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Tyrannis

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Statuen der Tyrannenmörder Harmodios und Aristogeiton. Römische Marmorkopien griechischer Bronzeskulpturen von 477/476 v. Chr. Archäologisches Nationalmuseum, Neapel

Als Tyrannis (altgriechisch τυραννίς tyrannís „Herrschaft eines Tyrannen, unumschränkte, willkürliche Herrschaft, Gewaltherrschaft“) bezeichnet man eine Herrschaftsform der griechischen Antike, die im 7. Jahrhundert v. Chr. aufkam und bis in die Zeit des Hellenismus in griechisch besiedelten Regionen des Mittelmeerraums verbreitet war.

Ihr Merkmal ist die weitgehend unumschränkte Alleinherrschaft (Monokratie) eines Machthabers, des „Tyrannen“ (griechisch τύραννος týrannos, lateinisch tyrannus), über einen Stadtstaat (Polis), teils außerdem auch über ein größeres Territorium. Da eine Monokratie in den meisten Polisverfassungen nicht vorgesehen war, war die Grundlage einer Tyrannis der faktische, meist auf Gewalt beruhende Machtbesitz, den in manchen Fällen die Volksversammlung gebilligt hatte. Zu beachten ist, dass natürlich jeder Tyrann Unterstützer hatte, auch wenn diese in den Quellen oft nicht erwähnt werden. Viele durch einen Staatsstreich bzw. im Zuge einer Stasis an die Macht gekommene Gewaltherrscher wollten eine Dynastie gründen, doch scheiterte die Vererbung der Führungsstellung oft schon in der Generation ihrer Söhne.

Traditionell unterscheidet man in der Altertumswissenschaft die „ältere Tyrannis“ der Zeit vom 7. Jahrhundert v. Chr. bis zum Jahr 461 v. Chr. und die „jüngere Tyrannis“, die im ausgehenden 5. Jahrhundert außerhalb des griechischen Kernlandes entstand und noch im Zeitalter des Hellenismus praktiziert wurde. In der Epoche der älteren oder „archaischen“ Tyrannis war die Bezeichnung „Tyrann“ für einen Alleinherrscher noch nicht unbedingt wertend. Allerdings dominierte in Athen nach der Beseitigung der dortigen Tyrannis 510 v. Chr. eine scharf ablehnende Haltung, und in der Folgezeit erhielten die einschlägigen Begriffe stark negative Konnotationen. Dazu trugen insbesondere die staatstheoretischen Konzepte bei, die im 4. Jahrhundert v. Chr. von den Philosophen Platon und Aristoteles entwickelt wurden. In der Epoche der griechischen Klassik und im Hellenismus wurde tyrannische Machtausübung in weiten Kreisen verabscheut. „Tyrannis“ wurde ein Kampfbegriff, mit dem man die Herrschaft eines Machthabers als illegitim und unterdrückerisch anprangerte, während sich niemand selbst als Tyrann bezeichnete oder verstand. Erfolgreicher Widerstand gegen einen (tatsächlichen oder angeblichen) Gewaltherrscher im Namen einer aristokratisch oder demokratisch aufgefassten „Freiheit“ brachte Ruhm. Man verherrlichte den Tyrannensturz oder Tyrannenmord als Großtat, die straffrei blieb.

Bei den Römern dominierte seit der gewaltsamen Beseitigung des römischen Königtums eine sehr negative Bewertung der Monarchie. Als der Einfluss der griechischen Kultur zunahm, verband sich in gebildeten Kreisen die traditionelle antimonarchische Gesinnung der römischen Republikaner mit der griechischen Tyranniskritik. Seit der Spätantike war tyrannus dann ein Synonym zu Usurpator. Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit wirkte sich die Tyrannenfeindschaft bedeutender antiker Autoritäten stark aus und beeinflusste die Debatten über gerechte und ungerechte Herrscher und über den Tyrannenmord.

Die moderne Forschung betont gegenüber den vereinheitlichenden antiken Theorien die Vielfalt der Ausprägungen „tyrannischer“ Herrschaft in der griechischen Staatenwelt. Sie untersucht die Zusammenhänge zwischen der politischen Machtkonzentration und den sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen. Intensiv diskutiert wird vor allem die verfassungsgeschichtliche Relevanz der älteren Tyrannis und der zahlreichen heftigen Machtkämpfe um die Alleinherrschaft in der archaischen Zeit. Einer Forschungsrichtung zufolge handelt es sich nur um verfassungshistorisch relativ unwesentliche persönliche Auseinandersetzungen innerhalb einer dünnen aristokratischen Führungsschicht. Nach einer anderen Interpretation schwächten die Tyrannen die Macht der Adelssippen und wurden damit unwillentlich zu Wegbereitern eines sozial aufsteigenden Bürgertums. Umstritten ist die Annahme, dass die Tyrannis eine notwendige Voraussetzung für die Weiterentwicklung der staatlichen Institutionen bildete, insbesondere für die spätere Entfaltung der attischen Demokratie.

Etymologie und Begriffsgeschichte

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Das Wort tyrannos ist die gräzisierte Form eines Ausdrucks, den die Griechen um die Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. als Lehnwort wohl aus einer kleinasiatischen Sprache übernahmen. Auf welchem Weg und durch welchen Umformungsprozess dies geschah, ist unklar und in der Forschung umstritten. Den Ausgangspunkt der etymologischen Entwicklung bildete nach der heute vorherrschenden Hypothese der Titel tarwanis, der im Hieroglyphen-Luwischen inschriftlich bezeugt ist. Die ursprüngliche Bedeutung dieses Wortes war „Richter“ oder „der Gerechte“, anscheinend mit der Konnotation von sozialer Gerechtigkeit und Wahrung der Rechte von Schwächeren.[1] Als Titel ist tarwanis erstmals in Nachfolgestaaten des im frühen 12. Jahrhundert v. Chr. zusammengebrochenen hethitischen Großreichs belegt. Dort hatte der Ausdruck drei Bedeutungen. Er war erstens ein zusätzlicher Titel der Herrscher, die sich als Könige bezeichneten, zweitens ein Titel autonomer nichtköniglicher Herrscher und drittens die Bezeichnung für das erbliche Amt sehr hochrangiger „Diener“, die mit der Herrscherfamilie durch Heiraten versippt waren. Es kam vor, dass ein solcher „Diener“ als Usurpator auftrat und seinen königlichen Herrn entmachtete.[2]

Das Bindeglied bei der Vermittlung des luwischen Begriffs ins Griechische bildete nach der dominierenden Lehrmeinung sein Gebrauch im Königreich Lydien in Westkleinasien, dessen Sprache wie das Luwische zu den anatolischen Sprachen gehört und dessen Kultur mit der griechischen verbunden war. Dort hatte um 685/680 v. Chr. der Höfling Gyges den König Sadyattes I. (Kandaules) ermordet, die Königswürde übernommen und die Dynastie der Mermnaden begründet. Offenbar führte Gyges den Titel tarwanis, der vielleicht bereits in seiner Familie erblich war. Gyges war zwar ein Usurpator, doch scheint dieser Umstand bei der Übernahme seines Titels als Lehnwort ins Griechische keine Rolle gespielt zu haben, denn anfänglich nannten die Griechen jeden Alleinherrscher tyrannos, auch einen unzweifelhaft rechtmäßig regierenden König. Das ursprüngliche Bestimmungsmerkmal der griechischen Tyrannis, die alleinige Herrschaft, wurde zwar nicht zwangsläufig negativ bewertet, doch als Titel oder Selbstbezeichnung wurde tyrannos nie verwendet; im Gegensatz zum luwischen und lydischen Sprachgebrauch galt der Ausdruck im griechischen Sprachraum nicht als so ehrenvoll, dass er sich zur Selbstdarstellung geeignet hätte.[3]

Die ältesten Belege für das griechische Wort tyrannis finden sich in der Lyrik des 7. Jahrhunderts v. Chr. Offenbar bestand ein Bedarf für dieses Lehnwort, da die Griechen selbst damals noch keine Bezeichnung für einen Alleinherrscher kannten. Anfangs war damit noch keine implizite Anrüchigkeit verbunden, doch im frühen 6. Jahrhundert kam auch schon eine stark abwertende Verwendung von tyrannos vor. Im Lauf der „archaischen“ Epoche, die bis um 500 v. Chr. dauerte, gewann das Konzept der Tyrannis klare Konturen. Ab dem 6. Jahrhundert verstand man darunter in erster Linie eine Regierungsform, bei der ein Einzelner einen Staat beherrscht, in dem eine solche Alleinherrschaft eigentlich nicht vorgesehen ist. Bis zum 4. Jahrhundert v. Chr. wurden tyrannos und die davon abgeleiteten Wörter sowohl in abwertendem Sinn als auch neutral verwendet, doch dominierten die negativen Implikationen im Lauf der Zeit immer stärker. Zunehmend verband man mit Tyrannis die Konnotationen von fehlender Legitimation, Zerstörung der rechtmäßigen Staatsordnung, Anmaßung, Überheblichkeit und Gewalttätigkeit. Reichtum und ein teils kritisch bewerteter Luxus gehörten von Anfang an zu den assoziierten Vorstellungen.[4] Nun wurde die tyrannis als negative Form der Alleinherrschaft mit der basileia (Königtum) kontrastiert.

Im 4. Jahrhundert rückte der philosophische, publizistische und umgangssprachliche Sprachgebrauch die moralische Bedeutung der Wörter Tyrann, Tyrannis und tyrannisch derart in den Vordergrund, dass sie über den staatsrechtlichen Sachverhalt, die Missachtung der herkömmlichen Staatsordnung, kaum noch etwas aussagten. Nicht mehr die mangelnde Legalität, sondern die harte und willkürliche Handhabung eines Amtes oder einer Herrschaft machte nun in erster Linie den „Tyrannen“ aus. Diese Bedeutungsverschiebung verfestigte sich in den folgenden Jahrhunderten. Es war nun üblich, missliebige Politiker oder traditionelle Herrscher wegen der Art ihrer Machtausübung oder wegen ihres Charakters als Tyrannen zu schmähen. Die Bezeichnung wurde also zunehmend subjektiv und polemisch gebraucht: Ein Tyrann war nun jeder Machthaber, dessen Legitimität man bestreiten wollte. In diesem Sinne wurden auch Könige wie Philipp II. von Makedonien und Alexander der Große sowie Beamte, Statthalter oder Besatzungskommandanten von Gegnern als Tyrannen verunglimpft.[5]

Mitunter diente der Plural tyrannoi zur Brandmarkung einer Gruppe, die beschuldigt wurde, eine tyrannisartige Willkürherrschaft auszuüben. Hintergrund war dann meist eine Stasis. Das wohl erste und zugleich bekannteste Beispiel für diese Begriffsverwendung ist das Gremium der „Dreißig“, eine Gruppe von oligarchischen Politikern, die in Athen nach der Niederlage im Peloponnesischen Krieg die Macht an sich rissen und 404/403 v. Chr. eine Terrorherrschaft in der Stadt ausübten. Diese Gruppe wird in gegnerischen Quellen als „dreißig Tyrannen“ geschmäht. Hier handelt es sich nicht um eine Alleinherrschaft, vielmehr geht es nur um die Vorstellung von Willkür, Unrecht und Grausamkeit, die man mit dem Wort tyrannos verband. Angeblich bekannte sich ein radikaler Flügel der Oligarchen offen dazu, dass sie sich als Gruppe so zu verhalten gedächten, wie es ein Tyrann täte.[6]

In der etruskischen Sprache bedeutet der Name der Liebesgöttin Turan nach einer umstrittenen Hypothese „Herrin“. Ein etymologischer Zusammenhang mit tyrannos ist vermutet worden, doch gilt diese Annahme als sehr zweifelhaft.[7]

Das lateinische Substantiv tyrannus, die latinisierte Form des griechischen tyrannos, ist ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. belegt. Als die Römer den griechischen Ausdruck übernahmen, implizierte er bereits in der Regel eine negative Wertung. Im Lateinischen bezeichnet tyrannus meist den ungerechten, charakterlich üblen Inhaber widerrechtlich angemaßter Macht. Allerdings kommt verschiedentlich auch eine neutrale Verwendung vor; so bei Vergil für den Helden Aeneas und bei Ovid für den Gott Neptun. In der Spätantike wurden auch römische Usurpatoren häufig als Tyrannen bezeichnet, so etwa die Gegenkaiser gegen Gallienus, die in der spätantiken Historia Augusta in Anspielung an die Gruppe der Athener Oligarchen als „dreißig Tyrannen“ charakterisiert werden.[8]

Die ältere Tyrannis

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Die ältere Tyrannis wird auch als „archaische“ bezeichnet, weil ihr Zeitraum größtenteils in die „archaische Epoche“ der griechischen Geschichte fällt, die Frühzeit, die bis um 500 v. Chr. dauerte. Die gewaltbasierte Alleinherrschaft verbreitete sich in vielen Bereichen des griechischen Siedlungsraums, sowohl auf dem griechischen Festland als auch in der Ägäis, an der Westküste Kleinasiens und in den griechisch besiedelten Teilen Siziliens und des süditalischen Festlands. Wahrscheinlich war sie stärker verbreitet, als die für manche Gegenden dürftige Überlieferung erkennen lässt. Im ausgehenden 6. und frühen 5. Jahrhundert v. Chr. wurde die Tyrannis nach und nach fast überall, wo sie noch bestand, beseitigt,[9] zuletzt in den 460er Jahren im italischen Bereich, wo sie noch nach 500 v. Chr. eine Blütezeit erlebt hatte.

Quellen zur älteren, „archaischen“ Tyrannis sind zwar reichlich vorhanden, doch nur ein kleiner Teil davon ist zeitgenössisch. Bei den spärlichen Quellen, die aus der archaischen Epoche stammen, handelt es sich um lyrische Dichtung und Weihinschriften; die Geschichtsschreibung setzte erst später ein. Unter den erzählenden Darstellungen kommt den im 5. Jahrhundert verfassten Schilderungen des Geschichtsschreibers Herodot das größte Gewicht zu; im 4. Jahrhundert v. Chr. hat der Philosoph Aristoteles weiteres Material zusammengestellt. Da die erzählenden Quellen erst lange nach den Ereignissen entstanden sind und ihre Angaben auf mündlicher Überlieferung beruhen, ist ihre Glaubwürdigkeit teils sehr fraglich. Die Autoren der spät angefertigten Aufzeichnungen haben Gegebenheiten, Vorstellungen und Urteile ihrer eigenen Zeit in die Vergangenheit projiziert; außerdem ist in der späten Überlieferung auch legendenhaftes Material[10] verarbeitet. Daher ist das Bild der älteren Tyrannis, das sie vermitteln, teilweise verzerrt und verfälscht. Zahlreiche Nachrichten über angebliche Taten der Tyrannen sind möglicherweise späte Erfindungen, die auf klischeehaften Vorstellungen über die Tyrannennatur basieren.[11]

Die einzelnen Tyrannenherrschaften

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In Korinth konnte sich im 7. Jahrhundert v. Chr. eine Tyrannendynastie etablieren, die dann mehr als sieben Jahrzehnte lang den Stadtstaat beherrschte. Ihr Begründer war der angesehene, reiche Adlige Kypselos, der das rivalisierende Geschlecht der Bakchiaden bekämpfte. Die Bakchiaden dominierten damals in der Stadt politisch und wirtschaftlich, sie behielten sich die angesehensten Ämter und Funktionen vor. Es gelang Kypselos, die führenden Persönlichkeiten der feindlichen Familie auszuschalten, wobei er vor einem Mord am obersten Beamten der Stadt nicht zurückschreckte, und sich zum Alleinherrscher aufzuschwingen. Unter seinen Standesgenossen, denen das Machtmonopol der Bakchiaden missfallen hatte, stieß er anscheinend auf Zustimmung, und auch die Stadtbevölkerung scheint seinen Staatsstreich wohlwollend aufgenommen zu haben. Er regierte dreißig Jahre lang und hielt es anscheinend nicht für nötig, seine königsähnliche Stellung zu institutionalisieren. Der innere Frieden begünstigte den Aufschwung von Handel und Gewerbe. Die Herrschaft des Kypselos war so gefestigt, dass er zu ihrer Sicherung nicht auf Söldner angewiesen war und sogar auf eine Leibwache verzichten konnte. Anders erging es seinem Sohn und Nachfolger Periandros, der auf starken aristokratischen Widerstand stieß. Anscheinend war eine neue Generation von Aristokraten nicht mehr zur Unterordnung bereit. Periandros legte sich eine Leibwache zu und ging rücksichtslos gegen oppositionelle Adlige vor; sie wurden getötet oder vertrieben. Seine Herrschaft war aber nicht ernstlich bedroht, er starb unangefochten als Achtzigjähriger. Über weniger Rückhalt verfügte sein Neffe und Nachfolger Psammetichos; er wurde nach drei Jahren von feindlichen Adligen gestürzt. Damit endete die Tyrannendynastie. Ihre Gegner rächten sich für die Repression, indem sie die Häuser der Tyrannen zerstörten und deren Güter beschlagnahmten.[12]

Den ersten Versuch zur Errichtung einer Tyrannis in der damals aristokratisch regierten Stadt Athen wagte – wohl in den dreißiger Jahren des 7. Jahrhunderts v. Chr.[13] – ein reicher Adliger namens Kylon. Nachdem er sich als Olympiasieger großen Ruhm verschafft hatte, versuchte er durch einen schlecht vorbereiteten Putsch die Macht an sich zu reißen. Mit einer Gruppe von Gefährten besetzte er die Burg von Athen, die Akropolis. Die Aufrührer wurden aber von Truppen der herrschenden Aristokraten belagert, ausgehungert und zum Aufgeben gezwungen. Von der Brutalität der Konfliktaustragung zeugt der Umstand, dass die Sieger geflohene Putschisten mit der Zusicherung von Straffreiheit aus einer religiösen Asylstätte herauslockten und dann töteten.[14]

Einen neuen Versuch unternahm der einflussreiche, rhetorisch begabte Adlige Peisistratos. Er hatte sich bereits als Feldherr ausgezeichnet, als er 561/560 v. Chr.[15] nach der Macht griff. Zunächst mobilisierte Peisistratos Unterstützung in der Volksversammlung, die ihm eine Leibwache bewilligte, nachdem er sich theatralisch über einen angeblichen Mordanschlag seiner adligen Feinde beklagt hatte. Dann besetzte er mit seinen Anhängern die Akropolis, doch verbündeten sich daraufhin mächtige Adelsgruppen gegen ihn und vertrieben ihn aus Athen. Um 557/556 v. Chr. begab er sich nach Eretria, wo er eine starke Streitmacht aus Söldnern und ruhmbegierigen Adligen zur Eroberung seiner Heimatstadt zusammenstellte. Nach einem Sieg über ein offenbar wenig motiviertes Heer seiner aristokratischen Widersacher konnte Peisistratos 546/545 v. Chr. Athen kampflos besetzen und seine Tyrannis einrichten.[16]

Peisistratos sicherte seine Herrschaft in erster Linie durch eine schlagkräftige Truppe ab, die teils aus Ausländern, teils aus loyalen Athenern bestand.[17] Außerdem ließ er sich die Söhne prominenter Aristokraten als Geiseln stellen. Manche seiner Gegner gingen ins Exil. Einen Großteil der übrigen Oberschicht konnte er durch geschickte Anreize für sich gewinnen, indem er den im Lande verbliebenen Adligen Betätigungsfelder und Aufstiegschancen bot. Allerdings nahm er ihnen weitgehend die Gelegenheiten zu glanzvoller Selbstrepräsentation, mit der sie ihr Ansehen und ihre Anhängerschaft hätten vergrößern können. In die Strukturen der Staatsordnung griff der Tyrann kaum ein, die Institutionen ließ er unangetastet bestehen. Das wichtigste Amt, das Archontat, besetzte er mit zuverlässigen Gefolgsleuten. Durch die Einführung einer neuen Schiedsgerichtsbarkeit wollte er sich wohl bei der bäuerlichen Bevölkerung Sympathie verschaffen und zugleich den Einfluss unzuverlässiger Adelsgeschlechter auf dem Lande zurückdrängen. Die innere Ruhe während seiner langen Regierungszeit ermöglichte wirtschaftliche Prosperität.[18]

Nach dem Tod des Peisistratos 528/527 v. Chr. traten seine Söhne Hippias und Hipparchos die Nachfolge an, wobei Hippias als der Ältere die Führung übernahm. Die Dynastie der Peisistratiden fand jedoch schon in der zweiten Generation ihr Ende. Im Jahr 514 v. Chr. fiel Hipparchos einem Attentat zum Opfer. Darauf reagierte Hippias, der zuvor einen Ausgleich mit bisher oppositionellen Geschlechtern angestrebt hatte, mit scharfer Repression, die sich gegen den widerspenstigen Adel richtete. Zum Verhängnis wurden ihm schließlich die Aktivitäten des Kleisthenes, eines einflussreichen Adligen, der im Exil auf die Beseitigung der Tyrannis hinarbeitete. Kleisthenes bewog die Spartaner zu einer militärischen Intervention, die 511/510 v. Chr. Hippias aus Athen vertrieb. Damit endete die Tyrannis in Athen. Ihr Sturz war das Anliegen von Adelsgruppen gewesen, das Volk hatte sich kaum daran beteiligt.[19]

In Syrakus, der bedeutendsten griechischen Stadt auf Sizilien, wurde die Tyrannis um 485 v. Chr. von dem Truppenführer Gelon von Syrakus errichtet. Gelon stammte aus Gela, einer bedeutenden Stadt an der Südküste Siziliens, in der er sich bereits 491/490 v. Chr. nach dem Tod des dortigen Tyrannen als dessen Nachfolger durchgesetzt hatte. In Syrakus waren anarchische Verhältnisse eingetreten, nachdem das Volk die Gamoren, oligarchische Grundbesitzer, aus der Stadt vertrieben hatte. Die verjagten Oligarchen wandten sich an den Herrscher von Gela und baten um militärische Hilfe. Gelon nutzte diese Gelegenheit und erschien mit seiner Streitmacht vor Syrakus. Dort stieß er auf keinen Widerstand. Er besetzte die Stadt, doch statt die frühere Oligarchie wiederherzustellen, etablierte er sich als Tyrann.[20]

Schon vor der Einnahme von Syrakus hatte Gelon eine Reihe von Städten in seiner Gewalt, die zum Machtbereich von Gela gehörten und von seinen Statthaltern oder von abhängigen Tyrannen regiert wurden. Nach der Verlegung seiner Residenz nach Syrakus war er der mächtigste griechische Herrscher seiner Zeit; sein Reich und Bündnissystem umfasste fast den ganzen Osten Siziliens. Er verfügte über eine bedeutende Streitmacht und eine Flotte. Mit einer großangelegten Umsiedlungspolitik betrieb er eine massive Umgestaltung der demographischen Verhältnisse. Dabei ging es ihm um die Vergrößerung der Einwohnerschaft seiner Hauptstadt. Zahlreiche Bürger anderer Städte wurden zur Übersiedlung nach Syrakus genötigt. Auch Tausende von Söldnern erhielten das syrakusische Bürgerrecht.[21]

Die syrakusische Staatsordnung war unter Gelons Herrschaft formal demokratisch; es fanden Volksversammlungen statt, die über Gesetzgebungskompetenz verfügten. Der Tyrann bekleidete anscheinend keines der höchsten Ämter der Stadt, sondern agierte formal als einfacher Bürger, der in der Volksversammlung Anträge stellte. Die Stadtbevölkerung wurde nicht entwaffnet, im Krieg kämpften die Bürger zusammen mit Gelons Söldnern. Als sich der Tyrann zu einem großen Krieg gegen die Karthager im Westen Siziliens entschloss, führte er dazu einen Beschluss der Volksversammlung herbei. Der Krieg endete 480 v. Chr. mit dem entscheidenden Sieg Gelons in der Schlacht bei Himera. Nach dem Friedensschluss erstreckte sich sein Herrschaftsgebiet und sein Bündnissystem über fast ganz Sizilien.[22]

Nach Gelons Tod 478/477 v. Chr. trat sein Bruder Hieron I. die Nachfolge an. Hieron verfügte über weniger Autorität als sein ruhmreicher Vorgänger und meinte seine Stellung nur mit der Einführung neuer repressiver Maßnahmen halten zu können. Auch er ordnete umfangreiche Umsiedlungen an. Dabei wurden ganze Städte entvölkert.[23] Als Hieron 467/466 v. Chr. starb, trat sein Bruder Thrasybulos an seine Stelle. Dieser stützte sich auf seine Söldner und führte nach der Darstellung der Quellen eine Schreckensherrschaft mit willkürlichen Hinrichtungen, Verbannungen und Konfiskationen ein. Die Härte der Unterdrückung entfremdete ihm die Bürgerschaft und führte zu einem Aufstand. Schon elf Monate nach seinem Regierungsantritt wurde Thrasybulos vertrieben. Damit endete die Tyrannis, in Syrakus wurde die Demokratie eingeführt.[24]

Kleinere Tyrannenherrschaften

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Neben den führenden Mächten Athen und Korinth erlebten auch zahlreiche kleinere Stadtstaaten Zeiten der Tyrannis. Auch dort waren es reiche, prominente Angehörige des grundbesitzenden Adels, die sich gewaltsam gegen die Häupter konkurrierender Geschlechter durchsetzten und eine Alleinherrschaft errangen. Manchen von ihnen gelang die Dynastiegründung. Besonders langlebig war die Dynastie der Orthagoriden, die im 7. Jahrhundert in Sikyon an die Macht kam; sie soll sich hundert Jahre lang behauptet haben.[25]

Der bedeutendste unter den Tyrannen der kleineren Staaten war Polykrates, der in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. auf der Insel Samos herrschte. Mit seinem Luxus und Prunk erregte er die Phantasie der Zeitgenossen, und sein dramatisches Schicksal bot der Nachwelt einen beliebten Erzählungsstoff. Polykrates, der einer der führenden Familien entstammte, bemächtigte sich zusammen mit seinen zwei Brüdern in einem Staatsstreich der Inselhauptstadt Samos, schaltete dann die Brüder aus und schwang sich zum Alleinherrscher auf. Er stützte sich sowohl auf seine einheimische Gefolgschaft als auch auf eine große Streitmacht von auswärtigen Söldnern. Zudem fand er in der bäuerlichen Bevölkerung der Insel breite Unterstützung, denn er verschaffte den Samiern mit seiner gefürchteten Piratenflotte ein beträchtliches Einkommen. Die Raubzüge der samischen Flotte dienten der Finanzierung des Söldnerheeres und sollten auch dem Tyrannen die Loyalität der wehrfähigen Samier sichern. Allerdings musste er sich mit einem gefährlichen Aufstand eines Teils der Flotte auseinandersetzen, den rivalisierende Adlige angezettelt hatten. Eine gemeinsame Intervention von Sparta und Korinth, die Samos mit einer Invasionsstreitmacht angriffen, konnte Polykrates abwehren, denn die gut befestigte Inselhauptstadt erwies sich als uneinnehmbar. Die Dreistigkeit und die Erfolge der samischen Piratenflotte verschafften dem Tyrannen weithin Prominenz. Schließlich lockte ihn der persische Satrap Oroites in eine Falle, nahm ihn gefangen und ließ ihn auf grausame Weise töten. Die Diskrepanz zwischen der glanzvollen Machtentfaltung und dem kläglichen Ende des Polykrates beeindruckte die Nachwelt tief.[26]

Weitere Tyrannenherrschaften bestanden zeitweilig u. a. in Epidauros, Phleius und Megara, auf der thrakischen Chersones sowie auf den Inseln Naxos, Kos und Chios, auf Euboia in den Städten Chalkis und Eretria und auf Lesbos in der Stadt Mytilene.[27] Unsicher ist, ob auch Pheidon von Argos[28] und andere machtvolle Aristokraten in Argos zu den Tyrannen zu zählen sind.[29]

Griechische Städte an der Westküste Kleinasiens, darunter Milet und Ephesos, gerieten ebenfalls unter Tyrannenherrschaft. Im Zuge der Expansion des Perserreichs sahen sich mancherorts in Thrakien und Kleinasien griechische Tyrannen gezwungen, die persische Oberhoheit anzuerkennen; andere brachten erst mit persischem Beistand ihre Heimatstädte in ihre Gewalt und waren dann völlig vom persischen Großkönig abhängig. In Ionien waren die Perser in der Lage, nach Belieben Tyrannen einzusetzen und abzusetzen. Die völlig abhängigen Tyrannen mussten dem Großkönig Heeresfolge leisten. Wahrscheinlich nahmen sie an den Perserkriegen, den gescheiterten Feldzügen zur Unterwerfung der unabhängigen Staaten Griechenlands im frühen 5. Jahrhundert v. Chr., auf persischer Seite teil.[30]

