Hainstadt (Hainburg)

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Hainstadt
Gemeinde Hainburg
Wappen von Hainstadt
Koordinaten: 50° 5′ N, 8° 56′ OKoordinaten: 50° 4′ 55″ N, 8° 56′ 29″ O
Höhe: 107 m ü. NHN
Fläche: 5,9 km²[1]
Einwohner: 8559 (30. Juni 2013)[2]
Bevölkerungsdichte: 1.451 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1977
Postleitzahl: 63512
Vorwahl: 06182
St. Wendelinus

Hainstadt ist ein Ortsteil von Hainburg, eine Gemeinde im südhessischen Landkreis Offenbach am Main gelegen. Hainstadt hat knapp 8600 Einwohner. Am 1. Januar 1977 wurde Hainstadt im Zuge der Gebietsreform in Hessen mit der Nachbargemeinde Klein-Krotzenburg zur jetzigen Gemeinde Hainburg zusammengeschlossen.

Nördlich von Hainstadt befindet sich der Hanauer Stadtteil Klein-Auheim, im Osten grenzt Hainstadt an Klein-Krotzenburg und den Main und an Froschhausen im Süden.

In der Nähe von Hainstadt sind Überreste eines römischen Kastells (Kastell Hainstadt) und einer römischen Siedlung erhalten. Wie auch durch die Ziegel im Wappen zum Ausdruck gebracht, hatte die Herstellung von Lehmziegeln in Hainstadt eine große Bedeutung. Bereits die Römer stellten hier Ziegel her. Es ist jedoch fraglich, ob zwischen dieser Siedlung und dem erst im 12. Jahrhundert erstmals erwähnten Hainstadt eine Siedlungskontinuität besteht.

Der heutige Ort geht auf eine fränkische Siedlung zurück. Die älteste erhaltene urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 801, ein Schriftstück des Klosters Fulda. 1287 wurde der Ort Henystad und in den folgenden Jahren Heinstad bzw. Heinstat (1371) genannt. Hainstadt gehörte den Herren von Heyenhausen und von Hausen, danach den Herren von Eppstein. In deren Herrschaft gehörte es zum Amt Steinheim, das ab 1371 als Pfand je zur Hälfte den Grafen von Katzenelnbogen und den Herren von Hanau verschrieben war. 1393 gelangte das Pfand insgesamt an die Herren von Cronberg. 1425 verkaufte Gottfried von Eppstein das Amt Steinheim – und damit auch Hainstadt – an das Kurfürstentum Mainz.

1569 wurde der Ort erstmals als Hainstadt bezeichnet. In den Jahren 1631–1634, während des Dreißigjährigen Kriegs, beschlagnahmte König Gustav II. Adolf das Amt Steinheim als Kriegsbeute und stattete die nachgeborenen Hanauer Grafen Heinrich Ludwig von Hanau-Münzenberg (1609–1632) und Jakob Johann von Hanau-Münzenberg (1612–1636), die mit ihm verbündet waren, damit aus.[3] Da beide Grafen schon bald starben und der Westfälische Friede auf das Normaljahr 1624 abstellte, kam Hainstadt wieder an Kurmainz.

Durch die Aufteilung der Auheimer Mark 1786 erhielt Hainstadt einen Teil des Markwaldes. Der Ort verblieb bis 1803 bei Kurmainz, als er im Zuge der Säkularisation an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, das 1806 zum Großherzogtum Hessen wurde, fiel.

Bis 1821 nahm das Amt Steinheim Verwaltung und Rechtsprechung in Hainstadt wahr. Mit der Verwaltungsreform im Großherzogtum Hessen in diesem Jahr wurden auch hier auf unterer Ebene Rechtsprechung und Verwaltung getrennt.[4]

Für die Verwaltung wurden Landratsbezirke geschaffen, die erstinstanzliche Rechtsprechung Landgerichten übertragen. Der Landratsbezirk Seligenstadt erhielt die Zuständigkeit für die Verwaltung unter anderem für das gleichzeitig aufgelöste Amt Steinheim, das Landgericht Steinheim übernahm im gleichen Bereich die zuvor durch das Amt wahrgenommenen Aufgaben der Rechtsprechung.[4] Der Sitz des Gerichts wurde zum 1. Juli 1835 nach Seligenstadt verlegt und die Bezeichnung in „Landgericht Seligenstadt“ geändert.[5] Mit dem Gerichtsverfassungsgesetz von 1877 wurden Organisation und Bezeichnungen der Gerichte reichsweit vereinheitlicht. Zum 1. Oktober 1879 hob das Großherzogtum Hessen deshalb die Landgerichte auf. Funktional ersetzt wurden sie durch Amtsgerichte.[6] So ersetzte das Amtsgericht Seligenstadt das Landgericht Seligenstadt.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Abbau von Lehm und Ton in mehreren Gruben rund um Hainstadt und die Weiterverarbeitung zu Ziegeln wieder aufgenommen.

