Hilde Hildebrand

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Emma Minna Hildebrand (* 10. September 1897 in Hannover; † 27. Mai 1976 in Berlin-Grunewald[1]) war eine deutsche Theater- und Filmschauspielerin.

Ausbildung und Revueauftritte

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Hilde Hildebrand, die Tochter des Monteurs Julius Christian Hildebrand und seiner Frau Luise geb. Weinrich, wurde bereits mit acht Jahren Mitglied des Balletts am Hoftheater Hannover und 1913 in das Ballett-Ensemble des Residenztheaters aufgenommen. Ihr Theaterdebüt hatte sie nach einer Schauspielausbildung 1914. Unter dem Namen Emmy Hildebrand übernahm sie verschiedene Rollen.

Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte sich Hilde Hildebrand, wie sie sich nun nannte, zum gefeierten Revuestar. Sie machte in den späten Zwanzigerjahren zunächst an den Berliner Bühnen Furore. In den Nelson-Revuen Es hat geklingelt und Etwas für Sie trat sie in klassisch-ironischen Nummern auf. Ihr süffisanter Tonfall in ironischer Selbstdistanz wurde mit ihrem Partner Gustaf Gründgens in dem Duett „Oh Gott, wie sind wir vornehm“ aus der Künneke-Operette Liselott auf Schellack festgehalten.

Nach einigen belanglosen Stummfilmrollen konnte sie ihre Begabung beim Aufkommen des Tonfilms endlich auch im Kino zur Geltung bringen. Ihre schönsten Erfolge feierte sie im Tonfilm der dreißiger Jahre. In Viktor und Viktoria, Allotria, Bel Ami und Amphitryon – Aus den Wolken kommt das Glück stellte sie ihr künstlerisches Vermögen als Charakterdarstellerin unter Beweis. Hilde Hildebrand verkörperte den Typ der mondänen Dame, die junge Männer beim Five-o’clock-Tea becircte und durch frivole Verführungskünste in Verlegenheit brachte. Meist verlor sie wie in Die englische Heirat oder Jenny und der Herr im Frack den Gentleman an ein junges Mädchen. Hilde Hildebrand trug es stets mit Fassung. Geistreiche Nuancen waren ihre Stärke, die sich mehr an den Genießer als an das Amüsierpublikum richtete. Sie war erotisierend, aber nie vulgär. Sie stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[2]

Das Grab von Hilde Hildebrand auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend

Eine entscheidende Bedeutung bei ihren Filmauftritten kam ihren Gesangseinlagen und Chansons zu. Peter Kreuder, Theo Mackeben, Leo Leux, Michael Jary und Franz Doelle schrieben elegante Chansons für die Künstlerin. Bei den meisten Aufnahmen verzichtete Hilde Hildebrand auf ein großes Tonfilmorchester und versicherte sich stattdessen der Mitwirkung des kleinen Ensembles „Die Goldene Sieben“. Sie konnte mit subtilem Humor in Liedern wie „Komm, spiel mit mir Blindekuh“ und „Beim ersten Mal da tut’s noch weh“ auch beschwingte Weisen interpretieren, doch ihre Stärke waren die leisen und zärtlich-lasziven Töne, die sie mit ihrer angerauten Stimme zum Klingen brachte. „Liebe ist ein Geheimnis“, „Mein Herz hat Heimweh“ und „Nachts ging das Telefon“ waren charakteristische Titel.

Nach dem Krieg war Hildebrand weiterhin als Bühnenkünstlerin tätig. Unvergessen sind ihre Auftritte in Die Irre von Chaillot und Der Besuch der alten Dame (über 500-mal); zuletzt in Tango von Sławomir Mrożek (Freie Volksbühne Berlin 1971). Sie wirkte auch in zahlreichen Fernsehfilmen mit.

Hilde Hildebrand blieb unverheiratet. Am 27. Mai 1976 wurde sie tot in ihrer Wohnung in Berlin-Grunewald aufgefunden. Sie war 78 Jahre alt geworden.[3] Ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend (Grablage: 6-E-12).[4]

Diskografie (Auswahl)

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Veröffentlichungen auf Schellackplatten:

