Rehbach (Michelstadt)

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Rehbach
Koordinaten: 49° 42′ N, 8° 57′ OKoordinaten: 49° 42′ 26″ N, 8° 57′ 7″ O
Höhe: 280 m ü. NHN
Fläche: 10,3 km²[1]
Einwohner: 581 (30. Juni 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 56 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Dezember 1971
Postleitzahl: 64720
Vorwahl: 06061

Rehbach ist ein Stadtteil von Michelstadt im südhessischen Odenwaldkreis.

Erstmals urkundlich 1113 erwähnt, ist die Rehbacher Kirche eines der ältesten Kirchenbauwerke des Odenwalds.

Die älteste erhaltene Erwähnung von Rehbach stammt von 1095 aus dem Lorscher Codex.[3] Von 1113 stammt die älteste erhaltene Nennung der Rehbacher Kirche, die heute noch als Friedhofskapelle genutzt wird. Bei dem frühen Kirchenbau handelt es sich vermutlich um eine Eigenkirche, worauf Funde von Steinsarkophagen hindeuten, darunter die Grablege des vermuteten Stifterehepaares.[4] Bei ihrer Ersterwähnung befand sich die Kirche bereits im Besitz der Propstei Michelstadt-Steinbach. Das Langhaus der Kirche wurde im 19. Jahrhundert abgebrochen, sodass heute nur noch der Chorturm mittelalterliche Substanz aufweist.[5]

Herrschafts- und Verwaltungsgeschichte

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Rehbach gehörte 1806 zum Amt Fürstenau der Grafschaft Erbach-Fürstenau, als diese mit der Mediatisierung Teil des Großherzogtums Hessen wurde. Ab 1822 gehörte Rehbach zum Landratsbezirk Erbach, ab 1852 zum Kreis Erbach (ab 1939: „Landkreis Erbach“), der – mit leichten Grenzberichtigungen – seit 1972 Odenwaldkreis heißt. Zum 1. Dezember 1971 schloss sich die bis dahin selbständige Gemeinde Rehbach mit damals 292 Einwohnern anlässlich der Gebietsreform in Hessen freiwillig der Stadt Michelstadt an.[6] Wie für jeden Michelstädter Stadtteil wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[7]

Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter neben der Verwaltung auch für die Rechtsprechung (meist Niedere Gerichtsbarkeit bzw. Erste Instanz) zuständig. Nach Auflösung des Amtes Erbach 1822 nahm die erstinstanzliche Rechtsprechung für Rehbach das Landgericht Michelstadt wahr, ab 1879 das Amtsgericht Michelstadt.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Rehbach angehört(e):[1][8][9]

Rehbach war ein Standort für Bergbau und Hüttenwesen. Seit 1576 gibt es hier Zeugnisse für einen gräflich-erbachischen Hochofen. Der Ofen verarbeitete Erze aus Momart und Mossau. Bereits zwei Jahre später wurde der Ofen nach Zell verlegt, womit wahrscheinlich der Untere Hammer in Michelstadt gemeint ist. In Rehbach gefundene Schlacken (zahlreich u. a. in den Kellerwiesen) weisen einen hohen Mangangehalt von 8 % auf, was für eine frühe Datierung spricht. Nach 1578 ist keine Erzverhüttung mehr nachweisbar. Grundmauern von Gebäuden im Dorfsee dürften damit älter als 1578 sein.[11] Für den Erzabbau wurden viele kleine Seen ausgehoben, um das Erz zu waschen. Dazu gehören unter anderem der Dorfsee, der Schafsee und der Rohrsee. Aufgrund des Mangangehalts wurden die Schlackehalden im Ersten Weltkrieg abgefahren.

Durch den Dreißigjährigen Krieg sowie durch Seuchen wurde Rehbach im 17. Jahrhundert fast vollständig entvölkert. 1701 lebten nur noch 13 Personen in zwei Anwesen.

Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Rehbach 570 Einwohner. Darunter waren 9 (1,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 129 Einwohner unter 18 Jahren, 237 zwischen 18 und 49, 117 zwischen 50 und 64 und 87 Einwohner waren älter.[12] Die Einwohner lebten in 201 Haushalten. Davon waren 48 Singlehaushalte, 54 Paare ohne Kinder und 81 Paare mit Kindern, sowie 12 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In nnn Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in nnn Haushaltungen lebten keine Senioren.[12]

Einwohnerentwicklung

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Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1623: 19 Häuser mit 90 Einwohnern
• 1650: ausgestorben
• 1961: 180 evangelische (= 68,18 %), 79 katholische (= 29,92 %) Einwohner
Rehbach: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2017
Jahr  Einwohner
1834
  
190
1840
  
171
1846
  
191
1852
  
194
1858
  
189
1864
  
186
1871
  
221
1875
  
246
1885
  
240
1895
  
222
1905
  
247
1910
  
261
1925
  
269
1939
  
259
1946
  
369
1950
  
347
1956
  
289
1961
  
264
1967
  
271
1970
  
303
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
570
2017
  
617
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Michelstadt[2]; Zensus 2011[12]

In der Ortsmitte stehen die alte Schule und die ehemals gräflich-fürstenauische Oberförsterei, flankiert vom Hohenloher Hof und der durch Zusammenlegung mehrerer Huben als gräflich-erbachisches Erbpachtgut entstandene Hofanlage in der Nibelungenstraße, die beide zu den größten Hofreiten des gesamten Kreisgebiets zählen.[13]

In Rehbach wurden als Söhne eines Schreiners und Landwirts der Mathematiker Jakob Horn (1867–1946) und der Anglist Wilhelm Horn (1876–1952) geboren.

Kulturdenkmäler

In der Liste der Kulturdenkmäler in Michelstadt sind für Rehbach acht Kulturdenkmäler aufgeführt.

Rehbach liegt an der Bundesstraße 47, der Nibelungenstraße, die von Worms, Bensheim und Lindenfels im Westen über die Spreng nach Rehbach und weiter zur benachbarten Kernstadt Michelstadt im Osten führt.

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
  3. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  4. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Michelstadt) und Verwaltung.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk zur Stadt Michelstadt.

Einzelnachweise

  1. a b c d Rehbach, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 1. März 2022). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Zahlen und Fakten. Stadt Michelstadt, abgerufen am 10. Juli 2024.
  3. Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 1), Urkunde 141, 27. Oktober 1095 – Reg. 3628. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 194, abgerufen am 11. Juni 2018.
  4. Thomas Steinmetz: Burgen im Odenwald. Verlag Ellen Schmid, Brensbach 1998, ISBN 3-931529-02-9, S. 14.
  5. Rehbach feiert seine alte Kirche. 10. Februar 2013, archiviert vom Original am 10. Februar 2013;.
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 358 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  7. Hauptsatzung. (PDF; 105 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Michelstadt, abgerufen im März 2022.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  11. Friedrich Mössinger: Bergwerke und Eisenhämmer im Odenwald. Verlag der Südhessischen Post, Heppenheim 1957, S. 30f.
  12. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 38 und 92, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  13. Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Langen-Brombacher Straße 2: Ehemalige Schule In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen