Kotulskit
Kotulskit | |
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Hellgelbe Einschlüsse von Kotulskit aus der Vermilion Mine im Denison Township (Ontario), Kanada | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Nummer |
1967 s.p.[1] |
IMA-Symbol |
Ktu[2] |
Chemische Formel | |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Sulfide und Sulfosalze |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
II/B.09a II/C.20-080 2.CC.05 02.08.11.06 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | hexagonal |
Kristallklasse; Symbol | dihexagonal-pyramidal; 6mm |
Raumgruppe | P63mc (Nr. 186)[5] |
Gitterparameter | a = 4,15 Å; c = 5,67 Å[3] |
Formeleinheiten | Z = 1[3] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 4 bis 4,5[4] (VHN15 = 165 bis 184 bzw. 277–322, durchschnittlich 291 kg/mm2[6]) |
Dichte (g/cm3) | berechnet: 9,18[6] |
Spaltbarkeit | fehlt[4] |
Farbe | stahlgrau, auf polierten Flächen im Auflicht cremefarben oder hellgelb[6] |
Strichfarbe | nicht definiert |
Transparenz | undurchsichtig (opak)[6] |
Glanz | Metallglanz[6] |
Kotulskit ist ein relativ selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der vereinfachten chemischen Zusammensetzung Pd(Te,Bi)[4] und damit chemisch gesehen ein Palladium-Tellurid mit Anteilen von Bismut. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals.
Kotulskit kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem, konnte bisher jedoch nur in Form winziger Körner und als Einschlüsse in anderen Mineralen gefunden werden. Das Mineral ist vollkommen undurchsichtig (opak) und zeigt auf den Oberflächen der stahlgrauen, im Auflicht auf polierten Flächen auch cremefarbenen oder hellgelben, Körner einen metallischen Glanz. Aufgrund der geringen Probengröße konnte bisher keine Strichfarbe ermittelt werden.
Etymologie und Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erstmals entdeckt wurde Kotulskit zusammen mit Moncheit in den Kupfer-Nickel-Vererzungen der Montschetundra nahe Montschegorsk auf der Halbinsel Kola in der russischen Oblast Murmansk.[7] Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte durch Alexander Dmitrijewitsch Genkin (russisch: Александр Дмитриевич Генкин; 1919–2010)[8][9], N. N. Schurawlew, Je. M. Smirnowa, die das Mineral nach dem russisch-sowjetischen Geologen und Hochschullehrer Wladimir Klimentjewitsch Kotulski benannten.
Das Mineralogenteam um Genkin schickte seine Untersuchungsergebnisse und den gewählten Namen zur Prüfung bei der International Mineralogical Association (IMA) ein, die den Kotulskit als eigenständige Mineralart anerkannte. Die Publikation der Erstbeschreibung erfolgte 1963 im russischen Fachmagazin Sapiski Wsessojusnogo Mineralogitscheskogo Obschtschestwa (russisch Записки Всесоюзного Минералогического Общества, englisch Zapiski Vsesoyuznogo Mineralogicheskogo Obshchestva) und noch im gleichen Jahr als Kurzbeschreibung bei der Publikation der New Mineral Names im englischsprachigen Fachmagazin American Mineralogist.
Die Bestätigung der Anerkennung des Minerals durch die „Commission on New Minerals and Mineral Names“ der IMA erfolgte erst in einem 1967 erschienenen und 129 Erstbeschreibungen der Jahre 1961 bis 1964 zusammenfassenden Report.[10] Infolgedessen besitzt Kotulskit keine IMA-Nummer, sondern wird unter der Summenanerkennung „IMA 1967 s.p.“ (special procedure) geführt.[1]
Klassifikation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Kotulskit zur Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide mit [dem Stoffmengenverhältnis] M : S = 1 : 1“, wo er zusammen mit Achávalit, Breithauptit, Freboldit, Imgreit (diskreditiert), Jaipurit, Langisit, Nickelin, Pyrrhotin, Sederholmit, Smythit und Troilit die „NiAs-Reihe“ mit der System-Nr. II/B.09a bildete.
Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/C.20-80. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Abteilung „Sulfide mit [dem Stoffmengenverhältnis] Metall : S,Se,Te ≈ 1 : 1“, wo Kotulskit zusammen mit Breithauptit, Freboldit, Hexatestibiopanickelit, Langisit, Nickelin, Sederholmit, Sorosit, Stumpflit, Sudburyit und Vavřínit sowie im Anhang mit Cherepanovit, Polarit, Ruthenarsenit, Sobolevskit und Wassonit bildet.[4]
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[11] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Kotulskit ebenfalls in die Abteilung der „Metallsulfide, M : S = 1 : 1 (und ähnliche)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Nickel (Ni), Eisen (Fe), Cobalt (Co) usw.“ zu finden ist, wo es zusammen mit Achávalit, Breithauptit, Freboldit, Hexatestibiopanickelit, Jaipurit, Langisit, Nickelin, Sederholmit, Sobolevskit, Stumpflit, Sudburyit, Vavřínit und Zlatogorit ebenfalls die „Nickelin-Gruppe“ mit der System-Nr. 2.CC.05 bildet.