In den griechischen Siedlungsgebieten Siziliens und des süditalischen Festlands entstand eine Reihe von Gewaltherrschaften. Den Anfang machte ein Feldherr namens Panaitios, der in seiner Heimatstadt Leontinoi auf Sizilien die Macht ergriff, angeblich schon am Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr.[31] In Akragas errichtete um 570 v. Chr. Phalaris ein Schreckensregiment; er soll seine Feinde in dem legendären „Stier des Phalaris“, einer Folteranlage, zu Tode gequält haben. Für die Nachwelt wurde Phalaris das Muster eines grausam wütenden Tyrannen.[32] Zu den weiteren Städten, die unter Tyrannenherrschaft gerieten, zählen Gela, Himera und Selinus auf Sizilien, Rhegion, Sybaris und Kroton in Kalabrien sowie Kyme in Kampanien. Ihre stärkste Verbreitung erreichte die Tyrannis erst in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. Damals wurden viele sizilische Städte von Tyrannen regiert, die der Oberherrschaft von Syrakus unterstanden. Der Zusammenbruch der syrakusischen Tyrannis 466/465 v. Chr. führte in den folgenden Jahren auch in den Städten des syrakusischen Reichs zum Sturz der örtlichen Tyrannen. Mit der Beseitigung der Dynastie von Rhegion im Jahr 461 v. Chr. endete die letzte archaische Tyrannis des griechischen Siedlungsraums.[33]

Der Charakter der älteren Tyrannis

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Tyrannenherrschaften spielten sowohl in Griechenland und Kleinasien als auch in der Magna Graecia, den griechisch besiedelten Teilen Siziliens und des süditalischen Festlands, eine bedeutende Rolle. Infolge der Verschiedenheit der politischen und sozialen Verhältnisse erhielt die Tyrannis im Westen des griechischen Siedlungsraums eine etwas andere Ausprägung als im Osten. Gemeinsam war östlichen und westlichen Tyrannen ein ausgeprägtes Prestigebedürfnis, das sich unter anderem in ihrem starken Interesse an Sportsiegen bei gesamtgriechischen Wettkämpfen zeigte. Imitation des Königtums mit monarchischer Prachtentfaltung sollte dazu beitragen, die Herrschaft zu legitimieren und dauerhaft zu stabilisieren. Es gelang aber nur ausnahmsweise, den Nachkommen eines Dynastiegründers die Macht langfristig zu sichern. Gewöhnlich waren die Tyrannendynastien kurzlebig, meist wurden sie schon in der zweiten Generation gestürzt.[34]

Griechenland und Kleinasien

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Über die soziale Herkunft der archaischen Tyrannen Griechenlands und Kleinasiens hat die Forschung ermittelt, dass sie alle dem grundbesitzenden Adel entstammten. Keiner ist, wie man später glaubte, aus niedrigen Verhältnissen aufgestiegen. Manche von ihnen führten ihre Abstammung auf bekannte Gestalten der mythischen Vorzeit zurück. In einigen Fällen bekleideten sie schon vor ihrer Tyrannis bedeutende Ämter. Der familiäre Reichtum ermöglichte ihnen eine luxuriöse Prachtentfaltung. Ruhm- und beutereiche Kriegszüge, Siege in den prestigeträchtigen Wagenrennen und glanzvolle Feste trugen zur Selbstdarstellung und zur Festigung der Herrschaft bei. Diesem Zweck dienten auch Bündnisse mit auswärtigen Machthabern und wichtigen Familienoberhäuptern, die man gern durch Heiraten bekräftigte. Manche Tyrannen ließen sich von Hofdichtern feiern.[35] Ausschlaggebend für die Ergreifung und Sicherung der Macht waren die kampfbereiten Gefolgschaften der Tyrannen, ihre adligen Gefährten (hetairoi) und Freunde (philoi). Die Gewinnung neuer Anhänger in der Führungsschicht war daher für Vornehme, die auf Alleinherrschaft aspirierten, eine vorrangige Aufgabe. Auf die Loyalität der Gefolgsleute war allerdings nur Verlass, solange gute Erfolgsaussichten bestanden. Die Gefolgschaftsverbände konnten schnell auseinanderbrechen.[36]

Das häufigste Mittel der Machtübernahme war der Staatsstreich, der überraschende Zugriff der bewaffneten Anhänger des Usurpators auf zentrale Punkte im Stadtgebiet. Von strategischer Bedeutung war die Stadtburg, die Akropolis. In manchen Fällen leisteten auswärtige Verbündete militärischen Beistand. Der Einsatz fremder Söldner war im 7. Jahrhundert v. Chr. noch unüblich, doch im folgenden Jahrhundert spielten sie bei Staatsstreichen und für die dauerhafte Machtsicherung eine wesentliche oder sogar ausschlaggebende Rolle. Ihr Vorteil war, dass sie zuverlässiger waren als die labilen Gefolgschaften, deren Loyalität von der innenpolitischen Lage abhing. Auch für Raubzüge und Kriege wurden Söldner benötigt. Die Besoldung wurde auf unterschiedliche Weise finanziert; Mittel dazu waren Steuern, Raubzüge oder die Ausbeutung von Bodenschätzen. Tyrannen, die in der Bevölkerung Rückhalt hatten, konnten auch einheimische Wehrfähige einsetzen. Allerdings war für einen Gewaltherrscher die Mobilisierung bewaffneter Bürger, die nicht seiner eigenen Gefolgschaft angehörten, riskant; sie wurde daher im 6. Jahrhundert wohl meist vermieden.[37]

Das Verhältnis der Tyrannen zur einheimischen adligen Führungsschicht war heikel und für den Machterhalt von zentraler Bedeutung. Da der Alleinherrscher seine Stellung ausschließlich einem erfolgreichen Gewaltakt verdankte, verfügte er über keine allgemein anerkannte Legitimation; jeder andere prominente Adlige konnte ihm seinen angemaßten Vorrang streitig machen. Ein Gewaltherrscher hatte in der lokalen Aristokratie oft zahlreiche Rivalen und Feinde, die teils im Inland passiven Widerstand leisteten und auf eine Gelegenheit zum Umsturz warteten, teils im Exil lebten und auswärtige Unterstützung für einen Sturz des Tyrannen zu mobilisieren versuchten. Auf oppositionelle Aktivitäten reagierten die Tyrannen mit harter Repression. Sie waren aber auf die Kooperationsbereitschaft von Teilen des Adels angewiesen, denn ohne ausreichende Akzeptanz in der Führungsschicht konnten sie nicht regieren. Ein wichtiges Mittel, mit dem sie sich Zustimmung verschafften, war die Vergabe von Ämtern und prestigeträchtigen Aufgaben. Damit belohnten und förderten die Tyrannen hauptsächlich Adlige, deren Familien ihnen wegen ihres relativ geringen Ansehens und Vermögens weniger suspekt erschienen als die bedeutendsten Geschlechter.[38]

Für die Tyrannen waren ihre Beziehungen zu den breiten nichtaristokratischen Bevölkerungsschichten von untergeordneter Bedeutung, denn die Machtkämpfe spielten sich nur innerhalb der adligen Oberschicht ab. In keinem bekannten Fall hat sich ein Usurpator der archaischen Zeit auf benachteiligte, unzufriedene Massen gestützt, um sich als „Volksfreund“ gegen den Adel durchzusetzen. Allerdings war die Akzeptanz der Tyrannis in der städtischen Bevölkerung und bei den Bauern der umgebenden Landschaft ein wesentlicher Stabilitätsfaktor. Manche Tyrannen erfreuten sich im Volk großer Beliebtheit. Die Niederhaltung ihrer adligen Konkurrenten führte zu einer allgemeinen Schwächung der Adelsmacht und lockerte damit den wirtschaftlichen Druck, der auf der ländlichen Bevölkerung lastete. Das Ergebnis waren soziale und wirtschaftliche Verbesserungen für die Bauern, die teils unter den Alleinherrschern zu relativem Wohlstand aufstiegen und ihre Interessen besser wahrnehmen konnten.[39]

Das wachsende soziale Gewicht breiterer Schichten während des Tyrannenregimes trug langfristig zum Niedergang der alten Adelswelt bei. Diese Entwicklung war aber von den Tyrannen, die nur in den Kategorien der herkömmlichen Adelswerte dachten, wohl nicht beabsichtigt. Eine durchdachte Wirtschafts- und Sozialpolitik der archaischen Tyrannen ist nicht erkennbar. Als Gesetzgeber und Reformer traten sie kaum in Erscheinung; sie verzichteten auch darauf, ein monarchisches Element verfassungsmäßig in die Staatsordnung einzubauen. Sie versuchten nicht, den Staat auf eine neue Grundlage zu stellen und ein in die Zukunft weisendes Programm zu entwickeln. Gewöhnlich ließen sie die bestehenden Strukturen des Staates formal unangetastet und beschränkten sich darauf, die Institutionen mit ihrer Personalpolitik zu kontrollieren.[40]

Ein Unterschied zwischen der Tyrannis im archaischen Griechenland und Kleinasien und derjenigen in der Magna Graecia, dem westlichen, italischen Teil des griechischen Siedlungsraums, besteht darin, dass im Westen die Machtkämpfe nicht ausschließlich von den Werten und Normen der Adelsgesellschaft bestimmt wurden. Vielmehr kam der breiten Stadtbevölkerung in der Politik einiges Gewicht zu; sie war fähig und bereit, zur Wahrung ihrer Interessen zu den Waffen zu greifen. Die sozialen Spannungen boten Tyrannisaspiranten Gelegenheit, mit der einen oder der anderen Seite zu paktieren. Schon Panaitios von Leontinoi, der früheste in den Quellen genannte Tyrann, soll sich gegen die Oligarchie der Grundbesitzer durchgesetzt haben, indem er sich einen sozialen Gegensatz zunutze machte: Als Feldherr soll er die minderbemittelten Leichtbewaffneten gegen die berittenen Aristokraten aufgewiegelt und mit ihnen seinen Staatsstreich durchgeführt haben. Gelon ergriff in Gela und später in Syrakus die Macht, indem er sich als Retter der von Volksaufständen gestürzten Regimes ausgab. Der Tyrann Aristodemos von Kyme warf sich zum Volksführer gegen die aristokratischen Grundherren auf. Über ihn wird berichtet, er habe dem Volk Aufhebung der Schulden und Neuverteilung des Bodens in Aussicht gestellt, um einen Volksbeschluss zur Legitimierung seiner Alleinherrschaft zu erreichen.[41]

Auf Sizilien waren die Rivalitätskämpfe zwischen den Adelsgeschlechtern anscheinend weniger ausgeprägt als im Osten der griechischen Welt. In der dortigen Oberschicht scheint eine relativ große grundsätzliche Bereitschaft bestanden zu haben, die Führungsrolle eines tatkräftigen Usurpators zu akzeptieren. Verstärkt wurde die Tendenz zur Machtkonzentration im frühen 5. Jahrhundert durch eine Besonderheit der sizilischen Verhältnisse: die militärische Konfrontation mit den Karthagern, die die monarchische Regierungsform und die Entstehung des großen, tyrannisch regierten syrakusischen Flächenstaats begünstigte.[42] So war Syrakus die einzige Polis, die aus der Tyrannis ein Amt machte. Herrschten Tyrannenfamilien anderwärts selten länger als für maximal drei Generationen bzw. für einige Jahrzehnte, wurde die Tyrannis dort zu einer dauerhafteren Institution und nach einer Unterbrechung während des 5. v. Chr. Jahrhunderts neu begründet.[43]

Die jüngere Tyrannis

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Nach dem Untergang der älteren Tyrannis blieb die Staatenwelt des griechischen Siedlungsraums im 5. Jahrhundert jahrzehntelang frei von tyrannischer Gewaltherrschaft, abgesehen von vereinzelten Ausnahmen in Randgebieten und tyrannisähnlichen Machtkonzentrationen in Thessalien. Gegen Umtriebe ehrgeiziger Politiker, die eine tyrannische Stellung erstrebten, ergriffen die Stadtstaaten Vorsichts- und Abwehrmaßnahmen. Athen als führende Seemacht und weitaus stärkstes Mitglied des Attischen Seebunds duldete in seinem Einflussbereich kein Aufkommen von Tyrannenherrschaften.[44] Auch im 4. Jahrhundert bekämpften die Athener despotische Herrschaft. In Eretria stürzten sie 341 v. Chr. mit einer militärischen Intervention den örtlichen Tyrannen. Darauf beschlossen die nunmehr regierenden eretrischen Demokraten ein Gesetz, das strenge Strafen für den Versuch eines Staatsstreichs vorsah und Belohnungen für Tyrannenmörder aussetzte. Es umfasste auch Bestimmungen für die Organisation des Widerstands nach einer tyrannischen Machtübernahme.[45]

In den führenden Stadtstaaten Griechenlands – Athen, Sparta, Theben und Korinth – waren im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. die bestehenden staatlichen Ordnungen gefestigt und von einem so breiten Konsens getragen, dass Bedrohungen durch potentielle Usurpatoren nicht bestanden oder abgewehrt werden konnten. In kleineren Staaten setzten sich allerdings im 4. Jahrhundert zeitweilig Führergestalten durch, die entweder echte Tyrannen waren oder eine tyrannenähnliche Stellung einnahmen. Die Übergänge zwischen einem außerordentlich machtvollen, aber legalen Amt und einer illegalen Tyrannis waren fließend. Eine reine Tyrannis mit bedeutender regionaler Machtentfaltung konnte sich nur in zwei Bereichen der griechischen Welt etablieren, auf Sizilien und in Thessalien. Diese beiden Gewaltherrschaften sind in erster Linie gemeint, wenn von der „jüngeren Tyrannis“ die Rede ist, die im ausgehenden 5. Jahrhundert v. Chr. entstand und auf Sizilien noch im 3. Jahrhundert v. Chr. eine Blütezeit erlebte.[46]

Klassische Zeit

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Auf Sizilien wurde die jüngere Tyrannis im Jahr 405 v. Chr. durch die Machtübernahme Dionysios’ I., eines politischen Agitators, in der zuvor demokratischen Stadt Syrakus begründet. Dionysios hatte sich zunächst in der Volksversammlung als Wortführer der Volksmassen profiliert und gegen die vornehme, wohlhabende Oberschicht agitiert. Den Aufstieg zur Tyrannenstellung vollzog er schrittweise. Zunächst brachte er die Volksversammlung dazu, die amtierenden Feldherrn abzusetzen, und ließ sich in das neue Feldherrnkollegium wählen. Dann erreichte er angesichts der militärischen Bedrohung durch die Karthager seine Wahl zum Feldherrn mit außerordentlichen Vollmachten. Er baute seine Leibwache zu einer privaten Miliz aus, sicherte sich die Loyalität des Heeres, vor allem der Söldner, und erlangte so faktisch eine monarchische Stellung, wobei die Demokratie formal bestehen blieb.[47]

Dionysios I. wurde zum Musterbeispiel eines Gewaltherrschers. Das Tyrannenbild der Nachwelt war stark von seiner Persönlichkeit und den über ihn kursierenden Anekdoten geprägt. Als Herr von Syrakus brachte er den größten Teil Siziliens in seine Gewalt und griff auch nach Norden auf das italische Festland aus. Damit schuf er einen großen Territorialstaat und die stärkste griechische Militärmacht seiner Zeit. In verheerenden Kriegen kämpfte Dionysios mit wechselndem Erfolg gegen die Karthager. Syrakus machte er zur größten Stadt und gewaltigsten Festung der damaligen griechischen Welt. Aus seinen Günstlingen und Offizieren, die an die Stelle der getöteten oder vertriebenen Vornehmen traten, entstand eine neue Oberschicht. Deren Kern bildeten die Familie des Tyrannen und die mit ihr verschwägerten Familien; dies war der Personenkreis, dem er die wichtigsten politischen, diplomatischen und militärischen Aufgaben übertrug. Nach seinem Tod im Jahr 367 v. Chr. konnte der Machtwechsel zu seinem Sohn Dionysios II., den er zu seinem alleinigen Nachfolger bestimmt hatte, reibungslos vollzogen werden.[48]

Dionysios II., der nicht auf seine Herrscherrolle vorbereitet worden war, konnte das Erbe seines Vaters nicht bewahren. Er verfügte nicht über die Autorität des Dynastiegründers und konnte sich nur auf seine Söldner verlassen. Der mit der Herrscherfamilie verschwägerte einflussreiche Politiker Dion, den Dionysios II. nach Griechenland verbannt hatte, kehrte 357 v. Chr. mit einer Söldnerstreitmacht zurück und stürzte den Tyrannen, gegen den sich die Stadtbevölkerung von Syrakus erhob. In schweren Kämpfen setzten sich Dions Truppen und die Syrakuser gegen die Söldner des Tyrannen durch, doch geriet Dion in den Verdacht, selbst nach der Tyrannenherrschaft zu streben. Dies trug ihm die Feindschaft der starken demokratisch gesinnten Kräfte ein und brachte ihn in eine zunehmende Isolation. Schließlich ließ ihn der demokratische Offizier Kallippos im Jahr 354 v. Chr. ermorden.[49]

Kallippos sorgte in Syrakus für eine demokratische Staatsordnung. In anderen Städten Siziliens und des Festlands versuchte er mit unterschiedlichem Erfolg, die Tyrannenherrschaft zu beseitigen. Als er zu diesem Zweck einen Feldzug unternahm, nutzte Hipparinos, ein Halbbruder Dionysios’ II. und Neffe Dions, diese Gelegenheit, um Syrakus in einem Handstreich einzunehmen und sich selbst zum Tyrannen zu machen. Damit überging er den Anspruch Dionysios’ II., den dieser keineswegs aufgegeben hatte. Nach weiteren Wirren gelang es Dionysios, Syrakus zu erobern und dort erneut die Alleinherrschaft zu übernehmen. Sein Machtbereich blieb jedoch auf diese Stadt beschränkt; in anderen Städten seines früheren Reichs kamen lokale Gewaltherrscher an die Macht.[50]

Die Verhältnisse änderten sich grundlegend, als die tyrannenfeindliche Stadt Korinth militärisch eingriff, nachdem syrakusische Gegner des Dionysios um Hilfe gebeten hatten. Die Korinther entsandten 344 v. Chr.[51] eine Flotte unter dem fähigen Feldherrn Timoleon. Dessen Aufgabe war es, sowohl die Karthager zu bekämpfen als auch die sizilischen Städte von ihren Tyrannen zu befreien. Dionysios wurde zur Kapitulation gezwungen und nach Korinth ins Exil geschickt. Dort verbrachte er den Rest seines Lebens als Privatmann. Timoleon beseitigte fast überall in Sizilien die Gewaltherrschaften. Als Befreier erwarb er sich ein außerordentliches Ansehen, denn die Tyrannen waren verhasst.[52]

In Thessalien waren im 5. Jahrhundert v. Chr. traditionelle Adelsgeschlechter tonangebend, doch gelangte die gewerbe- und handeltreibende Bevölkerung der Städte zunehmend zu politischer Bedeutung. Ein wichtiges wirtschaftliches Zentrum war die Stadt Pherai mit ihrem Hafen Pagasai. Dort errichtete im späten 5. Jahrhundert Lykophron von Pherai eine Tyrannis.[53] Er versuchte vergeblich ganz Thessalien unter seiner Oberherrschaft zu vereinigen. Im frühen 4. Jahrhundert stand Pherai unter der Herrschaft des Tyrannen Iason, der mit einer großangelegten Bündnispolitik seinen außenpolitischen Einfluss ausbaute. Iason ließ sich zum Tagos wählen, zum Befehlshaber der Truppen des Thessalischen Bundes. Damit trat er legal an die Spitze aller Thessaler. Als Oberkommandierender der thessalischen Streitkräfte verfolgte er eine militärische Expansionspolitik mit dem Ziel der Eingliederung benachbarter Völker in seinen Machtbereich. Es gelang ihm, mit dem Makedonenkönig Amyntas III. und dem Molosserkönig Alketas I. Bündnisse zu schließen, mit denen sie seine Hegemonie akzeptierten. Eine Territorialherrschaft wie im zeitgenössischen Sizilien schuf er jedoch nicht. Die Grundlage seiner Macht war ein schlagkräftiges Söldnerheer. Auf dem Höhepunkt seiner Erfolge sah sich Iason schon als Oberbefehlshaber einer gesamtgriechischen Streitmacht bei einer gemeinsamen Offensive gegen das Perserreich. Seine kühnen Pläne fanden jedoch in den unabhängigen griechischen Staaten wenig Anklang; vielmehr fürchtete man ihn als künftigen Tyrannen eines ganz Griechenland umfassenden Großreichs. Daher löste Iasons Ermordung im Jahr 370 v. Chr. Erleichterung aus, und fünf geflohene Attentäter fanden in griechischen Städten begeisterte Aufnahme.[54]

Auf den Mord folgten Wirren, die mit der Machtergreifung von Iasons Neffen und Schwiegersohn Alexander von Pherai im folgenden Jahr endeten. Im Gegensatz zu Iason, der seine Oberherrschaft maßvoll ausgeübt und die innere Autonomie der thessalischen Städte respektiert hatte, strebte Alexander nach absoluter Macht. Damit schuf er sich zahlreiche Feinde. In den Quellen ist oft von seiner Grausamkeit die Rede, er galt in der Antike als einer der ruchlosesten Tyrannen der Geschichte. Gegen die Repression suchten die unterdrückten Thessaler Hilfe in Theben, das damals unter der Führung des bedeutenden Staatsmanns und Feldherrn Epameinondas auf der Höhe seiner Macht stand. Die Thebaner griffen ein und drängten Alexanders Truppen in wechselhaften Kämpfen zurück, bis er sich schließlich auf Pherai und Pagasai beschränkt sah. In dieser Lage verlegte er sich zur Beschaffung der benötigten Finanzmittel auf Piraterie. Schließlich wurde Alexander 358 v. Chr. auf Anstiften seiner Gattin Thebe, einer Tochter Iasons, von zweien ihrer Brüder ermordet. Darauf übernahm Thebes ältester Bruder die Herrschaft. In der Folgezeit geriet die Tyrannendynastie, die weiterhin eine expansive Außenpolitik trieb, in einen Konflikt mit dem aufsteigenden Makedonenreich. Im Jahr 352 v. Chr. zwang der Makedonenkönig Philipp II. den letzten Gewaltherrscher von Pherai, Lykophron II., zur Kapitulation.[55]

In Korinth errichtete um 366/365 v. Chr. der Söldnerführer Timophanes, ein Angehöriger der örtlichen oligarchischen Oberschicht, für wenige Monate eine Tyrannis, wobei er sich auf seine Söldner stützte. Er soll eine Schreckensherrschaft ausgeübt haben und wurde schließlich von Anhängern des alten Regierungssystems umgebracht. Sein Bruder Timoleon, der später als Überwinder der sizilischen Tyrannen berühmt wurde, war in den Mordplan eingeweiht und billigte ihn. Timoleons Entscheidung, den Kampf gegen die Tyrannis der Familienloyalität vorzuziehen, erregte Aufsehen und wurde kontrovers beurteilt. Für die Nachwelt wurde der dramatische Vorgang später legendenhaft ausgeschmückt; es wurde behauptet, der künftige Befreier Siziliens habe seinen Bruder eigenhändig getötet.[56]

Hellenistische Zeit

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Östliches Staatensystem

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Die Zahl der angeblichen Tyrannen, die für den Hellenismus bezeugt sind, ist größer als für die vorangehende Epoche.[57] Alexander der Große nahm hinsichtlich der griechischen Stadtstaaten eine demonstrativ antityrannische Haltung ein. Er ordnete die Abschaffung aller Gewaltherrschaften an; die Bürger sollten künftig nach ihren eigenen Gesetzen leben. Gestürzte und festgenommene Tyrannen sollten ihren Mitbürgern zur Aburteilung übergeben werden.[58] Allerdings verfuhr Alexander nicht konsequent auf diese Weise. In Pellene konnte der berühmte Ringkämpfer Chairon mit makedonischer Hilfe eine Tyrannis errichten.[59] In Herakleia Pontike ließ Alexander den Machthaber Dionysios, der dort das Oberhaupt einer etablierten Dynastie war, unbehelligt.[60] Die Herrschaft über Messene übertrug Alexander einem Brüderpaar, das dort schon vor seiner Königserhebung regiert hatte, dann aber vertrieben worden war; ob es sich dabei um eine Tyrannis handelt, ist unklar.[61] Insgesamt ergibt sich der Eindruck, dass es Alexander eher um die Beseitigung der bisherigen Perserfreunde an der Spitze vieler asiatischer Poleis ging als um die konsequente Abschaffung der Tyrannis.

