Zum Inhalt springen

Die Margarethenspende

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Peter Christian Hansen
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Margarethenspende
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 24, S. 406–407
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1897
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[406]

Die Margarethenspende.

Ein Fortschritt der Krankenpflege auf dem Lande. Von P. Chr. Hansen.

Unter dem Namen „Margarethenspende“ ist in der innerhalb des früheren Herzogtums Schleswig gelegenen Landschaft Angeln vor einigen Jahren von einem schlichten Landmann ein schönes Werk barmherziger Nächstenliebe ins Leben gerufen worden. Dasselbe hat sich nach und nach unter Mitwirkung der einzelnen Gemeindeorgane zu einer sehr beachtenswerten Leistung auf dem Gebiete der Volkswohlfahrt entwickelt. Wir möchten die bei so manchen ähnlichen Bestrebungen erfolgreich bethätigte Vermitteln der „Gartenlaube“ in Anspruch nehmen, um dem Werke in den weitesten Kreisen der Bevölkerung, namentlich in Dorfgemeinden, zur Nachahmung zu verhelfen.

Jener Landmann hat eine einzige Tochter gehabt, die nach langem, schwerem Leiden in Davos an der Lungenschwindsucht starb. Der Vater pflegte sie dort selbst und beobachtete hierbei, in welcher Weise Leidenden mittels allerlei Hilfsmitteln das Schmerzenslager erleichtert werden kann. Es kam ihm dabei zum Bewußtsein, wie mangelhaft es noch vielfach auf dem Lande, wo man zum Arzt, Apotheker und Krankenhaus meist weite Wege hat, um die Krankenpflege und alles, was damit zusammenhängt, bestellt ist. Um nun diesem Uebelstande abzuhelfen, entschloß er sich, mit allen Kräften dahin zu streben, daß jeder Gemeinde seiner engeren Heimat alle zur Krankenpflege nötigen und nützlichen Gegenstände kostenlos zur Verfügung gestellt würden. Er setzte sich mit Aerzten, Krankenhäusern und Fabriken von Apparaten zur Krankenpflege in Verbindung und ließ sich diejenigen Gebrauchsgegenstände nennen, welche in der Krankenstube unentbehrlich erscheinen. Er schaffte alsdann die Gegenstände an, ordnete sie zweckmäßig in einen zu diesem Zwecke verfertigten Schrank ein und stellte diesen in seinem Hause auf, indem er den Inhalt zum leihweisen Gebrauch für jedermann in seiner Gemeinde bestimmte. Zum Andenken an die ihm durch den Tod im blühenden Alter entrissene Tochter nannte er seine wohlthätige Stiftung „Margarethenspende“.

Das war der Anfang seines Werkes, das nicht auf die eine eigene Gemeinde des Stifters beschränkt blieb, sondern sehr bald in die nähere und weitere Nachbarschaft hinausgetragen wurde. Von den Kirchengemeinden Angelns sind gegenwärtig bereits vierzehn im Besitze einer „Margarethenspende“ und in allernächster Zeit wird eine solche abermals sechzehn Gemeinden zu teil werden. Alsdann werden mit Ausnahme zweier später zu berücksichtigender Stadtgemeinden sämtliche Gemeinden der erwähnten Landschaft mit dieser Einrichtung ausgestattet sein. Alle Kosten trägt in uneigennützigster Weise der Spender. Die Gemeinden verpflichten sich nur, die Spende zu unterhalten und durch Gebrauch etwa schadhaft Gewordenes zu ergänzen.

Die Gegenstände der Spende sind nach und nach immer zahlreicher geworden; wir nennen hier: Luftkissen, Wasserkissen, Irrigatoren, Stechbecken, Thermometer, Spucknäpfe und –Becher, Wärmkruken, Inhalationsapparate, Eisbeutel, Ohrenspritzen, Duschen usw., selbst die Klingel für den Tisch vor dem Krankenbett fehlt nicht. Auch werden jeder Spende zwei Badewannen, eine große und eine kleine, beigegeben.

In allen Gemeinden, denen die Einrichtung bereits zur Verfügung steht, ist von den einzelnen Gegenständen oft und dankbar Gebrauch gemacht worden. Die Zahl der Ausleihungen ist natürlich je nach der Größe der Gemeinden und dem Gesundheitszustande innerhalb derselben schwankend. Im letzten Jahre bewegte sich dieselbe zwischen 164 und 30 Ausleihungen. Sämtliche Hergaben sind, wie bemerkt, kostenlos. Die Verwaltung der Spende liegt gewöhnlich in der Hand der Kirchenvorstände, die Spende selbst ist meist im Pastoratshause aufgestellt. In einigen Fällen haben sich auch Vereine gebildet, denen die Spende überwiesen wurde. Die Anwendung der Gegenstände geschieht zumeist auf Anordnung der Aerzte.

Wir möchten den Namen des edlen Mannes, der sich vorzugsweise dem minder bemittelten Teile seiner Mitmenschen gegenüber so verdient gemacht, trotz aller Bescheidenheit, die ihn auszeichnet, hier nicht unterdrücken es ist Herr Johannes [407] Jacobsen, geboren in Möckmark bei Sörup, später Hufner in Sanftrup, jetzt Rentner in Norderbrarup. Jacobsen ist noch immer der Mittelpunkt des ganzen Werkes, unablässig und mit rührendem Eifer ist er bemüht, dasselbe stetig zu vervollkommnen. Alljährlich am 27. Dezember, dem Geburtstage seiner heimgegangenen Tochter, vereinigt er eine Anzahl Vertreter aus denjenigen Gemeinden um sich, die sich im Besitze einer „Spende“ befinden. Da wird dann Bericht erstattet über den Gebrauch, der von den einzelnen Geräten im verflossenen Jahre gemacht worden, es werden die gemachten Erfahrungen ausgetauscht und Maßnahmen und Vorschläge beraten, die der weiteren Förderung des Werkes dienen können. Ueberall empfindet man die Veranstaltung als eine wahre Wohlthat. In einem uns vorliegenden Schreiben aus Angeln heißt es: „Unendlich viel Dank wird sicherlich dem Wohlthäter seitens der Leidenden auf stillem Schmerzenslager gezollt, doch entzieht sich dieser Dank wohl meist der öffentlichen Kenntnis.

Ist die Idee der „Margarethenspende“ nicht eine solche, welche in jeder Gemeinde unseres Vaterlandes in der einen oder anderen Weise Verwirklichung finden sollte? Wir wenden uns an Behörden wie an Private, um sie zu ähnlichem Wirken zu veranlassen. In erster Linie richtet sich unsere Aufforderung an gemeinnützig denkende und schaffensbereite Männer und Frauen! Männer und Frauen sagen wir, es will uns bedünken, als ob hier eine herrliche Aufgabe vorläge, der sich vor allem unsere Frauen, einzeln oder in Vereinen, mit freudigem Eifer widmen sollten!