The World Tomorrow

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Fernsehsendung
Titel The World Tomorrow
Produktionsland Vereinigtes Königreich, Russland
Originalsprache Englisch
Genre Talkshow (politisch; international)
Länge 26 Minuten
Episoden 12 (davon 1 [Episode 8] als zweiteilige, ungeschnittene Version auf der Website verfügbar) in 1 Staffel
Ausstrahlungs­turnus wöchentlich
Titelmusik M.I.A.
Produktions­unternehmen Quick Roll Productions
Dartmouth Films
Idee Julian Assange
Musik M.I.A.
Premiere 17. Apr. 2012 auf RT
Moderation Julian Assange

The World Tomorrow, auch The Julian Assange Show genannt, war eine 2012 von dem russischen Staatssender RT ausgestrahlte politische Talkshow. Sie bestand aus 26-minütigen Diskussionen, in denen der Gründer und Sprecher von WikiLeaks, Julian Assange, bekannte „Politiker, Revolutionäre, Intellektuelle, Künstler und Visionäre“ per Videokonferenz interviewte. Dieses Verfahren bot sich an, da sich Assange in England unter Hausarrest befand. Vor der Erstausstrahlung am 17. April 2012 wurden 12 Episoden im Voraus produziert. Die gesendeten Folgen sind im Internet verfügbar.[1]

Die Talkshow wurde von Assanges eigenem Unternehmen Quick Roll Productions in Zusammenarbeit mit Dartmouth Films produziert, die Musik stammte von der tamilisch-britischen Rapperin M.I.A.[1] Für die weitere Lizenzierung an andere Medien war Journeyman Pictures zuständig.[2]

Die Sendung ist in Englisch, Spanisch und Arabisch verfügbar,[3] spätere Folgen auch in italienischer und russischer Sprache.[4]

Liste der Einzelsendungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nr Titel Erstausstrahlung Gäste Ref.
1 Nasrallah 17. April 2012 Hassan Nasrallah [5]
2 Horowitz-Zizek 24. April 2012 Slavoj Žižek
David Horowitz
[6]
3 Marzouki 1. Mai 2012 Moncef Marzouki [7]
4 Alaa-Nabeel 8. Mai 2012 Alaa Abd El-Fattah
Nabeel Rajab
[8]
5 Cageprisoners 15. Mai 2012 Moazzam Begg
Asim Qureshi
[9]
6 Correa 22. Mai 2012 Rafael Correa [10]
7 Occupy 29. Mai 2012 David Graeber
Marisa Holmes
Alexa O'Brien
Aaron Peters
Naomi Colvin
[11]
8 Cypherpunks 1 5. Juni 2012 Andy Müller-Maguhn
Jérémie Zimmermann
Jacob Appelbaum
[12]
9 Cypherpunks 2 12. Juni 2012 Andy Müller-Maguhn
Jérémie Zimmermann
Jacob Appelbaum
[13]
10 Khan 19. Juni 2012 Imran Khan [14]
11 Chomsky-Ali 26. Juni 2012 Noam Chomsky
Tariq Ali
[15]
12 Anwar 3. Juli 2012 Anwar Ibrahim [16]

Gast der ersten Episode war Hassan Nasrallah, der Generalsekretär der Hisbollah, von dem Interview wurde auch eine deutsche Synchronisation von Russia Today hergestellt.[17][18] Unter anderem bot Nasrallah im Verlauf des Gespräches seine Vermittlung im syrischen Bürgerkrieg an.[19]

In der zweiten Sendung traten der slowenische Intellektuelle Slavoj Žižek und der amerikanische Autor David Horowitz, zwei in ihren politischen Anschauungen recht unterschiedliche Personen, auf.[20] Die Diskussion verlief turbulent, aber auch humorvoll.[21]

Die dritte Episode wurde mit Moncef Marzouki, dem Interimspräsidenten von Tunesien, bestritten.[22] Themen der Sendung waren Menschenrechte und die Folter sowie die von beiden erwähnte Doppelmoral des Westens zu diesen Komplexen.[23]

Gäste der vierten Sendung waren zwei Aktivisten des Arabischen Frühlings: der ägyptische politische Blogger Alaa Abd el-Fattah und Nabeel Rajab, der Präsident des Bahrain Centre for Human Rights, einer NGO.[24] Nabeel Rajab war am Wochenende vor der Ausstrahlung in Bahrain festgenommen worden.[25]