Nach dem Zerfall des von Alexander dem Großen geschaffenen Reiches kam es in den Nachfolgestaaten vielfach zur Errichtung lokaler Gewaltherrschaften, die als tyrannisch oder tyrannisähnlich bezeichnet werden können. Für das hellenistische Zeitalter ist die Abgrenzung zwischen einer gesetzwidrigen Tyrannis und einer legalen Amtsstellung allerdings schwierig, da die Bezeichnungen „Tyrann“ und „Tyrannis“ nun mehr denn je polemisch verwendet wurden und sich eher auf den allgemeinen Vorwurf politischer Unterdrückung und Illegitimität als auf ein bestimmtes staatsrechtliches Phänomen bezogen. Solche „Tyrannen“ waren nicht immer Gewaltherrscher ohne rechtliche Befugnis; auch ordnungsgemäß eingesetzte leitende Beamte oder prominente Bürger, die dank großem Reichtum und hohem Ansehen in ihren Städten die maßgebliche Rolle spielten, und sogar Anführer von Räuberbanden werden in den Quellen „Tyrannen“ genannt. Häufig bestand, wie in der vorangegangenen Zeit auch, ein Zusammenhang mit innenpolitischen Machtkämpfen (Staseis).[62] Hellenistische Könige übertrugen ihren Günstlingen Städte als Lohn für geleistete wertvolle Dienste und verschafften ihnen damit eine tyrannenartige Stellung. Die unzähligen militärisch ausgetragenen Konflikte, in denen häufig Söldner zum Einsatz kamen, begünstigten Abenteurer, die nach dem Vorbild der Diadochenkönige eine eigene Herrschaft errichten wollten, sei es auch nur im kleinen Rahmen einer einzelnen Polis. Noch im 1. Jahrhundert v. Chr. gab es während der römischen Herrschaft im griechischsprachigen Osten Tyrannen oder tyrannenähnliche Persönlichkeiten als Stadtherren. Sie wurden von den Römern teils begünstigt, teils beseitigt, je nachdem, auf welche Seite sie sich während der römischen Bürgerkriege gestellt hatten.[63]

Zeichnung einer Büste, die vermutlich Agathokles darstellt; Vatikanische Museen, Sala dei Busti

Zur Entstehung eines tyrannisch regierten Territorialstaats kam es wiederum auf Sizilien. Dort machte sich Agathokles, der Sohn eines wohlhabenden Handwerksmeisters, den scharfen Gegensatz zwischen Oligarchen und Demokraten in seiner Heimatstadt Syrakus zunutze. Seinen Aufstieg begann er als Offizier, dann wurde er durch Heirat reich und profilierte sich als Redner in der Volksversammlung auf der Seite der damals oppositionellen Demokraten. Als regulär gewählter Feldherr führte Agathokles 316/315 v. Chr. einen Staatsstreich gegen die regierenden Oligarchen durch. Er lockte die führenden Oligarchen in eine Falle und ließ sie umgehend töten.[64]

Faktisch wurde Agathokles Tyrann, doch legte er Wert darauf, nicht als solcher zu gelten. Formal war die Staatsordnung demokratisch. Die rechtliche Grundlage der Herrschaft des neuen Machthabers war ein Mandat der Volksversammlung: Das Volk hatte ihn zum alleinigen Feldherrn mit unbeschränkter Vollmacht (strategós autokrátor) und „Wächter des Friedens“ gewählt und ihm eine allgemeine „Fürsorge für den Staat“ übertragen. Die Vollmacht war unbefristet und stellte ein monarchisches Element in der syrakusischen Staatsordnung dar. Den Unterschied zwischen dieser Art der Staatslenkung und einer Tyrannis üblichen Stils demonstrierte Agathokles, indem er auf eine Leibwache verzichtete. Später nahm er nach dem Vorbild der Diadochen den Königstitel an, doch auch als Basileus blieb er formal der höchste Amtsträger des Gemeinwesens. Im Gegensatz zu Dionysios I. trat er außenpolitisch nicht als Autokrat auf, und im Unterschied zu den makedonischen Königen im Osten trug er kein Diadem. Nicht er persönlich, sondern nur die Bürgerschaft war staatsrechtliches Subjekt und Vertragspartner der äußeren Feinde und der Bundesgenossen.[65]

Mit einer kühnen Expansionspolitik knüpfte Agathokles an die Tradition Dionysios’ I. an. Er führte einen langen, verlustreichen Krieg gegen die Karthager und brachte fast den ganzen griechischen Teil Siziliens und Teile Kalabriens in seine Gewalt. Während er in Syrakus als Bürger eines autonomen Gemeinwesens auftrat, herrschte er außerhalb der Hauptstadt als unumschränkter Monarch und behandelte die von ihm eroberten Gebiete wie sein Privateigentum. Eine Dynastiegründung gelang ihm aber nicht, sie scheiterte an einem Zwist in seiner Familie. Nach seinem Tod 289 v. Chr. löste sich sein Reich auf, die von ihm unterworfenen Städte machten sich unabhängig.[66]

Münzporträt Hierons II. von Syrakus

Die Notwendigkeit einer straffen Zusammenfassung der griechischen Kräfte für den Kampf gegen die Karthager und die Mamertiner begünstigte weiterhin das monarchische Prinzip und die politische und militärische Führung der Griechenstädte durch Syrakus. Ein syrakusischer Offizier namens Hieron konnte sich 275/274 v. Chr. mit seinen Truppen – großenteils Söldner – in den Besitz seiner Heimatstadt setzen und eine neue Tyrannis errichten. Die Bürgerschaft legalisierte den Staatsstreich, indem sie Hieron zum alleinigen bevollmächtigten Oberbefehlshaber der Streitkräfte wählte. Damit fiel ihm auch das Kommando über die Truppen der mit Syrakus verbündeten sizilischen Städte zu. Nach militärischen Erfolgen im Krieg gegen die Mamertiner ließ sich Hieron 269 v. Chr. vom Heer zum König ausrufen. Als solcher herrschte er unumschränkt auch über die früher formal autonomen Städte. Hieron regierte bis zu seinem Tod 215 v. Chr. und begründete eine neue Dynastie, die aber schon im Jahr nach seinem Tod mit der Ermordung seines verhassten jugendlichen Enkels und Nachfolgers Hieronymos ein Ende fand. Die Bürgerschaft von Syrakus fasste das Königtum als Tyrannis auf, und der Hass auf die Dynastie war nun so groß, dass nach dem Umsturz alle Mitglieder der Herrscherfamilie, deren man habhaft werden konnte, umgebracht wurden. Damit brach das Reich auseinander.[67]

Merkmale der jüngeren Tyrannis

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Die Unterscheidung zwischen „älterer“ und „jüngerer“ Tyrannis ist modern, in den Quellen findet sich eine solche Trennung nicht. Ihren Grund hat sie sowohl in der mehr als ein halbes Jahrhundert währenden fast tyrannenlosen Zwischenzeit als auch in der Verschiedenheit der sozialen und politischen Verhältnisse. Die Konflikte um die ältere Tyrannis waren maßgeblich von den Werten und Normen einer konservativen Adelswelt geprägt, wobei die Tyrannen als Verletzer der herkömmlichen Ordnung angefeindet wurden. In der Zeit der jüngeren Tyrannis trat ein anderer Faktor in den Vordergrund: die sozialen und politischen Gegensätze in den Bürgerschaften der griechischen Stadtstaaten. Die Tyrannen stammten nun nicht mehr wie früher ausschließlich aus Adelsgeschlechtern; auch Aufsteiger konnten Alleinherrscher werden.[68]

In den autonomen Städten war es zu einer Einebnung der Standesunterschiede gekommen, die Bürgerschaften hatten ein beträchtliches Selbstbewusstsein gewonnen und das Volk forderte politische Mitbestimmung. Demokratische und oligarchische Kräfte lagen fortwährend im Kampf gegeneinander. Potentielle Alleinherrscher wurden sowohl von Demokraten als auch von Oligarchen als Gegner wahrgenommen und misstrauisch beobachtet. Dabei war der Gegensatz der Tyrannisaspiranten zu den Oligarchen gewöhnlich schärfer als der zu den tendenziell demokratisch gesinnten Volksmassen, denn die Oligarchen waren diejenigen, die bei der Errichtung einer Tyrannis am meisten zu verlieren hatten. Benachteiligte breitere Schichten hingegen konnten in manchen Fällen von günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen unter dem Regime eines Alleinherrschers profitieren. Außerdem konnten sie bei Beseitigung der Oligarchie auf eine Milderung der oft krassen ökonomischen Ungleichheit hoffen. Daher stilisierten sich Demagogen, die nach Tyrannis strebten, gern als Vorkämpfer der Volksinteressen gegen eine oligarchische Clique. Nach gelungener Machtübernahme gingen sie dann mit massiver Repression gegen die Oligarchen vor. Es kam aber auch vor, dass Tyrannen, die von auswärtigen Mächten eingesetzt worden waren und in der Stadtbevölkerung wenig Rückhalt hatten, einen relativ oligarchenfreundlichen Kurs verfolgten.[69]

Beliebt war bei den Volksmassen die Forderung nach einer Neuaufteilung des Bodens, die von demagogisch auftretenden Tyrannisaspiranten gern aufgegriffen wurde. Es ist aber kein Fall bekannt, in dem ein Gewaltherrscher nach seiner Machtübernahme ein solches Versprechen eingelöst hat. In manchen Städten wurden bedeutende Vermögenswerte der entmachteten Oligarchen konfisziert und unter wichtige Anhänger des Tyrannen verteilt. Diese wurden damit als Neureiche ein Teil der Oberschicht. Bei der Masse der Armen waren sie ebenso verhasst wie die vor dem Umsturz regierenden oligarchischen Reichen.[70]

Antike Darstellungen, Analysen und Bewertungen

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Archaische Zeit

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In den Quellen der bis etwa 500 v. Chr. dauernden archaischen Zeit finden sich unterschiedliche Einschätzungen der Gewaltherrschaft. Die Ambivalenz der Tyrannis zeigt sich in den Hauptmerkmalen, die mit ihr assoziiert werden: einerseits ein ungeheurer Reichtum, Luxus, Ruhm und die Gunst der Götter, andererseits hemmungslose Macht- und Besitzgier.[71] Die mit der tyrannischen Alleinherrschaft verbundene Machtverdichtung wurde als neuartig empfunden und von konservativen Kreisen abgelehnt. Diese forderten Besinnung auf die Wertvorstellungen einer aristokratischen Vergangenheit, auf denen ihr Gegenkonzept basierte.[72]

Erstmals belegt ist der Begriff Tyrannis bei Archilochos, einem Lyriker des 7. Jahrhunderts v. Chr. Archilochos legte dem Handwerker Charon abschätzige Worte in den Mund: „Nichts liegt mir an den Besitztümern des goldreichen Gyges, nie hat mich der Neid gepackt, und ich zürne nicht über das Wirken der Götter, ich wünsche mir keine große Tyrannis.“[73] Die Distanzierung des Dichters setzt voraus, dass die Tyrannis damals allgemein als erstrebenswert galt. In einem anderen, nur fragmentarisch überlieferten Gedicht des Archilochos ist von dem großen Ruhm die Rede, der mit der Alleinherrschaft verbunden ist; wer die Tyrannis innehat, wird „sicher von vielen Menschen beneidet werden“. Hier wird eine Frau angesprochen, anscheinend die Gattin des lydischen Usurpators Gyges, die zuvor mit dessen ermordetem Vorgänger verheiratet war. Bei Archilochos steht bereits ein später geläufiges Thema im Vordergrund: die Verbindung von Ruhm und Reichtum des Tyrannen mit Neid und Missgunst.[74]

Bei dem Lyriker Alkaios, der im frühen 6. Jahrhundert v. Chr. dichtete, ist von Alleinherrschaft bereits in einem eindeutig negativ wertenden Sinn die Rede: „Tyrann“ ist ein Kampfwort gegen einen politischen Gegner. Der aristokratisch gesinnte Dichter beklagt, dass der „Tyrann“ Pittakos in Mytilene unter dem Jubel der Bevölkerung die Macht ergriffen und den heißersehnten Ruhm erlangt habe. Nach dieser Darstellung hat sich Pittakos mit seiner Machtübernahme über die aristokratische Norm hinweggesetzt und „verschlingt“ nun das Gemeinwesen. Seine Herrschaft hat keinen Zweck außer sich selbst.[75]

Der athenische Staatsmann und Lyriker Solon, der im frühen 6. Jahrhundert v. Chr. tätig war, befasste sich in seiner Dichtung mit der Problematik der Alleinherrschaft, die er als schwere Bedrohung für das Gemeinwesen betrachtete. Merkmale der Tyrannen seien unersättliche Gier und frevelhafter Hochmut. Solon wandte sich gegen seine adligen Standesgenossen, die von der Tyrannis träumten und ihn verachteten, weil er als führender Staatsmann Athens nicht nach der unumschränkten Macht griff. Nach seiner Schilderung hielten sie ihn für töricht und mutlos, weil er seine Chance nicht nutzte, als er die „Beute“ schon gefangen hatte, aber das Netz nicht zuzog. Einem solchen ehrgeizigen Adligen legte Solon die Worte in den Mund: „Wenn ich die Macht erlangt und unermesslichen Reichtum erworben hätte und nur einen Tag über die Athener als Tyrann geherrscht hätte, dann nähme ich in Kauf, dass mir danach das Fell über die Ohren gezogen wird und mein Geschlecht ausgetilgt wird.“[76]

In einigen Gedichten des „Corpus Theognideum“, der unter dem Namen des Theognis von Megara überlieferten Gedichtsammlung, wird heftige Kritik an „den Schlechten“ geübt. Damit sind Adlige gemeint, die aus konservativer Sicht die traditionellen Normen der aristokratischen Standesethik missachten. Ihnen wird hier vorgeworfen, dass ihre Machtgier und Korruption das Volk verderbe und den Staat zerrütte. Ihre Maßlosigkeit führe zu gewaltsamen Parteikämpfen und zu einer Tyrannis. Ein von solchen Übeltätern ruinierter Staat gleicht – so der Dichter – einem Schiff, dessen guter Steuermann abgesetzt wurde und das dann von einer Woge – der Tyrannis – verschlungen wird. Der „volksverschlingende“ Tyrann ist ein Scheusal, das mit allen Mitteln beseitigt werden muss. Man darf ihn nach der Meinung des Dichters töten, sofern man nicht durch einen Treueid an ihn gebunden ist. Hier wird zum ersten Mal in der literarischen Überlieferung die Überzeugung ausgedrückt, dass der Tyrannenmord nach göttlichem Recht legitim sei.[77]

Auch der Dichter und Philosoph Xenophanes gab sich als Gegner der „verhassten Tyrannis“ zu erkennen. Er deutete an, dass die Gewaltherrschaft in seiner Heimatstadt Kolophon eine Folge der Dekadenz seiner Mitbürger sei, die „von den Lydern die nutzlosen Eitelkeiten gelernt“ hätten. Eine andere Perspektive nahm der Lyriker Simonides von Keos ein, der im späten 6. Jahrhundert im Umkreis des Tyrannen Hipparchos in Athen lebte. Für ihn war es selbstverständlich, dass die Stellung eines Tyrannen in höchstem Maß beneidens- und begehrenswert war.[78]

Klassische Zeit

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Öffentliche Meinung

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In der „klassischen“ Blütezeit der griechischen Kultur, die vom frühen 5. Jahrhundert v. Chr. bis zum Beginn des Hellenismus im späten 4. Jahrhundert v. Chr. dauerte, setzte sich in Griechenland zunehmend eine sehr negative Einschätzung der Tyrannis durch. Maßgeblich war dabei der Einfluss der kulturell führenden und lange auch politisch dominierenden Großmacht Athen. Seit dem Sturz der Peisistratiden war dort die öffentliche Meinung dezidiert tyrannenfeindlich. In der demokratisch gesinnten Stadtbevölkerung machte sich ein leidenschaftlicher Tyrannenhass geltend. Athenische Rhetoren, Dramatiker und Philosophen verdammten despotische Willkür und Knechtung der Bürger. Allerdings beschränkte sich die emphatische Ablehnung der Tyrannis in der Praxis weitgehend auf die heimatliche Staatsordnung. Das Bedürfnis nach „Freiheit“ im eigenen Staat schloss gute Beziehungen zu auswärtigen Tyrannen nicht aus, und für nichtgriechische, „barbarische“ Völker galt despotische Herrschaft durchaus als angemessen, da bei ihnen eine sklavische Gesinnung herrsche. Außerdem nahmen die Griechen der klassischen Zeit nicht alle bekannten Tyrannen als Monstren wahr. Der archaische Alleinherrscher Pittakos von Mytilene, den seine Gegner für einen Tyrannen hielten, wurde von der Nachwelt zu den „Sieben Weisen“ gezählt, einer Gruppe von Persönlichkeiten einer „guten alten Zeit“, die als scharfsinnige Ratgeber und Urheber kluger Lebensregeln galten und hohes Ansehen genossen. Von dem Ruhm, den ein erfolgreicher Gewaltherrscher erlangen konnte, ging weiterhin eine beträchtliche Faszination aus.[79]

Ein Hauptelement der Tyrannenkritik war der Vorwurf der Hybris, der Anmaßung und hochmütigen Selbstüberschätzung und Verblendung, die als Folge des Besitzes absoluter Macht galt. Man sah im Tyrannen einen Gefangenen seiner eigenen Hybris, die ihn von der Gesellschaft trenne und den Hass hervorrufe, dem er schließlich zum Opfer falle.[80]

Seit dem Untergang der Peisistratidendynastie wurde der Mord an Peisistratos’ Sohn Hipparchos in Athen als Befreiungstat verherrlicht. Dabei sah man darüber hinweg, dass die beiden Mörder, Harmodios und Aristogeiton, in erster Linie aus persönlichen Motiven gehandelt hatten und das politische Ziel für sie zweitrangig gewesen war. Dem Ruhm der „Befreier“ tat es auch keinen Abbruch, dass sie die Tyrannis keineswegs beseitigt hatten, denn der überlebende Tyrann Hippias hatte nach ihrem Anschlag weiterhin regiert. Die beiden Attentäter wurden zu vorbildlichen Freiheitskämpfern stilisiert und von Staats wegen postum geehrt, vor allem durch Errichtung von Statuen auf der Agora. Ihre Tat wurde für die Nachwelt zum Muster eines lobenswerten Tyrannenmords; im demokratisch gewordenen Athen zählte man sie zu den bedeutendsten Helden und Wohltätern der Stadt. Ihre Volkstümlichkeit bezeugen die Skolien, in denen sie gerühmt wurden. Auf Vasen und Münzen wurden sie abgebildet; die Vasenbilder zeigen die beiden Männer teils während des Attentats.[81] Noch im 4. Jahrhundert v. Chr. genossen die Nachkommen von Harmodios und Aristogeiton besondere, prestigereiche staatliche Privilegien.[82]

Scherben mit den Namen der Politiker Perikles, Kimon und Aristeides, für deren Verbannung votiert wurde, da man sie des Strebens nach Tyrannis verdächtigte. Museum der antiken Agora, Athen

Nach dem Ende der Peisistratidenherrschaft wurde in Athen das Scherbengericht eingeführt und 488/487 v. Chr. erstmals angewendet. Es beruhte auf der gesetzlichen Vorschrift, dass die Volksversammlung alljährlich darüber zu entscheiden hatte, ob unter den Bürgern einer war, dem die Absicht zuzutrauen war, sich zum Tyrannen aufzuschwingen. Gegebenenfalls wurde dieser Bürger dann für zehn Jahre verbannt. Abgestimmt wurde mit Tonscherben; jeder Abstimmungsteilnehmer schrieb den Namen des Mannes, den er verdächtigte, auf eine Scherbe. Verbannt wurde dann die Person mit der höchsten Stimmenzahl, falls das Quorum von 6000 Stimmen erreicht wurde. Da man dem Verdächtigten nichts nachweisen konnte und ihn nur aufgrund eines Verdachts verbannte, handelte es sich nicht um eine Bestrafung, sondern um eine Vorsichtsmaßnahme. Konkrete Schritte zur Errichtung einer Tyrannis hingegen galten als Straftat. Eine darauf lautende Anklage wurde tyrannídos graphḗ („Schriftklage wegen Tyrannis“) genannt. Wenn ein Angeklagter für schuldig befunden wurde, verfiel nicht nur er selbst, sondern auch seine Nachkommenschaft der Atimie, das heißt, ihnen wurde der Schutz durch die Gesetze entzogen, jeder durfte sie straflos töten. Später wurde die Abwehr zu einer allgemeinen Pflicht erhoben: Nach einem Volksbeschluss von 410 v. Chr. musste sich jeder Bürger eidlich verpflichten, bei sich bietender Gelegenheit jeden zu töten, der sich zum Tyrannen aufschwang oder zu einem solchen Vorhaben Beihilfe leistete, und ebenso jeden, der unter einem Tyrannen ein Amt bekleidete. Man nennt diesen Schwur nach dem Urheber des Volksbeschlusses den „Eid des Demophantos“. Jede Volksversammlung wurde mit einer Verfluchung potentieller Tyrannen begonnen.[83] Ein weiteres Gesetz zur Tyrannisprävention, das „Eukrates-Gesetz“, führten die Athener 336 v. Chr. ein.[84]

Trotz der demokratischen Gesinnung und intensiven Tyrannenfeindschaft der Athener wurde die Stadt Athen selbst im 5. Jahrhundert v. Chr. in einem übertragenen Sinn als „Tyrann“ bezeichnet, weil sie eine Zwingherrschaft über andere Stadtstaaten ausübe. Nicht nur auswärtige Kritiker brachten dies als Vorwurf vor, sondern auch die demokratischen athenischen Politiker Perikles und Kleon sprachen offen von der Tyrannenherrschaft Athens über seine Bundesgenossen.[85]

Der berühmte Lyriker Pindar, der sich 476–475/474 v. Chr. auf Sizilien aufhielt, feierte den Reichtum, das Glück und den Ruhm dortiger Tyrannen und pries sie für diejenigen Taten, die er lobenswert fand. Zwar prangerte er Willkür und Grausamkeit des längst verstorbenen Gewaltherrschers Phalaris an, doch die Frage nach der Rechtmäßigkeit einer Tyrannis stellte sich für ihn nicht. In seiner Heimat Theben trug ihm seine Haltung den Vorwurf der Tyrannenfreundlichkeit ein.[86]

Auf der Theaterbühne standen Charakterzüge des „typischen“ Tyrannen im Vordergrund: Hochmut, Ängstlichkeit, Mangel an Selbstbeherrschung, Besitzgier und Unfrömmigkeit.[87]

Aischylos, der erste der drei bekanntesten griechischen Tragödiendichter, stellte 458 v. Chr. in seiner Orestie den mythischen König Aigisthos, der seinen Vorgänger Agamemnon ermordet und dessen Thron usurpiert, als Muster eines Gewaltherrschers dar. Diese Dramenfigur weist die charakteristischen Züge auf, die zum Tyrannenbild der klassischen Zeit gehören. Aigisthos ist einerseits anmaßend und despotisch, andererseits feige. Der Chor, der die Meinung des Dichters wiedergibt, spricht seine Überzeugung aus, Tyrannis sei unerträglich und es sei besser zu sterben als sie zu erdulden.[88] In der Aischylos zugeschriebenen Tragödie Der gefesselte Prometheus wird der Göttervater Zeus als Tyrann mit den typischen Merkmalen eines solchen dargestellt.[89]

Auch in Tragödien des Sophokles ist tyrannische Gesinnung ein wichtiges Thema. Es handelt sich um eine hochmütige Haltung und Selbstüberschätzung, die sich mit Verblendung verbindet, beispielsweise bei König Kreon in der Tragödie Antigone. Kreon ist ein legitimer Monarch, verfällt aber bei der Verfolgung eines an sich berechtigten Anliegens in tyrannische Anmaßung, ängstigt sich um den Bestand seiner Herrschaft und behandelt den Staat wie sein Eigentum. Das von Furcht und Misstrauen geprägte Leben eines solchen Herrschers ist aus Sophokles’ Sicht nicht erstrebenswert.[90]

Euripides zeichnete ebenfalls ein finsteres Tyrannenbild. Ihm kam es besonders auf die psychologische Charakterisierung der Tyrannenpersönlichkeit an, wobei er deren unbedingten Machtwillen hervorhob. Nach seiner Darstellung ist das Leben eines Tyrannen zwar äußerlich glänzend, aber kummervoll und von Angst und Sorge erfüllt. Allerdings schloss Euripides die Möglichkeit eines guten Tyrannen nicht aus.[91]

Der Komödiendichter Aristophanes verspottete die aus seiner Sicht übertriebene Furcht der Athener vor der Errichtung einer neuen Tyrannis und machte sich über den Kult lustig, der mit den berühmten Tyrannenmördern getrieben wurde.[92]

Geschichtsschreibung

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Herodots im späten 5. Jahrhundert vollendetes Werk Historien ist die Hauptquelle für die ältere Tyrannis. Der Geschichtsschreiber trug eine Fülle von Nachrichten und oft anekdotenhaften Erzählungen zusammen, die teils sagenhafte Züge aufweisen. Im Prinzip lehnte Herodot die Tyrannis ab; oft betonte er den hohen Wert der Freiheit. Allerdings zeigte er mitunter Bewunderung für die Tatkraft, die Kühnheit und die Erfolge einzelner Tyrannen. Zentrale Aspekte der unbeschränkten Herrschermacht sind für Herodot die damit verbundene Gesetzlosigkeit und das Fehlen einer Rechenschaftspflicht, das zwangsläufig den Charakter des Machthabers verderbe. Auch auf die Moral des Gemeinwesens wirke sich die Tyrannis korrumpierend aus.[93]

Thukydides, der zu Beginn des 4. Jahrhunderts v. Chr. sein Geschichtswerk vollendete, urteilte nüchtern über die Gewaltherrschaft. Er wies auf die Motive Gier und Ruhmsucht hin, billigte aber den Peisistratiden Tüchtigkeit (aretḗ) und Klugheit zu. Die Ursache der Entstehung von Tyrannis als historisches Phänomen vermutete Thukydides im Aufschwung der Wirtschaft und der dadurch bedingten Erhöhung der Staatseinkünfte. Er nahm auch einen Zusammenhang mit der Hinwendung zur Seefahrt an. Dennoch sah er in der Tyrannis keineswegs einen dynamischen Faktor. Vielmehr meinte er, das primäre Anliegen der Tyrannen sei ihr persönliches Wohlergehen gewesen; daher habe ihre große Risikoscheu sie an bedeutenden Taten gehindert und eine Stagnation der Verhältnisse bewirkt.[94] Ein besonderes Anliegen des Thukydides war die gründliche Entlarvung des athenischen Tyrannenmörder-Mythos. Nach seiner Darstellung wurde der Mord an Hipparchos aus einem fragwürdigen privaten Motiv begangen und führte politisch nur zu einer Verschlechterung der Lage.[95]

Sophistik und Philosophie

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In der Sophistik, einer umstrittenen, aber einflussreichen Bildungsbewegung des 5. Jahrhunderts, wurde die Tyrannis unter einem neuen Gesichtspunkt betrachtet. Bei den Sophisten war die Ansicht verbreitet, die sozialen Normen und die Gesetze seien willkürliche Festlegungen der Menschen ohne Fundierung in objektiven Gegebenheiten. Damit entfiel die Grundlage der gängigen Kritik an der Tyrannis, sie verletze den Nomos, ein als sakrosankt geltendes System von traditionellen Verhaltens- und Rechtsnormen. In diesem Sinne äußerte sich – sofern Platons Darstellung zutrifft – der Sophist Thrasymachos. Er sah keinen Grund dafür, die Tyrannis für prinzipiell schlechter zu halten als andere Regierungsformen, denn jede Staatsordnung und Gesetzgebung diene nur den Interessen der jeweiligen Machthaber. Die Tyrannis sei zwar ungerecht, ermögliche aber dem ungerechten Herrscher die Verwirklichung seines Lebensziels, die Erreichung der höchsten Glückseligkeit (Eudaimonie). – Zu einer radikalen Umwertung der allgemein anerkannten Werte gelangte der von sophistischem Gedankengut beeinflusste vornehme Athener Kallikles, dessen Weltbild nur aus Platons Dialog Gorgias bekannt ist. Kallikles verherrlichte die Tyrannis, da sie der Ausdruck eines naturgegebenen Anspruchs des Starken – und somit Besseren – auf Herrschaft über die Masse der Schwachen sei. Der demokratische Gesetzesstaat basiere auf der widernatürlichen Vorstellung einer Gleichheit der Bürger und missachte das natürliche Herrenrecht des Stärkeren und Fähigeren.[96]

Der Schriftsteller Xenophon, ein Gefährte und Bewunderer des Philosophen Sokrates, berichtet über die Begriffsbestimmung der Tyrannis, die Sokrates gegeben habe. Nach seiner Wiedergabe der sokratischen Auffassung besteht der Unterschied zwischen Königtum und Tyrannis darin, dass das Königtum dem Willen des Volkes und den Gesetzen des Staates entspricht, während ein Tyrann gegen den Willen des Volkes, ungesetzlich und willkürlich regiert.[97] In seinem literarischen Dialog Hieron ließ Xenophon den weisen Dichter Simonides und den Tyrannen Hieron I. von Syrakus die Frage erörtern, ob ein Tyrann ein gelungeneres, bewundernswerteres Leben führe als ein Bürger. Xenophon wollte die volkstümliche Auffassung, der Tyrann sei glücklich, bekämpfen. Im Dialog gibt Hieron eine ernüchternde Beschreibung der Last und des Elends seines Lebens, das weitaus unglücklicher sei als das eines einfachen Bürgers. Er verweist auf die schlimmen Zwänge, denen er unterliege, und äußert Suizidgedanken. Um seiner Sicherheit willen sei er gleichsam eingesperrt wie ein Gefangener, er sei von Feinden umringt und befinde sich überall in Feindesland. Aufgeben könne er seine Macht aber nicht, da er sonst für seine Taten wie etwa Raub und Hinrichtungen die Verantwortung übernehmen müsse. Somit gebe es für ihn keinen Weg zurück, er sei in eine ausweglose Lage geraten.[98]

Für Platon ist das Merkmal, das die Tyrannis kennzeichnet und verwerflich macht, die mangelnde Einsicht des uneingeschränkt Herrschenden. Einsicht in das ethisch und politisch Richtige gewinnt man durch die Philosophie, die das nötige Grundlagenwissen vermittelt. Darüber verfügt ein Tyrann nicht. Ein wahrer Staatsmann hingegen, der sich nach philosophischen Grundsätzen und Erkenntnissen richtet, regiert optimal und schafft einen Idealzustand. Dann liegt Alleinherrschaft, aber keine Tyrannis vor. Eine solche einsichtsvolle Alleinregierung ist der Gesetzestreue – auch der Befolgung der bestmöglichen Gesetze – überlegen, denn kein Regelwerk kann für jedes mögliche Problem die beste Lösung angeben, der philosophische Staatsmann hingegen ist dazu in der Lage. Wenn ein Herrscher über das allgemeine Wissen verfügt, das ihn befähigt, stets richtig zu entscheiden, dann kann er mit Recht den Anspruch erheben, über dem Gesetz zu stehen und von der Zustimmung der unwissenden Beherrschten unabhängig zu sein. Somit ist eine solche Machtfülle nicht notwendigerweise schlecht und tyrannisch. Uneingeschränkte Macht ist nicht an sich verwerflich, sondern nur im Fall der Tyrannis, weil einem Gewaltherrscher normalerweise die für seine Stellung erforderliche Sachkompetenz und charakterliche Qualifikation fehlt.[99]

