Schwert von Groatsetter
Das Schwert von Groatsetter (Erstpublikation als Grotsetter) ist ein spätbronzezeitliches Holzschwert, das in der Pfarrei St. Andrews auf der Orkneyinsel Mainland in Schottland entdeckt wurde.
Fundumstände
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Schwert wurde Juni 1957 am Buern of Blown in der Nähe der Groatsetter Farm (auch Grotsetter oder Grotster) südwestlich von Tankerness auf Mainland etwa 50 m nördlich des Burn of Blown (HY40NE 17 4931 0632) beim Torfstechen gefunden. Es lag in rund 1,8 m Tiefe horizontal und hochkant im Torf.[1] S. E. Durno vom Macaulay Institute analysierte den Torf der Fundstelle, konnte jedoch keine Pollen feststellen, weshalb er von einer lokalen Störung ausgeht.[1] Die anaeroben Bedingungen und der Gerbstoffgehalt des Torfs führten zu dem bemerkenswerten Erhaltungszustand. Das Schwert wurde vom schottischen Nationalmuseum erworben.[2]
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die etwa 70 cm lange blattförmige Klinge aus Stechpalmenholz war eine Replik eines spätbronzezeitlichen Ewart-Park-Schwertes – einem Typ aus der Zeit zwischen 980 und 790 v. Chr. Die Länge des Schwertes beträgt 79,5 cm[3], es ist also vergleichsweise lang. Der Griff war 7,6 cm lang. Die Klinge mit dem typischen rautenförmigen Querschnitt[4] und einem blattförmigen Umriss[5] hat an der breitesten Stelle einen Umfang von 15,2 cm und endet in einer scharfen Spitze. Das Schwert wurde in Oxford auf 850–790 v. Chr. datiert.[6]
Zweck
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Obwohl die Klinge in bemerkenswert gutem Zustand war, war der Griff deutlich abgenutzt beziehungsweise poliert. Das Schwert wurde offenbar regelmäßig verwendet. Seine Länge liegt im Bereich von Hiebschwertern, die gewöhnlich zwischen 60 und 80 cm lang sind, diese haben jedoch einen linsenförmigen Querschnitt.[7] Stevenson erwägt eine Verwendung als Patrize für die Herstellung von irdenen Gussformen, hält dies aber für unwahrscheinlich, weil das Schwert überdurchschnittlich lang ist und keine exakten Vergleichsstücke aus Bronze gefunden wurden. Hölzerne Patrizen sind bekannt, so wurden etwa in Tobermore, Grafschaft Derry, hölzerne Speerspitzen und Tüllenbeile gefunden.[7] Caroline Earwood[8] und Barry Molloy[9] deuten das Artefakt als Übungsschwert. Nach Molloy ist die Klinge nicht beschädigt, weil das Stück nicht zum Scheinkampf, sondern zum Einüben von Bewegungsfolgen genutzt wurde, und die ungewöhnliche Größe ergibt sich durch die Notwendigkeit, das Gewicht eines ehernen Schwertes zu erreichen.[10] Auch Kristian Kristiansen geht von dem Gebrauch hölzerner Übungsschwerter in der Bronzezeit aus,[11] während Ian Colquhoun annimmt, dass neben Holzschwertern auch echte Schwerter zu Übungszwecken eingesetzt wurden, was die zahlreichen Scharten erklären könnte.[12] Der Gebrauch hölzerner Übungsschwerter ist nach Molloy aus der Römerzeit literarisch belegt,[13] noch später auch aus dem mittelalterlichen Irland.[14]
Julie Wileman vertritt dagegen die Ansicht, dass das Schwert kein Übungsschwert sei, da die Klinge unbeschädigt ist und nimmt an, dass es ein Kult- oder Statussymbol war.[15] Der Verschleiß belegt, dass das Schwert nicht speziell als Opfergabe hergestellt wurde. Es war einige Zeit in Gebrauch und wurde weiterverwendet, nachdem der Griff abbrach.
Ein vergleichbares Holz-Schwert in Form eines Gündlingen-Schwertes stammt aus Cappagh im County Kerry in Irland.[9][16]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Caroline Earwood: Domestic wooden Artefacts in Britain and Ireland from Neolithic to Viking times. University of Exeter Press, Exeter 1993, ISBN 0-85989-389-8, S. 141, 276.
