern, wo sie in Paphos, Amathus, Golgoi, Idalion, Salamis alte Verehrungsplätze hatte (daher heißt sie auch bei den Griechen Kypris, bei den Römern Cypria), auf der Insel Kythera (daher ihr Beiname Kythereia), in Sparta, Akrokorinth und anderswo. Als solche hieß sie Areia und wurde zur Gattin oder Geliebten des Ares, zu welchem sie auch schon insofern in Beziehung stand, als er Gott des Gewitters und somit auch der Befruchtung der Erde ist. Als Söhne des Ares und der A. nennt die Hesiodische Theogonie: Deimos („Furcht“) und Phobos („Schrecken“); aber sie fügt auch als Tochter die wiederhergestellte „Eintracht“, Harmonia, hinzu. Nur ihr Name, in dessen zwei ersten Silben das griechische Wort für Schaum (Aphros) gehört wurde, scheint zu der Sage Anlaß gegeben zu haben, daß sie aus dem Meer oder aus den ins Meer geschleuderten Genitalien des Uranos (s. d.) entstanden sei (Anadyomene). Die wahre Bedeutung des Namens ist unsicher; er ist möglicherweise nicht griechisch, sondern aus dem Orient entlehnt.

Fig. 1. Aphrodite von Knidos
(München).

Wie Ares, konnte ihr auch Hephästos, welcher ursprünglich wohl Gott des Blitzes war, zum Gatten gegeben werden. Wie alle Vegetation aber sich auf drei Reiche erstreckt, so schied man auch eine dreifache A.: Urania (Venus caelestis), die himmlische, Pontia oder Thalassia (Venus marina), die Göttin des Meers, und Pandemos, die bei jeglichem Volk, also auf Erden, waltende. Als Urania wurde sie zur Tochter des Zeus als des lichten Himmels und der Dione, der weiblichen Ergänzung desselben, gemacht und gern auf den lichten Höhen der Berge verehrt, daher auch Akraia genannt. Als solcher dient ihr der Polos oder Modius, ein runder, hoher, scheffelartiger Aufsatz, das Abbild des Himmelsgewölbes, und in gleicher Anschauung die Schildkröte als Symbol. Als Pontia stand sie ursprünglich nur der Fruchtbarkeit der Tierwelt des Meers vor, ward aber allmählich zur Meergöttin überhaupt, besonders zur Göttin der Meeresstille und glücklichen Meerfahrt (Euploia) sowie der Häfen. So wurde Thalassa (das „Meer“) ihre Mutter genannt und sie selbst oft mit Poseidon zusammen verehrt. Als Göttin der Erde hat sie den aus einem Baum gebornen Adonis (s. d.), das Sinnbild der erblühenden und ersterbenden Natur, zum Geliebten. Sie verbirgt ihn (den Samen) in einem Kasten und gibt ihn der in der Unterwelt, dem Schoß der Erde, thronenden Persephone; diese will ihn für immer behalten, erst auf den Schiedsspruch des Zeus gibt sie ihn für zwei Drittel des Jahrs der A. zurück. Besonders ist sie die Göttin der Blumen, Bäume und Früchte, unter denen ihr Myrte, Rose, Anemone, Cypresse, Linde und Apfel, wie unter den Tieren der

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 678. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0678.jpg&oldid=- (Version vom 1.4.2021)