Platons Urteil über die Tyrannis fiel sehr negativ aus. Er sah in ihr eine Verfallserscheinung, eine „Krankheit“ des Gemeinwesens, die das Ergebnis des Niedergangs eines demokratisch regierten Staates sei. Die der Demokratie eigene Schwäche, eine Übersteigerung des Freiheitsgedankens, führe schließlich zum Gegenteil, der völligen Unfreiheit in einer Tyrannis. Im Dialog Politeia schilderte Platon den aus seiner Sicht typischen Entstehungsprozess und Verlauf einer Tyrannenherrschaft. Vor allem befasste er sich mit dem Gemüt und Charakterbild des Gewaltherrschers. Dieser maße sich an, über andere zu herrschen, ohne seiner selbst Herr zu sein.[100] Der tyrannische Mensch sei zu einem Wolf geworden.[101] Seine Seele sei gänzlich von schlimmen und wilden Begierden sowie von Angst beherrscht; ihr Zustand entspreche dem des von ihm regierten Staates. Der Tyrann lebe wie im Rausch und verlange nach unbeschränkter Befriedigung seiner Gelüste. Die für seine Lebensweise erforderlichen Finanzmittel verschaffe er sich durch Beraubung seiner Untertanen. Da auch seine Helfer zwangsläufig schlechte Menschen seien, könne er keine wahren Freunde haben, sondern sei nur von unaufrichtigen Schmeichlern umgeben. Seine sklavische Abhängigkeit von seinen schädlichen Begierden mache ihn in höchstem Maße unfrei, und seine Unersättlichkeit lasse ihn stets unbefriedigt. Daher sei der Tyrann nicht nur der schlechteste und meistgehasste, sondern auch der unglücklichste Mensch. Mit dieser Einschätzung wandte sich Platon gegen die herkömmliche, landläufige Meinung, der Tyrann sei ein besonders glücklicher Mensch. Damit stand er nicht allein; die Frage, ob ein Tyrann glücklicher sei als seine Untertanen, beschäftigte damals die Gebildeten und wurde von ihnen gewöhnlich verneint.[102]

Trotz seiner vernichtenden Analyse der Tyrannis hielt Platon es für vorstellbar, dass sich ein Tyrann unter dem Einfluss eines Philosophen zum Guten bekehre und für philosophische Unterweisung öffne. Dann könne ein solcher gutwilliger Machthaber sogar selbst Philosoph werden und unter der Anleitung seines Lehrers einen Idealstaat verwirklichen, denn seine Machtfülle biete ihm die Möglichkeit dazu. Vergeblich versuchte Platon selbst die Rolle des philosophischen Tyrannenratgebers zu übernehmen. Er reiste nach Sizilien, um im Sinne seines Ideals der Philosophenherrschaft auf den syrakusischen Machthaber Dionysios II. einzuwirken, scheiterte aber an den Verhältnissen am Tyrannenhof.[103]

Aristoteles behandelte die Tyrannis in seiner Staatslehre. Er verurteilte sie als naturwidrigen Zustand[104] und betrachtete sie wie Platon als Verfallserscheinung. Platons Modell lehnte er jedoch ab; er hielt es für zu schematisch und meinte, es werde der Vielfalt der Erscheinungen nicht gerecht, denn Tyrannis gehe nicht nur aus dem Verfall einer Demokratie hervor, sondern könne auch durch Korrumpierung eines Königtums oder einer Oligarchie entstehen.[105] Als Nährboden für die Entstehung einer Tyrannis machte Aristoteles den Antagonismus aus, der sich aus einer großen sozialen Ungleichheit ergebe und mit einem politischen Gemeinschaftsbewusstsein der Bürger unvereinbar sei.[106]

Nicht nur die Alleinherrschaft eines Despoten, sondern auch Unterdrückung durch ein Kollektiv betrachtete Aristoteles als Tyrannis. Er meinte, eine extreme Oligarchie oder Demokratie sei auch eine Form von Tyrannenherrschaft.[107] Das Erbkönigtum bei manchen nichtgriechischen Völkern sei zwar rechtmäßig, aber despotisch und insofern der griechischen Gewaltherrschaft ähnlich.[108]

Nach der Verfassungslehre des Aristoteles ist die Tyrannis die schlechteste aller Regierungsformen und für Freie unannehmbar. Sie vereinigt in sich die Übel der Oligarchie und der Demokratie: die Geldgier, das Misstrauen und die volksfeindliche Haltung der Oligarchen und die Feindseligkeit der egalitären Demokraten gegen überragende Mitbürger.[109] Als Tyrann ist ein Herrscher dann zu bezeichnen, wenn er ohne Rechenschaftspflicht und ohne Zustimmung des Volkes regiert und seine Macht zu seinem eigenen Nutzen und nicht zum Nutzen der Beherrschten ausübt.[110] Die Untertanen eines solchen Machthabers nannte Aristoteles nicht „Bürger“, sondern „Beherrschte“ oder „Einwohner“.[111] Unterschiede zum Königtum sah er darin, dass der König nach hohem Ansehen strebe, der Tyrann nach Reichtum und Lust, und dass die Leibwache des Königs aus Bürgern bestehe und die des Tyrannen aus Söldnern.[112] Für die Tyrannis ist nach der aristotelischen Lehre charakteristisch, dass die Verhältnisse in einer häuslichen Gemeinschaft, in der das Familienoberhaupt unumschränkt herrscht und die Haussklaven gehorchen, auf das Zusammenleben von Regierenden und Regierten im Staat übertragen werden. Der Mensch, der von Natur aus ein politisches Wesen ist, wird daran gehindert, als Bürger an der Politik teilzunehmen und so das zu verwirklichen, was er seiner Anlage nach sein soll.[113]

Aristoteles zählte eine Reihe von Maßnahmen auf, mit denen ein Tyrann seine Stellung sichere. Dazu gehören die Beseitigung möglicher Rivalen, die Unterbindung gemeinschaftsbildender Initiativen und Aktivitäten, die Einschüchterung durch ein Spitzelsystem, die Erzeugung persönlicher Feindschaften und sozialer Spannungen, die gezielte Verarmung der Bevölkerung durch Steuerdruck und durch Mobilisierung der Ressourcen für Großprojekte und die militärische Konfrontation mit auswärtigen Feinden. Unter den destruktiven Auswirkungen der tyrannischen Repression hielt Aristoteles für besonders gravierend, dass sie auch die Privatsphäre schwer schädige. Sie zerstöre das Vertrauen und die Freundschaft unter den Menschen, mache sie einander fremd und beraube sie damit entscheidender Dimensionen des Menschseins. Das Ziel des Tyrannen sah Aristoteles in der Demoralisierung und Verkümmerung der Individuen und Desintegration der Gesellschaft, deren Zusammenhalt durch seine Maßnahmen zerstört werde.[114]

Eine Gemeinsamkeit von Tyrannis und Demokratie sah Aristoteles darin, dass bei beiden Schmeichler hohe Wertschätzung genössen. Der Demagoge sei ein Schmeichler des Volks, das „Alleinherrscher“ sein wolle, und entspreche damit den Kriechern, die den Tyrannen schmeichelten.[115]

Die modellhaft gesteigerte Beschreibung der Herrschaftsstrategien von Tyrannen bei Aristoteles entspricht teilweise nicht dem empirischen Befund, der sich aus den sonstigen Quellen ergibt; „totalitäre“ Eingriffe sind in diesem Ausmaß von historischen griechischen Tyrannen nicht bekannt.[116]

Trotz seiner grundsätzlichen Ablehnung der Tyrannis stellte Aristoteles eine Reihe von Ratschlägen für Tyrannen zusammen, wie sie ihre Gewaltherrschaft mildern und sich dadurch Akzeptanz verschaffen könnten. Durch Mäßigung, freiwillige Selbstbeschränkung, umsichtiges Vorgehen und würdevolles Auftreten könne ein Tyrann sein Bild in der Öffentlichkeit dem eines respektierten Königs annähern. Er solle auch den Eindruck von Frömmigkeit und kriegerischer Tüchtigkeit erwecken. Besonders wichtig sei es, entehrende Demütigungen zu vermeiden, denn das Rachebedürfnis von ehrbewussten Erniedrigten sei für den Tyrannen eine große Gefahr. Ehrungen solle der Machthaber selbst vornehmen, Strafen hingegen von Beamten und durch die Gerichte vollziehen lassen.[117]

Auch auf die Beseitigung der Tyrannis ging Aristoteles näher ein. Gestürzt werde sie gewöhnlich entweder durch das Eingreifen auswärtiger Mächte oder durch Zwist innerhalb der Herrschersippe oder durch einen Anschlag. Häufige Motive für Attentate seien Zorn, Hass, Verachtung und Furcht vor Bestrafung; nur selten sei das Verlangen nach Ruhm der Beweggrund. Meist gehe es den Attentätern um Rache, nicht um das Bedürfnis, selbst Macht zu erlangen. Den Erben der Gründer von Tyrannendynastien fehle es an Autorität, da sie nichts geleistet hätten; ihr geringes Ansehen biete einen Anreiz, sie zu beseitigen.[118] Auffällig ist, dass bei Aristoteles nur persönliche Motive für einen Tyrannenmord angeführt werden. Überpersönliche Ziele wie den Wunsch nach Freiheit des Gemeinwesens zog er anscheinend überhaupt nicht in Betracht.[119]

Hellenismus, römische Republik und römische Kaiserzeit

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Allgemeine Beurteilung der Tyrannis

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Im griechischsprachigen Raum dominierte in der Epoche des Hellenismus weiterhin der moralische Tyrannenbegriff, der sich in der klassischen Zeit durchgesetzt hatte, gegenüber dem politischen und staatsrechtlichen. Als Tyrann wurde bezeichnet, wer sich als Machthaber so verhielt, wie es den geläufigen Vorstellungen von despotischer Willkürherrschaft entsprach. Auf die staatsrechtliche Stellung kam es dabei nicht an. Das Tyrannenbild war hauptsächlich von den Überlieferungen über Gewalthaber einer fernen Vergangenheit geprägt. In den Einzelheiten entsprach es der Typologie, die sich in der klassischen Zeit ausgebildet hatte. Nach allgemeiner Überzeugung waren Tyrannen unmenschliche Scheusale, unfromm und ungebildet, skrupellos und hasserfüllt.[120]

Von Furcht vor einer tyrannischen Usurpation zeugt ein inschriftlich erhaltenes Gesetz der demokratisch regierten Stadt Ilion in Kleinasien aus dem frühen 3. Jahrhundert v. Chr. Die drastischen Bestimmungen, die dort getroffen wurden, lassen einen leidenschaftlichen Tyrannenhass erkennen. Die Stadt, die mit der Tyrannis schlechte Erfahrungen gemacht hatte, führte mit dem Gesetz starke Anreize zur Verhinderung bzw. Beseitigung einer neuen Alleinherrschaft ein. Insbesondere enthält die Inschrift detaillierte Angaben über die Belohnung und Ehrung von Tyrannenmördern. Genau festgelegt wurde die Bestrafung derer, die sich unter einem Tyrannen an der Repression beteiligt hatten. Insbesondere sollten Amtsträger, die sich auf Kosten von Bürgern bereichert hatten, zur Rechenschaft gezogen werden. Wer unter dem Gewaltherrscher für die Hinrichtung eines Bürgers mitverantwortlich war, hatte als Mörder zu gelten. Falls aber Helfer eines Tyrannen ihn stürzten, wurde ihnen nicht nur Straffreiheit für ihre Beteiligung an der Gewaltherrschaft, sondern auch eine finanzielle Belohnung von einem Silbertalent für jeden von ihnen versprochen.[121]

Bei den Römern der spätrepublikanischen Zeit wurde das lateinische Lehnwort tyrannus in politischer Polemik verwendet. Man brandmarkte damit Gegner, denen man unterstellte, dass sie das geltende Recht missachteten und eine illegitime Ausnahmestellung gewinnen wollten. Vor allem gegen Caesar richtete sich solche Kritik. Daher galt seine Ermordung in republikanisch gesinnten Kreisen als Tyrannenmord und somit als ruhmreiche Tat.[122] Bei gebildeten Römern verband sich die Tyrannenfeindschaft, die sie aus der griechischen Literatur übernahmen, mit dem traditionellen römischen Hass auf die Monarchie, der im gesamten Volk verwurzelt war. Der Abscheu vor der Monarchie wurde von der legendenhaften Überlieferung über Despotismus in der fernen Vorzeit des römischen Königtums genährt. „König“ und „Tyrann“ waren daher für die Masse der Römer in der republikanischen Zeit nicht – wie für die Griechen – gegensätzliche, sondern ähnliche oder identische Begriffe.[123]

In der Literatur der römischen Kaiserzeit setzte sich die herkömmliche Verurteilung der Tyrannis fort. Da sich das römische Reich endgültig in einen monarchischen Staat verwandelt hatte, hatte der politische und staatsrechtliche Aspekt der republikanischen Tyranniskritik seine Relevanz verloren; der kaiserzeitliche Diskurs kreiste um moralische Gesichtspunkte. Dabei erhielt die geistige Auseinandersetzung mit der Repression unter einer Willkürherrschaft angesichts des Despotismus einzelner Kaiser immer wieder einen Aktualitätsbezug. Bis in die Spätantike blieb die moralisch bestimmte Typologie des Tyrannen weitgehend konstant. Ein Überrest des staatsrechtlichen Tyrannisbegriffs zeigte sich darin, dass spätantike Quellen erfolglose Gegenkaiser, die sich im Machtkampf nicht durchsetzen konnten, als Tyrannen bezeichneten, um sie als Usurpatoren zu kennzeichnen.[124]

Oft wurde behauptet, ein Tyrann sei nicht nur bösartig, sondern auch feige und ängstlich und ertrage keine Mühsal. Er schwelge im Luxus und sei in eine mit Grausamkeit verbundene Weichlichkeit verfallen. In dieses Bild passte die verbreitete Vorstellung, dass er auch Sexualverbrechen begehe. Ein weiterer Topos war, dass der Tyrann ständig in Furcht vor Attentätern lebe und ihm überall Hass entgegenschlage; daher sei niemand unglücklicher als er.[125] Mit dem verbreiteten Abscheu vor der Tyrannis verband sich sowohl in der hellenistischen als auch in der römischen Welt hohe Wertschätzung für die gewaltsame Beseitigung eines Tyrannen. Die Beteiligung Timoleons an der Verschwörung zum Tyrannenmord an seinem Bruder erschien seinen Biographen Cornelius Nepos[126] und Plutarch[127] als rühmenswert.

Geschichtsschreibung und Staatstheorie

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Eine Reihe von Werken hellenistischer Geschichtsschreiber, die sich ausführlich mit der Tyrannis oder einzelnen Tyrannen befassten, sind nicht oder nur fragmentarisch erhalten geblieben. Stark nachgewirkt haben in der späteren Geschichtsschreibung die Historien des Timaios von Tauromenion, eine Geschichte der Magna Graecia bis zum Tod des Agathokles. Der aristokratisch gesinnte Timaios verabscheute die Tyrannis und zeichnete von den sizilischen Tyrannen mit Ausnahme Gelons ein sehr negatives Bild. Ein scharfer Kritiker der Tyrannis war auch der Geschichtsschreiber Polybios, der im 2. Jahrhundert v. Chr. seine Historien verfasste. Er befand, schon das Wort „Tyrann“ umfasse alle menschlichen Schändlichkeiten. Wer einen Tyrannen töte, dem werde bei allen Einsichtigen Anerkennung und Ehre zuteil.[128] Polybios ordnete die Tyrannis in seine Theorie vom Kreislauf der verschiedenen einander ablösenden Verfassungen als Verfallserscheinung des Erbkönigtums ein, aber auch als Produkt einer entarteten Demokratie, in der sich die Masse einem Gewaltherren unterwerfe.[129]

Der römische Politiker und Staatstheoretiker Marcus Tullius Cicero beurteilte die Monarchie grundsätzlich kritisch, denn er war der Meinung, eine gerechte königliche Herrschaft könne stets in eine ungerechte tyrannische umschlagen. Zur Vorbeugung gegen diese Gefahr diene die Gewaltenteilung in der Mischverfassung der römischen Republik.[130] In seiner 51 v. Chr. vollendeten staatstheoretischen Schrift De re publica und in der Ethikabhandlung De officiis griff Cicero zu heftiger Polemik. Er beschrieb den Tyrannen als das scheußlichste, widerwärtigste, Göttern und Menschen verhassteste aller Lebewesen. Da eine solche Person für sich mit den eigenen Mitbürgern und mit der Menschheit insgesamt keine Rechtsgemeinschaft wolle und jegliche Mitmenschlichkeit ablehne, könne man sie eigentlich gar nicht als Menschen bezeichnen. Zwar weise sie eine menschliche Gestalt auf, doch mit ihrer Unmenschlichkeit sei sie schlimmer als die entsetzlichsten Bestien.[131] Zwischen dem Despoten und der Menschheit bestehe keinerlei Gemeinschaft, vielmehr völlige Beziehungslosigkeit, und es sei ehrenvoll, ihn zu töten.[132] Unter allen herrlichen Taten sei die Tötung eines Tyrannen die schönste.[133] Ihre Rechtfertigung leitete Cicero aus dem Naturrecht ab. Er bezeichnete nicht nur den Diktator Caesar als Tyrannen, sondern auch andere politische Gegner wie Publius Clodius Pulcher, dessen Ermordung er als Tyrannenmord rechtfertigen wollte.[134]

Rhetorik, fiktionale und populärphilosophische Literatur

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Die hellenistischen und kaiserzeitlichen Philosophenschulen und philosophischen Strömungen verdammten die Tyrannis einmütig. Für die Platoniker und Aristoteliker waren die einschlägigen Stellungnahmen ihrer Schulgründer wegweisend. Die Kyniker kultivierten das Ideal des innerlich freien, weisen Philosophen, der sich nicht einschüchtern lässt und jedem Machthaber selbstbewusst gegenübertritt. Bei der Anprangerung des Despotismus taten sich besonders die Stoiker hervor. Beliebt waren legendenhafte Schilderungen der Konfrontation eines bösartigen Tyrannen mit einem furchtlosen, geistig weit überlegenen Philosophen. So wurde erzählt, der Vorsokratiker Zenon von Elea sei als Verschwörer verhaftet worden und habe sich dann beim Verhör die Zunge abgebissen und sie dem Gewalthaber ins Gesicht gespuckt. Das Motiv der abgebissenen Zunge kommt auch in anderen Tyrannengeschichten vor; in einer von ihnen ist die Pythagoreerin Timycha die Heldin. Bekannt war die aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. stammende Erzählung von den Pythagoreern Damon und Phintias, die sich glänzend bewährten, als der Tyrann von Syrakus ihre Freundschaft auf die Probe stellte. In der legendenhaften Biographie des Philosophen Apollonios von Tyana, die Flavius Philostratos im 3. Jahrhundert verfasste, ist Kaiser Domitian der Tyrann, dem der Philosoph souverän widersteht. In der populärphilosophischen Literatur wurde die Furcht der Despoten vor der geistigen Überlegenheit der Philosophen in das Charakterbild des typischen Gewaltherrschers einbezogen.[135]

Die wichtigsten Quellen für die stoische Sichtweise sind die Werke des Stoikers Seneca († 65), der seine Auffassung nicht nur als Philosoph äußerte, sondern auch als Bühnendichter verbreitete. In seinen philosophischen Schriften charakterisierte er den Tyrannen als Sklaven der Leidenschaften, Räuber und reißendes Tier, und in mehreren Tragödien stellte er dem Publikum die Abscheulichkeit einzelner mythischer Despoten vor Augen. Nach Senecas Meinung stellt der Tyrannenmord für den Ermordeten selbst eine Wohltat dar, denn für ihn ist der Tod, der ihn an weiteren Untaten hindert, ein Heilmittel.[136]

Die Gewaltherrschaft anprangern wollte auch der unbekannte Verfasser des Dramas Octavia. Er stellte den Kaiser Nero als blutrünstiges Monster im Sinne des gängigen Tyrannenbilds dar.[137] Der Dichter Lukan († 65) stattete in seinem Epos De bello civili Caesar mit Tyrannenmerkmalen aus. Lukans Caesar-Porträt entstand unter dem Eindruck der ihm verhassten Willkürherrschaft Neros.[138]

In der kaiserzeitlichen Rhetorik war die Tyrannenherrschaft ein beliebtes Thema. Noch im 2. Jahrhundert wurden im griechischsprachigen Raum missliebige Politiker rhetorisch als „Tyrannen“ verunglimpft.[139] Eine effektvolle Schilderung des Gegensatzes zwischen Königtum und Tyrannis bot der Redner Dion Chrysostomos, der die beiden Regierungsformen als allegorische Frauengestalten präsentierte.[140] Eindringlich beschrieb Dion Chrysostomos den unglücklichen Seelenzustand des Tyrannen. Nur der Tod könne den Gewaltherrscher von seinem Elend erlösen.[141]

Im Rhetorikunterricht der Kaiserzeit spielten Redeübungen über Tyrannis und Tyrannenmord eine große Rolle, obwohl diese Thematik im Prinzipat politisch heikel war. Bei der Rechtfertigung des Mordes ging es darum, die Schlechtigkeit des Despoten in „übersteigerter Redeweise“ drastisch auszumalen, um das Publikum zu beeindrucken. In Deklamationen übten die Rhetoriker die Kunst der Gerichtsrede anhand der Erörterung fiktiver Streitfälle, die meist mit dem Streben nach Tyrannis oder mit deren Sturz zusammenhingen, insbesondere mit dem Tyrannenmord und dessen Belohnung.[142]

Originelle literarische Bearbeitungen des Stoffs schuf im 2. Jahrhundert der Rhetoriker und satirische Schriftsteller Lukian von Samosata. Sein witziger, bissig verhöhnender Unterweltsdialog Die Niederfahrt oder Der Tyrann handelt von den Erlebnissen des ermordeten Tyrannen Megapenthes („Jammerreich“), der bei der Überfahrt ins Totenreich seine gewohnte Arroganz und Machtgier an den Tag legt. Nach einem gescheiterten Fluchtversuch muss Megapenthes die Fahrt über den Fluss Styx ins Totenreich antreten. Verzweifelt versucht er sich durch Bestechung eine zeitweilige Rückkehr in sein irdisches Reich zu erkaufen, weil er seine dortigen Vorhaben unbedingt zu Ende führen will. Die Schicksalsgöttin Klotho schlägt ihm diesen Wunsch ab, lässt ihn aber wissen, was aus seinem früheren Machtbereich wird. Er muss nun erfahren, dass die Nachwelt ihn verdammen wird; seine Statuen wird man zerschlagen, sein Sohn ist bereits ermordet worden und sein ärgster Feind hat die Macht ergriffen und sich seine Besitztümer und seine Tochter angeeignet.[143] – Aus einer anderen, ungewöhnlichen Perspektive beleuchtet Lukian die Tyrannis in einem rhetorisch-satirischen Werk, der Rede Phalaris. Dabei handelt es sich um eine fiktive Selbstdarstellung des für seine Grausamkeit berüchtigten Tyrannen Phalaris von Akragas. Gesandte dieses Gewaltherrschers bringen seine legendäre Folteranlage, den „Stier des Phalaris“, als Weihgeschenk nach Delphi und tragen dort im Auftrag ihres Herrn die Rede vor, die seine Sichtweise darlegt. Hier erscheint der Despot als eigentlich wohlwollender Herrscher, der notgedrungen die Macht ergreifen musste, um den verbrecherischen Plänen seiner Feinde zuvorzukommen und den Staat zu retten. Strafen verhängt er nur mit tiefem Bedauern unter dem Zwang der Umstände, und in Anbetracht der Schlechtigkeit seiner Gegner sind die Todesurteile gerecht. Als gutartiger, feinfühliger Mensch leidet Phalaris, wenn er strafen muss, darunter mehr als die Bestraften. Lieber würde er selbst sterben als jemanden zu Unrecht hinrichten lassen.[144] – Ferner schrieb Lukian die Deklamation Der Tyrannenmörder, ein fiktives Gerichtsplädoyer, das der Mörder hält, um seinen Anspruch auf die Belohnung zu begründen.[145]

Auch der unbekannte Verfasser der fiktiven Phalaris-Briefe lässt den Tyrannen von Akragas zu Wort kommen. Hier behauptet Phalaris, dass er nur widerwillig herrsche, lieber Untertan als Tyrann wäre und unter seinem schlechten Ruf schwer leide. Er müsse sich aber dem Schicksal fügen, das für ihn die Tyrannenrolle vorgesehen habe. Sein ernsthaftes Bemühen um Freundschaft sei leider immer wieder enttäuscht worden.[146]

Kirchenschriftsteller

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Bei den antiken christlichen Autoren standen wie bei den nichtchristlichen Autoren der Kaiserzeit moralische Gesichtspunkte im Vordergrund. Einerseits verdammten die Christen die Unmoral eines Unrechtsregimes, andererseits sahen sie sich an die nachdrückliche Mahnung des Apostels Paulus gebunden, jede Obrigkeit sei von Gott eingesetzt und habe daher Anspruch auf Gehorsam (Röm 13,1–7 EU). Im 3. Jahrhundert billigte der Kirchenschriftsteller Origenes Verschwörungen zum Zweck der Beseitigung eines Usurpators.[147] Der sehr einflussreiche spätantike Kirchenvater Augustinus definierte in seinem Hauptwerk De civitate dei den Tyrannen im Anschluss an Cicero als ungerechten König[148] und erklärte, die Tyrannen seien „sehr schlimme und ruchlose Könige“.[149] Bei diesen Äußerungen ließ er sich von einer rein moralischen Erwägung leiten. Nur in dem kleineren Traktat De bono coniugali sprach Augustinus die rechtliche Seite an. Dort charakterisierte er beiläufig die Tyrannis als Perversion, die wegen ihrer Unrechtmäßigkeit auch dann kein Lob verdiene, wenn ein Usurpator seine Untertanen milde behandle. Ebenso gelte auch für eine legitime Königsherrschaft das Legalitätsprinzip; ihre Rechtmäßigkeit sei auch dann nicht zu beanstanden, wenn der König mit tyrannischer Grausamkeit wüte.[150]

Als Muster eines Tyrannen im moralischen Sinn galt bei den Christen Kaiser Nero, der wegen seiner Christenverfolgung verabscheut wurde. Allerdings erinnerte Augustinus daran, dass auch Machthabern wie Nero die Staatslenkung von Gottes Vorsehung verliehen worden sei. Dies sei jeweils dann geschehen, wenn Gott angesichts der Verhältnisse unter den Menschen befunden habe, sie hätten eine Tyrannis verdient.[151]

Im 5. Jahrhundert berichtete der Kirchengeschichtsschreiber Sozomenos über den Tod des paganen Kaisers Julian, der den Christen verhasst war. Julian war in einer Schlacht gegen die Perser durch einen Speerwurf ums Leben gekommen. Einer Überlieferung zufolge hatte nicht ein Perser, sondern ein christlicher römischer Soldat den Speer geworfen. Dazu bemerkte Sozomenos, dieser Soldat habe wohl nach dem Vorbild der berühmten griechischen Tyrannenmörder gehandelt. Er habe eine mutige Tat vollbracht, die keinen Tadel verdiene.[152]

Mittelalterliche und frühneuzeitliche Rezeption

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Früh- und Hochmittelalter

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In der lateinischsprachigen Gelehrtenwelt des Früh- und Hochmittelalters waren die maßgeblichen staatstheoretischen Werke der Antike, insbesondere die Politik des Aristoteles, unbekannt. Für die Tyrannis-Rezeption waren die einschlägigen Äußerungen des Augustinus wegweisend. Im frühen 7. Jahrhundert übernahm der Gelehrte Isidor von Sevilla in seiner Enzyklopädie Etymologiae die Feststellung des Augustinus, als Tyrannen bezeichne man die sehr schlimmen und ruchlosen Könige. Als Merkmale des tyrannus führte er Ausschweifung und Grausamkeit an.[153] Die Etymologiae wurden zu einem der wichtigsten Handbücher des Mittelalters. So erhielt der moralische Tyrannenbegriff starke Verbreitung. Papst Gregor der Große schrieb im späten 6. Jahrhundert: „Im eigentlichen Sinn wird nämlich derjenige Tyrann genannt, der im Gemeinwesen unter Missachtung des Rechts (non iure) Herrschaft ausübt.“[154] Dieser Satz wurde im Mittelalter oft zitiert.[155]

Jonas von Orléans bestimmte in seinem wohl 831 verfassten Fürstenspiegel den Tyrannen als einen unfromm, ungerecht und grausam regierenden Herrscher.[156] Diese Definition steht auch in den Akten mehrerer fränkischer Synoden des 9. Jahrhunderts.[157] Hinkmar von Reims schrieb, ohne Sanftmut, Geduld und wahre Liebe könne ein Herrscher zum Tyrannen werden, jedenfalls fehle ihm ohne diese Eigenschaften die Qualifikation zum König.[158]