Weitere Gäste waren der malaysische Politiker Anwar Ibrahim,[26] Noam Chomsky und Tariq Ali.[27] Assange bedauerte, dass es nicht möglich sei, Interviews mit Ai Weiwei, der Repressionen des chinesischen Staates befürchtete, und dem in Haft befindlichen Michail Chodorkowski zu führen.[28]

Der Journalist und Blogger Robert Mackey kritisierte in seinem Blog in der New York Times, dass Assange sich ausgerechnet zur Zusammenarbeit mit einem regierungsnahen russischen Sender entschlossen habe. In Russland seien innerhalb der letzten 20 Jahre 52 regierungskritische Journalisten ermordet worden, unter ihnen Anna Politkowskaja.[29] Assange verteidigte seine Entscheidung mit dem Argument, die „wichtigste politische Konfrontation“ von WikiLeaks sei die „mit dem Westen“ und daher sei die Wahl auf Russia Today als Stimme Russlands gefallen.[30]

In einem Artikel für den englischen Guardian beschrieb der Journalist Luke Harding Assange als „nützlichen Idioten“ der Moskauer Propaganda.[31] Glenn Greenwald bei Salon.com und Mark Adomanis beim Forbes Magazine lobten die Talkshow und wandten sich gegen deren Kritiker bei der New York Times und dem Guardian.[32][33] Assange selbst veröffentlichte auf der Website von WikiLeaks einen Text, in dem er die Kritik an seiner Person und der Talkshow parodiert.[34]