  • um 1832 Bürgermeister Philipp Volk (Sohn von Nikolaus Volk und Eva Blumör)
  • 1842 u. 1848 Bürgermeister Korb (die genaue Amtszeit ist nicht bekannt)
  • 1852–1892 Bürgermeister Geißler
  • 1892–1919 Bürgermeister Wenzel
  • 1919–1933 Bürgermeister Dehmer
  • 1933–1933 Bürgermeister Gerfelder
  • 1933–1946 Bürgermeister Hofmann
  • 1946–1948 Bürgermeister Kins
  • 1948–1977 Bürgermeister Joseph Böhn[7]

Seit 1945 gehört Hainstadt zum Bundesland Hessen.

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen entstand am 1. Januar 1977 durch Zusammenschluss der bis dahin selbstständigen Gemeinden Hainstadt und Klein-Krotzenburg die Gemeinde Hainburg.[8][9]

Ziegelwerk in der Offenbacher Landstraße 105

Einwohnerentwicklung

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 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

• 1576: 20 Familien
• 1961: 689 evangelische (= 13,92 %), 4155 katholische (= 83,97 %) Einwohner
Hainstadt: Einwohnerzahlen von 1834 bis 1970
Jahr  Einwohner
1834
  
519
1840
  
626
1846
  
719
1852
  
738
1858
  
804
1864
  
769
1871
  
935
1875
  
1.039
1885
  
1.174
1895
  
1.455
1905
  
1.976
1910
  
2.279
1925
  
2.644
1939
  
3.008
1946
  
3.674
1950
  
4.006
1956
  
4.367
1961
  
4.948
1967
  
5.761
1970
  
5.998
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]

Wappen und Flagge

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Wappen

Blasonierung: „In silbernem Schild oben drei rote Sparren, unten drei rote Ziegel.“[10]

Das Wappen wurde der Gemeinde Hainstadt im Kreis Offenbach am 11. Juni 1955 durch den Hessischen Innenminister genehmigt. Gestaltet wurde es durch den Heraldiker Georg Massoth.

Das Wappen zeigt eine Kombination des landesherrlichen Wappenzeichens mit einem Sinnbild für das bodenständige Gewerbe. Denn Hainstadt ist für die Herstellung der Dachziegel bekannt. Die Sparren der Dynasten von Eppstein, der alten Landesherren des Ortes, sollen hier zugleich als Dachsparren gedeutet werden, womit die beiden Elemente der Dachausbildung, Sparren und Ziegel, vereinigt wären. Alte Ortssiegel liegen nicht vor.[11]

Flagge

Am 31. August 1957 wurde der Gemeinde durch den Hessischen Innenminister eine Flagge genehmigt, die wie folgt beschrieben wird:

„Auf 8mal von roten und weißen Längsstreifen geteiltem Flaggentuch das Gemeindewappen.“[12]

Bahnhof Hainburg-Hainstadt

1882 erhielt Hainstadt einen Anschluss an die Hessische Odenwaldbahn. Der Bahnhof wurde unter der Bezeichnung Hainstadt in Betrieb genommen und 1904 in Hainstadt (Hessen) umbezeichnet.[13] Seit 2006 wird die Bezeichnung Hainburg-Hainstadt verwendet.[14]

In Hainstadt geborene Persönlichkeiten

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Commons: Hainstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Hainstadt, Landkreis Offenbach. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Hainburg.de: Daten & Statistik (Memento vom 10. März 2014 im Internet Archive), abgerufen am 5. Februar 2015
  3. Richard Wille: Hanau im Dreißigjährigen Krieg. Hanau 1886, S. 91, 593f.
  4. a b Die Eintheilung des Landes in Landraths- und Landgerichtsbezirke betreffend vom 14. Juli 1821. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz. (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1821 Nr. 33, S. 403 ff. (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek).
  5. Bekanntmachung, die Verlegung des Landgerichtssitzes von Steinheim nach Seligenstadt betreffend vom 12. Mai 1835. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 29 vom 21. Mai 1835, S. 277.
  6. §§ 1, 3 Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 15 vom 30. Mai 1879, S. 197f.
  7. Ein Weltbürger wird heute 85 Jahre - Hainstädter Altbürgermeister Joseph Böhn empfängt internationale Gratulation, Frankfurter Rundschau vom 18. Dezember 1996, Stadt Offenbach, Seite 4
  8. Gesetz zur Neugliederung des Landkreises Offenbach (GVBl. II 330-33) vom 26. Juni 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 316–318, § 3 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
  9. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 374.
  10. Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Hainstadt, Landkreis Offenbach, Regierungsbezirk Darmstadt vom 11. Juni 1955. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1955 Nr. 26, S. 640, Punkt 689 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,2 MB]).
  11. Klemens Stadler: Deutsche Wappen, Band 3; Angelsachsen-Verlag, Bremen 1967, S. 45.
  12. Genehmigung einer Flagge der Gemeinde Hainstadt im Landkreis Offenbach, Regierungsbezirk Darmstadt vom 31. August 1957. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1957 Nr. 37, S. 901, Punkt 928 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,0 MB]).
  13. Eisenbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Königlich Preußischen und Großherzoglich Hessischen Eisenbahndirektion in Mainz vom 27. Februar 1904, Nr. 10. Bekanntmachung Nr. 96, S. 131f (132).
  14. Eisenbahnatlas Deutschland. 10. Auflage. Schweers + Wall, Köln 2017, ISBN 978-3-89494-146-8.