Unterschiedlich wurde die Frage beurteilt, ob Widerstand gegen einen tyrannischen Herrscher legitim sei. Aus dem von Augustinus betonten biblischen Gedanken, jede bestehende Herrschaft sei von Gott gewollt, ließ sich die grundsätzliche Verneinung eines Widerstandsrechts ableiten. Diese Position vertrat beispielsweise im frühen 12. Jahrhundert der Mönch Hugo von Fleury, der meinte, man müsse alle Untaten eines Tyrannen ertragen.[159] Manche Autoren, darunter bedeutende Päpste, waren jedoch anderer Ansicht. So stellte im Jahr 864 Papst Nikolaus I. fest, dass Machthaber, die nicht „gemäß dem Recht“ (iure) regieren, eher Tyrannen als Könige seien. Ihnen solle man Widerstand leisten (resistere).[160] Im 11. Jahrhundert war der Tyrannisvorwurf gängig; Papst Gregor VII. erhob ihn gegen König Philipp I. von Frankreich und vor allem gegen Heinrich IV., der als Tyrann sein Recht auf die Königswürde verwirkt habe.[161] Ein entschiedener Befürworter der Amtsenthebung tyrannischer Herrscher war der Gelehrte Manegold von Lautenbach, der im Investiturstreit als publizistischer Gegner Heinrichs IV. hervortrat. Er brachte vor, das Volk habe einen König nicht über sich erhoben, um ihm Gelegenheit zur Tyrannis zu bieten, sondern damit er es vor der Tyrannis anderer schütze. Daher sei der König abzusetzen, wenn er sich zu einem Tyrannen entwickle, der mit äußerster Grausamkeit gegen seine Untertanen vorgehe.[162]

Neue Aktualität erhielt die Thematik, als sich Roger II. von Sizilien 1130 zum König krönen ließ und damit ein neues Königtum gründete, nachdem er die Insel zuvor als Graf regiert hatte. Sein Gegner Bernhard von Clairvaux schmähte ihn als Tyrannen. Diese Bewertung vertrat auch der Geschichtsschreiber Otto von Freising, der in seiner Weltchronik Rogers Regierung als Erneuerung der antiken Tyrannis darstellte; der gegenwärtige Gewaltherrscher begehe seine grausamen Taten nach dem Vorbild der sizilischen Tyrannen des Altertums.[163]

Der englische Gelehrte Johannes von Salisbury war der erste mittelalterliche Staatstheoretiker, der die Frage nach der Berechtigung des Tyrannenmords ausführlich erörterte. Dabei griff er Überlegungen Ciceros auf. In seiner 1159 vollendeten Abhandlung Policraticus, die hauptsächlich dem Thema des Machtmissbrauchs gewidmet ist, werden die abschreckenden Schicksale römischer und biblischer „Tyrannen“ angeführt. Ein Tyrann ist für Johannes derjenige, der „die Gesetze“ – gemeint ist Gerechtigkeit in einem naturrechtlichen Sinn – aufhebt.[164] Das kann ein Usurpator oder auch ein rechtmäßiger, aber moralisch schlechter Fürst sein. Nach Johannes’ Worten ist es nicht nur zulässig, sondern auch gerecht, einen solchen ungerechten Herrscher zu töten. Es ist sogar eine ethische Pflicht, gegen ihn vorzugehen. Der Tyrann hat ein Majestätsverbrechen gegen das Recht, dem er unterstellt ist, begangen und sich damit selbst aus der Rechtsordnung entfernt. Mit der These, der Tyrann sei ein Feind der Allgemeinheit, griff Johannes auf den antiken römischen Begriff des Staatsfeindes, des hostis publicus, zurück. Allerdings betonte er, dass Personen, die sich eidlich zur Loyalität gegenüber dem Herrscher verpflichtet hätten, keinen Eidbruch begehen dürften. Damit schränkte er die Möglichkeit, einen Tyrannen zu beseitigen, faktisch stark ein, denn in der feudalen mittelalterlichen Gesellschaftsordnung waren die Großen, die für ein gewaltsames Vorgehen gegen den König in Betracht kamen, gewöhnlich durch einen Eid an ihn gebunden. Außerdem scheint Johannes angesichts der Gefahr, dass seine Stellungnahme als Ermutigung zu Giftmord, Verschwörung und Aufruhr aufgefasst werden könnte, vor den Konsequenzen seiner Kühnheit zurückgeschreckt zu sein, denn er empfahl als überlegene Alternative zum Tyrannenmord das Gebet um ein Eingreifen Gottes. Die Widersprüchlichkeit seiner Äußerungen hat in der modernen Forschung zu unterschiedlichen Interpretationen geführt.[165] Eindeutig nahm hingegen Johannes’ jüngerer Zeitgenosse Giraldus Cambrensis zugunsten des Tyrannenmords Stellung; dieser sei eine ehrenvolle und belohnenswerte Tat.[166]

Im Byzantinischen Reich fand die staatstheoretische Auseinandersetzung mit der Tyrannis wenig Beachtung. Ausführlich äußerte sich immerhin in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts der Erzbischof Theophylakt von Ohrid in seiner Paideía basilikḗ (Prinzenerziehung), einer Schrift für seinen Schüler, den künftigen Kaiser Konstantin X. Theophylakt zeichnete ein düsteres Bild des Tyrannen anhand von Gemeinplätzen der antiken Kritik an der Gewaltherrschaft.[167]

Spätmittelalter und Frührenaissance

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Im 13. Jahrhundert wurden zuvor unbekannte Schriften des Aristoteles zur Ethik und zur Politik den abendländischen Gelehrten zugänglich; die Nikomachische Ethik lag ab 1246/1247, die Politik ab etwa 1260/1265 in lateinischer Übersetzung vor. Diese Werke des antiken Philosophen wurden zu maßgeblichen Textbüchern im Universitätsunterricht.[168] Sie prägten die wissenschaftliche Beschäftigung der spätmittelalterlichen Scholastiker mit Fragen der Staatstheorie. Auf die Entwicklung des Tyrannisdiskurses gewannen die einschlägigen Ausführungen des Aristoteles entscheidenden Einfluss. Die aristotelische These, ein Tyrann unterscheide sich dadurch von einem rechten König, dass er nur um sein persönliches Wohl besorgt sei und nicht um das Gemeinwohl, wurde zum Ausgangspunkt vielfältiger Debatten über diese Thematik.

Erzählungen über die berüchtigten antiken Tyrannen Phalaris und Dionysios I. von Syrakus kannte man aus den Facta et dicta memorabilia, einer von dem antiken römischen Schriftsteller Valerius Maximus zusammengestellten Sammlung von „Denkwürdigkeiten“. Von dort gelangte solcher Stoff in die „Exempla“-Literatur, die mittelalterlichen Sammlungen von erbaulichen Geschichten, zu denen die im Spätmittelalter stark verbreiteten Gesta Romanorum zählten. Ab der Mitte des 15. Jahrhunderts war die Sammlung der Phalaris-Briefe in lateinischer Übersetzung im Umlauf; Pseudo-Phalaris wurde der meistgedruckte griechische Briefautor. Man hielt die Briefe meist für authentische Texte des historischen Tyrannen und befasste sich mit ihren Gedanken zum öffentlichen Leben.[169]

Definition und Beschreibung der Tyrannis

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Wegweisend war die Aristotelesrezeption des führenden Theologen Thomas von Aquin († 1274), der sich vor allem in seinem Fürstenspiegel Über das Königtum zur Tyrannenherrschaft äußerte. Wie Aristoteles hielt Thomas diese Regierungsform für die schlechteste von allen. In seiner Beschreibung ihrer Merkmale und Auswirkungen folgte er den einschlägigen Darlegungen des Aristoteles und erweiterte sie mit theologischen Erwägungen. Zur Definition bemerkte Thomas, es gebe eine Tyrannis hinsichtlich der Art des Erwerbs der Stellung, das heißt unter dem Gesichtspunkt der Usurpation, und eine unter dem Gesichtspunkt des Missbrauchs einer rechtlich legitimen Herrschaft.[170]

Ausführlich behandelte Aegidius Romanus die Tyrannis in seinem 1277/1279 verfassten Werk De regimine principum, dem am weitesten verbreiteten mittelalterlichen Fürstenspiegel. Als Grundlage diente ihm die Darstellung in der Politik des Aristoteles. Aegidius führte zehn Maßnahmen an, mit denen ein Tyrann seine Herrschaft zu bewahren suche und dabei das Gemeinwohl schwer schädige. Eines der Hauptanliegen eines solchen Herrschers sei es, die Untertanen möglichst ungebildet und unaufgeklärt zu halten, denn er fürchte sich vor Gebildeten, die seine Nichtswürdigkeit durchschauen und das Volk gegen ihn aufhetzen könnten. Wichtig sei ihm auch das Verbot von Vereinigungen und geselligen Zusammenkünften, in denen Freundschaften entstehen könnten, die dann einen Nährboden für Verschwörungen bilden würden. Zur Sicherung seiner Macht benötige und fördere er Argwohn und Zwietracht unter den Bürgern. Ein weiteres Mittel zur Vorbeugung gegen Verschwörungen sei die Verarmung des Volkes, denn wer von der Sorge um das tägliche Brot in Anspruch genommen werde, sei nicht in der Lage, sich politischen Bestrebungen zu widmen. Außerdem beschäftige der Tyrann das Volk stets mit der Abwehr äußerer Feinde und liege daher ständig im Kampf mit auswärtigen Mächten, um die Untertanen von der Unterdrückung durch seine Gewaltherrschaft abzulenken.[171]

Der Jurist Bartolus von Sassoferrato verfasste 1355/1357 eine Abhandlung über die Tyrannis. Wie schon Thomas von Aquin unterschied er zwischen zwei Arten von Tyrannen: dem Usurpator (tyrannus ex defectu tituli) und dem tyrannisch regierenden legitimen Machthaber (tyrannus ex parte exercitii). Außerdem fügte Bartolus eine weitere Unterscheidung hinzu: Es gebe den „offensichtlichen“ Tyrannen, dessen Gesetzlosigkeit klar ersichtlich sei, und den „verhüllten“, der sich im Rahmen des geltenden Rechts durch Vollmachten eine Basis schaffe und seine wahre Macht verschleiere.[172]

Die Problematik des Widerstands

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Über die Frage, wie mit einer bestehenden Gewaltherrschaft umzugehen sei, gingen im Spätmittelalter die Meinungen weit auseinander. Eine gemäßigte Position vertrat Thomas von Aquin, der zum Widerstandsrecht zurückhaltend Stellung bezog. Er unterschied zwischen berechtigtem Widerstand gegen einen Tyrannen und unzulässigem Aufruhr. Dabei machte er geltend, der Tyrann nähre Zwist im Volk und sei somit selbst der Aufrührer. Daher dürfe man gegen ihn vorgehen, doch müsse man dabei darauf achten, keinen größeren Schaden zu verursachen als den, der sich bei Bewahrung des Status quo ergebe. Ein fehlgeschlagener Versuch, den Tyrannen zu entmachten, verschlimmere nur das Los der Untertanen. Thomas empfahl, eine „milde“ Tyrannis zu tolerieren; erst wenn das Ausmaß der Repression unerträglich werde, seien Maßnahmen dagegen zu ergreifen. Das Einschreiten solle dann aber den zuständigen übergeordneten Amtsträgern überlassen bleiben; damit meinte Thomas wohl den Papst, den Kaiser oder König oder den Lehnsherrn des Tyrannen. Den Untergebenen eines ungerechten Machthabers stehe das Recht zu seiner Absetzung nur dann zu, wenn sie ihn gewählt hätten. Wenn er von einer höheren Instanz eingesetzt sei, dürfe nur diese gegen ihn einschreiten. Insbesondere dürfe sich ein Untertan nicht das Recht anmaßen, seinen tyrannischen, aber legitim regierenden Unterdrücker zu töten.[173]

Skepsis gegenüber dem Widerstand gegen eine tyrannische Obrigkeit war verbreitet. Manche Autoren behalfen sich mit der Hoffnung, man könne den Tyrannen durch Kritik ermahnen, gut beraten und so zur Tugend zurückführen. Warnende Hinweise darauf, dass ein gewaltsamer Umsturz drohe, wenn die Unterdrückung nicht beendet werde, sollten den auf Abwege geratenen Herrscher zur Einsicht bringen, dass er sein Verhalten ändern müsse. Zu den Autoren, die auf Ermahnung setzten, zählen Raymundus Lullus und der einflussreiche Theologe Johannes Gerson.[174]

Beträchtliche Brisanz erhielt der staatstheoretische Gelehrtendiskurs zu Beginn des 14. Jahrhunderts, als sich der Gegensatz zwischen Papst Bonifaz VIII. und König Philipp IV. von Frankreich verschärfte. In diesem Konflikt bezeichnete der französische Dominikaner Johannes Quidort von Paris, ein Parteigänger des Königs, im Jahr 1302 den Papst als Staatsfeind (hostis rei publicae). Dabei ging Johannes von der Tyrannenlehre des Thomas von Aquin aus, vermied es aber, den Papst ausdrücklich einen Tyrannen zu nennen. Er billigte dem französischen König das Recht zu, gegen Bonifaz Gewalt anzuwenden. Dies geschah dann im folgenden Jahr, als der König die Gefangensetzung des Papstes beim „Attentat von Anagni“ veranlasste, um ihn zur Abdankung zu zwingen.[175]

Publizistisch instrumentalisiert wurde die Tyranniskritik in dem Machtkampf zwischen Papst Johannes XXII. und Ludwig dem Bayern sowie in der gleichzeitigen Auseinandersetzung des Papstes mit franziskanischen Theologen im Armutsstreit. In diesen Konflikten beriefen sich papstfeindliche Publizisten auf das Widerstandsrecht, allerdings ohne dabei die Frage des Tyrannenmordes anzusprechen. Der Staatstheoretiker Marsilius von Padua, der auf Ludwigs Seite stand, nahm wie damals üblich die aristotelische Staatslehre zum Ausgangspunkt seiner Erwägungen. Bei seinen Ausführungen über die Legitimität von Herrschaftsansprüchen im Defensor pacis kam es ihm in erster Linie auf das Prinzip der Volkssouveränität an. Einen Ansatzpunkt bot die Feststellung des Aristoteles, dass dem Tyrannen die Zustimmung des Volkes fehle. Nach dem Verständnis des Marsilius legitimiert der Wille des Volkes die Herrschaft eines Monarchen. Ein Tyrann regiert aber, wie schon Aristoteles bemerkte, gegen den Willen und die Interessen des Volkes. Daher beseitigt ein tyrannisch regierender Monarch selbst das rechtliche Fundament seiner Stellung, die ihm das Volk entweder durch einen Wahlakt übertragen oder durch implizites Einverständnis gewährt hat. Ein Papst verfügt von vornherein über keine solche Rechtsgrundlage, denn ihm hat das Volk keine weltliche Macht verliehen. Daher kann er grundsätzlich keinen legitimen Anspruch auf politische Entscheidungsbefugnis erheben. Je mehr sich eine Regierung vom Einverständnis der Untergebenen und der gesetzlichen Ordnung, die dem Wohl des Volkes dient, ablöst, desto tyrannischer ist sie. Daher sind nichtgewählte Herrscher problematisch, denn bei ihnen ist das Ausmaß der Freiwilligkeit des Gehorsams der Untertanen geringer und es besteht eine Tendenz zum Machtmissbrauch. Ihre Maßnahmen sind weniger auf das Gemeinwohl ausgerichtet als die der gewählten Staatslenker. Erbmonarchen mögen glauben, ungestraft Unrecht tun zu können, während gewählte Herrscher ihren Wählern verpflichtet sind, die ihnen wegen ihrer bekannten Tugendhaftigkeit Vertrauen geschenkt haben. Darin liegt für Marsilius ein bedeutender Vorzug der Wahlmonarchie gegenüber der Erbmonarchie.[176] Auch der Franziskaner Wilhelm von Ockham, ein erbitterter Gegner des Papstes, ging von der aristotelischen Tyrannislehre aus. Er bezeichnete Johannes XXII. als blutdürstigen Tyrannen und rechtfertigte damit seine Gehorsamsverweigerung und seinen Widerstand. Nach Ockhams Urteil ist jeder Anspruch auf uneingeschränkte Macht zurückzuweisen, denn die Untertanen werden dadurch zu Sklaven des Herrschers, und dies ist unvereinbar mit der Menschenwürde (dignitas humani generis). Die Absetzung und Verhaftung eines Königs durch seine Untertanen kann nach Ockhams Staatstheorie aufgrund des Naturrechts (ex iure naturali) legitim sein.[177]

Neue Aktualität erhielt der Konflikt um das Widerstandsrecht im frühen 15. Jahrhundert durch die publizistische Auseinandersetzung um den politischen Mord an Herzog Ludwig von Orléans. Dieser war im Jahr 1407 auf Anstiften seines Vetters und Rivalen, des Herzogs Johann Ohnefurcht von Burgund, in Paris ermordet worden. Bei der Pariser Bevölkerung, die Ludwig als Tyrannen betrachtete, war die Tat populär, man sah darin einen Befreiungsakt. Der Theologe Jean Petit erhielt von der burgundischen Seite den Auftrag, den Mord vor König Karl VI., dem Bruder des Ermordeten, zu rechtfertigen. Zu diesem Zweck hielt er eine Rede, in der er Ludwig des Hochverrats beschuldigte. Petit brachte vor, ein Hochverräter sei als solcher ein Tyrann. Einen Tyrannen dürfe jeder aus eigenem Antrieb töten, ohne Auftrag einer höheren Instanz, und das sei eine verdienstliche Tat. Zur Untermauerung seiner Thesen zitierte der Redner Aristoteles, Cicero, Johannes von Salisbury und Thomas von Aquin. Seine Darlegungen wurden von der burgundischen Seite als publizistischer Text verbreitet.[178]

Darauf holte das gegnerische Lager zu einem Gegenschlag aus, dessen Durchführung Johannes Gerson, der Kanzler der Pariser Universität, übernahm. Gerson trat als Hauptwidersacher Petits hervor und erhob scharfen Widerspruch gegen die Rechtfertigung der Selbstjustiz. Er trug die Streitfrage dem Konzil von Konstanz vor, um eine Verdammung der Thesen Petits als glaubenswidrig zu erreichen. Dieses Ansinnen stieß jedoch bei der Mehrheit der Konzilsteilnehmer auf Einwände oder Ablehnung. Zunächst kam es zu einem Kompromiss: Am 6. Juli 1415 verwarf das Konzil nicht Petits gesamte Lehre, sondern nur eine überspitzt formulierte Version der Billigung des Tyrannenmords. Nach dieser vom Konzil für anstößig und gefährlich erklärten Version darf jeder Tyrann von jedem seiner Vasallen oder Untertanen getötet werden, wobei eine richterliche Feststellung der Schuld nicht erforderlich ist und sogar Heimtücke und Eidbruch zulässig sind. Damit gab sich Gerson jedoch nicht zufrieden, er forderte die Verurteilung aller Hauptthesen Petits. Ein Hauptargument gegen Petit war, er habe den Begriff des Tyrannen so erweitert, dass jeder Machtmissbrauch zur Feststellung einer Tyrannis ausreiche. Infolgedessen werde jedem erlaubt, nach eigenem Gutdünken ein Attentat zu begehen, und das führe zur Anarchie. Die Gegenseite machte jedoch geltend, das Konzil sei nicht zuständig, da es sich nicht um eine Glaubensfrage handle, sondern um ein weltliches Problem, über das man verschiedener Meinung sein könne. Diese Auffassung setzte sich durch. So scheiterte Gerson mit seinem Anliegen.[179] Trotz seiner scharfen Verurteilung von Petits Auffassung lehnte Gerson den Tyrannenmord nicht prinzipiell ab, vielmehr billigte er ihn unter engen Voraussetzungen.[180]

Eifrig diskutiert wurden im Spätmittelalter und in der Frührenaissance die Fragen, ob Caesar ein Tyrann gewesen sei und ob man seine Mörder Cassius und Brutus als verdienstvolle Freiheitshelden oder als verachtenswerte Verräter zu betrachten habe. Thomas von Aquin befand, Cicero habe den Mord mit Recht gebilligt, denn Caesar sei ein Usurpator gewesen.[181] Auch Humanisten wie Giovanni Boccaccio[182] und Poggio Bracciolini schlossen sich der Sichtweise der caesarfeindlichen Tradition an. Aus dieser Perspektive erschienen Cassius und Brutus als gutwillige Patrioten. Verbreitet war aber auch die Meinung, ihre Tat sei ein schändlicher Verrat an einem Herrscher, dem die göttliche Vorsehung die Regierung anvertraut habe. Dieser Bewertung verschaffte Dante Auftrieb, indem er in seiner Commedia die beiden Caesarmörder zusammen mit Judas Iskariot als Verräter in den untersten Bereich der Hölle versetzte. Bildende Künstler griffen Dantes Schilderung auf; verschiedentlich wurden die drei „Erzverräter“ Judas, Brutus und Cassius zusammen bildlich dargestellt.[183] Das Verdammungsurteil in der Commedia war aber umstritten. Die namhaften Humanisten Leonardo Bruni und Cristoforo Landino, die Brutus als Tyrannentöter bewunderten, wählten den Weg einer Umdeutung. Sie fassten die Gestalten „Caesar“ und „Brutus“ in Dantes Gedicht als überzeitliche literarische Muster auf, die nicht mit den historischen Personen gleichzusetzen seien.[184] Zustimmung fand Dantes Wertung hingegen bei dem Florentiner Humanisten und Staatsmann Coluccio Salutati, der seine Überlegungen in seinem zwischen 1392 und 1400 verfassten Tractatus de tyranno darlegte. Salutati führte aus, Caesar sei weder Usurpator noch Unterdrücker gewesen, vielmehr habe er die Herrschaft rechtmäßig innegehabt und im Dienst des Staatswohls gehandelt. Daher gebe es für seine Ermordung keine Rechtfertigung. Zur grundsätzlichen Problematik des Widerstandsrechts führte Salutati aus, einen Usurpator dürfe jede beliebige Privatperson jederzeit töten. Wenn es sich hingegen um einen zwar tyrannisch agierenden, aber legitimen Herrscher handle, sei niemand befugt, nach eigenem Gutdünken gewaltsam gegen ihn vorzugehen. Der Beseitigung eines solchen Tyrannen müsse entweder ein Urteil des übergeordneten Souveräns oder, falls ein solcher fehle, ein Willensakt des Volkes vorangehen. Auch Cyriacus von Ancona und Guarino da Verona verteidigten Caesar und verdammten den Tyrannenmord.[185]

Die Gedankenwelt des Florentiner Humanisten Alamanno Rinuccini (1426–1499), der an Ciceros republikanisches Freiheitskonzept anknüpfte, war von der Tradition der antimonarchischen Freiheitsliebe geprägt. Für ihn war der Politiker Lorenzo il Magnifico, der in Florenz eine monarchenähnliche Stellung innehatte, ein Tyrann. Daher lobte Rinuccini 1479 in seinem Dialog De libertate das Attentat auf Lorenzo und dessen Bruder, das die Teilnehmer der Pazzi-Verschwörung im Vorjahr verübt hatten. Er sah in den Verschwörern Freiheitskämpfer, die den klassischen Vorbildern Brutus und Cassius an die Seite zu stellen seien.[186]

In der Frühen Neuzeit gingen die Debatten über Tyrannis und Tyrannenmord zunächst von den antiken Begriffsbestimmungen, Beschreibungen und Bewertungen aus oder nahmen zumindest auf die Klassiker Bezug. In der Welt der Renaissance-Humanisten war das Tyrannenbild der antiken Quellen bestimmend. Zu den Grundlagentexten zählten Platons Analyse in der Politeia, die Typologie der Regierungsformen in der Politik des Aristoteles und die Tyranniskritik von Ciceros Pflichtenlehre in De officiis; das staatstheoretische Hauptwerk Ciceros, De re publica, war verschollen. Daneben machte sich ein anderer Traditionsstrang geltend, der auf einem biblisch und theologisch fundierten Verständnis des Verhältnisses von Obrigkeit und Untertanen beruhte. Im Verlauf der Frühen Neuzeit nahm jedoch die Bedeutung der herkömmlichen Konzepte ab. Die Kampfbegriffe „Tyrann“ und „Tyrannei“ lösten sich von ihren antiken Wurzeln, sie wurden auch ungenau und in übertragenem Sinn verwendet und entpolitisiert. Die Erörterungen über die Bindung der Fürsten an das Recht, über die Abgrenzung einer legitimen Herrschaft von „Tyrannei“ oder „Despotie“ und über das Widerstandsrecht wurden zunehmend von der Gedankenwelt neuzeitlicher Staatstheoretiker geprägt. Diese Autoren setzten eigene Modelle an die Stelle der antiken Staats- und Regierungsformenlehren. Die antiken Autoritäten und Beispiele wurden zwar weiterhin angeführt, traten aber im staatstheoretischen Diskurs in den Hintergrund.[187]

Im 16. Jahrhundert blieb die aristotelische Tradition lebendig, „ungerechte“ Herrscher nicht als Fürsten zu betrachten, sondern – ungeachtet ihrer staatsrechtlichen Legitimität – als Tyrannen. Durch diese Bezeichnung stellte man sie den „gerechten“ Fürsten als deren Gegenteil entgegen. Manche Autoren, insbesondere die „Monarchomachen“ („Monarchenbekämpfer“), hielten an der aristotelischen Vorstellung fest, zwischen „König“ und „Tyrann“ bestehe ein direkter Gegensatz. Gegen diese Auffassung und Terminologie wandten sich jedoch die namhaften Staatstheoretiker Niccolò Machiavelli (1469–1527), Jean Bodin († 1596) und Thomas Hobbes (1588–1679).[188]

Machiavelli plädierte für die Aufhebung der Unterscheidung zwischen dem guten „König“ und dem schlechten „Tyrannen“. Stattdessen unterschied er zwischen ererbter und durch eigene Bemühungen oder Glück neu errungener Herrschaft. Beim Neuherrscher (principe nuovo) nahm er nach der Art des Aufstiegs eine Unterteilung in vier Arten vor. Dabei zog er neben Beispielen aus der nahen Vergangenheit auch antike wie den Tyrannen Agathokles heran. Im Gegensatz zur antiken und mittelalterlichen Klassifikation dient in Machiavellis Modell weder die juristische Rechtmäßigkeit der Machtübernahme noch die moralische Qualität der Machtausübung als Unterscheidungsmerkmal, auch die Zufriedenheit der Regierten ist kein Kriterium; nur auf die faktischen Umstände, die den Regierungsantritt ermöglicht haben, kommt es an. Daher fällt die herkömmliche Kategorie der illegal errichteten und/oder grausam ausgeübten Gewaltherrschaft weg. Eine solche per se „schlechte“ Regierungsform kennt das System nicht. In seinem Hauptwerk Il principe verwendete Machiavelli den Ausdruck „Tyrann“ überhaupt nicht, wohl aber in seinen Discorsi. Dort verurteilte er die Tyrannis – gemeint ist eine Prosperität verhindernde Regierungsweise – vehement und reihte Caesar, den er sehr negativ beurteilte, unter die Tyrannen ein. Dabei nahm er aber nicht an der Usurpation Anstoß, sondern daran, dass Caesars Maßnahmen unter anderem die Staatsfinanzen und den Wohlstand der Bürger zugrunde gerichtet hätten. Im Principe knüpfte Machiavelli an Xenophons Hieron und an die Politik des Aristoteles an. Er entnahm diesen Werken eine Fülle von Aussagen, nutzte sie jedoch entgegen der normativen Absicht der antiken Autoren.[189]

Auch das System von Jean Bodin weicht stark von der herkömmlichen Verfassungsklassifikation antiken Ursprungs ab, denn er verzichtete darauf, den „guten“ Staatsformen Verfallsformen – darunter die Tyrannis – als eigenständige Herrschaftstypen gegenüberzustellen. Bodin sah in der Qualität der Machtausübung kein Klassifikationskriterium.[190]

Ein dezidierter Befürworter des Tyrannenmords war der Humanist Gerolamo Cardano (1501–1576). In seinem Traktat Über die Tyrannen und die Tyrannentöter verwarf er die Ansicht, man dürfe einen Gewaltherrscher nicht umbringen, da Gott ihn gewähren lasse. Dagegen wandte er ein, Gott habe auch gefährliche und schädliche Tiere geschaffen; ebenso wie diese dürfe man auch einen Tyrannen töten.[191]

Thomas Hobbes als überzeugter Monarchist meinte, die aristotelische Definition der Tyrannis sei unbrauchbar. Er forderte die gänzliche Aufhebung der Unterscheidung von Königtum und Tyrannis. Es gebe keine eigenständige Regierungsform namens „Tyrannis“, vielmehr sei „Tyrann“ nur eine polemische Bezeichnung unzufriedener Untertanen für einen missliebigen Monarchen. Die Ablehnung der Alleinherrschaft beruhe nur auf Furcht vor einer starken Regierung. Eine der häufigsten Ursachen von Rebellion gegen die Monarchie sei die Lektüre antiker tyrannenfeindlicher Schriften, von denen sich unvernünftige Menschen beeindrucken ließen.[192]

Die Heroisierung der antiken Tyrannenmörder war in der Frühen Neuzeit weiterhin verbreitet. Sie lieferte den Befürwortern des gewaltsamen Widerstands Muster, auf die sie sich berufen konnten. Hinzu kam das hohe Ansehen der tyrannenfeindlichen antiken Autoren. Der schottische protestantische Humanist George Buchanan vertrat 1579 in seinem Dialog De jure regni apud Scotos die Ansicht, einen ungerechten Herrscher dürfe jeder töten. Dies sei eine verdienstvolle Tat, die mit Recht öffentliche Anerkennung und Belohnung erhalte. Die Autoritäten, auf die sich Buchanan berief, waren Cicero, Xenophon, Platon, Aristoteles und Seneca.[193] Der kämpferische Katholik Gulielmus Rossaeus teilte aus seiner Sicht diese Meinung; er befand 1590, ein zum Protestantismus übergetretener Herrscher sei ein Tyrann und dürfe als solcher auch von Privatpersonen getötet werden. Dies lasse sich aus dem Naturrecht ableiten, wie schon Cicero erkannt habe. Das sei auch der Standpunkt der klügsten Griechen gewesen.[194] Der Jesuit Juan de Mariana erörterte 1599 in seiner Abhandlung De rege et regis institutione die Frage, ob das Vorgehen mit Waffengewalt gegen einen legitim ins Amt gelangten Tyrannen zulässig sei, und bejahte sie nach eingehender Untersuchung unter bestimmten Voraussetzungen. Mariana erstellte eine Liste getöteter antiker Tyrannen, darunter Caesar, und wies darauf hin, dass deren Mörder immer noch in Ruhm und Ansehen stünden. Dieses Urteil der Nachwelt sei Ausdruck eines der menschlichen Natur innewohnenden Sinnes für die Unterscheidung zwischen dem Ehrenhaften und dem Schändlichen.[195] In England nahm der Republikaner John Milton in seinen Schriften The Tenure of Kings and Magistrates (1649) und Pro Populo Anglicano Defensio (1651) Stellung. Milton berief sich ausführlich auf antike Literatur, wobei er sich besonders an Cicero orientierte. Er vertrat nachdrücklich seine Überzeugung, der Tyrann stehe als wilde Bestie und Feind der Menschheit außerhalb der menschlichen Ordnung und habe daher den Tod verdient.[196]

Nicht nur Theoretikern des gewaltsamen Widerstands, sondern auch Attentätern boten die weithin respektierten und bewunderten antiken Tyrannenbekämpfer Bestätigung und Ermutigung. Vor allem Brutus wurde verehrt. Schon 1476 hatte sich der Verschwörer Girolamo Olgiati, der an der Ermordung des Mailänder Herzogs Galeazzo Maria Sforza beteiligt war, nach seiner Verhaftung ausführlich auf die Vorbilder Brutus und Cassius berufen. Olgiatis Lehrer, der Humanist Cola de’ Montani, hatte ihm Bewunderung für die antiken Helden eingeflößt, die ihre Heimatländer von der Tyrannis befreit hätten. Pietro Paolo Boscoli, der 1513 an einer Verschwörung gegen die damals in Florenz regierenden Mediceer beteiligt war, gab an, seine intensive Beschäftigung mit Brutus habe ihn motiviert. Der berühmteste Attentäter der Renaissance, Lorenzino de’ Medici, der 1537 den Herzog Alessandro de’ Medici ermordete, wollte als neuer Brutus Ruhm erlangen. In seiner Rechtfertigungsschrift beschrieb er Alessandro als Monster, das Nero, Caligula und den Tyrannen Phalaris von Akragas übertroffen habe; sich selbst verglich er mit dem Tyrannenbekämpfer Timoleon.[197]

In der frühneuzeitlichen Belletristik wurden Motive aus dem Themenbereich der tyrannischen Unterdrückung und der von ihr erzeugten Konflikte häufig und auf vielfältige Weise verwertet. Manche Autoren griffen antike Stoffe auf; insbesondere Caesar und verrufene römische Kaiser eigneten sich als tyrannische Protagonisten.[198]

Der Satiriker Traiano Boccalini veröffentlichte 1612–1613 seine Satire Ragguagli di Parnaso. In diesem Werk schildert der Autor als Berichterstatter eine Episode in einem imaginären Reich auf dem Parnass. Eine Schar von frühneuzeitlichen Monarchen und Fürsten belagert die Villa des Aristoteles mit einem großen Heer. Sie wollen den Denker zwingen, seine Definition aus der Politik zu widerrufen, der zufolge derjenige Herrscher ein Tyrann ist, der mehr an seinem persönlichen Nutzen als am Gemeinwohl interessiert ist. Ihnen missfällt, dass diese Definition auf jeden von ihnen zutrifft. Vergeblich versucht ein herbeigeeiltes Heer von Dichtern, den Belagerten aus der Gefahr zu befreien. Erst das Eingreifen des Herzogs Federico da Montefeltro, eines berühmten Condottiere und Kunstmäzens, löst den Konflikt. Der Herzog bewegt den vor Angst halbtoten Philosophen schnell zu dem verlangten Widerruf. Aristoteles ändert seine Definition dahingehend, dass die Tyrannen ein gewisser antiker Menschenschlag gewesen seien, von dem man heutzutage jede Spur verloren habe.[199]

Friedrich Hölderlin äußerte sich enthusiastisch über die Tyrannenmörder Harmodios und Aristogeiton.[200] Friedrich Schiller wählte in zwei Balladen, Der Ring des Polykrates (1797) und Die Bürgschaft (1798), Stoffe aus der antiken griechischen Tyrannenlegende. Beide Gedichte stellen die innere Einsamkeit des Tyrannen heraus. In der Bürgschaft wird das Freundespaar Damon und Phintias verherrlicht. Damon, den Schiller in der Urfassung der Ballade – dem antiken Handbuch Genealogiae folgend – Möros nannte, ist der edle Attentäter, der vergeblich versucht, in Syrakus den Gewaltherrscher Dionysios zu ermorden.[201] Im Ring des Polykrates erscheint der legendäre Tyrann Polykrates von Samos als Liebling der Götter, denn das Glück begünstigt ihn bisher immer. Nur die beklemmende Vorahnung seines Gastfreunds deutet darauf, dass dem erfolgsgewohnten Alleinherrscher eine jähe Schicksalswende und ein schreckliches Ende bevorstehen.[202]

Altertumswissenschaft

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In der modernen Altertumswissenschaft ist vor allem die ältere, „archaische“ Tyrannis Gegenstand intensiver Debatten. Es sind zahlreiche Interpretationen vorgelegt worden, die sich grob in zwei Richtungen unterteilen lassen. Die ältere Forschungsrichtung sieht in den Tyrannen die Fürsprecher von großen, bisher benachteiligten sozialen Gruppen, die politische Mitsprache forderten und das Machtmonopol einer exklusiven Aristokratenschicht aufbrechen wollten. Nach der Gegenmeinung, die in neuerer Zeit viel Zustimmung gefunden hat, sind die Konflikte um die archaische Tyrannis als Machtkämpfe innerhalb der aristokratischen Elite zu deuten, an denen das Bürgertum kaum beteiligt war; einen Anspruch der bürgerlichen „Mittelklasse“ auf politische Mitsprache gab es vor dem 5. Jahrhundert v. Chr. nicht. Eine andere kontrovers diskutierte Frage lautet, ob die adligen Standesgenossen eines Tyrannen ihn im Grunde trotz aller Gegnerschaft als einen der Ihren betrachteten oder ob die Tyrannis als unverzeihlicher Verrat an den Normen und Interessen des Adels galt.[203] – Weniger Beachtung hat in der Forschung die jüngere Tyrannis als historisches Phänomen gefunden. Ihre allgemeine systematische Untersuchung ist bis ins frühe 21. Jahrhundert vernachlässigt worden, obwohl für ihre Zeit ein reichhaltigeres Quellenmaterial zur Verfügung steht als für die ältere Tyrannis.[204]

Die moderne Tyrannisforschung begann mit der Habilitationsschrift, die Wilhelm Drumann 1812 vorlegte. In dieser Studie über Wesen und Eigenart der griechischen Tyrannis stellte Drumann die traditionelle negative Einschätzung als Usurpation auf eine wissenschaftliche Grundlage. Er definierte den Tyrannen als Bürger, der mit Gewalt oder List gegen den Volkswillen die Alleinherrschaft erlangt hat.[205] Vier Jahrzehnte später veröffentlichte Hermann Gottlob Plaß 1852 seine umfangreiche, für die Folgezeit wegweisende Untersuchung Die Tyrannis in ihren beiden Perioden bei den alten Griechen. Er führte die heute geläufige Unterscheidung zwischen älterer und jüngerer Tyrannis ein. Nach seiner Darstellung war der typische Tyrann ein adliger Demagoge, der sich als „Volksfreund“ gegen die eigenen Standesgenossen auf unterdrückte Bevölkerungsschichten stützte, um nach der Macht zu greifen. Die Tyrannis sei traditionsfeindlich gewesen; ihre politische Bedeutung liege darin, dass sie sich gegen die Adelsherrschaft gerichtet und damit der Demokratie zum Durchbruch verholfen habe. Manche Überlegungen von Plaß sind auch in der neueren Forschung noch aktuell.[206] Zustimmung fand seine Deutung bei Eduard Meyer, der meinte, die archaischen Tyrannen seien meist ehrgeizige Adlige gewesen, die „an der Spitze des Demos“ emporgekommen seien; sie hätten in der Regel „als Führer der populären Parteien im Kampf mit dem Adel“ ihre Monarchie errichtet.[207]

Im Jahr 1898 wurde der erste Band von Jacob Burckhardts Griechischer Kulturgeschichte postum veröffentlicht. Nach Burckhardts Urteil war die Tyrannis „eine der ganz unvermeidlichen Formen der griechischen Staatsidee“, und „in jedem begabten und ehrgeizigen Griechen wohnte ein Tyrann“. Die große Verbreitung des Phänomens beweise, dass es einer „relativen Notwendigkeit“ entsprochen haben müsse. Burckhardt fasste die Tyrannis als „Todeskrankheit der Aristokratie“ auf. Generell habe die Polis eine unbedingte Macht über die Bürger besessen, und der Tyrann habe nicht mehr getan, als sich die Polis jederzeit erlaubt habe; er habe die Polis repräsentiert „ungefähr wie Napoleon die Revolution“.[208]

Schon im 19. Jahrhundert wurde versucht, ökonomische Entwicklungen als Ursache für das Aufkommen der Tyrannis zu bestimmen. Georg Busolt wies auf den Aufschwung von Handel, Seefahrt und Industrie und die Einführung des Münzwesens hin; in Griechenland seien Tyrannenherrschaften zuerst „an der Haupthandelsstraße, am Isthmos“ entstanden.[209] Eine starke Version der ökonomischen Hypothese trug Percy N. Ure 1922 vor. Er sah in den archaischen Tyrannen Unternehmer, Vertreter einer neureichen Kapitalistenklasse, die nach der Einführung des Münzwesens ihre Dominanz in Handel, Industrie und Gewerbe zur Ergreifung der politischen Macht genutzt hätten. Der Ursprung und die Basis der Tyrannenmacht sei kommerziell. Die Alleinherrscher hätten als fähige Geschäftsleute für Prosperität und Fortschritt gesorgt und eine kluge Politik der Arbeitsbeschaffung getrieben. Ures modernisierende Sichtweise stieß zwar in der Fachwelt auf Ablehnung, doch einzelne Gedanken aus seiner ökonomischen Deutung des Phänomens Tyrannis fanden in der späteren Forschung Befürworter.[210]

In den dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts machte sich eine günstige, teils dezidiert positive Einschätzung der älteren Tyrannis geltend. Nicht nur in der Altertumswissenschaft des Dritten Reichs, sondern auch in einer Reihe von Publikationen englischsprachiger Forscher wurde das Bild des staatsmännischen Tyrannen gezeichnet. Man stellte ihn als weitsichtigen Volksführer dar, der als Interessenvertreter der Verarmten, Unterdrückten und Entrechteten aufgetreten sei und auf soziale, ökonomische und politische Krisen sinnvoll reagiert habe („Volksführer-Theorie“). Nach einem anderen Ansatz war er der politische Repräsentant der Hopliten, einer aufsteigenden Schicht wohlhabender Bürger, die als Schwerbewaffnete in den Krieg zogen („Hopliten-Theorie“). Modelle mit solchen aufwertenden Beurteilungen vertraten u. a. Martin Persson Nilsson (1936),[211] Malcolm MacLaren Jr. (1941)[212] und Thomas Lenschau (1948).[213] Eine nationalsozialistische Perspektive nahm Fritz Schachermeyr ein, unter anderem in seinem Artikel über Peisistratos in Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (1937). Er beschrieb diesen Tyrannen als wahren Patrioten, der „zweifellos zu den Führergestalten nordischer Art“ gehöre. Peisistratos habe das verwirklicht, was die ältere Tyrannis im Allgemeinen angestrebt habe: eine „neue totale und repräsentative Staatsidee“, Förderung der kulturellen Belange von Staats wegen und den wirtschaftlichen Ausgleich.[214]

Einen Versuch der Aktualisierung des antiken Tyrannisbegriffs unternahm Leo Strauss 1948 mit seiner Monographie On Tyranny, in der er Xenophons Hieron interpretierte. Dort trug Strauss die These vor, der spezifische Charakter moderner Diktaturen sei nicht zu verstehen, solange man die elementare, „natürliche“ Form der Tyrannei, die antike Tyrannis, nicht verstanden habe. Der klassischen Analyse der Tyrannis komme eine überzeitliche Geltung zu. Daher sei es erforderlich, auf die politische Wissenschaft der antiken Klassiker zurückzugreifen. Im staatstheoretischen Diskurs sei es legitim, in dem traditionellen wertenden Sinn von Tyrannei zu sprechen, obwohl man damit die Forderung der wissenschaftlichen Wertfreiheit nicht erfülle.[215] Diese These stieß jedoch auf den Widerspruch von Eric Voegelin und Alexandre Kojève. Voegelin beanstandete, dass das klassische antike Tyranniskonzept zu eng sei. Es könne dem Phänomen des „Cäsarismus“, der nach dem endgültigen Zusammenbruch einer republikanischen Staatsordnung auftrete, nicht gerecht werden.[216]

Einen wichtigen Impuls setzte Helmut Berve, der seine Sichtweise zuerst 1954 in seinem Aufsatz Wesenszüge der griechischen Tyrannis[217] und dann 1967 in seiner Monographie Die Tyrannis bei den Griechen darlegte. Er hielt die Tyrannen keineswegs für weitsichtige Staatsmänner. Nach Berves Darstellung waren sie selbstsüchtige, machtgierige Politiker, die rücksichtslos vorgingen und das Gemeinwesen vergewaltigten. Der Tyrann war der Gegenspieler der Polis, des autonomen Staates. Er löste die Bindung an Tradition und Gesetz, herrschte „gegen den Willen der Bürger eigenmächtig und zu eigenem Nutzen“ und stand in fundamentalem Gegensatz „schon zu den Ordnungen und Bräuchen der Adelsgesellschaft, vollends aber zum Rechtsstaat der ausgebildeten Polis“.[218] Das Kriterium, das einen Tyrannen von einem Oberbeamten oder König unterscheidet, ist für Berve nicht das Ausmaß der Machtfülle oder die Härte der Repression, sondern die gesetzwidrige Überschreitung der Befugnisse, welche die Polis ihrem Lenker zugebilligt hat. Dies sei das klassische antike Definitionsmerkmal der Tyrannis, an dem sich die Terminologie der Forschung zu orientieren habe. Berve sah einen wesentlichen Unterschied zwischen antiker Tyrannis und moderner Diktatur „trotz frappierenden Ähnlichkeiten“ darin, dass der Tyrann „nicht Träger sozialer, politischer, nationaler oder quasireligiöser Ideen, sondern gewissermaßen nur Individuum ist“. Keiner der bekannten Tyrannen habe überpersönliche Ziele verfolgt. Allerdings habe für einen griechischen Gewaltherrscher die Notwendigkeit bestanden, sein Regime als legitim zu erweisen. Daher seien die Tyrannen innovativ gewesen; sie hätten den technischen Fortschritt gefördert und sich um wirtschaftliche Prosperität und sozialen Ausgleich bemüht. Damit hätten sie für ihre Staaten auch Positives bewirkt.[219]

Nach seinen Worten rechnete Berve damit, dass seiner Monographie „der Vorwurf eines rückständigen Positivismus gemacht werden könnte“.[220] Diese Vermutung bewahrheitete sich,[221] doch fand sein „individualistischer“ Ansatz auch Anklang, etwa bei Robert Drews (1972)[222] und Stefan von der Lahr (1992).[223] An Berves Ergebnisse anknüpfend betonte von der Lahr den scharfen Gegensatz des Tyrannen zum aristokratischen Staat. Zwar habe der Tyrann im Adel eine Anzahl von Parteigängern gehabt, doch für die konservative aristokratische Gesellschaft sei er ein geächteter Außenseiter gewesen, ein Feind, dem sie sich als soziale Gruppe widersetzt habe. Dieser Widerstand sei nicht nur Ausdruck persönlicher Rivalitäten, sondern von grundsätzlicher Art gewesen.[224] Damit widersprach von der Lahr der Ansicht von Michael Stahl (1987) über die Beziehungen zwischen dem Tyrannen und der traditionellen Führungsschicht. Nach Stahls Rekonstruktion der sozialen Zusammenhänge lief die Erringung einer Vorherrschaftsposition nicht „per se der Ordnung aristokratischen Zusammenlebens zuwider“. Ein Usurpator sei durch seinen Sieg nicht mit einem Schlag in ein qualitativ neues Verhältnis zu seinen Standesgenossen getreten, sondern habe innerhalb der herkömmlichen sozialen Ordnung agiert. Seine Sonderstellung sei den Aristokraten als grundsätzlich tolerables Phänomen erschienen.[225]

Neben der „individualistischen“ Interpretation blieben die alternativen Deutungsansätze weiterhin aktuell: Während Claude Mossé (1969),[226] Gerd Zörner (1971)[227] und Claudia de Oliveira Gomes[228] an der „Volksführer-Theorie“ festhielten, griffen Mary White (1955),[229] Antony Andrewes (1956)[230] und John Salmon (1977)[231] die „Hopliten-Theorie“ auf. Sie meinten, die archaischen Usurpatoren hätten sich auf die unzufriedenen „middle-class hoplite soldiers“ gestützt, eine neue, erstarkende Mittelschicht, die infolge der wirtschaftlichen Entwicklung entstanden sei. Nach der Hopliten-Theorie lehnte sich das dynamische Bürgertum gegen das statische Machtmonopol einer aristokratischen Führungsschicht auf und forderte politische Mitsprache. Zu diesem Zweck unterstützte es die Einrichtung der Tyrannis, und diese diente dann durch Schwächung des Adels und Förderung der Wirtschaft den Interessen der Hopliten. Der Tyrann stärkte seine bürgerliche Anhängerschaft, bis sie sich gegen den Adel so nachhaltig durchgesetzt hatte, dass sie des Alleinherrschers nicht mehr bedurfte. Dann wurde die Tyrannis von den Kräften, auf die sie sich gestützt hatte, beseitigt. Oswyn Murray (1982) kombinierte die Volksführer- und die Hoplitentheorie; die Hopliten seien der wichtigste Teil des waffenfähigen Volkes gewesen, ohne den dieses machtlos gewesen wäre.[232] – Kritik kam u. a. von George L. Cawkwell (1995), der sowohl die Volksführer-Theorie als auch die Hopliten-Theorie für völlig verfehlt hielt.[233]

Historiker, die vom marxistischen Geschichtsbild ausgingen, wiesen den ökonomischen Verhältnissen eine maßgebliche Bedeutung zu. Analysen dieser Art legten Pavel Oliva (1956, 1960)[234] und Hans-Joachim Diesner (1960)[235] vor. Gemeinsam ist ihren Überlegungen die Betonung der Rolle der Klassenkämpfe und der Sklaverei. Oliva meinte, die ältere Tyrannis sei antiaristokratisch und daher eine progressive Erscheinung gewesen. Die Entwicklung einer von Sklavenarbeit geprägten Produktion habe zunächst zur Bereicherung des Adels geführt. Im Lauf der Zeit habe sich aber eine neue, aufstrebende Klasse von Industriellen und Händlern gebildet, die gegen die nach unten undurchlässige adlige Führungsschicht rebelliert habe. Ihr Instrument sei die ältere Tyrannis gewesen. Diese habe das System der Adelsherrschaft zerschlagen und damit der sich ausbildenden Sklavenhaltergesellschaft eine neue Ausrichtung gegeben. Schließlich sei die Tyrannis aber von den gesellschaftlichen Kräften, die sie politisch und ökonomisch gestärkt habe, beseitigt worden, da sie von ihnen nicht mehr benötigt worden sei. Zu einer teilweise anderen Einschätzung gelangte Diesner. Auch für ihn war der Ausgangspunkt der Gegensatz zwischen dem landbesitzenden Geburtsadel und dem „Geldadel“, der beschleunigt heranwachsenden neuen Klasse der reichen Kaufleute und Gewerbetreibenden. Der Geldadel habe den Geburtsadel ökonomisch zurückgedrängt und schrittweise entmachtet. Auch die Tyrannen seien im Kampf gegen die Aristokratie emporgekommen. Dabei habe sich die ältere Tyrannis aber häufig nicht auf den Geldadel gestützt, sondern auf ärmere Schichten, denen sie ökonomische Vorteile verschafft habe. Damit habe sie ungewollt der „Demokratie der Sklavenhalter“ den Weg bereitet. Somit sei sie fortschrittlicher als das Adelsregime. Die Tyrannen hätten viel zur Festigung des Sklavenhalterstaats beigetragen, der aber oft erst nach dem Ende ihrer Herrschaft einen stürmischen politischen und ökonomischen Aufschwung genommen habe. Die jüngere Tyrannis hielt Diesner für eine „an sich reaktionäre“ Erscheinung. Sie habe einen ständig wachsenden Teil des Sozialprodukts für den Luxus und die Sicherheit des Machthabers in Anspruch genommen und mit ihrem Vorgehen eine wachsende Opposition hervorgerufen, der sie schließlich erlegen sei.[236] – In der neueren Forschung wird gegen den marxistischen Ansatz eingewendet, er weise der Wirtschaft eine Größenordnung und Bedeutung zu, die sie damals nachweislich nicht besessen habe.[237]

Zu einer neuartigen Einschätzung gelangte Konrad H. Kinzl. Er bestritt in einem 1979 publizierten Aufsatz, dass es überhaupt eine „ältere Tyrannis“ als klar definierte Regierungsform gegeben habe. Es sei verfehlt, mit dem Begriff Tyrannis eine Fülle und Vielfalt unterschiedlicher politischer Phänomene „in die Zwangsjacke eines simplifizierenden, pseudojuristischen Terminus zwängen zu wollen“. In Wahrheit habe man es „mit den verschiedenartigen Manifestationen diverser Adelsregime zu tun“.[238]

Eine andere Interpretation legte 1993 Volker Fadinger vor. Nach seiner Hypothese ist der Ursprung der griechischen Tyrannis im Alten Orient zu finden. Sie war eine zentralisierte Monarchie mit stark sakraler Prägung und festigte sich mit einem „von den nahöstlichen Königreichen entlehnten Gewaltapparat“. Zwischen ihr und dem Herrschaftssystem der Monarchien des Vorderen Orients und Ägyptens bestehen bedeutende Übereinstimmungen. Die Tyrannen versuchten ihren Mangel an Legalität durch ein prunkvolles Hofzeremoniell nach orientalischen Vorbildern zu kompensieren und wollten als irdische Repräsentanten der göttlichen Ordnung des Kosmos wahrgenommen werden.[239]

Nach einer verbreiteten, u. a. von Fritz Gschnitzer[240] vertretenen Auffassung war die ältere Tyrannis nicht eine bestimmte Stufe in der Entwicklung der griechischen Verfassungen, sondern eine vorübergehende Unterbrechung der normalen verfassungsgeschichtlichen Entwicklung. Gegen diese Betrachtungsweise, nach der die Tyrannis „gleichsam als toter Seitenarm in der Evolution der Verfassungen“[241] anzusehen ist, wandte sich 1996 Victor Parker. Er deutete die Entstehung der älteren Tyrannis als Spätfolge des Untergangs des archaischen Königtums. Die Königshäuser der „dunklen Jahrhunderte“ und der früharchaischen Zeit seien in erbitterten Machtkämpfen untergegangen und durch Aristokratien ersetzt worden. Diese hätten sich jedoch so verhasst gemacht, dass eine Rückkehr zur alten Regierungsform als sinnvoll und wünschenswert erschienen sei. Daher sei es den früharchaischen Tyrannen gelungen, sich als neue Alleinherrscher zu etablieren. Sie seien als Nachfolger der Könige aufzufassen; zumindest in einigen Fällen hätten sie sich als legitime Könige dargestellt. Somit sei die ältere Tyrannis als der letzte Ausläufer des monarchischen Prinzips zu betrachten.[242]

Im Jahr 1996 veröffentlichte Loretana de Libero ihre Habilitationsschrift über die archaische Tyrannis. Sie wies darauf hin, dass „die in nahezu zweihundertjähriger wissenschaftlicher Diskussion entwickelten Hauptthesen alle weiterhin gleichberechtigt nebeneinander stehen“. Es sei nicht gelungen, einen der Ansätze beweiskräftig zu widerlegen oder mit umfassenden Argumenten überzeugend zu bestätigen.[243] Der Deutung de Liberos zufolge ist die archaische Tyrannis eine „genuin aristokratische Herrschaftsform“.[244] Sie ist aus dem Wettkampf um den Vorrang zwischen adligen Standesgenossen entstanden. Ein Tyrann musste jedoch, sobald er zur Herrschaft gelangt war, die traditionellen aristokratischen Auseinandersetzungen um Macht und Ansehen unterbinden, um seine Stellung zu sichern. Daraus ergab sich ein Paradox: Der archaische Tyrann war tief in der aristokratischen Welt verwurzelt und legitimierte seinen Vorrang durch den Bezug auf adlige Werte wie Tüchtigkeit, Reichtum und Ruhm, doch zugleich entzog er seinen Standesgenossen das gemeinsame adlige Fundament. Damit führte er den Zusammenbruch des aristokratischen Selbstverständnisses herbei. Indem er die aristokratischen Wirkungsfelder in seinen Händen monopolisierte, schwächte er, ohne es zu wollen, die adligen Strukturen. Davon profitierten neue, nichtaristokratische Kräfte. Für die Beseitigung der Tyrannis waren zwar überwiegend Aristokraten verantwortlich, doch als sie verschwand, war auch die archaische Adelswelt nicht mehr überlebensfähig.[245]

Greg Anderson befasste sich in einem 2005 publizierten Aufsatz mit der Zeit vor dem späten 6. Jahrhundert v. Chr. Er plädierte dafür, die in den Quellen als tyrannoi bezeichneten Politiker der Frühzeit nicht „Tyrannen“ zu nennen, da dieser auf späteren Vorstellungen basierende Begriff für die frühen tyrannoi unpassend sei. In Wirklichkeit habe es damals keine strenge Unterscheidung zwischen „illegitimen“ tyrannoi und „legitimen“ Staatslenkern gegeben. In dieser Zeit habe man als tyrannoi besonders erfolgreiche Politiker bezeichnet, die aus dem oligarchischen Mainstream hervorgegangen seien und Führungspositionen eingenommen hätten. Sie hätten keinen Umsturz der bestehenden Staatsordnung angestrebt, sondern ihre Macht im Rahmen des etablierten oligarchischen Systems ausgeübt.[246]

Karl-Wilhelm Welwei wandte sich in einem 2010 erschienenen Aufsatz gegen die Forschungsmeinung, die archaische Tyrannis sei eine notwendige Voraussetzung für die „Weiterentwicklung der Anfänge eines institutionellen Gefüges“ der Polis gewesen. Michael Stahl hatte 1987 die Ansicht vertreten, die tyrannische Machtkonzentration sei in Athen als Durchgangsstadium „in einer bestimmten Phase unabdingbar“ gewesen.[247] Nach Welweis Auffassung hingegen erfolgte die Überwindung personengebundener Macht durch institutionelle Organisationsstrukturen in einem langen Prozess, in dem Gewaltherrschaften eine untergeordnete Rolle spielten.[248]

Max Weber betrachtete die griechische „Stadttyrannis“ als Produkt des Ständekampfes und der Klassengegensätze. Er meinte, die regierenden Tyrannen hätten in der Regel die kleinen Bauern, einen mit ihnen verbündeten Adelsklüngel und Teile der städtischen Mittelklassen für sich gehabt. Sie hätten neue emotionale Kulte wie den Dionysos-Kult gefördert und den Adel geschwächt. Damit habe sich die Tyrannis im Effekt zugunsten des Ständeausgleichs ausgewirkt; häufig sei sie dessen Vorläufer gewesen.[249] In seiner Herrschaftstypologie zählte Weber die antike Tyrannis zum Typus der „charismatischen Herrschaft“.[250] Diese unterschied er von der „rationalen“, an ein stabiles Regelwerk gesetzlicher Vorschriften gebundenen, und der „traditionalen“, auf dem Glauben an die Heiligkeit alter Traditionen fußenden Herrschaft. Die charismatische Herrschaft beruht für Weber auf der besonderen Bedeutung, die dem Machthaber persönlich aufgrund seiner außergewöhnlichen Leistungen und Qualitäten von seinen Anhängern zuerkannt wird. Diese Bedeutung ist die Grundlage von Loyalitätsverhältnissen, die vom individuellen „Charisma“ des Herrschers abhängen. Solche Beziehungen sind nur an die Person, nicht an deren Familie gebunden und enden daher spätestens mit dem Tod des charismatischen Anführers. Allerdings gibt es auch ein „Erbcharisma“, das auf dem Glauben basiert, Führungsqualitäten seien erblich. Dieser Glaube ist die Voraussetzung der Erbmonarchie. Die Treue zu einer etablierten Dynastie ist aber kein charismatisches Phänomen, sondern eines des traditionalen Typus; das persönliche Charisma des Monarchen kann dabei völlig fehlen.[251]

Weber wies darauf hin, dass die Idealtypen historisch nicht „rein“ vorzukommen pflegen. In diesem Sinne stellte Marc Hofer im Jahr 2000 hinsichtlich der sizilischen Tyrannen fest, sie hätten ihre Stellung nicht nur dem Charisma, sondern auch stabilen Regeln der Tradition verdankt. Der traditionale Aspekt zeige sich in der Rolle der Tyrannenfamilie und der Verwandtschaftsbeziehungen und in der dynastischen Nachfolge. Charismatisch seien hingegen die Beziehungen der Tyrannen zum Volk, zu den Söldnern und teilweise auch zu den Gefolgschaften. Die Mischung traditionaler und charismatischer Elemente habe den Erfolg der Tyrannis begründet, zugleich aber verhindert, dass das Regime über den Tod des Charismaträgers hinaus einen lange andauernden Bestand hatte. An der mangelnden Übertragbarkeit des tyrannischen Charismas auf die Nachkommen sei die Dynastiegründung gescheitert.[252]

Übersichtsdarstellungen

Gesamtdarstellungen

  • Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen. 2 Bände, Beck, München 1967, DNB 456088482
  • Giovanni Giorgini: La città e il tiranno. Il concetto di tirannide nella Grecia del VII–IV secolo a. c. Giuffrè, Mailand 1993, ISBN 88-14-03468-0.
  • Sian Lewis: Greek Tyranny. Bristol Phoenix Press, Exeter 2009, ISBN 978-1-904675-27-3.

