Ettenheimmünster

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Ettenheimmünster
Stadt Ettenheim
Wappen von Ettenheimmünster
Koordinaten: 48° 15′ N, 7° 53′ OKoordinaten: 48° 14′ 32″ N, 7° 52′ 33″ O
Einwohner: 942 (30. Sep. 2021)[1]
Eingemeindung: 1. Dezember 1971
Postleitzahl: 77955
Vorwahl: 07822
Wallfahrts- und Pfarrkirche St. Landelin

Ettenheimmünster (früher auch Bad Ettenheimmünster) ist ein Ortsteil der Gemeinde Ettenheim im Ortenaukreis in Baden-Württemberg. Er liegt etwa fünf Kilometer östlich von Ettenheim.

Der Ort ist bekannt als Wallfahrtsort und wegen seiner Barockkirche, die eine Orgel von Johann Andreas Silbermann aus dem 18. Jahrhundert besitzt[2] und ihre heutige Gestalt durch Franz Joseph Salzmann erhielt.

Unweit des Ortes befanden sich die Gisenburg und die Burg Heidenkeller.

Landolinslegende

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Nach der Legende wurden Jagdhunde in der Gegend, in der sich der irische Missionar Landelin als Einsiedler niedergelassen hatte, zahm und unfähig zu jagen. Weil man das für Zauberei hielt, soll Landelin von einem Jäger erschlagen worden sein. Aus dem blutgetränkten Boden seien fünf Quellen entsprungen, deren Wasser bald als wunderwirkend galt.

Schon kurz nach Landelins Märtyrertod soll die Verehrung des Heiligen begonnen und sich eine Wallfahrt entwickelt haben.

Bischof Eddo von Straßburg hat hier das Kloster Ettenheimmünster errichtet. Die später bedeutende Abtei erlebte im Barock ihre Blütezeit, wurde 1803 während der Säkularisation aufgehoben und 1865 endgültig zerstört.

Kommunalgeschichte

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Die Gemeinde Ettenheimmünster hieß bis 1885 Münsterthal.[3][4][5] Sie gehörte von 1809 bis 1924 zum Bezirksamt Ettenheim, von 1924 bis 1939 zum Bezirksamt Lahr und seit 1939 zum Landkreis Lahr. Am 1. Dezember 1971 wurde Ettenheimmünster nach Ettenheim eingemeindet.[6]

Vom 22. Dezember 1893 bis zum 31. August 1966 hatte Ettenheimmünster durch die Lokalbahn Rhein–Ettenheimmünster einen eigenen Eisenbahnanschluss.

Landelinsbüste

Am 22. Februar (Petri Stuhlfeier) wird in Ettenheimmünster der „Grotten- und Schlangentag“ gefeiert. Die Kinder gehen an diesem Tag von Haus zu Haus und rufen „Fliäh, fliäh, Grodde un Schlange, dr heilig Sangt Peter kunnt mit dr fierige Schtange“, wofür sie Süßigkeiten erhalten.[7]

Am Sonntag nach dem Landelinstag, dem 22. September, wird im Anschluss an einen Festgottesdienst in der Wallfahrtskirche eine Reiterprozession abgehalten, bei der eine in der Kirche aufbewahrte silbergetriebene Landelinsbüste aus dem Jahr 1506 mitgetragen wird. Im Zentrum der Wallfahrt stehen auch die heilenden Quellen bei der Kirche, aus der viele Wasser, das vor allem bei Augenleiden hilfreich sein soll, nach Hause nehmen.

Persönlichkeiten

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  • Mathias Martin (1765–1825), Orgelbauer
  • Ildefons Haas (1735–1791), Benediktinermönch im Kloster Ettenheimmünster, Kirchenmusiker und Komponist
  • Albert Kürzel (1811–1884), katholischer Pfarrer und Heimatforscher
  • Karl Griesbaum (1932–2019), Chemiker und Hochschullehrer
  • Franz-Josef Helle und Erich Reinhold: Ortssippenbuch Ettenheimmünster, Ortenaukreis, Baden. Lahr-Dinglingen: Interessengemeinschaft Badischer Ortssippenbücher 2004 (= Badische Ortssippenbücher 109), Bearbeiteter Zeitraum 1648–1988
  • C.H. Baer: Ettenheimmünster. In: Max Wingenroth (Herausgeber): Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden, 6. Band, 1. Abteilung: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Freiburg Breisach, Emmendingen, Ettenheim, Freiburg Land, Neustadt, Staufen und Waldkirch, Tübingen und Leipzig 1904, S. 252–256 Internet Archive
Commons: Ettenheimmünster – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ettenheim in Zahlen
  2. Informationen zur Orgel in St. Landelin auf Organ index. Abgerufen am 2. Oktober 2022.
  3. Das Land Baden-Württemberg: Regierungsbezirk Freiburg, Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Kohlhammer 1982, S. 309
  4. leo BW: Geschichte von Ettenheimmünster
  5. Volkszählung 1871: Gemeinde Münsterthal
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 498 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  7. Amtsblatt Ettenheim 16. Februar 2012 Ausgabe 7 Seite 4-5@1@2Vorlage:Toter Link/www.ettenheim.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 659 kB)