Stefan Henze (Kanute)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Stefan Henze
Nation Deutschland Deutschland
Geburtstag 3. Mai 1981
Geburtsort Halle (Saale)Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR
Größe 178 cm
Beruf Kanu-Bundestrainer
Sterbedatum 15. August 2016
Sterbeort Rio de JaneiroBrasilien Brasilien
Karriere
Disziplin Kanuslalom
Bootsklasse Canadier
Verein Böllberger SV Halle
Karriereende 2012
Medaillenspiegel
Olympische Medaillen 0 × Goldmedaille 1 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
WM-Medaillen 2 × Goldmedaille 3 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
EM-Medaillen 1 × Goldmedaille 2 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Olympische Ringe Olympische Spiele
Silber 2004 Athen C2
Kanu-Weltmeisterschaften
Gold 2003 Augsburg C2
Gold 2005 Penrith C2
Silber 2003 Augsburg C2-Team
Silber 2006 Prag C2
Silber 2006 Prag C2-Team
Silber 2009 La Seu d’Urgell C2-Team
Bronze 2005 Penrith C2
letzte Änderung: 16. August 2016

Stefan Henze (* 3. Mai 1981 in Halle (Saale); † 15. August 2016 in Rio de Janeiro, Brasilien) war ein deutscher Kanute und Kanutrainer.

Der Slalomkanute des Böllberger SV Halle startete mit Marcus Becker im Zweier-Canadier. Die beiden Hallenser wurden 1998 Juniorenweltmeister, 1999 Junioreneuropameister und 2003 Weltmeister. Bei den Olympischen Sommerspielen 2004 in Athen gewann das Duo die Silbermedaille. Dafür erhielt er am 16. März 2005 das Silberne Lorbeerblatt.[1]

Er konnte sich jedoch weder für die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking[2] noch für die Olympischen Sommerspiele 2012 in London[3] qualifizieren. Während seiner aktiven Zeit als Leistungssportler gehörte Henze, der in Augsburg lebte, einer Sportfördergruppe der Bundeswehr an; zudem schloss er ein Sportstudium mit dem Mastergrad ab.[4]

Nach der verpassten Qualifikation für London entschieden sich Henze und Becker im Jahr 2012 für einen Rückzug aus dem aktiven Leistungssport.[4] Seit 2013 war Henze als Bundestrainer beim Deutschen Kanu-Verband tätig.[5]

Bei den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro betreute Henze als Bundestrainer der Kajak-Damen die deutsche Teilnehmerin Melanie Pfeifer. Als er am 12. August 2016 in einem Taxi saß, kam der Fahrer von der Straße ab und fuhr gegen eine Mauer. Dabei erlitt Henze ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und musste wegen akuter Lebensgefahr notoperiert werden.[6][7] Drei Tage später erlag er seinen Verletzungen.

Am Tag nach Henzes Tod wurden alle deutschen Fahnen an den olympischen Stätten auf halbmast gesetzt.[8] Es entstand eine Debatte darüber, ob Henze möglicherweise überlebt hätte, wenn er schneller behandelt worden wäre. Wenige Wochen vor der Eröffnung der Olympischen Spiele hatte der Ärzterat von Rio de Janeiro nach einer Visite in den fünf Olympia-Referenzkrankenhäusern davor gewarnt, dass diese Kliniken dramatisch überfüllt seien. In der Klinik, die nach dem Unfall vergeblich angefahren wurde, war die Abteilung für Neurochirurgie bereits vor Jahren geschlossen worden, so dass Henze in eine 20 Kilometer entfernte Klinik weitertransportiert werden musste.[9][10] Henze war Träger eines Organspendeausweises. Nach seinem Tod spendete er sein Herz, seine Leber und seine Nieren. Sie wurden schwerkranken Patienten transplantiert, so die Gesundheitsbehörde des Bundeslandes Rio de Janeiro. Die Transplantation des Herzens fand am Instituto Nacional de Cardiologia (INC) in Rio statt.[11]

Stefan Henzes Vater Jürgen und sein Bruder Frank waren ebenfalls Kanuten und Olympiateilnehmer.[4][12]

  • Dirk Schmidtke, Volker Kluge (Redaktion): Athen 2004. Die deutsche Olympiamannschaft. Nationales Olympisches Komitee für Deutschland, Frankfurt am Main 2004, OCLC 716642956

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Pressemitteilung des Bundespräsidialamtes vom 16. März 2005 .... Verleihung des Silbernen Lorbeerblattes an die Medaillengewinner der Olympischen und Paralympischen Spiele 2004 ...
  2. Thomas Juschus: Michel/Piersig lösen Olympia-Ticket. Lausitzer Rundschau, 5. Mai 2008, abgerufen am 29. Mai 2021.
  3. Slalom-Duo Becker/Henze verpasst Ticket für London. Mitteldeutsche Zeitung, 29. April 2012, abgerufen am 27. Mai 2021.
  4. a b c Heinz Böttger: Familiäre Atmosphäre. Mitteldeutsche Zeitung, 4. Dezember 2012, abgerufen am 29. Mai 2021.
  5. DKV trauert um Bundestrainer Stefan Henze. Deutscher Kanu-Verband, 15. August 2016, abgerufen am 16. August 2016.
  6. Unfall in Rio: Kanuslalom-Trainer Henze schwer verletzt. (Memento vom 22. August 2016 im Internet Archive) Bayerischer Rundfunk, 12. August 2016.
  7. Olympia 2016: Kanu-Trainer Henze lebensgefährlich verletzt. Spiegel Online, 12. August 2016, abgerufen am 13. August 2016.
  8. Der deutsche Sport trauert um Stefan Henze. Pressemitteilung des Deutschen Olympischen Sportbundes e. V., 15. August 2016, abgerufen am 29. Mai 2021.
  9. Schwerverletzter Coach: Kanutrainer Henze wurde wegen Einsparungen im Krankenhaus weitertransportiert. Spiegel Online, 13. August 2016.
  10. Jens Glüsing: Debatte nach Stefan Henzes Tod: Woran das brasilianische Gesundheitssystem krankt. Spiegel Online, 16. August 2016.
  11. Verstorbener Kanutrainer: Stefan Henze spendet Schwerkranken vier Organe. Spiegel Online, 17. August 2016.
  12. Jürgen Henze. Porträt auf der Website des BSV Halle.