In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana ist Kotulskit ebenfalls als Namensgeber der „Nickelingruppe (Hexagonal: P63/mmc)“ mit der System-Nr. 02.08.11 innerhalb der Unterabteilung der „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n) : p = 1 : 1“ zu finden.
Kristallstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kotulskit kristallisiert in der hexagonalen P63mc (Nr. 186)[5] mit den Gitterparametern a = 4,15 Å und c = 5,67 Å sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[3]
Bildung und Fundorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kotulskit bildet sich als akzessorischer Bestandteil in ultramafischen Gesteinen, wo er sowohl primär als auch sekundär durch hydrothermale Ausfällung in platin- und palladiumhaltigen Kupfer-Nickel-Lagerstätten entstehen kann. Als Begleitminerale können neben Sobolevskit unter anderem noch Merenskyit, Michenerit, Moncheit, Braggit und viele andere Pt–Pd-Minerale sowie die Eisen-Kupfer-Nickel-Sulfide und Telluride Bornit, Chalkopyrit, Melonit, Pentlandit, Pyrit und Pyrrhotin auftreten.
Als eher seltene Mineralbildung kann Kotulskit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Weltweit sind bisher etwas mehr als 140 Fundorte dokumentiert.[12] Außer an seiner Typlokalität in den Kupfer-Nickel-Vererzungen der Montschetundra nahe Monchegorsk trat das Mineral noch an vielen Stellen in der Oblast Murmansk auf wie unter anderem im Fedorovo-Pansky-Massiv und der Voltschetundra (engl. Volchetundra) sowie in den Verwaltungsbezirken (Oblast) Amur, Irkutsk, Kamtschatka, Chabarowsk, Krasnojarsk, Swerdlowsk, Transbaikalien und der Republik Karelien auf.
In Österreich ist mit der ehemaligen Grube Gaiswand mit Sulfid-Erzen in Chloritschiefer am Haidbachgraben im Felbertal nahe Mittersill im Salzburger Land bisher nur ein Fundort bekannt.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Botswana, Brasilien, China, der Elfenbeinküste, Finnland, Griechenland, Grönland, Indien, Kanada, der Demokratischen Republik Kongo, Marokko, Norwegen, auf der zu den Philippinen gehörenden Insel Luzon, Schweden, Simbabwe, Südafrika, Tansania, im Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten von Amerika.[13]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- А. Д. Генкин, Н. Н. Журавлев, Е. М. Смирнова: Мончеит и Котульскит – Новые минералы и состав Майченерита. In: Записки Всесоюзного Минералогического Общества. Band 92, Nr. 1, 1963, S. 33–50 (russisch, rruff.info [PDF; 2,0 MB; abgerufen am 20. Dezember 2020] englische Transliteration: A. D. Genkin, N. N. Zhuravlev, E. M. Smirnova: Moncheite and kotulskite – new minerals – and the composition of michenerite. In: Zapiski Vsesoyuznogo Mineralogicheskogo Obshchestva).
- Michael Fleischer: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 48, 1963, S. 1178–1184 (englisch, rruff.info [PDF; 529 kB; abgerufen am 20. Dezember 2020]).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kotulskit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung
- Kotulskite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy (englisch).
- David Barthelmy: Kotulskite Mineral Data. In: webmineral.com. (englisch).
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Kotulskit. In: rruff.geo.arizona.edu. (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
- ↑ Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- ↑ a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 89 (englisch).
- ↑ a b c d e Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
- ↑ a b Ralph Walter Graystone Wyckoff: Crystal Structures. Band 1, 1963, S. 85–237, doi:10.1107/S0365110X65000361 (englisch). , siehe auch American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Kotulskit. In: rruff.geo.arizona.edu. Abgerufen am 20. Dezember 2020 (englisch).
- ↑ a b c d e Kotulskite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 60 kB; abgerufen am 20. Dezember 2020]).
- ↑ Typlokalität Cu-Ni-Lagerstätte Monchegorsk, Monche-Tundra, Murmansk, Russland beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 20. Dezember 2020.
- ↑ Louis J. Cabri: Alexandr Dimitrievich Genkin (1920–2010). In: The Canadian Mineralogist. Band 48, Nr. 5, 2010, S. 1317, doi:10.3749/canmin.48.5.1317 (englisch, researchgate.net [PDF; 392 kB; abgerufen am 20. Dezember 2020] Nachruf für Aleksandr Dmitrievich Genkin (1919-2010) bei mindat.org).
- ↑ Книга нашей памяти – Генкин, Александр Дмитриевич. Institut für Geologie der Erzlagerstätten, Petrographie, Mineralogie und Geochemie (IGEM), 10. Oktober 2017, abgerufen am 20. Dezember 2020 (russisch, deutsch: Buch unserer Erinnerung – Genkin, Alexander Dmitrijewitsch).
- ↑ International Mineralogical Association : Commission on new minerals and mineral names: Ohne. In: Mineralogical Magazine. Band 36, Nr. 1, 1967, S. 131–136 (englisch, rruff.info [PDF; 210 kB; abgerufen am 20. Dezember 2020]).
- ↑ Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
- ↑ Localities for Kotulskite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 20. Dezember 2020 (englisch).
- ↑ Fundortliste für Kotulskit beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 20. Dezember 2020.