Ritonavir
Strukturformel | ||||||||||||||||||||||
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Allgemeines | ||||||||||||||||||||||
Freiname | Ritonavir | |||||||||||||||||||||
Summenformel | C37H48N6O5S2 | |||||||||||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | ||||||||||||||||||||||
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Arzneistoffangaben | ||||||||||||||||||||||
ATC-Code | ||||||||||||||||||||||
Wirkstoffklasse | ||||||||||||||||||||||
Wirkmechanismus |
Hemmung der HIV-Protease | |||||||||||||||||||||
Eigenschaften | ||||||||||||||||||||||
Molare Masse | 720,96 g·mol−1 | |||||||||||||||||||||
Schmelzpunkt | ||||||||||||||||||||||
Sicherheitshinweise | ||||||||||||||||||||||
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Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). |
Ritonavir (RTV) ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der HIV-Proteaseinhibitoren und wird zur Therapie von HIV-Infektionen und AIDS eingesetzt. Im Zuge einer sogenannten hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART = highly active antiretroviral therapy) wird es mit anderen Wirkstoffen (nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTI) und nichtnukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI)) kombiniert, um deren Wirkstärke zu erhöhen.
Ritonavir ist auch als Kombinationspartner von Nirmatrelvir in dem COVID-19-Medikament Paxlovid enthalten.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ritonavir wurde von Abbott Laboratories entwickelt und im März 1996 von der amerikanischen FDA zugelassen. Es gehörte damit zu den ersten antiretroviralen Arzneistoffen dieser Klasse. Unter dem Handelsnamen Kaletra wurde die Kombination der beiden Proteaseinhibitoren Lopinavir und Ritonavir zugelassen. Ritonavir ist auch Bestandteil der Kombinationstherapie Viekirax® von AbbVie zur Behandlung von Hepatitis C.
Eine Kombination von Lopinavir und Ritonavir wird in klinischen Studien gegen COVID-19 erprobt.[3]
Wirkungsmechanismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ritonavir ist ein starker Hemmer des körpereigenen Leberenzyms Cytochrom P450 CYP3A4, das maßgeblich an der Umwandlung von Proteaseinhibitoren zu unwirksamen Metaboliten beteiligt ist. Damit ist es möglich, den Abbau von Proteaseinhibitoren zu verlangsamen, sodass sie im Körper für längere Zeit in höheren Konzentrationen aktiv bleiben („Ritonavir-Boosterung“).[4] Auch die antivirale COVID-19 Therapie mit Nirmatrelvir erfolgt in fixer Kombination mit Ritonavir (Paxlovid), um die Konzentration von Nirmatrelvir im Körper zu erhöhen. Die Kombination wurde im Januar 2022 zugelassen zur oralen Behandlung von COVID-19 bei Erwachsenen, die keinen zusätzlichen Sauerstoff benötigen und bei denen ein erhöhtes Risiko besteht, dass die Krankheit einen schweren Verlauf nimmt.[5]
Die deutliche Hemmung von CYP3A4 kann bei der Therapie mit weiteren Medikamenten ein Problem darstellen, da CYP3A4 auch für den Abbau zahlreicher anderer Wirkstoffe verantwortlich ist. Hierdurch kann es zu Wechselwirkungen im Sinne einer Überdosierung oder eines Wirkverlustes abhängig vom jeweiligen Wirkstoff kommen.[6]
Nebenwirkungen und Kontraindikationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Übelkeit, Diarrhöe; infolge der Hemmung des Leberstoffwechsels kommt es zu zahlreichen Interaktionen mit anderen Arzneistoffen (Steroidhormone, Antihistaminika, Calciumantagonisten, trizyklische Antidepressiva, Neuroleptika, Antimykotika, Opioide). Außerdem ist ein Anstieg von Transaminasen zu beobachten. Andere Interaktionen haben noch weitaus gefährlichere Konsequenzen. So wurden mehrere Todesfälle nach gleichzeitiger Einnahme von Ritonavir und Amphetaminen bzw. MDMA/Ecstasy oder dem gern als Freizeitdroge verwendeten Narkotikum 4-Hydroxybutansäure („Liquid Ecstasy/GHB“) publiziert (Henry 1998, Harrington 1999, Hales 2000). Insbesondere inhibiert Ritonavir den Metabolismus von Amphetaminen (Speed), MDMA (Ecstasy), Ketaminen, oder LSD (Übersicht in: Antoniou 2002).
Handelsnamen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Monopräparate: Norvir (D, A, CH)
Kombinationspräparate:
- Kombination mit Lopinavir: Kaletra (D, A, CH)
- Kombination mit Nirmatrelvir: Paxlovid (EU, UK)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Xin Yao; R.F. Henry; G.G.Z. Zhang: Ritonavir Form III: A New Polymorph After 24 Years in J. Pharm. Sci. 112 (2023) 237–242, doi:10.1016/j.xphs.2022.09.026, pdf.
- ↑ harmonisierte Einstufung vor. Wiedergegeben ist eine von einer Selbsteinstufung durch Inverkehrbringer abgeleitete Kennzeichnung von 1,3-thiazol-5-ylmethyl N-[(2S,3S,5S)-3-hydroxy-5-[(2S)-3-methyl-2-{[methyl({[2-(propan-2-yl)-1,3-thiazol-4-yl]methyl})carbamoyl]amino}butanamido]-1,6-diphenylhexan-2-yl]carbamate im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 13. November 2021. Für diesen Stoff liegt noch keine
- ↑ Anja Martini, Christian Drosten: Coronavirus-Update. (PDF) Folge 22. In: ndr.de. Norddeutscher Rundfunk, 26. März 2020, S. 4 f., abgerufen am 27. März 2020.
- ↑ B. M. Shah, J. J. Schafer, J. Priano, K. E. Squires: Cobicistat: a new boost for the treatment of human immunodeficiency virus infection. In: Pharmacotherapy. Band 33, Nummer 10, Oktober 2013, S. 1107–1116, doi:10.1002/phar.1237, PMID 23471741.
- ↑ Paxlovid – EPAR, Europäische Arznimiettelagentur (EMA), 28. Januar 2022.
- ↑ Avoxa-Mediengruppe Deutscher Apotheker GmbH: Cytochrome P450: Enzymfamilie mit zentraler Bedeutung. Abgerufen am 11. November 2021.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Öffentlicher Beurteilungsbericht (EPAR) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zu: Ritonavir
- MEROPS: Seite zu Ritonavir (englisch)
- ATC-J05
- Gesundheitsschädlicher Stoff bei Verschlucken
- Augenreizender Stoff
- Stoff mit Verdacht auf krebserzeugende Wirkung
- Stoff mit Verdacht auf reproduktionstoxische Wirkung
- Thiazol
- Carbamat
- Alkansäureamid
- Harnstoff
- Phenylethylamin
- Beta-Aminoalkohol
- Alkylsubstituierter Heteroaromat
- N-Alkylamid
- Arzneistoff
- Proteaseinhibitor
- Peptidmimetikum