Sowohl in der F.A.Z.[28] als auch bei Spiegel Online[18] wurde kritisiert, Assange habe sich gegenüber seinem ersten Gesprächspartner, dem Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah, zu unkritisch verhalten.[35] Nach Darstellung von Ole Reißmann (Spiegel Online) war die Sendung an Absurdität kaum zu übertreffen und habe sich damit nahtlos in das RT-Gesamtprogramm eingereiht.[36] Das Interview führte weltweit zu Schlagzeilen, da Nasrallah westlichen Medien selten Interviews gibt.[37] Kommentatoren beschrieben die Themenwahl des Senders als „coup“[38][39] oder „scoop“.[40] In den USA wurde die Sendung 2013 auf dem New York Festival World's Best TV & Films mit der Silbermedaille ausgezeichnet.[41] Der Independent nannte RT eine zu Assange passende Plattform für scharfe Kritik an der amerikanischen Politik. RT habe Assange mehrfach interviewt und ihn gegen die Anschuldigungen aus Schweden verteidigt, die aus Sicht von RT politisch motiviert seien.[42]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Der Standard am 15. April 2012: Julian Assange startet eigene Fernsehsendung. Abgerufen am 4. Mai 2012.
  2. The World Tomorrow bei WikiLeaks. Abgerufen am 4. Mai 2012.
  3. Die Presse.com am 16. April 2012: Wikileaks-Gründer startet Talkshow-Reihe. Abgerufen am 4. Mai 2012.
  4. The World Tomorrow bei WikiLeaks. Abgerufen am 4. Mai 2012.
  5. Episode 1. WikiLeaks, abgerufen am 4. Mai 2012.
  6. Episode 2. WikiLeaks, abgerufen am 4. Mai 2012.
  7. Episode 3. WikiLeaks, abgerufen am 4. Mai 2012.
  8. Episode 4. WikiLeaks, abgerufen am 14. Mai 2012.
  9. Episode 5: Cageprisoners. WikiLeaks, abgerufen am 19. Mai 2012.
  10. Episode 6: Correa. WikiLeaks, abgerufen am 22. Mai 2012.
  11. Episode 7: Occupy. WikiLeaks, abgerufen am 5. Juni 2012.
  12. Episode 8. WikiLeaks, abgerufen am 7. Juni 2012.
  13. Episode 9. WikiLeaks, abgerufen am 11. Juni 2012.
  14. Episode 10. WikiLeaks;
  15. Episode 11. WikiLeaks;
  16. Episode 12. WikiLeaks;
  17. Julian Assange's The World Tomorrow: Hassan Nasrallah RT 18.4. - Teil1
  18. a b Spiegel online am 17. April 2012: Talkshow im russischen TV. Julian Assange scheitert an Hisbollah-Chef. Abgerufen am 4. Mai 2012.
  19. BBC News online am 17. April 2012: Hassan Nasrallah, Hezbollah chief, offers Syria mediation. Abgerufen am 4. Mai 2012 (englisch).
  20. Gulli.com am 23. April 2012: The World Tomorrow: Zweite Folge mit zwei Gästen. Archiviert vom Original am 25. Januar 2013; abgerufen am 4. Mai 2012.
  21. Digital Journal am 24. April 2012: Assange — 'The World Tomorrow' — Ep. 2: Zizek & Horowitz (Video). Abgerufen am 4. Mai 2012 (englisch).
  22. Tunisialive am 2. Mai 2012: Wikileaks’ Julian Assange Interviews Tunisian President Moncef Marzouki. Archiviert vom Original am 3. Mai 2012; abgerufen am 4. Mai 2012 (englisch).
  23. Digital Journal am 1. Mai 2012: 'The World Tomorrow' — Ep 3: Assange & Tunisian president (video). Abgerufen am 4. Mai 2012 (englisch).
  24. Digital Journal am 8. Mai 2012: 'The World Tomorrow' Ep 4. Rajab & El-Fattah: Arab Spring (video). Abgerufen am 8. Mai 2012 (englisch).
  25. Deutschlandradio am 6. Mai 2012: Bahrain: Bekannter Menschenrechtsaktivist festgenommen. Abgerufen am 8. Mai 2012.
  26. Brisbane Times am 14. April 2012: Assange set to release TV talk show. Abgerufen am 4. Mai 2012 (englisch).
  27. WikiLeaks über Twitter am 1. Februar 2012: Assange interviews Chomsky & Taraq Ali on Friday. What questions do you want him to ask? Abgerufen am 4. Mai 2012.
  28. a b FAZ online am 17. April 2012: Julian Assange geht auf Sendung. Obskurantentreff im russischen Fernsehen. Abgerufen am 4. Mai 2012.
  29. Robert Mackey in der New York Times am 13. April 2012: Assange TV, Presented by the Kremlin. Abgerufen am 4. Mai 2012 (englisch).
  30. Welt Online am 17. April 2012: "Unser wichtigster Gegner ist der Westen". Abgerufen am 4. Mai 2012.
  31. The Guardian am 17. April 2012:. Abgerufen am 4. Mai 2012.
  32. Greenwald in Salon.com am 18. April 2012: Attacks on RT and Assange reveal much about the critics. Abgerufen am 4. Mai 2012 (englisch).
  33. Mark Adomanis bei Forbes.com am 18. April 2012: Julian Assange's Debut on Russia Today - The Serious People Say it Was Really Bad! Archiviert vom Original am 13. Februar 2015; abgerufen am 4. Mai 2012 (englisch).
  34. Julian Assange: Smear and Enjoy. Abgerufen am 4. Mai 2012.
  35. Piece #1 – The Julian Assange Show with Hassan Nasrallah. In: New York Festivals. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Mai 2019; abgerufen am 14. April 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.newyorkfestivals.com
  36. Ole Reißmann: Talkshow im russischen TV: Julian Assange scheitert an Hisbollah-Chef. In: Spiegel Online. 17. April 2012 (spiegel.de [abgerufen am 23. April 2019]).
  37. Jerome Taylor, Hello, Good Evening and Welcome to My Country House Prison: Assange Makes His Talk Show Debut, The Independent, 18 April 2012.
  38. Raphael Satter, Assange interviews Hezbollah leader in TV premiere, Associated Press via Denver Post, 17 April 2012.
  39. Assange chats with terrorist (Memento des Originals vom 19. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.news.com.au, Agence France-Presse, 18 April 2012.
  40. Mark Adomanis, Julian Assange's Debut on Russia Today - The Serious People Say it Was Really Bad!, Forbes, 18 April 2012.
  41. New York Festivals - 2013 World's Best Television & Films™ Winners. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Mai 2019; abgerufen am 23. April 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.newyorkfestivals.com
  42. "Working for a Kremlin channel does not seem like an obvious choice for Mr Assange, who has devoted his life to fighting governmental opacity, but Russia Today has made a name for itself as a strident critic of US policy." – Assange takes chat-show job with state-funded Russian TV, 2012