Ältere Tyrannis

  • Konrad H. Kinzl (Hrsg.): Die Ältere Tyrannis bis zu den Perserkriegen. Beiträge zur griechischen Tyrannis (= Wege der Forschung. Band 510). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1979, ISBN 3-534-07318-5.
  • Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis. Franz Steiner, Stuttgart 1996, ISBN 3-515-06920-8 (teilweise zugleich: Göttingen, Universität, Habilitationsschrift, 1995).
  • Nino Luraghi: Tirannidi arcaiche in Sicilia e Magna Grecia. Olschki, Florenz 1994, ISBN 88-222-4238-6.
  • James F. McGlew: Tyranny and Political Culture in Ancient Greece. Cornell University Press, Ithaca/London 1993, ISBN 0-8014-2787-8.
  • Kathryn A. Morgan (Hrsg.): Popular Tyranny. Sovereignty and Its Discontents in Ancient Greece. University of Texas Press, Austin 2003, ISBN 0-292-75276-8.
  • Claudia de Oliveira Gomes: La cité tyrannique. Histoire politique de la Grèce archaïque. Presses universitaires de Rennes, Rennes 2007, ISBN 978-2-7535-0497-4.
  • Victor Parker: Vom König zum Tyrannen. Eine Betrachtung zur Entstehung der älteren griechischen Tyrannis. In: Tyche 11, 1996, S. 165–186.
  • Michael Stahl: Aristokraten und Tyrannen im archaischen Athen. Untersuchungen zur Überlieferung, zur Sozialstruktur und zur Entstehung des Staates. Steiner, Stuttgart 1987, ISBN 3-515-04501-5.

Jüngere Tyrannis

  • Ivan Jordović: Anfänge der Jüngeren Tyrannis. Vorläufer und erste Repräsentanten von Gewaltherrschaft im späten 5. Jahrhundert v. Chr. (= Europäische Hochschulschriften. Reihe 3: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften. Bd. 1017). Lang, Frankfurt am Main u. a. 2005, ISBN 3-631-53806-5 (zugleich: Bochum, Universität, Dissertation, 2004).

Tyrannenmord

  • Michael Hillgruber: „Nulla est enim societas nobis cum tyrannis.“ Die antiken Bemühungen um eine Rechtfertigung des Tyrannenmordes. Mit einem Ausblick auf ihre Nachwirkung in Mittelalter und Früher Neuzeit. Wydawnictwo Uniwersytetu Mikołaja Kopernika, Toruń 2004, ISBN 83-231-1734-9.
  • Nino Luraghi: To Die like a Tyrant. In: Nino Luraghi (Hrsg.): The Splendors and Miseries of Ruling Alone. Franz Steiner, Stuttgart 2013, S. 49–71.
  • Michael W. Taylor: The Tyrant Slayers. The Heroic Image in Fifth Century B. C. Athenian Art and Politics. 2., überarbeitete Auflage. Ayer, Salem 1991, ISBN 0-88143-113-3.
  • David A. Teegarden: Death to Tyrants! Ancient Greek Democracy and the Struggle against Tyranny. Princeton University Press, Princeton/Oxford 2014, ISBN 978-0-691-15690-3.