  • O Gott, wie sind wir vornehm aus der Operette Liselott, (Künneke/Gründgens), 1932, Duett: Hilde Hildebrand und Gustaf Gründgens mit Orchester unter Leitung von Eduard Künneke, Electrola Nr. E.G. 2525
  • Die Dame von der alten Schule aus der Nelson-Revue Es hat geklingelt (Nelson/Zerlett), 1932, Hilde Hildebrand (Sopran) mit Rudolf Nelson und Fred Freed an zwei Flügeln, Electrola Nr. E.G. 2669
  • Die Zeitfurie aus der Nelson-Revue Es hat geklingelt (Nelson/Zerlett), 1932, Hilde Hildebrand (Sopran) mit Rudolf Nelson und Fred Freed an zwei Flügeln, Electrola Nr. E.G. 2669
  • Vier kleine Worte (Robby Frey), 1933, Vortrag: Hilde Hildebrand mit Orchesterbegleitung, Dirigent Hans Bund Telefunken Nr. A 1464
  • Dummer Boy (Robby Frey), 1933, Vortrag; Hilde Hildebrand mit Orchesterbegleitung, Dirigent Hans Bund, Telefunken Nr. A 1464
  • Song vom Stratosvater Piccard aus der Eden-Revue Du ahnst es nicht! (Erich Einegg), 1934, Vortrag: Hilde Hildebrand, am Flügel: Der Komponist, Telefunken Nr. A 1597
  • Liebe ist ein Geheimnis (Doelle/Amberg), 1935, Hilde Hildebrand mit Orchesterbegleitung, Electrola Nr. E.G. 3208
  • Lächle noch einmal und lüge (Willy Weill), 1935, Hilde Hildebrand mit Orchesterbegleitung, Electrola Nr. E.G. 3268
  • Einsamkeit (Janzen/Willy Weill), 1935, Hilde Hildebrand mit Orchesterbegleitung, Electrola Nr. E.G. 3333
  • Liebster (Janzen/Willy Weill), 1935, Hilde Hildebrand mit Orchesterbegleitung, Electrola Nr. E.G. 3333
  • Morgen ... (Jary), 1936, Hilde Hildebrand mit Orchesterbegleitung, Electrola Nr. E.G. 3553
  • Die Rosen, die am schönsten blüh’n (Kollo), 1936, Hilde Hildebrand und Die Goldene Sieben, Electrola Nr. E.G. 3674
  • Du hast für meine Liebe nur ein Lächeln (Leux/Balz) aus dem Film Maria, die Magd, 1936, Hilde Hildebrand und die Goldene Sieben, Electrola Nr. E.G. 3720
  • Das ist Berlin aus der Operette Auf großer Fahrt (Raymond/Fuchs), 1936, Hilde Hildebrand und die Goldene Sieben, Electrola Nr. E.G. 3762
  • Mein Herz hat Heimweh (Hans-Otto Borgmann), 1936, Hilde Hildebrand (Sopran) – Coverversion des Pola-Negri-Chansons aus dem Film Moskau – Shanghai (1936), Regie: Paul Wegener
  • Ruhe! Ruhe! (Oehlschläger), 1936, Hilde Hildebrand und die Goldene Sieben, Electrola Nr. E.G. 3762
  • Ich bin eine Frau für die Liebe (Mackeben/Beckmann) aus dem Film Unter heißem Himmel, 1936, Hilde Hildebrand und die Goldene Sieben, Electrola Nr. E.G. 3840
  • Nachts ging das Telefon (Walter und Willi Kollo), 1937, Hilde Hildebrand (Sopran)
  • Yes Sir (Ralph Benatzky), 1937, Hilde Hildebrand (Sopran) – Coverversion des Zarah-Leander-Chansons aus dem Film Zu neuen Ufern (1937), Regie: Detlef Sierk (Douglas Sierk)
  • Die Liebe ist ein Spiel mit dem Feuer (Kirschstein/Böckmann), 1938, Hilde Hildebrand und die Goldene Sieben, Electrola Nr. E.G. 3863
  • Liebe ist ein heikles Spiel aus dem Tonfilm Das Mädchen von gestern Nacht, (Bochmann/Palm), 1938, Hilde Hildebrand und die Goldene Sieben, Electrola Nr. E.G. 6283
  • Du mußt mir deine Liebe erst beweisen aus dem Tonfilm Der Tag nach der Scheidung (Walter Kollo/K.S. Richter), 1938, Hilde Hildebrand und die Goldene Sieben, Electrola Nr. E.G. 6283
  • So war die Frau von Eschebach aus dem Film Jenny und der Herr im Frack (Lothar Brühne/Bruno Balz), 1941, Hilde Hildebrand mit Filmorchester, Filmton, keine Veröffentlichung auf Schallplatte
  • Beim ersten Mal da tut’s noch weh aus dem Film Große Freiheit Nr. 7 (Werner Eisbrenner), 1944, Hilde Hildebrand mit Filmorchester, Dirigent: Werner Eisbrenner, Grammophon Nr. 57297

Wiederveröffentlichungen:

  • Hilde Hildebrand. Discophilia DIS/UG-H-2, München ca. 1974 (LP) (Electrola-Aufnahmen von 1932–1937)
  • Hilde Hildebrand: Liebe ist ein Geheimnis. EMI-Electrola 1C 134-31 782/83 M, Köln 1977 (2 LPs) (Hilde Hildebrand und die Goldene Sieben. Aufnahmen von 1935–1938)
  • Hilde Hildebrand "Liebe ist ein Geheimnis". Sämtliche veröffentlichte Schallplatten 1932 – Anfang 1936 & 3 Bonusaufnahmen. Duophon Records/Edition Berliner Musenkinder Nr. 05 45 3, Berlin 2004 (CD)
  • Rolf Aurich, Susanne Fuhrmann, Pamela Müller (Red.): Lichtspielträume. Kino in Hannover 1896–1991. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Theater am Aegi vom 6. Oktober bis zum 24. November 1991. Gesellschaft für Filmstudien, Hannover 1991, S. 162f.
  • Rainer Dick, Frank-Burkhard Habel: Hilde Hildebrand – Schauspielerin. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film. Lieferung 30, 1998.
  • Frank-B. Habel: Verrückt vor Begehren. Die Filmdiven aus der Stummfilmzeit. Ein leidenschaftlicher Blick zurück in die Zeit der ersten Stars. Schwarzkopf und Schwarzkopf, Berlin 1999, ISBN 3-89602-128-1.
  • C. Bernd Sucher (Hrsg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 298.
  • Manfred Weihermüller: Discographie der deutschen Kleinkunst. Band 1, Birigt-Lotz-Verlag, Bonn 1991, ISBN 3-9802656-0-9, S. 131–136.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 3: F – H. Barry Fitzgerald – Ernst Hofbauer. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 673 f.
Commons: Hilde Hildebrand – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Standesamt Berlin-Wilmersdorf, Sterbeurkunde Nr. 1263 vom 31. Mai 1976
  2. Hildebrand, Hilde. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Arndt, Kiel 2020, ISBN 978-3-88741-290-6, S. 381.
  3. Hilde Hildebrand in Berlin gestorben. In: Hamburger Abendblatt. Freitag, 28. Mai 1976, S. 19. Abgerufen am 13. November 2019.
  4. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1, S. 488.