- Robert B. K. Stevenson: A wooden Sword of the late Bronze Age. In: Proceedings of the Society of Antiquaries of Scotland. Band 91, 1957/58, S. 191–193, Plate XXIX/1.
- Julie Rosemary Wileman: Warfare in Northern Europe before the Romans: Evidence from Archaeology. Pen and Sword, 2014, ISBN 978-1-4738-3471-2, S. 120 (eingeschränkte Vorschau bei Google Books).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Beschreibung (engl.)
- Eintrag zu Schwert von Groatsetter in Canmore, der Datenbank von Historic Environment Scotland (englisch)
- Verweis auf das Cappagh-Schwert
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Robert B. K. Stevenson: A wooden sword of the late Bronze Age. In: Proceedings of the Society of Antiquaries of Scotland. Band 91, 1957/58, S. 191.
- ↑ National Museum of Antiquities of Scotland, Accession No. DL.62
- ↑ Caroline Earwood: Domestic wooden artefacts in Britain and Ireland from Neolithic to Viking times hat 82,5 cm.
- ↑ Robert B. K. Stevenson: A wooden sword of the late Bronze Age. In: Proceedings of the Society of Antiquaries of Scotland. Band 91, 1957/58, S. 192.
- ↑ Caroline Earwood: Domestic wooden artefacts in Britain and Ireland from Neolithic to Viking times. University of Exeter Press, Exeter 1993, S. 276.
- ↑ OxA-6779, Holz (Ilex), 2710 bp ±50 (uncal.)
- ↑ a b Caroline Earwood: Domestic wooden artefacts in Britain and Ireland from Neolithic to Viking times. University of Exeter Press, Exeter 1993, S. 141.
- ↑ Caroline Earwood: Domestic wooden artefacts in Britain and Ireland from Neolithic to Viking times. University of Exeter Press, Exeter 1993, S. 141, 276.
- ↑ a b Barry Molloy: Use-wear analysis and use-patterns of bronze age swords. In: Marion Uckelmann, Marianne Mödlinger (Hrsg.): Bronze Age Warfare: Manufacture and Use of Weaponry. BAR International Series 2255, Oxford 2011, British Archaeological Reports, S. 72.
- ↑ Barry Molloy: Use-wear analysis and use-patterns of bronze age swords. In: Marion Uckelmann, Marianne Mödlinger (Hrsg.): Bronze Age Warfare: Manufacture and Use of Weaponry. BAR International Series 2255, Oxford 2011, British Archaeological Reports, Anm. 27.
- ↑ Kristian Kristiansen: The tale of the sword. Swords and swordfighters in Bronze Age Europe. In: Oxford Journal of Archaeology. Band 21, Nr. 4, 2002, S. 325.
- ↑ Ian Colquhoun: Irish swords, use and abuse. In: Marion Uckelmann, Marianne Mödlinger (Hrsg.): Bronze Age Warfare: Manufacture and Use of Weaponry. British Archaeological Reports International Series 2255, Archaeopress, Oxford 2002, S. 56.
- ↑ Michael D. Reeve (Hrsg.): Vegetius’ Epitoma rei militaris. Scriptorum classicorum bibliotheca Oxoniensis, Clarendon Press, Oxford 2003.
- ↑ T. Kinsella: The Tain. Oxford Paperbacks, Oxford 2002, S. 104, 118, 119; zitiert nach Barry Molloy: Use-wear analysis and use-patterns of bronze age swords. In: Marion Uckelmann, Marianne Mödlinger (Hrsg.): Bronze Age Warfare: Manufacture and Use of Weaponry. BAR International Series 2255, 2011. Oxford, British Archaeological Reports, S. 72.
- ↑ Julie Rosemary Wileman: Warfare in Northern Europe before the Romans: Evidence from Archaeology. Pen and Sword, Barnsley 2014, S. 120.
- ↑ J. Waddell: The Prehistoric Archaeology of Ireland. Bray, Wordwell 2000, Abb. 131.5.
Koordinaten: 58° 56′ 33,5″ N, 2° 52′ 25,4″ W