Nachantike Rezeption

  1. Nino Luraghi: One-Man Government. In: Hans Beck (Hrsg.): A Companion to Ancient Greek Government, Malden 2013, S. 131–145, hier: 135 f.
  2. Alexander Uchitel: The Earliest Tyrants: From Luwian Tarwanis to Greek Τύραννος. In: Gabriel Herman, Israel Shatzman (Hrsg.): Greeks between East and West, Jerusalem 2007, S. 13–30, hier: 13–26; Franco Pintore: Seren, tarwanis, týrannos. In: Onofrio Carruba u. a. (Hrsg.): Studi orientalistici in ricordo di Franco Pintore, Pavia 1983, S. 285–322, hier: 285–290, 297–307. Vgl. die Hypothese von Victor Parker: Τύραννος. The Semantics of a Political Concept from Archilochus to Aristotle. In: Hermes 126, 1998, S. 145–172, hier: 145–149; Parker hält phrygische Herkunft für plausibel und vermutet Entstehung auf dem Balkan.
  3. Alexander Uchitel: The Earliest Tyrants: From Luwian Tarwanis to Greek Τύραννος. In: Gabriel Herman, Israel Shatzman (Hrsg.): Greeks between East and West, Jerusalem 2007, S. 13–30, hier: 26–28; Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 35–38. Vgl. Giovanni Giorgini: La città e il tiranno, Mailand 1993, S. 54 f., 75 f.
  4. James L. O’Neil: The Semantic Usage of tyrannos and Related Words. In: Antichthon 20, 1986, S. 26–40 (mit forschungsgeschichtlicher Übersicht S. 26). Vgl. Victor Parker: Τύραννος. The Semantics of a Political Concept from Archilochus to Aristotle. In: Hermes 126, 1998, S. 145–172; Greg Anderson: Before Turannoi Were Tyrants: Rethinking a Chapter of Early Greek History. In: Classical Antiquity 24, 2005, S. 173–222; Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 3–6.
  5. Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 383 f.
  6. Kurt Raaflaub: Die Entdeckung der Freiheit, München 1985, S. 301–303; James L. O’Neil: The Semantic Usage of tyrannos and Related Words. In: Antichthon 20, 1986, S. 26–40, hier: 33. Zum Selbstverständnis der Dreißig siehe Xenophon, Hellenika 2,3,16.
  7. Raymond Bloch: Aphrodite/Turan. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC), Bd. 2.1, Zürich/München 1984, S. 169–176, hier: 169; Pierre Chantraine: Dictionnaire étymologique de la langue grecque. Histoire des mots, 2., überarbeitete Auflage, Paris 2009, S. 1106.
  8. Friedrich-Karl Springer: Tyrannus. Untersuchungen zur politischen Ideologie der Römer, Köln 1952, S. 3–6 (zur Übernahme des Wortes aus dem Griechischen), 29–32 (zur neutralen Verwendung), 101–111 (zur spätantiken Verwendung).
  9. Zu vereinzelten Ausnahmen siehe Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 182–188.
  10. Zur legendenhaften Überlieferung siehe Carmine Catenacci: Il tiranno e l’eroe, Rom 2012, S. 38–206.
  11. Eberhard Ruschenbusch: Zur Genese der Überlieferung über die archaische Zeit Griechenlands und das 5. und 4. Jh. v. Chr. In: Historia 41, 1992, S. 385–394; Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 11 f.; Harry W. Pleket: The Archaic Tyrannis. In: Talanta 1, 1969, S. 19–61, hier: 19–21.
  12. Elke Stein-Hölkeskamp: Das archaische Griechenland, München 2015, S. 224–229; Harry W. Pleket: The Archaic Tyrannis. In: Talanta 1, 1969, S. 19–61, hier: 33–38, 46 f.; Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 137–178. Vgl. zur Rezeption in der Geschichtsschreibung Winfried Schmitz: Kypselos und Periandros. Mordende Despoten oder Wohltäter der Stadt? In: Bernhard Linke u. a. (Hrsg.): Zwischen Monarchie und Republik, Stuttgart 2010, S. 19–49, hier: 29–47.
  13. Die Datierung ist umstritten; siehe Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 44; Pedro Barceló: Basileia, Monarchia, Tyrannis, Stuttgart 1993, S. 121–124.
  14. Brian M. Lavelle: Fame, Money, and Power, Ann Arbor 2005, S. 36–41; Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 45–49.
  15. Zur Datierung siehe Brian M. Lavelle: Fame, Money, and Power, Ann Arbor 2005, S. 213 f.
  16. Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 52–62, 65, 81. Eine ausführliche Darstellung bietet Brian M. Lavelle: Fame, Money, and Power, Ann Arbor 2005, S. 89–154.
  17. Brian M. Lavelle: The Sorrow and the Pity, Stuttgart 1993, S. 109–114.
  18. Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 65–75, 80 f., 86 f., 123. Vgl. Michael Stahl: Aristokraten und Tyrannen im archaischen Athen, Stuttgart 1987, S. 182–187.
  19. Kurt Raaflaub: Die Entdeckung der Freiheit, München 1985, S. 112–118; Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 116–123, 131 f.
  20. Nino Luraghi: Tirannidi arcaiche in Sicilia e Magna Grecia, Firenze 1994, S. 273–288; Marc Hofer: Tyrannen, Aristokraten, Demokraten, Bern 2000, S. 83–89; Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 140 f.
  21. Nino Luraghi: Tirannidi arcaiche in Sicilia e Magna Grecia, Firenze 1994, S. 288–304; Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 141–143. Zur Umsiedlungspolitik siehe Kathryn Lomas: Tyrants and the polis: migration, identity and urban development in Sicily. In: Sian Lewis (Hrsg.): Ancient Tyranny, Edinburgh 2006, S. 95–118, hier: 97, 101, 107.
  22. Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 143–147.
  23. Kathryn A. Morgan: Pindar and the Construction of Syracusan Monarchy in the Fifth Century B. C., Oxford 2015, S. 56–60; Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 147–152.
  24. Shlomo Berger: Revolution and Society in Greek Sicily and Southern Italy, Stuttgart 1992, S. 36 f.
  25. Eine gründliche Darstellung der einzelnen Tyrannenherrschaften bietet Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 180–387. Siehe auch Karl-Wilhelm Welwei: Die griechische Polis, 2., durchgesehene Auflage, Stuttgart 1998, S. 82–85. Vgl. zu den Orthagoriden Victor Parker: The Dates of the Orthagorids of Sicyon. In: Tyche 7, 1992, S. 165–175.
  26. Elke Stein-Hölkeskamp: Das archaische Griechenland, München 2015, S. 230–237; Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 253, 259–271, 281–285. Vgl. die abweichende Darstellung der Machtübernahme bei Aideen Carty: Polycrates, Tyrant of Samos, Stuttgart 2015, S. 127, 222.
  27. Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 218 f., 225–230, 232–234, 236–243, 247 f., 311 f., 314, 329 f., 351 f.
  28. Zu Pheidon siehe Pedro Barceló: Basileia, Monarchia, Tyrannis, Stuttgart 1993, S. 112–115.
  29. Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 207–217.
  30. �� Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 355, 364 f., 367, 372 f., 381, 414–417.
  31. Nino Luraghi: Tirannidi arcaiche in Sicilia e Magna Grecia, Firenze 1994, S. 11–20.
  32. Vinko Hinz: Nunc Phalaris doctum protulit ecce caput, Leipzig 2001, S. 25–41, 47 ff.; Franklin L. Ford: Der politische Mord, Hamburg 1990, S. 55 f.; Nino Luraghi: Tirannidi arcaiche in Sicilia e Magna Grecia, Firenze 1994, S. 36–49.
  33. Nino Luraghi: Tirannidi arcaiche in Sicilia e Magna Grecia, Firenze 1994, S. 51–272; Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 128–141, 153–163.
  34. Nino Luraghi: One-Man Government. In: Hans Beck (Hrsg.): A Companion to Ancient Greek Government, Malden 2013, S. 131–145, hier: 138 f.
  35. Siehe dazu Anthony J. Podlecki: Festivals and Flattery: the early Greek Tyrants as Patrons of Poetry. In: Athenaeum 58, 1980, S. 371–395, hier: 394 f.
  36. Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 391–394.
  37. Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 394–398.
  38. Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 398–400.
  39. Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 400–402; Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 75, 165 f.
  40. Karl-Wilhelm Welwei: Die griechische Polis, 2., durchgesehene Auflage, Stuttgart 1998, S. 80, 86–89; Elke Stein-Hölkeskamp: Das archaische Griechenland, München 2015, S. 253 f.
  41. Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 128 f., 137, 140 f., 160; Shlomo Berger: Revolution and Society in Greek Sicily and Southern Italy, Stuttgart 1992, S. 57 f., 63–65; Marc Hofer: Tyrannen, Aristokraten, Demokraten, Bern 2000, S. 133.
  42. Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 128 f.
  43. Christian Meier: Kultur, um der Freiheit willen: Griechische Anfänge – Anfang Europas? München 2009, S. 231 f.
  44. Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 181–191.
  45. David A. Teegarden: Death to Tyrants!, Princeton 2014, S. 57–84.
  46. Thomas Lenschau: Tyrannis. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Band 7 A/2, Stuttgart 1948, Sp. 1821–1842, hier: 1834–1839; Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 219 f.
  47. Brian Caven: Dionysius I. War-Lord of Sicily, New Haven/London 1990, S. 50–58; Ivan Jordović: Anfänge der Jüngeren Tyrannis, Frankfurt am Main 2005, S. 245–255; Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 222–226, 236–238.
  48. Brian Caven: Dionysius I. War-Lord of Sicily, New Haven/London 1990, S. 154–185; Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 226–235, 242–244, 249–251. Vgl. zur Quellenkritik Lionel J. Sanders: Dionysius I of Syracuse and Greek Tyranny, London 1987, S. 174–176.
  49. Marta Sordi: La Sicilia dal 368/7 al 337/6 a. C., Rom 1983, S. 6–45; Helmut Berve: Dion, Mainz 1957, S. 27–141.
  50. Kai Trampedach: Platon, die Akademie und die zeitgenössische Politik, Stuttgart 1994, S. 123 f.; Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 272–276.
  51. Zur Chronologie siehe Richard J. A. Talbert: Timoleon and the Revival of Greek Sicily 344–317 B. C., London 1974, S. 47–49.
  52. Marta Sordi: La Sicilia dal 368/7 al 337/6 a. C., Rom 1983, S. 52–80; Hans Erich Stier: Timoleon. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Band 6 A/1, Stuttgart 1936, Sp. 1276–1291; Richard J. A. Talbert: Timoleon and the Revival of Greek Sicily 344–317 B. C., London 1974, S. 42 f., 87–115.
  53. Zur Forschungsdiskussion über die Frage, ob Lykophron tatsächlich Tyrann von Pherai war, siehe Ivan Jordović: Anfänge der Jüngeren Tyrannis, Frankfurt am Main 2005, S. 267–270.
  54. Sławomir Sprawski: Jason of Pherae, Kraków 1999, S. 15, 23, 58–62, 115–118; Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 285–289.
  55. John R. Ellis: Philip II and Macedonian Imperialism, London 1976, S. 77–83; Sławomir Sprawski: Alexander of Pherae: infelix tyrant. In: Sian Lewis (Hrsg.): Ancient Tyranny, Edinburgh 2006, S. 135–147; Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 289–294.
  56. Hans Erich Stier: Timophanes. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Band 6 A/2, Stuttgart 1937, Sp. 1307; Henry D. Westlake: Timoleon and his relations with tyrants, Manchester 1952, S. 59–61; Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 304 f.
  57. Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 386–475.
  58. David A. Teegarden: Death to Tyrants!, Princeton 2014, S. 139–141.
  59. Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 307 f.
  60. Waldemar Heckel: Who’s Who in the Age of Alexander the Great, Malden 2006, S. 113 f.; Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 320–322.
  61. Siehe dazu Hermann Wankel: Demosthenes, Rede für Ktesiphon über den Kranz, 2. Halbband, Heidelberg 1976, S. 1252 f.
  62. Henning Börm: Mordende Mitbürger, Stuttgart 2019, S. 241–268.
  63. Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 383–385, 427–429, 435–440.
  64. Caroline Lehmler: Syrakus unter Agathokles und Hieron II., Frankfurt am Main 2005, S. 36–39; Helmut Berve: Die Herrschaft des Agathokles, München 1953, S. 21–33.
  65. Helmut Berve: Die Herrschaft des Agathokles, München 1953, S. 33–45, 72 f.
  66. Helmut Berve: Die Herrschaft des Agathokles, München 1953, S. 62–64, 68–77.
  67. Caroline Lehmler: Syrakus unter Agathokles und Hieron II., Frankfurt am Main 2005, S. 50–59; Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 462–474.
  68. Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 219 f., 332 f., 343, 373–377.
  69. Eine allgemeine Übersicht bietet Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 373–379. Für eine geringere Gewichtung der Rolle sozialer Gegensätze plädiert Ivan Jordović: Anfänge der Jüngeren Tyrannis, Frankfurt am Main 2005, S. 11 f., 255–262, 278–293, 315–317.
  70. Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 375 f.
  71. Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 37.
  72. Pedro Barceló: Basileia, Monarchia, Tyrannis, Stuttgart 1993, S. 105–107, 110.
  73. Archilochos, Fragment 22 nach der Zählung von Ernst Diehl.
  74. Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 23–27; Jenny Strauss Clay: Archilochus and Gyges: An Interpretation of Fr. 23 West. In: Quaderni Urbinati di Cultura Classica 24, 1986, S. 7–17.
  75. Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 28–30, 320–328; Justus Cobet: König, Anführer, Herr; Monarch, Tyrann. In: Elisabeth Charlotte Welskopf (Hrsg.): Untersuchungen ausgewählter altgriechischer sozialer Typenbegriffe, Berlin 1981, S. 11–66, hier: 50, 52.
  76. Solon, Fragment 33 nach der Zählung von Martin Litchfield West. Siehe dazu Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 30–32; Justus Cobet: König, Anführer, Herr; Monarch, Tyrann. In: Elisabeth Charlotte Welskopf (Hrsg.): Untersuchungen ausgewählter altgriechischer sozialer Typenbegriffe, Berlin 1981, S. 11–66, hier: 51. Vgl. Elizabeth Irwin: Solon and Early Greek Poetry, Cambridge 2005, S. 205–261.
  77. Stefan von der Lahr: Dichter und Tyrannen im archaischen Griechenland, München 1992, S. 96–101, 110–122, 152–161; Pedro Barceló: Basileia, Monarchia, Tyrannis, Stuttgart 1993, S. 97–99; Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 32–35.
  78. Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 35 f.
  79. Antony Andrewes: The Greek Tyrants, London 1956, S. 23–27; Vincent J. Rosivach: The Tyrant in Athenian Democracy. In: Quaderni Urbinati di Cultura Classica 30, 1988, S. 43–57; Kurt A. Raaflaub: Stick and Glue: The Function of Tyranny in Fifth-Century Athenian Democracy. In: Kathryn A. Morgan (Hrsg.): Popular Tyranny, Austin 2003, S. 59–93, hier: 59–77.
  80. Stefano Jedrkiewicz: Il tirannicidio nella cultura classica. In: Pierangelo Catalano, Giovanni Lobrano (Hrsg.): Antichità e rivoluzioni da Roma a Constantinopoli a Mosca, Rom 2002, S. 3–26, hier: 6–9, 12–15.
  81. Heinrich Schlange-Schöningen: Harmodios und Aristogeiton, die Tyrannenmörder von 514 v. Chr. In: Alexander Demandt (Hrsg.): Das Attentat in der Geschichte, Köln 1996, S. 15–37, hier: 30 f.; Franklin L. Ford: Der politische Mord, Hamburg 1990, S. 48–54; Brian M. Lavelle: The Sorrow and the Pity, Stuttgart 1993, S. 50–58; Egon Flaig: Politisches Vergessen. Die Tyrannentöter – eine Deckerinnerung der athenischen Demokratie. In: Günter Butzer, Manuela Günter (Hrsg.): Kulturelles Vergessen: Medien – Rituale – Orte, Göttingen 2004, S. 101–114.
  82. Michael W. Taylor: The Tyrant Slayers, 2., überarbeitete Auflage, Salem 1991, S. 1–5.
  83. Michael Hillgruber: „Nulla est enim societas nobis cum tyrannis“, Toruń 2004, S. 4–15; David A. Teegarden: Death to Tyrants!, Princeton 2014, S. 30–53; James McGlew: Fighting tyranny in fifth-century Athens: democratic citizenship and the oath of Demophantus. In: Bulletin of the Institute of Classical Studies 55-2, 2012, S. 91–99; Julia L. Shear: The Oath of Demophantos and the Politics of Athenian Identity. In: Alan H. Sommerstein, Judith Fletcher (Hrsg.): Horkos, Exeter 2007, S. 148–160.
  84. David A. Teegarden: Death to Tyrants!, Princeton 2014, S. 85–112; Martin Ostwald: The Athenian Legislation against Tyranny and Subversion. In: Transactions and Proceedings of the American Philological Association 86, 1955, S. 103–128, hier: 119–128.
  85. Wolfgang Schuller: Die Stadt als Tyrann – Athens Herrschaft über seine Bundesgenossen, Konstanz 1978, S. 10–12.
  86. Cecil Maurice Bowra: Pindar, Oxford 1964, S. 117–137; Kathryn A. Morgan: Pindar and the Construction of Syracusan Monarchy in the Fifth Century B. C., Oxford 2015, S. 1–22, 119–121; Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 191 f.
  87. Diego Lanza: Il tiranno e il suo pubblico, Torino 1977, S. 45–64.
  88. Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 193 f.
  89. Robert Bees: Zur Datierung des Prometheus Desmotes, Stuttgart 1993, S. 194–231.
  90. Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 194 f. Vgl. Richard Seaford: Tragic Tyranny. In: Kathryn A. Morgan (Hrsg.): Popular Tyranny, Austin 2003, S. 95–115, hier: 104–106; Giovanni Giorgini: La città e il tiranno, Milano 1993, S. 193–211.
  91. Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 200–202; Pedro Barceló: Basileia, Monarchia, Tyrannis, Stuttgart 1993, S. 138–143. Vgl. Giovanni Giorgini: La città e il tiranno, Milano 1993, S. 245–262.
  92. Victor Ehrenberg: Aristophanes und das Volk von Athen, Zürich/Stuttgart 1968, S. 345 f.; Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 198 f. Vgl. Carmine Catenacci: Aristofane e la tirannide. In: Franca Perusino, Maria Colantonio (Hrsg.): La commedia greca e la storia, Pisa 2012, S. 55–78; Giovanni Giorgini: La città e il tiranno, Milano 1993, S. 239–245; Michael W. Taylor: The Tyrant Slayers, 2., überarbeitete Auflage, Salem 1991, S. 85–92.
  93. Siehe zu Herodots Auffassung Michael Stahl: Tyrannis und das Problem der Macht. In: Hermes 111, 1983, S. 202–220, hier: 202 f., 217–220; Carolyn Dewald: Form and Content: The Question of Tyranny in Herodotus. In: Kathryn A. Morgan (Hrsg.): Popular Tyranny, Austin 2003, S. 25–58; Pedro Barceló: Basileia, Monarchia, Tyrannis, Stuttgart 1993, S. 178–182; Kenneth H. Waters: Herodotus on Tyrants and Despots, Wiesbaden 1971, S. 1–42.
  94. Gregory Crane: Thucydides and the Ancient Simplicity, Berkeley 1998, S. 149 f.; Hartmut Leppin: Thukydides und die Verfassung der Polis, Berlin 1999, S. 63–68; Pedro Barceló: Basileia, Monarchia, Tyrannis, Stuttgart 1993, S. 183–186, 201 f.
  95. Michael W. Taylor: The Tyrant Slayers, 2., überarbeitete Auflage, Salem 1991, S. 78–85.
  96. Ivan Jordović: Anfänge der Jüngeren Tyrannis, Frankfurt am Main 2005, S. 70–82, 99–116; Joachim Dalfen: Platon: Gorgias. Übersetzung und Kommentar, Göttingen 2004, S. 132–137, 276, 284; Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 202–204.
  97. Xenophon, Memorabilia 4,6,12.
  98. Siehe dazu Roberta Sevieri: The Imperfect Hero: Xenophon’s Hiero as the (Self-)Taming of the Tyrant. In: Christopher Tuplin (Hrsg.): Xenophon and his World, Stuttgart 2004, S. 277–287, hier: 282–284.
  99. Siehe dazu Friedo Ricken: Platon: Politikos. Übersetzung und Kommentar, Göttingen 2008, S. 179–192, 204–209, 255; Giovanni Giorgini: La città e il tiranno, Milano 1993, S. 324–327.
  100. Platon, Politeia 579c. Vgl. Philipp Batthyány: Thrasymachos: ‚Der Glücklichste ist der Tyrann‘. Sokrates und der Sophist über Gerechtigkeit in Platons Politeia. Berlin 2021, S. 366–376.
  101. Platon Politeia 566a.
  102. Platon, Politeia 563e–588a. Siehe dazu Richard D. Parry: The Unhappy Tyrant and the Craft of Inner Rule. In: Giovanni R. F. Ferrari (Hrsg.): The Cambridge Companion to Plato’s Republic, Cambridge 2007, S. 386–414.
  103. Siehe dazu Giovanni Giorgini: Plato and the Ailing Soul of the Tyrant. In: Silvia Gastaldi, Jean-François Pradeau (Hrsg.): Le philosophe, le roi, le tyran, Sankt Augustin 2009, S. 111–127.
  104. Roger Boesche: Theories of Tyranny from Plato to Arendt, University Park 1996, S. 51–60.
  105. Siehe dazu Alfred Heuß: Aristoteles als Theoretiker des Totalitarismus. In: Antike und Abendland 17, 1971, S. 1–44, hier: 15 f.
  106. Aristoteles, Politik 1295b–1296a, 1305a, 1308b. Vgl. Hella Mandt: Tyrannislehre und Widerstandsrecht, Darmstadt 1974, S. 33.
  107. Aristoteles, Politik 1312b.
  108. Aristoteles, Politik 1285a. Vgl. Alfred Heuß: Aristoteles als Theoretiker des Totalitarismus. In: Antike und Abendland 17, 1971, S. 1–44, hier: 12–15.
  109. Aristoteles, Politik 1310b–1311a.
  110. Aristoteles, Politik 1279a–b, 1295a, 1313a.
  111. Siehe dazu Andreas Kamp: Die aristotelische Theorie der Tyrannis. In: Philosophisches Jahrbuch 92, 1985, S. 17–34, hier: 19 f.
  112. Aristoteles, Politik 1311a.
  113. Heinz-Gerd Schmitz: Die dunkle Seite der Politik, Berlin 2005, S. 34–40; Hella Mandt: Tyrannislehre und Widerstandsrecht, Darmstadt 1974, S. 42–53.
  114. Aristoteles, Politik 1313a–1314b. Siehe dazu Alfred Heuß: Aristoteles als Theoretiker des Totalitarismus. In: Antike und Abendland 17, 1971, S. 1–44, hier: 1–6, 18–25; Roger Boesche: Aristotle’s ‘Science’ of Tyranny. In: History of Political Thought 14, 1993, S. 1–25, hier: 4 f., 10–17.
  115. Aristoteles, Politik 1313b–1314a.
  116. Andreas Kamp: Die aristotelische Theorie der Tyrannis. In: Philosophisches Jahrbuch 92, 1985, S. 17–34, hier: 21–29.
  117. Aristoteles, Politik 1311a–b, 1314a–1315b.
  118. Aristoteles, Politik 1311a–1312b.
  119. Helmut Berve: Wesenszüge der griechischen Tyrannis. In: Historische Zeitschrift 177, 1954, S. 1–20, hier: 18.
  120. Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 476–484.
  121. David A. Teegarden: Death to Tyrants!, Princeton 2014, S. 173–214; Hans Friedel: Der Tyrannenmord in Gesetzgebung und Volksmeinung der Griechen, Stuttgart 1937, S. 82–97.
  122. Mischa Meier: (K)ein Tyrannenmord. Der Tod des Iulius Caesar 44 v. Chr. In: Georg Schild, Anton Schindling (Hrsg.): Politische Morde in der Geschichte, Paderborn 2012, S. 11–36, hier: 15 f., 23–25, 28–32, 35.
  123. Jean Béranger: Tyrannus. In: Revue des Études latines 13, 1935, S. 85–94; Friedrich-Karl Springer: Tyrannus. Untersuchungen zur politischen Ideologie der Römer, Köln 1952, S. 4–6, 58–77; Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 477 f., 484.
  124. Joachim Szidat: Usurpator tanti nominis. Kaiser und Usurpator in der Spätantike (337-476 n. Chr.), Stuttgart 2010, S. 27 ff.; Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 477, 482, 492 f.; Friedrich-Karl Springer: Tyrannus. Untersuchungen zur politischen Ideologie der Römer, Köln 1952, S. 81–111.
  125. Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 479, 483.
  126. Cornelius Nepos, Liber de excellentibus ducibus exterarum gentium 20,1.
  127. Plutarch, Timoleon 4,4–5,2.
  128. Polybios, Historien 2, 59 f.
  129. Polybios, Historien 6,4; 6,7; 6,9. Vgl. Mario Turchetti: Tyrannie et tyrannicide de l’Antiquité à nos jours, Paris 2001, S. 137–141.
  130. Cicero, De re publica 1,69; 2,41–43; 2,47 f.
  131. Cicero, De re publica 2,48.
  132. Cicero, De officiis 3,32.
  133. Cicero, De officiis 3,19. Siehe zu Ciceros Auffassung Ernst Reibstein: Volkssouveränität und Freiheitsrechte, Bd. 1, Freiburg/München 1972, S. 125–128; Michael Hillgruber: „Nulla est enim societas nobis cum tyrannis“, Toruń 2004, S. 29–38.
  134. Raban von Haehling: Rex und Tyrannus. In: Uwe Baumann (Hrsg.): Basileus und Tyrann, Frankfurt 1999, S. 13–33, hier: 20 f.; Christian Sigmund: ‚Königtum‘ in der politischen Kultur des spätrepublikanischen Rom, Berlin 2014, S. 84–97, 183–190; Mario Turchetti: Tyrannie et tyrannicide de l’Antiquité à nos jours, Paris 2001, S. 157–160.
  135. Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 493–498.
  136. Michael Hillgruber: „Nulla est enim societas nobis cum tyrannis“, Toruń 2004, S. 38–41.
  137. Jan-Wilhelm Beck: ‚Octavia‘ Anonymi: Zeitnahe praetexta oder zeitlose tragoedia?, Göttingen 2004, S. 32–34.
  138. Zur Tyrannentopik bei Lukan siehe Jan Radicke: Lucans poetische Technik, Leiden 2004, S. 61 f., 111, 117, 119, 218 f., 228 f., 239, 288, 326 f., 332–334, 341 f., 344, 429, 484 f., 487.
  139. Nigel M. Kennell: Herodes Atticus and the Rhetoric of Tyranny. In: Classical Philology 92, 1997, S. 346–362.
  140. Dion Chrysostomos, Reden 1,66–84.
  141. Dion Chrysostomos, Reden 6,35–59.
  142. Raffaella Tabacco: Il tiranno nelle declamazioni di scuola in lingua latina. In: Memorie della Accademia delle Scienze di Torino. II. Classe di Scienze Morali, Storiche e Filologiche, Reihe 5, Bd. 9, 1985, S. 1–141, hier: 1 f. (Zusammenfassung); Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 502–507.
  143. Eine knappe Einführung bietet der Herausgeber Jacques Bompaire: Lucien: Œuvres, Bd. 2, 2. Auflage, Paris 2003, S. 259–265; kritische Edition mit französischer Übersetzung S. 268–298.
  144. Kritische Ausgabe mit französischer Übersetzung von Jacques Bompaire: Lucien: Œuvres, Bd. 1, Paris 1993, S. 1–20.
  145. Zu Lukians Umgang mit dem Tyrannis-Stoff siehe Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 499–501.
  146. Siehe dazu Vinko Hinz: Nunc Phalaris doctum protulit ecce caput, Leipzig 2001, S. 99–109; Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. 501 f.
  147. Origenes, Contra Celsum 1,1. Vgl. Michael Hillgruber: „Nulla est enim societas nobis cum tyrannis“, Toruń 2004, S. 45–47; Carlo Nardi: Note sul tirannicidio nella patristica. In: Prometheus 20, 1994, S. 77–88, hier: 78–82.
  148. Augustinus, De civitate dei 2,21.
  149. Augustinus, De civitate dei 5,19.
  150. Augustinus, De bono coniugali 14. Siehe dazu Andreas Andelfinger: Die Entwicklung des Tyrannenbegriffs in der philosophisch-theologischen Literatur des Mittelalters und seine antiken Quellen, München 1920, S. 12 f.
  151. Augustinus, De civitate dei 5,19. Vgl. zur Position des Augustinus Mario Turchetti: Tyrannie et tyrannicide de l’Antiquité à nos jours, Paris 2001, S. 220–223.
  152. Sozomenos, Historia ecclesiastica 6,2,1–2.
  153. Isidor, Etymologiae 9,3,20. Vgl. Hans Hubert Anton: Fürstenspiegel und Herrscherethos in der Karolingerzeit, Bonn 1968, S. 58 und Anm. 63.
  154. Gregor der Große, Moralia in Iob 12,38.
  155. Jürgen Miethke: Der Tyrannenmord im späteren Mittelalter. In: Gerhard Beestermöller, Heinz-Gerhard Justenhoven (Hrsg.): Friedensethik im Spätmittelalter, Stuttgart 1999, S. 24–48, hier: 26 f.
  156. Jonas von Orléans, Admonitio (De institutione regia) 3.
  157. Siehe dazu Andreas Andelfinger: Die Entwicklung des Tyrannenbegriffs in der philosophisch-theologischen Literatur des Mittelalters und seine antiken Quellen, München 1920, S. 26 und Anm. 1.
  158. Hinkmar von Reims, De divortio Lotharii regis et Theutbergae reginae, Praefatio. Siehe zur Tyrannislehre im 9. Jahrhundert Hans Hubert Anton: Fürstenspiegel und Herrscherethos in der Karolingerzeit, Bonn 1968, S. 395–403.
  159. Hugo von Fleury, Tractatus de regia potestate et sacerdotali dignitate 1,4. Vgl. Mario Turchetti: Tyrannie et tyrannicide de l’Antiquité à nos jours, Paris 2001, S. 249 f.
  160. Nikolaus I., Brief an Bischof Adventius von Metz vom 17.9.864, hrsg. von Ernst Perels, Monumenta Germaniae Historica. Epistolae, Bd. 6, 2. Auflage, Berlin 1974, S. 299 Z. 37–39.
  161. Jürgen Miethke: Der Tyrannenmord im späteren Mittelalter. In: Gerhard Beestermöller, Heinz-Gerhard Justenhoven (Hrsg.): Friedensethik im Spätmittelalter, Stuttgart 1999, S. 24–48, hier: 28–31.
  162. Manegold von Lautenbach, Liber ad Gebehardum 30.
  163. Otto von Freising, Chronica 2,19; 7,23. Vgl. Helene Wieruszowski: Roger II of Sicily, Rex-Tyrannus, in Twelfth-Century Political Thought. In: Speculum 38, 1963, S. 46–78, hier: 55–57.
  164. Johannes von Salisbury, Policraticus 8,17. Vgl. Richard H. Rouse, Mary A. Rouse: Johann von Salisbury und die Lehre vom Tyrannenmord. In: Max Kerner (Hrsg.): Ideologie und Herrschaft im Mittelalter, Darmstadt 1982, S. 241–267, hier: 243 f.
  165. Richard H. Rouse, Mary A. Rouse: Johann von Salisbury und die Lehre vom Tyrannenmord. In: Max Kerner (Hrsg.): Ideologie und Herrschaft im Mittelalter, Darmstadt 1982, S. 241–267; Jan van Laarhoven: Thou shalt not slay a tyrant! The so-called theory of John of Salisbury. In: Michael Wilks (Hrsg.): The World of John of Salisbury, Oxford 1984, S. 319–341, hier: 319–333; Kate Langdon Fohan: Salisburian Stakes: The Uses of ‘Tyranny’ in John of Salisbury’s Policraticus. In: History of Political Thought 11, 1990, S. 397–407; Jürgen Miethke: Der Tyrannenmord im späteren Mittelalter. In: Gerhard Beestermöller, Heinz-Gerhard Justenhoven (Hrsg.): Friedensethik im Spätmittelalter, Stuttgart 1999, S. 24–48, hier: 37–40.
  166. Mario Turchetti: Tyrannie et tyrannicide de l’Antiquité à nos jours, Paris 2001, S. 256.
  167. Maria Koutlouka: La tyrannie dans la philosophie byzantine du XIe siècle. In: Actes du Colloque La tyrannie. Mai 1984, Caen 1984, S. 53–60, hier: 56–60; Wilhelm Blum: Byzantinische Fürstenspiegel, Stuttgart 1981, S. 44–46. Zum Bild des „Tyrannen“ in der Darstellung von Usurpatoren bei byzantinischen Geschichtsschreibern siehe Lia Raffaella Cresci: Appunti per una tipologia del τύραννος. In: Byzantion 60, 1990, S. 90–129.
  168. Siehe zu dieser Entwicklung Mario Turchetti: Tyrannie et tyrannicide de l’Antiquité à nos jours, Paris 2001, S. 265–267.
  169. Ernst Walser: Gesammelte Studien zur Geistesgeschichte der Renaissance, Basel 1932, S. 197; Vinko Hinz: Nunc Phalaris doctum protulit ecce caput, Leipzig 2001, S. 417–420.
  170. Thomas von Aquin, Scriptum super sententiis magistri Petri Lombardi, distinctio 44, quaestio 2, articulus 2.
  171. Andreas Andelfinger: Die Entwicklung des Tyrannenbegriffs in der philosophisch-theologischen Literatur des Mittelalters und seine antiken Quellen, München 1920, S. 61–66.
  172. Siehe dazu Diego Quaglioni: Politica e diritto nel Trecento italiano, Firenze 1983, S. 8–14; Ernst Reibstein: Volkssouveränität und Freiheitsrechte, Bd. 1, Freiburg/München 1972, S. 143–148; Angel Sanchez de la Torre: La tyrannie dans la Grèce antique, Bordeaux 1999, S. 187–190.
  173. Jürgen Miethke: Der Tyrannenmord im späteren Mittelalter. In: Gerhard Beestermöller, Heinz-Gerhard Justenhoven (Hrsg.): Friedensethik im Spätmittelalter, Stuttgart 1999, S. 24–48, hier: 40–44.
  174. Jürgen Miethke: Widerstand/Widerstandsrecht. I. Alte Kirche und Mittelalter. In: Theologische Realenzyklopädie, Bd. 35, Berlin 2003, S. 739–750, hier: 746 f.
  175. Jürgen Miethke: Der Tyrannenmord im späteren Mittelalter. In: Gerhard Beestermöller, Heinz-Gerhard Justenhoven (Hrsg.): Friedensethik im Spätmittelalter, Stuttgart 1999, S. 24–48, hier: 44–46.
  176. Siehe dazu Vasileios Syros: Die Rezeption der aristotelischen politischen Philosophie bei Marsilius von Padua, Leiden 2007, S. 143–170; Jeannine Quillet: La philosophie politique de Marsile de Padoue, Paris 1970, S. 118–121; Ernst Reibstein: Volkssouveränität und Freiheitsrechte, Bd. 1, Freiburg/München 1972, S. 32 f.
  177. Jürgen Miethke: Der Tyrannenmord im späteren Mittelalter. In: Gerhard Beestermöller, Heinz-Gerhard Justenhoven (Hrsg.): Friedensethik im Spätmittelalter, Stuttgart 1999, S. 24–48, hier: 33–35.
  178. Bernard Guenée: Un meurtre, une société, Paris 1992, S. 189–201, 238; Friedrich Schoenstedt: Der Tyrannenmord im Spätmittelalter, Berlin 1938, S. 12–25; Mario Turchetti: Tyrannie et tyrannicide de l’Antiquité à nos jours, Paris 2001, S. 319–321. Vgl. zu Petits antiken Autoritäten Alfred Coville: Jean Petit. La question du tyrannicide au commencement du XVe siècle, Paris 1932, S. 181–183, 213, 216 f.
  179. Mario Turchetti: Tyrannie et tyrannicide de l’Antiquité à nos jours, Paris 2001, S. 321–325. Ausführliche Darstellungen bieten Bernhard Bess: Die Lehre vom Tyrannenmord auf dem Konstanzer Konzil. In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 36, 1916, S. 1–61 und Alfred Coville: Jean Petit. La question du tyrannicide au commencement du XVe siècle, Paris 1932, S. 503–558.
  180. Mario Turchetti: Tyrannie et tyrannicide de l’Antiquité à nos jours, Paris 2001, S. 326–328.
  181. Siehe dazu Michael Hillgruber: „Nulla est enim societas nobis cum tyrannis“, Toruń 2004, S. 51 f.
  182. Zu Boccaccios Position siehe Mario Turchetti: Tyrannie et tyrannicide de l’Antiquité à nos jours, Paris 2001, S. 294.
  183. Linda Simonis: Brutus (Marcus). In: Historische Gestalten der Antike (= Der Neue Pauly. Supplementband 8), Stuttgart 2013, Sp. 193–206, hier: 198.
  184. Manfredi Piccolomini: The Brutus Revival. Parricide and Tyrannicide During the Renaissance, Carbondale 1991, S. 56–62.
  185. Siehe zu diesen Kontroversen Jean-Louis Fournel, Jean-Claude Zancarini: « Ôtez-moi Brutus de la tête ! » In: Jean-Claude Zancarini (Hrsg.): Le Droit de résistance. XIIe–XXe siècle, Fontenay-aux-Roses 1999, S. 47–69, hier: 50–53; Alois Riklin: Giannotti, Michelangelo und der Tyrannenmord, Bern/Wien 1996, S. 79–83; zu Salutati Edeltraud Werner: Von Tyrannen und Fürsten. In: Uwe Baumann (Hrsg.): Basileus und Tyrann, Frankfurt 1999, S. 55–80, hier: 59–68.
  186. Manfredi Piccolomini: The Brutus Revival. Parricide and Tyrannicide During the Renaissance, Carbondale 1991, S. 73–78. Vgl. Vito R. Giustiniani: Alamanno Rinuccini 1426–1499, Köln/Graz 1965, S. 243–248.
  187. Robert von Friedeburg: Tyrannis. In: Der Neue Pauly. Band 15/3, Stuttgart 2003, Sp. 685–694, hier: 689–693; Merio Scattola: Tyrannislehre. In: Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 13, Stuttgart 2011, Sp. 853–858; Jürgen Hüllen: Tyrannis. II. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 10, Basel 1998, Sp. 1611–1618, hier: 1615. Zur Begriffsverwendung im Deutschen siehe Wolfgang Stammler: Kleine Schriften zur Sprachgeschichte, Berlin 1954, S. 67–72.
  188. Hella Mandt: Tyrannis, Despotie. In: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6, Stuttgart 1990, S. 651–706, hier: 669 f., 672–674; Jürgen Hüllen: Tyrannis. II. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 10, Basel 1998, Sp. 1611–1618, hier: 1612 f.
  189. Stefano Saracino: Tyrannis und Tyrannenmord bei Machiavelli, München 2012, S. 19, 28, 45, 57–124; Edeltraud Werner: Von Tyrannen und Fürsten. In: Uwe Baumann (Hrsg.): Basileus und Tyrann, Frankfurt 1999, S. 55–80, hier: 68–79.
  190. Hella Mandt: Tyrannis, Despotie. In: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6, Stuttgart 1990, S. 651–706, hier: 672 f.
  191. Mario Turchetti: Tyrannie et tyrannicide de l’Antiquité à nos jours, Paris 2001, S. 364 f.
  192. Siehe dazu Benedikt Wolfers: „Geschwätzige Philosophie“. Thomas Hobbes’ Kritik an Aristoteles, Würzburg 1991, S. 105–113, 122–127.
  193. Robert Lauer: Tyrannicide and Drama, Stuttgart 1987, S. 41.
  194. Eckehard Quin: Personenrechte und Widerstandsrecht in der katholischen Widerstandslehre Frankreichs und Spaniens um 1600, Berlin 1999, S. 309–315.
  195. Nicole Reinhardt: Juan de Mariana: Bibelexegese und Tyrannenmord. In: Andreas Pečar, Kai Trampedach (Hrsg.): Die Bibel als politisches Argument, München 2007, S. 273–294, hier: 289 f.
  196. Martin Dzelzainis (Hrsg.): John Milton: Political Writings, Cambridge 1991, S. XIII f., XX, XXV, 16 f., 94 f., 144, 162–176, 192.
  197. Oscar Jászi, John D. Lewis: Against the Tyrant, Glencoe 1957, S. 37–39; Monique Cottret: Tuer le tyran? Le tyrannicide dans l’Europe moderne, Paris 2009, S. 33–38; Manfredi Piccolomini: The Brutus Revival. Parricide and Tyrannicide During the Renaissance, Carbondale 1991, S. 62–67, 76–89.
  198. Siehe zur Motivgeschichte Elisabeth Frenzel: Motive der Weltliteratur. Ein Lexikon dichtungsgeschichtlicher Längsschnitte (= Kröners Taschenausgabe. Band 301). 6., überarbeitete und ergänzte Auflage, Stuttgart 2008, S. 689–700.
  199. Traiano Boccalini: Ragguagli di Parnaso 1,76.
  200. Heinrich Schlange-Schöningen: Harmodios und Aristogeiton, die Tyrannenmörder von 514 v. Chr. In: Alexander Demandt (Hrsg.): Das Attentat in der Geschichte, Köln 1996, S. 15–37, hier: 15 f.
  201. Siehe dazu Ernst Gegenschatz: Die ‚pythagoreische Bürgschaft‘ – zur Geschichte eines Motivs von Aristoxenos bis Schiller. In: Peter Neukam (Hrsg.): Begegnungen mit Neuem und Altem, München 1981, S. 90–154, hier: 144–151.
  202. Rahel B. Beeler: „dunkel war der Rede Sinn“. Zur Poetologie von Schillers Balladendichtung, Würzburg 2014, S. 261–291.
  203. Knappe Überblicke bieten Nino Luraghi: One-Man Government. In: Hans Beck (Hrsg.): A Companion to Ancient Greek Government, Malden 2013, S. 131–145, hier: 137 f. und Stefan von der Lahr: Dichter und Tyrannen im archaischen Griechenland, München 1992, S. 1–5.
  204. Ivan Jordović: Anfänge der Jüngeren Tyrannis, Frankfurt am Main 2005, S. 1–3, 10.
  205. Wilhelm Drumann: De tyrannis Graecorum dissertatio, Halle 1812, S. 7. Vgl. Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 12.
  206. Hermann Gottlob Plaß: Die Tyrannis in ihren beiden Perioden bei den alten Griechen, Bremen 1852 (2., unveränderte Auflage Leipzig 1859). Siehe dazu Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 12 f.
  207. Eduard Meyer: Geschichte des Altertums, Bd. 3, 2., neubearbeitete Auflage, Stuttgart 1937, S. 563 f., 573, 583.
  208. Jacob Burckhardt: Griechische Kulturgeschichte, Bd. 1, Darmstadt 1956 (Erstveröffentlichung 1898), S. 166.
  209. Georg Busolt: Griechische Geschichte, Bd. 1, 2., umgearbeitete Auflage, Gotha 1893, S. 626–631.
  210. Percy N. Ure: The Origin of Tyranny, Cambridge 1922, S. 1–26, 290–306. Vgl. Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 13 f.
  211. Martin P. Nilsson: The Age of the Early Greek Tyrants, Belfast 1936, S. 10, 20 f., 23 f.
  212. Malcolm MacLaren: Tyranny. In: Allan Chester Johnson u. a. (Hrsg.): The Greek Political Experience. Studies in Honor of William Kelly Prentice, Princeton 1941, S. 78–92, hier: 82–84, 89–92.
  213. Thomas Lenschau: Tyrannis. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Band 7 A/2, Stuttgart 1948, Sp. 1821–1842, hier: 1824–1831.
  214. Fritz Schachermeyr: Peisistratos. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Band 19/1, Stuttgart 1937, Sp. 156–191, hier: 159 f.
  215. Leo Strauss: On Tyranny, Chicago/London 2000 (durchgesehene Neuausgabe; Erstveröffentlichung 1948), S. 22–25.
  216. Siehe dazu Leo Strauss: On Tyranny, Chicago/London 2000 (durchgesehene Neuausgabe), S. 178–185 (zu Voegelin), 185–212 (zu Kojève), 213–325 (Korrespondenz von Strauss und Kojève).
  217. Helmut Berve: Wesenszüge der griechischen Tyrannis. In: Historische Zeitschrift 177, 1954, S. 1–20.
  218. Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. X, 4; Helmut Berve: Wesenszüge der griechischen Tyrannis. In: Historische Zeitschrift 177, 1954, S. 1–20, hier: 1 f., 7–12.
  219. Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. IX f., 9 f.; Helmut Berve: Wesenszüge der griechischen Tyrannis. In: Historische Zeitschrift 177, 1954, S. 1–20, hier: 8 f., 15–17.
  220. Helmut Berve: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, München 1967, S. XII.
  221. Siehe beispielsweise die Kritik bei Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 15 f. und Gerd Zörner: Kypselos und Pheidon von Argos, Marburg 1971, S. 18 f., 77 f. Vgl. Michael Stahl: Aristokraten und Tyrannen im archaischen Athen, Stuttgart 1987, S. 1 f.
  222. Robert Drews: The First Tyrants in Greece. In: Historia 21, 1972, S. 129–144.
  223. Stefan von der Lahr: Dichter und Tyrannen im archaischen Griechenland, München 1992, S. 119.
  224. Stefan von der Lahr: Dichter und Tyrannen im archaischen Griechenland, München 1992, S. 106–109, 118–122, 128 f., 130–133, 152, 155–161.
  225. Michael Stahl: Aristokraten und Tyrannen im archaischen Athen, Stuttgart 1987, S. 133–136.
  226. Claude Mossé: La tyrannie dans la Grèce antique, Paris 1969, S. 2, 6, 46, 88 f., 134–137, 203 f.
  227. Gerd Zörner: Kypselos und Pheidon von Argos, Marburg 1971, S. 58–61, 208 f.
  228. Claudia de Oliveira Gomes: La cité tyrannique, Rennes 2007, S. 53–56.
  229. Mary White: Greek Tyranny. In: The Phoenix 9, 1955, S. 1–18.
  230. Antony Andrewes: The Greek Tyrants, London 1956, S. 31–42.
  231. John Salmon: Political Hoplites? In: The Journal of Hellenic Studies 97, 1977, S. 84–101, hier: 84, 95–101.
  232. Oswyn Murray: Das frühe Griechenland, München 1982, S. 180–184.
  233. George L. Cawkwell: Early Greek tyranny and the people. In: The Classical Quarterly 45, 1995, S. 73–86. Vgl. Filippo Canali De Rossi: La tirannide in Grecia antica, Rom 2012, S. 3–6.
  234. Pavel Oliva: La tyrannie, première forme de l’état en Grèce, et son rôle historique. In: Pavel Oliva: Opera minora, Bd. 1, Prag 2007, S. 36–47 (Erstveröffentlichung 1956) und Die Bedeutung der frühgriechischen Tyrannis. In: Klio 38, 1960, S. 81–86.
  235. Hans-Joachim Diesner: Griechische Tyrannis und griechische Tyrannen, Berlin 1960.
  236. Hans-Joachim Diesner: Griechische Tyrannis und griechische Tyrannen, Berlin 1960, S. 6–11.
  237. Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 15.
  238. Konrad H. Kinzl: Betrachtungen zur älteren Tyrannis. In: Konrad H. Kinzl (Hrsg.): Die ältere Tyrannis bis zu den Perserkriegen, Darmstadt 1979, S. 298–325, hier: 298, 315 f. Vgl. dazu Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 23, 37 f.
  239. Volker Fadinger: Griechische Tyrannis und Alter Orient. In: Kurt Raaflaub (Hrsg.): Anfänge politischen Denkens in der Antike, München 1993, S. 263–316, hier: 293, 307–311.
  240. Fritz Gschnitzer: Griechische Sozialgeschichte, 2., erweiterte Auflage, Stuttgart 2013, S. 113.
  241. Victor Parker: Vom König zum Tyrannen. Eine Betrachtung zur Entstehung der älteren griechischen Tyrannis. In: Tyche 11, 1996, S. 165–186, hier: 165 f.
  242. Victor Parker: Vom König zum Tyrannen. Eine Betrachtung zur Entstehung der älteren griechischen Tyrannis. In: Tyche 11, 1996, S. 165–186.
  243. Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 17.
  244. Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 412.
  245. Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 412 f.
  246. Greg Anderson: Before Turannoi Were Tyrants: Rethinking a Chapter of Early Greek History. In: Classical Antiquity 24, 2005, S. 173–222. Vgl. dazu Nino Luraghi: Anatomy of the Monster: The Discourse of Tyranny in Ancient Greece. In: Henning Börm (Hrsg.): Antimonarchic Discourse in Antiquity, Stuttgart 2015, S. 67–84, hier: 68 f., 80.
  247. Michael Stahl: Aristokraten und Tyrannen im archaischen Athen, Stuttgart 1987, S. 260. In diesem Sinne urteilt auch Loretana de Libero: Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996, S. 134.
  248. Karl-Wilhelm Welwei: Eine Tyrannis als Vorstufe der Demokratie? Überlegungen zur Tyrannis des Peisistratos. In: Bernhard Linke u. a. (Hrsg.): Zwischen Monarchie und Republik, Stuttgart 2010, S. 51–66, hier: 66.
  249. Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft, Teilband 5: Die Stadt (= Max Weber: Gesamtausgabe, Bd. I/22-5), Tübingen 1999, S. 222–225.
  250. Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft. Soziologie (= Max Weber: Gesamtausgabe, Bd. I/23), Tübingen 2013, S. 535.
  251. Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft. Soziologie (= Max Weber: Gesamtausgabe, Bd. I/23), Tübingen 2013, S. 453 f., 490–493, 497–502.
  252. Marc Hofer: Tyrannen, Aristokraten, Demokraten, Bern 2000, S. 136–142, 204–211.